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Aktueller Online-Flyer vom 26. April 2024  

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Filmclips
"Ratze & Meise"
Von Peter Kleinert



Weil "Ratze & Meise" und "Pleite & Deppe" es so wollten, wurde im WDR im Jahr 2006 die Kölner Stunksitzung zensiert. Warum wir das damals aus dem Programm gekippte Stück der “Stunker“ jetzt noch einmal bringen, werden diejenigen unserer LeserInnen verstehen, die in der NRhZ 236 den ersten Teil eines Vorabdrucks aus dem Buch „Benedikt XVI.: Ein Papst und seine Tradition“ von Gerhard Feldbauer gelesen haben. Teil 2 folgt jetzt in dieser Ausgabe. Und der ist ebenfalls sehr lesenswert.  
 
Aber der Reihe nach. Etwa zwei Monate nach den Mohammed-Karikaturen im christlichen Dänemark stellte die bekannt freche Narrentruppe der Stunksitzung im "hillige Kölle" auch eine Satire vor: "Ratze und Meise". 30.000 Zuschauer der "Stunker" hatten ihren Spaß an den beiden Figuren, die eigentlich Papst Benedikt XVI. und Joachim Kardinal Meisner heißen, und "laaachten sich kapott", obwohl viele unter ihnen sicher mal katholisch getauft worden sind. Dem "Kölner Stadt-Anzeiger" gefielen die beiden zunächst so gut, dass er sie mit "Ernie und Bert aus der Sesamstraße" verglich: "Mit dem kleinen Unterschied, daß es in der Sesamstraße stets getrennte Betten für die beiden Freunde gab. Ratze und Meise dagegen landen auf derselben Matratze. Gutenachtkuß inklusive."


Meise: „Ey Alter, die Wandlung ging so was von ab“
Foto: A. & W. Bartscher / dea-NewsInfo.Net

"Meise" gefiel der Sketch gar nicht. Und weil er, wie man hört, ja einmal "Ratzes" Nachfolger werden möchte, damit "wir in Deutschland" weiter Papst bleiben, wies er seine Kirchenzeitung an, zum Boykott der Stunksitzung auf- und den WDR zur Ordnung zu rufen, der die Stunksitzung seit 1991 ausstrahlt, weil wir ihn ein Jahr zuvor davon auf unserem "unabhängigen Fernsehfenster" KANAL 4 davon überzeugt hatten, daß das nicht nur den Kölner Jecken Spaß machte.

Ein Mitglied von "Meises" Kirche erstattete brav Anzeige unter Berufung auf § 166 Strafgesetzbuch, der "Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschaungsvereinigungen" unter Strafe stellt, und Oberstaatsanwalt Rainer Wolf ("Wir müssen jeder Anzeige nachgehen.") teilte mit, er werde sich "den Sketch ansehen - notfalls live im E-Werk". Ergebnis: Die Stunker durften "Ratze und Meise" weiter vorführen.

WDR-Intendant Pleitgen und sein TV-Direktor Deppendorf entschieden dagegen im Sinne von "Meise" und ordneten an, dass der und "Ratze" aus dem Karnevalssamstagabendprogramm gekippt wurden.


Jugendliche: „Ah, Benedetto. Ich will kein Kind von Dir“
Foto: A. & W. Bartscher / dea-NewsInfo.Net

Diese Zensur und andere "Folgen des Karikaturenstreits jetzt hier vor unserer Haustür", so Sonia Mikich in ihrer Einleitung der aktuellen MONITOR-Sendung sollten Thema ihrer Sendung am Donnerstag vor Karneval 2006 sein. Zwar durften Winni Rau und Bruno Schmitz von den "Stunkern" sagen, sie fänden es „schade, was der WDR macht, also dass er nicht den Mut hat, diese Szene der Öffentlichkeit zu präsentieren". Ausschnitte aus der Szene zeigen, damit die Zuschauer sich selbst ein Bild von dem machen konnten, was da von den Herren im Hause WDR verboten worden war, durften sie aber nicht, obwohl das von Sonia Mikich und ihren Redakteuren vorgesehen war. Stattdessen durfte Fernsehdirektor Deppendorf seinen und Intendant Pleitgens Eingriff in die im Karikaturenstreit so hochgehaltene "Presse- und Satirefreiheit" gleich zweimal rechtfertigen - mit den "WDR-Programmgrundsätzen". Zitat: „Die religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu stärken und zu achten."

Hier also noch einmal – immer noch hörens- und sehenswert und passend zu Gerhard Feldbauers “Ratze“-Text Teil 2 – der unzensierte Clip der “Stunker“ aus dem Jahr 2006. (PK)

Unter  www.kaos-archiv.de kann übrigens die Stunksitzung von 1990, die zu dieser Zeit halt noch nicht vom WDR sondern von dem später auf Wunsch von NRW-Ministerpräsident Clement gestoppten "unabhängigen Fernsehfenster" Kanal 4 gesendet wurde, als Sonderedition zum Preis von 19,90 Euro bestellt werden.

Clip downloaden (mit Rechtsklick - "Ziel speichern unter...")

Online-Flyer Nr. 237  vom 26. April 2024



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