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Inland
„Mehr sehen als anderswo“: geopolitischer Kongress in Leipzig
Generation Nine-Eleven trifft sich
Von Johannes Heckmann
Die Veranstaltung, die unter dem Motto „Mehr sehen als anderswo“ von Höfers Netzportal nuoviso.tv stand, hätte Otto Normalkonsument vermutlich sehen und hören vergehen lassen. Anders erging es den in Leipzig Versammelten – hegen wohl die meisten doch gehörige Zweifel an der offiziellen Darstellung der Geschehnisse vom 11. September 2001. Unter vielen herrscht die Auffassung, dass es sich um einen Anschlag unter falscher Flagge handelte: im Ansinnen, geopolitische Interessen durchzusetzen. Allein die Erwägung einer solchen Staaträson, ermöglicht es den „Wahrheitsuchern“, gegenwärtige Gefahrenpotentiale, wie beispielsweise die des „internationalen Terrorismus“, kritisch zu hinterfragen. Die Sehnsucht dieser Bewegung liegt in der „Wahrheit“, die von den wenigsten als absolut betrachtet wird. Die meisten der Anwesenden hätten wohl lediglich gerne etwas mehr davon, und sei es – nach allen Kriegslügen der jüngeren Geschichte – nur ein klein wenig mehr.
„Regierung nicht wählbar!“
Christoph Hörstel: Deutsche Komplizen-
schaft mit der NATO | Foto: J. Heckmann
Ganz Medienprofi informierte der ehemalige Auslandskorrespondent der ARD, Christoph Hörstel mittels Powerpoint Präsentation über die kriminellen Hintergründe des Krieges in Afghanistan. Die Verwicklung der deutschen Streitkräfte bezeichnete er folgerichtig als „Komplizenschaft“ Deutschlands mit der NATO; die parlamentarischen Kontrollgremien nannte er „Komplizengremien“. In seiner Grundthese bezichtigte er die NATO der Führung eines Angriffskrieges, mit dem einzigen Ziel, die ganze Region destabilisieren zu wollen. Überspitzt führt er aus, es gehe der NATO um die „Organisierung möglichst effektiven Mordens der Volksgruppen untereinander“. In Bezugnahme auf hochrangige russische Analysten prophezeite Hörstel eine „massive Forcierung der Kriegsbemühungen“ der Irankriegbefürworter ab dem 28. September 2009 – dem Tag nach der Bundestagswahl. Die jetzige Bundesregierung sei jedenfalls nicht mehr wählbar, es sei denn – so Hörstel – man ist selbst ostentativ Kriegsbefürworter.
Abschließend warnte der Journalist vor der Gefahr, Russland – als Folge der NATO-Provokationen – in die Hände Chinas zu treiben. Das Russland Gorbatschows habe für sein Nachgeben damals nie etwas zurückerhalten, und Putin sei zurecht darüber verbittert. Hörstel zufolge ist es für die NATO deshalb an der Zeit, ebenfalls Perestroika und Glasnost auszurufen. Denn, würden sich Russland, China und die muslimische Welt einmal zusammenschließen, wären Europa und Nordamerika nur noch ein „Zipfel auf der Weltkarte“.
Frieder Wagner: „Deadly Dust“
Foto: Johannes Heckmann
Nach einem Atomkrieg allerdings dürfte die Welt nur noch ein einziger schwarzer Fleck sein. Der „atomare Holocaust“ aber, so die These von Grimmepreisträger Frieder Wagner, habe längst begonnen. Die Zahl der Opfer eines globalen Konflikts, ausgetragen mit Uranwaffen, schätzt er auf fünf bis sieben Millionen Menschen, die mittelbar an den Folgen sterben würden. Wagner, dessen Stimme immer noch zittert, wenn er zum wiederholten Mal vom angerichteten Gräuel der Uranwaffen berichtet, beklagt die mediale Ignoranz gegenüber einem der ernsthaftesten Themen überhaupt. Er selbst, gehört – laut eigener Aussage – zu einer Reihe „unerwünschter Personen“, die von Funk- und Fernsehanstalten ausgeschlossen wurden. Wagner und andere hätten Hausverbot bekommen, nur weil sie sich mit diesen heiklen Themen auseinandersetzten: Zensur pur.
