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Globales
Venezuela startet Gesundheitsprogramm "Misión Niño Jesús" zum Mutterschutz
Kubanische Ärzte helfen
Von Harald Neuber
Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hat die Regierung Venezuelas nach dem Gesundheitsprogramm "Misión Barrio Adentro" ein neues zum Schutz schwangerer Frauen gestartet. Im Rahmen der "Misión Niño Jesús" (Mission Jesuskind) sollen jetzt im ganzen Land Behandlungszentren errichtet werden, um Frauen sichere Geburten zu ermöglichen. Die Initiative steht im Kontext mehrerer Gesundheitsprogramme mit kubanischer Unterstützung, die unter Präsident Hugo Chávez in den vergangenen Jahren in Gang gebracht wurden.

"Misión Barrio Adentro" begann, als Fidel Castro noch Staatspräsident war
NRhZ-Archiv
Der Schwerpunkt des neuen Gesundheitssystems soll nach Angaben der Regierung in ländlichen Regionen liegen, die strukturell unterversorgt sind. „Wir können nicht akzeptieren, dass die schwangeren Frauen ihre Kinder irgendwo zur Welt bringen, oder dass sie schlecht betreut werden", sagte Chávez bei der Unterzeichnung des Dekrets. Teile der rechten Opposition in Venezuela kritisierten das in Lateinamerika einzigartige Programm daraufhin umgehend als „politisches Manöver der Chávez-Regierung".
20.000 Ärzte aus Kuba in Venezuela
Nach Angaben der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina werden Ärzte und Geburtshelfer aus Kuba auch bei dem Aufbau des neuen Versorgungssystems helfen. Diese Zusammenarbeit ist nicht neu. Schon nach Gründung der "Misión Barrio Adentro", einem landesweiten System zur Gesundheitsprävention, haben kubanische Mediziner ab dem Jahr 2003 Venezuela maßgeblich geholfen. Übersetzt bedeutet “Barrio Adentro”: Hinein ins Viertel! Nach Angaben aus Caracas und Havanna sind inzwischen rund 20.000 Ärzte aus dem sozialistischen Karibikstaat in Venezuela aktiv. Davon sind nach Angaben von Prensa Latina 12.581 Mediziner aus Kuba in dieses Programm eingebunden. Hinzu kommen 1.584 venezolanische Ärzte. Insgesamt wurden 4.500 Zentren zur Erstversorgung eingerichtet.
Das neue Gesundheitsprogramm zum Schutz schwangerer Frauen wird als Stiftung gegründet. Im Beirat sitzen nach Angaben der venezolanischen Nachrichtenagentur ABN der Gesundheitsminister, die Frauen- und Gleichstellungsministerin und der Ombudsmann. Gemeinsames Ziel sei es, so Chávez, die Geburtensterblichkeit bei Müttern und Kindern nachhaltig zu senken.

Versorgungszentrun in einem Armenviertel
Quelle: www.amerika21.de
Seit der ersten Phase des “Barrio Adentro“-Programms leisten kubanische Ärzte und Pflegepersonal in den Armenvierteln, den Barrios, wahrsten Sinne des Wortes mobil und stationär “Erste Hilfe”. Ziel war und ist es, eine kostenlose, medizinische Grundversorgung in die abgelegenen und schwer erreichbaren Armenviertel zu bringen und dort zu verankern. In der zweiten Phase erhielten Ärzte und Pfleger eigene Unterkünfte und Praxen in den Barrios. Parallel dazu entstanden die Grundlagen für die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit verbilligten Medikamenten. In der dritten Phase ab 2005 entstanden Hospitale, in denen Operationen und Rehabilitation durchgeführt werden können. Schwierige Fälle werden zu Spezialbehandlungen nach Kuba ausgeflogen. Das ist die “Misión Milagro“ (Wunder). Sie steht auch Kranken aus anderen lateinamerikanischen und karibischen Ländern zur Verfügung. Die Streitkräfte leisten bei “Barrio Adentro“ und anderen Misiones logistische Unterstützung.