Der eigentliche „Entdecker“ des Golfkriegssyndroms, Siegwart Horst Günther, erzählte Wagner betroffen, sei inzwischen selbst so schwer an Krebs erkrankt, dass er die Reise nach Leipzig nicht mehr auf sich nehmen konnte. In seinem preisgekrönten Dokumentarfilm „Deadly Dust – Todesstaub“, der 2006 erschien und nach einmaliger Ausstrahlung beim WDR im „Giftschrank“ verschwand, würdigte Wagner die Verdienste Günthers.
„Zur Freude der Atomindustrie“, würden Urangeschosse, die aus Atommüll gewonnen werden, überall, wo NATO oder Israel Kriege führen, auch eingesetzt. Zum ersten Mal verwendet wurden sie Wagner zufolge von der US-Armee beim Zweiten Golfkrieg 1991, danach immerfort: selbst in Somalia, wie er betonte.
Letzte Ausfahrt: Irland
Weniger zur der der Atomindustrie, aber durchaus zur Freude der Kritiker des Lissabonvertrags findet am 5. September in Berlin eine große Anti-Atom Demonstration in Berlin statt, die – nicht nur in der Hoffnung auf Gegenseitigkeit – auch von Jürgen Elsässer, Mitorganisator der Demonstration gegen den Vertrag von Lissabon,
Demo am 5. September: den „Syn-Energie
-Effekt“ nutzend | Foto: Johannes Heckmann
die am gleichen Tag stattfindet, unterstützt wird. Elsässer schmiedete am Rande der Veranstaltung tatkräftig an einer Allianz gegen die Ratifizierung des Vertragswerks.
Zur „Schicksalsfrage Europas“ stilisierte der Journalist und Buchautor den Vertrag, der – bei in Kraft treten – zukünftig die europäischen Völker zu Gunsten der Großkonzerne kontrolliere. Das irische Wahlvolk werde am 2. Oktober per Referendum über nicht weniger als „über Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert entscheiden“. Elsässer führte aus, dass wichtige Entscheidungen infolge des Vertrags nicht mehr von den Regierungen getroffen werden, sondern in den Gremien der EU-Kommission. Ein Gerhard Schröder hätte die Beteiligung Deutschlands am Irakkrieg 2003 unter diesen Umständen erst gar nicht verhindern können. Der Parlamentsvorbehalt, den das Bundesverfassungsgericht im vom Parlament neu auszuarbeitenden Begleitgesetz zum Lissabon-Vertrag, verankert wissen will, wäre – durch die verfahrensrechtliche Klausel „Gefahr in Verzug“ – leicht auszuhebeln. Elsässer sprach von einer Mogelpackung, die – beispielsweise unter einem EU-Außenminister Tony Blair – zur „Steilvorlage für Terror unter falscher Flagge“ werden könne.
Einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen globaler Währungspolitik und steigender Kriegsgefahr hielt Oberstleutnant a.D. Jochen Scholz, der seine politische Orientierung grundlegend änderte, nachdem er als ranghoher NATO-Offizier feststellen musste (siehe Video), dass hinter dem Kosovokrieg im Jahr 1999 handfeste geopolitische Interessen steckten und die Bezeichnung „humanitäre Intervention“ nur der Kriegslegitimation dienen sollte.
Nur bedingt „humanitär“: NATO Oberbefehlshaber Clark brieft Flieger vor dem „Einsatz“ im Kosovokrieg 1999 (US-Basis Aviano, Italien)
In seinem Vortrag nahm Scholz Bezug auf zahlreiche Fachleute mit „seismischen Gespür“, die die heutigen Fehlentwicklungen bereits vor acht Jahren vorausgesagt hatten. Er merkte an, dass die USA – weil wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig – in naher Zukunft nur noch Großmacht unter gleichen sein könne. Hierfür müsse die EU aber noch an eigenem Gewicht gewinnen und schnell ihre innereuropäischen Probleme lösen.
Die einzige weibliche Referierende war Marion Küpker. Sie „spülte es“ vom just zu Ende gegangen Aktionscamp vor dem NATO-Atomwaffenstüztpunkt Büchel und einem Zwischenstopp in der Kyritz-Ruppiner Heide, wo vor kurzem das „Bombodrom“ verhindert werden konnte, direkt zum Treffen nach Leipzig.
Mit dem Verweis auf den Atomwaffensperrvertrag von 1970, der die Proliferation von Atomwaffen an Nicht-Atomwaffenstaaten explizit verbietet, betonte sie, dass die Nukleare Teilhabe der Bundesregierung innerhalb der NATO, schlichtweg illegal ist. Auch die neue NATO-Doktrin, die die nukleare Erstschlagsfähigkeit beinhaltet, sei nicht nur rein rechtlich äußerst bedenklich. Im T-Shirt mit Obama Konterfei und dem Spruch: „Yes, we tricked you – there is no change“, kritisierte sie dessen Strategie des „burden and power sharings“, was nicht anderes bedeute, als dass Obama zwar als „Teamplayer“ auftrete, aber versuche, die gleichen Interessen wie Amtsvorgänger Bush durchzusetzen – nur diesmal eben multilateral.[1]
Frieden trifft Wahrheit
Am Ende der langen Vortragsreihe dann saßen Jochen Scholz und Marion Küpker, die einst NATO-Stacheldraht trennte, auf dem „Talk-Sofa“ einmütig nebeneinander. Während Küpker sich für Frieden und gegen Unterdrückung einsetzt, kämpft Scholz für Wahrheit und gegen die Lügen im geopolitischen Prozess. Besser können sich Kompetenzen eigentlich kaum ergänzen. Dennoch fremdeln in der Praxis Friedens- und Wahrheitsbewegung noch erheblich. Ein Anfang zur Kooperation scheint aber in Leipzig – der „Stadt der friedlichen Revolution“ – gemacht worden zu sein.
„Kollaboriert“ mit ehemaligem NATO-Oberstleutnant: Marion Küpker im Bild mit Jochen Scholz | Foto: Johannes Heckmann
„Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren“
Demonstrative Einigkeit zelebrierten derweil genauso Hörstel und Elsässer, die eine Zusammenarbeit zwischen „linkem Spektrum“ und „Bürgertum“ anstreben oder wie es Elsässer euphorisch ausdrückte: „Wir marschieren getrennt und schlagen gemeinsam.“ Hörstel strebt eine parlamentarische Opposition in Form einer neuen Partei an, Elsässer hingegen setzt ganz auf eine außerparlamentarische. Beide reden von der Geburtsstunde einer Bewegung, die erkenne, dass es in diesem Land und auf der ganzen Welt so nicht weiter gehen könne. Die „Generation Nine-Eleven“ habe einen Blick dafür gewonnen. Bei einer Frage nach ihrer politischen Ausrichtung vergaßen sie nicht zu betonen, dass sie sich nach rechts, also beispielsweise gegenüber NPD und Neonazis, absolut verschließen.
Die Leipziger Runde: Acht Stunden zuhören kann – trotz Pausen – ganz schön anstrengen… | Foto: Johannes Heckmann
Die Talkrunde auf dem Sofa wurde abgeschlossen mit dem einträchtigen Ansinnen: „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren“: Alle stellten zudem amüsiert fest, dass wohl keine Partei in der Lage gewesen wäre, – für 25 Euro Eintritt – eine so große Halle bis auf den letzten Platz zu füllen.
(CH)
Online-Flyer Nr. 211 vom 19.08.2009
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Inland
„Mehr sehen als anderswo“: geopolitischer Kongress in Leipzig
Generation Nine-Eleven trifft sich
Von Johannes Heckmann
Die Veranstaltung, die unter dem Motto „Mehr sehen als anderswo“ von Höfers Netzportal nuoviso.tv stand, hätte Otto Normalkonsument vermutlich sehen und hören vergehen lassen. Anders erging es den in Leipzig Versammelten – hegen wohl die meisten doch gehörige Zweifel an der offiziellen Darstellung der Geschehnisse vom 11. September 2001. Unter vielen herrscht die Auffassung, dass es sich um einen Anschlag unter falscher Flagge handelte: im Ansinnen, geopolitische Interessen durchzusetzen. Allein die Erwägung einer solchen Staaträson, ermöglicht es den „Wahrheitsuchern“, gegenwärtige Gefahrenpotentiale, wie beispielsweise die des „internationalen Terrorismus“, kritisch zu hinterfragen. Die Sehnsucht dieser Bewegung liegt in der „Wahrheit“, die von den wenigsten als absolut betrachtet wird. Die meisten der Anwesenden hätten wohl lediglich gerne etwas mehr davon, und sei es – nach allen Kriegslügen der jüngeren Geschichte – nur ein klein wenig mehr.