Viel Lob auch in Istanbul
Als “Barrio Adentro“ im April 2009 auf dem XII. Weltkongress für das öffentliche Gesundheitswesen in Istanbul vorgestellt wurde, erhielt es von den Teilnehmern viel Lob. Es basiert auf dem Konzept des komplementären Handels, bei dem jeder Staat die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen beisteuert. Venezuela liefert täglich rund 100.000 Barrel Erdöl (1 Barrel = 159 Liter) für die im Gegenzug von Kuba entsandten Ärzte und deren medizinisches Hilfspersonal nach Havanna.
In Istanbul präsentierte der deutsche Arzt und Amerika21-Referent Wolfram Metzger die Erfolge dieser Initiative. In seinem Vortrag „Erstversorgung in Venezuela: Alte Strategien und neue Praktiken“ ging er auf die Methodologie und die Resultate des Programms ein. Nach Metzgers Ansicht konnten mit “Barrio Adentro“ in den vergangenen Jahren die Ziele der Erklärung von Alma Ata aus dem Jahr 1978 in Venezuela erreicht werden. Damals hatten die Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation in der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans (heute Astana) den Aufbau eines globalen und umfassenden Gesundheitswesens bis zum Jahr 2000 beschlossen.
Ziel von Alma Ata in Venezuela erreicht
„Das Erreichen des höchstmöglichen Niveaus von Gesundheit ist eines der wichtigsten sozialen Ziele weltweit, dessen Realisierung den Einsatz von vielen anderen sozialen und wirtschaftlichen Sektoren und nicht allein des Gesundheitswesens erfordert", hieß es damals in der Deklaration. Nach Metzgers Angaben waren vor “Barrio Adentro“ 60 Prozent der Bevölkerung Venezuelas von medizinischer Erstversorgung ausgeschlossen gewesen, erklärte der Arzt. Die Hilfe Kubas sei dabei von enormer Bedeutung gewesen. Als das Programm “Barrio Adentro“ im Jahr 2003 begonnen wurde, hätten sich nämlich nur 50 Ärzte aus Venezuela selbst dafür zur Verfügung gestellt. (PK)
Mehr Informationen hierzu im Portal www.amerika21.de
Online-Flyer Nr. 230 vom 30.12.2009
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Globales
Venezuela startet Gesundheitsprogramm "Misión Niño Jesús" zum Mutterschutz
Kubanische Ärzte helfen
Von Harald Neuber
Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hat die Regierung Venezuelas nach dem Gesundheitsprogramm "Misión Barrio Adentro" ein neues zum Schutz schwangerer Frauen gestartet. Im Rahmen der "Misión Niño Jesús" (Mission Jesuskind) sollen jetzt im ganzen Land Behandlungszentren errichtet werden, um Frauen sichere Geburten zu ermöglichen. Die Initiative steht im Kontext mehrerer Gesundheitsprogramme mit kubanischer Unterstützung, die unter Präsident Hugo Chávez in den vergangenen Jahren in Gang gebracht wurden.

"Misión Barrio Adentro" begann, als Fidel Castro noch Staatspräsident war
NRhZ-Archiv
Der Schwerpunkt des neuen Gesundheitssystems soll nach Angaben der Regierung in ländlichen Regionen liegen, die strukturell unterversorgt sind. „Wir können nicht akzeptieren, dass die schwangeren Frauen ihre Kinder irgendwo zur Welt bringen, oder dass sie schlecht betreut werden", sagte Chávez bei der Unterzeichnung des Dekrets. Teile der rechten Opposition in Venezuela kritisierten das in Lateinamerika einzigartige Programm daraufhin umgehend als „politisches Manöver der Chávez-Regierung".
20.000 Ärzte aus Kuba in Venezuela
Nach Angaben der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina werden Ärzte und Geburtshelfer aus Kuba auch bei dem Aufbau des neuen Versorgungssystems helfen. Diese Zusammenarbeit ist nicht neu. Schon nach Gründung der "Misión Barrio Adentro", einem landesweiten System zur Gesundheitsprävention, haben kubanische Mediziner ab dem Jahr 2003 Venezuela maßgeblich geholfen. Übersetzt bedeutet “Barrio Adentro”: Hinein ins Viertel! Nach Angaben aus Caracas und Havanna sind inzwischen rund 20.000 Ärzte aus dem sozialistischen Karibikstaat in Venezuela aktiv. Davon sind nach Angaben von Prensa Latina 12.581 Mediziner aus Kuba in dieses Programm eingebunden. Hinzu kommen 1.584 venezolanische Ärzte. Insgesamt wurden 4.500 Zentren zur Erstversorgung eingerichtet.