„Regierung nicht wählbar!“
Christoph Hörstel: Deutsche Komplizen-
schaft mit der NATO | Foto: J. Heckmann
Abschließend warnte der Journalist vor der Gefahr, Russland – als Folge der NATO-Provokationen – in die Hände Chinas zu treiben. Das Russland Gorbatschows habe für sein Nachgeben damals nie etwas zurückerhalten, und Putin sei zurecht darüber verbittert. Hörstel zufolge ist es für die NATO deshalb an der Zeit, ebenfalls Perestroika und Glasnost auszurufen. Denn, würden sich Russland, China und die muslimische Welt einmal zusammenschließen, wären Europa und Nordamerika nur noch ein „Zipfel auf der Weltkarte“.
Frieder Wagner: „Deadly Dust“
Foto: Johannes Heckmann
Der eigentliche „Entdecker“ des Golfkriegssyndroms, Siegwart Horst Günther, erzählte Wagner betroffen, sei inzwischen selbst so schwer an Krebs erkrankt, dass er die Reise nach Leipzig nicht mehr auf sich nehmen konnte. In seinem preisgekrönten Dokumentarfilm „Deadly Dust – Todesstaub“, der 2006 erschien und nach einmaliger Ausstrahlung beim WDR im „Giftschrank“ verschwand, würdigte Wagner die Verdienste Günthers.
„Zur Freude der Atomindustrie“, würden Urangeschosse, die aus Atommüll gewonnen werden, überall, wo NATO oder Israel Kriege führen, auch eingesetzt. Zum ersten Mal verwendet wurden sie Wagner zufolge von der US-Armee beim Zweiten Golfkrieg 1991, danach immerfort: selbst in Somalia, wie er betonte.
Letzte Ausfahrt: Irland
Weniger zur der der Atomindustrie, aber durchaus zur Freude der Kritiker des Lissabonvertrags findet am 5. September in Berlin eine große Anti-Atom Demonstration in Berlin statt, die – nicht nur in der Hoffnung auf Gegenseitigkeit – auch von Jürgen Elsässer, Mitorganisator der Demonstration gegen den Vertrag von Lissabon,
Demo am 5. September: den „Syn-Energie
-Effekt“ nutzend | Foto: Johannes Heckmann
Zur „Schicksalsfrage Europas“ stilisierte der Journalist und Buchautor den Vertrag, der – bei in Kraft treten – zukünftig die europäischen Völker zu Gunsten der Großkonzerne kontrolliere. Das irische Wahlvolk werde am 2. Oktober per Referendum über nicht weniger als „über Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert entscheiden“. Elsässer führte aus, dass wichtige Entscheidungen infolge des Vertrags nicht mehr von den Regierungen getroffen werden, sondern in den Gremien der EU-Kommission. Ein Gerhard Schröder hätte die Beteiligung Deutschlands am Irakkrieg 2003 unter diesen Umständen erst gar nicht verhindern können. Der Parlamentsvorbehalt, den das Bundesverfassungsgericht im vom Parlament neu auszuarbeitenden Begleitgesetz zum Lissabon-Vertrag, verankert wissen will, wäre – durch die verfahrensrechtliche Klausel „Gefahr in Verzug“ – leicht auszuhebeln. Elsässer sprach von einer Mogelpackung, die – beispielsweise unter einem EU-Außenminister Tony Blair – zur „Steilvorlage für Terror unter falscher Flagge“ werden könne.
Einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen globaler Währungspolitik und steigender Kriegsgefahr hielt Oberstleutnant a.D. Jochen Scholz, der seine politische Orientierung grundlegend änderte, nachdem er als ranghoher NATO-Offizier feststellen musste (siehe Video), dass hinter dem Kosovokrieg im Jahr 1999 handfeste geopolitische Interessen steckten und die Bezeichnung „humanitäre Intervention“ nur der Kriegslegitimation dienen sollte.