Das neue Gesundheitsprogramm zum Schutz schwangerer Frauen wird als Stiftung gegründet. Im Beirat sitzen nach Angaben der venezolanischen Nachrichtenagentur ABN der Gesundheitsminister, die Frauen- und Gleichstellungsministerin und der Ombudsmann. Gemeinsames Ziel sei es, so Chávez, die Geburtensterblichkeit bei Müttern und Kindern nachhaltig zu senken.

Versorgungszentrun in einem Armenviertel
Quelle: www.amerika21.de
Seit der ersten Phase des “Barrio Adentro“-Programms leisten kubanische Ärzte und Pflegepersonal in den Armenvierteln, den Barrios, wahrsten Sinne des Wortes mobil und stationär “Erste Hilfe”. Ziel war und ist es, eine kostenlose, medizinische Grundversorgung in die abgelegenen und schwer erreichbaren Armenviertel zu bringen und dort zu verankern. In der zweiten Phase erhielten Ärzte und Pfleger eigene Unterkünfte und Praxen in den Barrios. Parallel dazu entstanden die Grundlagen für die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit verbilligten Medikamenten. In der dritten Phase ab 2005 entstanden Hospitale, in denen Operationen und Rehabilitation durchgeführt werden können. Schwierige Fälle werden zu Spezialbehandlungen nach Kuba ausgeflogen. Das ist die “Misión Milagro“ (Wunder). Sie steht auch Kranken aus anderen lateinamerikanischen und karibischen Ländern zur Verfügung. Die Streitkräfte leisten bei “Barrio Adentro“ und anderen Misiones logistische Unterstützung.
Viel Lob auch in Istanbul
Als “Barrio Adentro“ im April 2009 auf dem XII. Weltkongress für das öffentliche Gesundheitswesen in Istanbul vorgestellt wurde, erhielt es von den Teilnehmern viel Lob. Es basiert auf dem Konzept des komplementären Handels, bei dem jeder Staat die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen beisteuert. Venezuela liefert täglich rund 100.000 Barrel Erdöl (1 Barrel = 159 Liter) für die im Gegenzug von Kuba entsandten Ärzte und deren medizinisches Hilfspersonal nach Havanna.
In Istanbul präsentierte der deutsche Arzt und Amerika21-Referent Wolfram Metzger die Erfolge dieser Initiative. In seinem Vortrag „Erstversorgung in Venezuela: Alte Strategien und neue Praktiken“ ging er auf die Methodologie und die Resultate des Programms ein. Nach Metzgers Ansicht konnten mit “Barrio Adentro“ in den vergangenen Jahren die Ziele der Erklärung von Alma Ata aus dem Jahr 1978 in Venezuela erreicht werden. Damals hatten die Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation in der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans (heute Astana) den Aufbau eines globalen und umfassenden Gesundheitswesens bis zum Jahr 2000 beschlossen.
Ziel von Alma Ata in Venezuela erreicht
„Das Erreichen des höchstmöglichen Niveaus von Gesundheit ist eines der wichtigsten sozialen Ziele weltweit, dessen Realisierung den Einsatz von vielen anderen sozialen und wirtschaftlichen Sektoren und nicht allein des Gesundheitswesens erfordert", hieß es damals in der Deklaration. Nach Metzgers Angaben waren vor “Barrio Adentro“ 60 Prozent der Bevölkerung Venezuelas von medizinischer Erstversorgung ausgeschlossen gewesen, erklärte der Arzt. Die Hilfe Kubas sei dabei von enormer Bedeutung gewesen. Als das Programm “Barrio Adentro“ im Jahr 2003 begonnen wurde, hätten sich nämlich nur 50 Ärzte aus Venezuela selbst dafür zur Verfügung gestellt. (PK)
Mehr Informationen hierzu im Portal www.amerika21.de
Online-Flyer Nr. 230 vom 30.12.2009
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