Nur bedingt „humanitär“: NATO Oberbefehlshaber Clark brieft Flieger vor dem „Einsatz“ im Kosovokrieg 1999 (US-Basis Aviano, Italien)
In seinem Vortrag nahm Scholz Bezug auf zahlreiche Fachleute mit „seismischen Gespür“, die die heutigen Fehlentwicklungen bereits vor acht Jahren vorausgesagt hatten. Er merkte an, dass die USA – weil wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig – in naher Zukunft nur noch Großmacht unter gleichen sein könne. Hierfür müsse die EU aber noch an eigenem Gewicht gewinnen und schnell ihre innereuropäischen Probleme lösen.
Die einzige weibliche Referierende war Marion Küpker. Sie „spülte es“ vom just zu Ende gegangen Aktionscamp vor dem NATO-Atomwaffenstüztpunkt Büchel und einem Zwischenstopp in der Kyritz-Ruppiner Heide, wo vor kurzem das „Bombodrom“ verhindert werden konnte, direkt zum Treffen nach Leipzig.
Mit dem Verweis auf den Atomwaffensperrvertrag von 1970, der die Proliferation von Atomwaffen an Nicht-Atomwaffenstaaten explizit verbietet, betonte sie, dass die Nukleare Teilhabe der Bundesregierung innerhalb der NATO, schlichtweg illegal ist. Auch die neue NATO-Doktrin, die die nukleare Erstschlagsfähigkeit beinhaltet, sei nicht nur rein rechtlich äußerst bedenklich. Im T-Shirt mit Obama Konterfei und dem Spruch: „Yes, we tricked you – there is no change“, kritisierte sie dessen Strategie des „burden and power sharings“, was nicht anderes bedeute, als dass Obama zwar als „Teamplayer“ auftrete, aber versuche, die gleichen Interessen wie Amtsvorgänger Bush durchzusetzen – nur diesmal eben multilateral.[1]
Frieden trifft Wahrheit
Am Ende der langen Vortragsreihe dann saßen Jochen Scholz und Marion Küpker, die einst NATO-Stacheldraht trennte, auf dem „Talk-Sofa“ einmütig nebeneinander. Während Küpker sich für Frieden und gegen Unterdrückung einsetzt, kämpft Scholz für Wahrheit und gegen die Lügen im geopolitischen Prozess. Besser können sich Kompetenzen eigentlich kaum ergänzen. Dennoch fremdeln in der Praxis Friedens- und Wahrheitsbewegung noch erheblich. Ein Anfang zur Kooperation scheint aber in Leipzig – der „Stadt der friedlichen Revolution“ – gemacht worden zu sein.
„Kollaboriert“ mit ehemaligem NATO-Oberstleutnant: Marion Küpker im Bild mit Jochen Scholz | Foto: Johannes Heckmann
„Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren“
Demonstrative Einigkeit zelebrierten derweil genauso Hörstel und Elsässer, die eine Zusammenarbeit zwischen „linkem Spektrum“ und „Bürgertum“ anstreben oder wie es Elsässer euphorisch ausdrückte: „Wir marschieren getrennt und schlagen gemeinsam.“ Hörstel strebt eine parlamentarische Opposition in Form einer neuen Partei an, Elsässer hingegen setzt ganz auf eine außerparlamentarische. Beide reden von der Geburtsstunde einer Bewegung, die erkenne, dass es in diesem Land und auf der ganzen Welt so nicht weiter gehen könne. Die „Generation Nine-Eleven“ habe einen Blick dafür gewonnen. Bei einer Frage nach ihrer politischen Ausrichtung vergaßen sie nicht zu betonen, dass sie sich nach rechts, also beispielsweise gegenüber NPD und Neonazis, absolut verschließen.
Die Leipziger Runde: Acht Stunden zuhören kann – trotz Pausen – ganz schön anstrengen… | Foto: Johannes Heckmann
Die Talkrunde auf dem Sofa wurde abgeschlossen mit dem einträchtigen Ansinnen: „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren“: Alle stellten zudem amüsiert fest, dass wohl keine Partei in der Lage gewesen wäre, – für 25 Euro Eintritt – eine so große Halle bis auf den letzten Platz zu füllen.
(CH)
Online-Flyer Nr. 211 vom 19.08.2009
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