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Krieg und Frieden
Ein Festival für die Friedensradler Paris – Berlin – Moskau
Vor dem Brandenburger Tor
Von Wolfgang Effenberger
Ankunft der Friedensradler am Brandenburger Tor
Foto: Wolfgang Effenberger
Während auf der Friedensfahrt Europa aus einer naturverbundenen Perspektive erlebt wird, kommen sich gleichzeitig Menschen unterschiedlicher Kulturen näher und überwinden Grenzen – nicht zuletzt auch die eigenen. Unter dem Motto „Bike for Peace and New Energies“ strampeln sie für den Frieden und treten für den Umweltschutz in die Pedalen. Denn beides steht in engem Zusammenhang. Dass dieses Anliegen in der Öffentlichkeit eine breite Resonanz findet, zeigte auch die prominente Unterstützung der diesjährigen Radrundfahrt. So werben unter anderem Franz Alt, der norwegische Friedensforscher Johann Galtung, der 1987 den alternativen Nobelpreis erhielt, sowie der große alte Mann der bundesdeutschen Friedensbewegung Horst-Eberhard Richter für diese Tour.
Vier Radler der Friedenstour vor dem Denkmal der Anti-Hitler-Koalition in Moskau am 26. August 2008 | Foto: Norbert Schwab
Die 44jährige Ina Edelkraut wurde Initiatorin des Friedensfestivals in Berlin. Die Idee dazu kam ihr im letzten Jahr als Teilnehmerin der Radtour 2008. Im Bündnis mit “Unite the Nation“ - ein Netzwerk aus Friedens- und sozialen Bewegungen, kirchlichen, karitativen und humanistischen Gruppen sowie Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen - sollte nun auch zur Ankunft der Karawane in Berlin ein Friedensfestival am Brandenburger Tor stattfinden. „In vielen osteuropäischen Städten wurden die Fahrer im letzten Jahr herzlich empfangen“, erzählt die Initiatorin.
Kräfte bündeln
Das Festival solle Lebensfreude widerspiegeln, aber auch zum Nachdenken anregen, Menschen aufrütteln und Anstöße für eine Bewußtseinsänderung in unserer Gesellschaft geben, so Ina Edelkraut. Den 20 Millionen gemeinnützig, sozial, humanistisch, karitativ ehrenamtlich Arbeitenden solle eine Plattform gegeben werden, damit sich die einzelnen Vereine und Initiativen besser vernetzen und ihre Kräfte bündeln können.
Um 9 Uhr begann die Großdemonstration der Inititative “Unite the Nation“ für den Frieden. Mit mehr als 50 Informationsständen erwarteten sogar alle im Bundestag vertretenen Parteien - außer der FDP - sowie Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich Frieden und Umwelt Besucher und Radler. Eingestimmt wurden die Gäste durch Pfarrer Frank Williams jr., der mit einem Gospelchor an den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King und dessen Friedensmarsch nach Washington, an dem sich im August 1963 eine Viertelmillion Menschen beteiligten, erinnerte. Martin Luther King, der seine Ziele gewaltlos erreichen wollte, berief sich zeitlebens auf Mahatma Gandhi. Dessen Konterfei schmückte die Bühne des Festivals am Brandenburger Tor.
Musik und politische Informationen
Es folgte “Fair Teilen statt Sozial Spalten“ aus dem ökumenischen Netzwerk zum Kirchentag 2010. Gegen Mittag wurden die Friedensradler vom Sadako Chor Berlin begrüßt. Willkommensgrüße sprachen u.a. Dr. Alzhanov von der Botschaft Kasachstan sowie Prof. Sotobayashi aus Hiroshima. Danach wechselten sich Musikeinlagen und politische Hintergrundinformationen ab.
Nachdem Katharina Franck ihre Rockballade gegen die Armut gesungen hatte, berichtete Oberstleutnant Jürgen Rose vom Darmstädter Signal aus eigener Erfahrung über den Einsatz in Afghanistan. Anschließend erhob der mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnete israelische Friedensaktivist Reuven Moskovitz seine Stimme für den Frieden. Nach dem Auftritt der Politrocker Jarrah hielt ich meine Rede „Quo vadis Deutschland – Neue Kriege um Rohstoffe“. Anschließend entwarf Dr. Hermann Scheer Visionen zur Energierevolution.
Um 19 Uhr hatten Berliner Journalisten und der DJV Berlin zur Podiumsdiskussion "Visionen, Konzepte, Zukunftspolitik" geladen. Dr. Peter Pistorius, Vorsitzender des Deutschen Journalisten Verbandes Berlin, moderierte die Runde. Auf dem Podium: Heike Isenschmid (Finanzreformerin, ehemals UBS Bank); Reiner Braun (Völkerrechtler - IALANA); Dr. Herrmann Scheer (MdB, Dokumentarfilm: Let´s make Money), Lasha Tughushi (Chefredakteur Resonanz, Georgien); Prof. Dr. Klaus Buchner; Hans Christian Ströbele (MdB).
Gegen die gleichgeschalteten westlichen Massenmedien – Nina Hagen
Foto: Wolfgang Effenberger
Nach 20 Uhr bestieg eine energiesprühende Nina Hagen die Bühne. Nach ihrem kraftvollen Che Guevara-Song hielt sie eine mitreißende politische Rede. An Hiroshima und Nagasaki erinnernd machte sie deutlich, dass der „Der Traum eines führbaren nuklearen Angriffskrieges zur Erreichung der Weltherrschaft, oder anders ausgedrückt: zur Kontrolle über die verbliebenen Rohstoffe, Ressourcen und Märkte“ nie aufgegeben wurde. Weiter verwies sie auf die gesundheitlichen Auswirkungen der radioaktiven Uranwaffen im Kosovo, Irak, Afghanistan u.s.w. Dort breiten sich Krebserkrankungen epidemieartig aus und Neugeborene erleiden durch genetische Chromosomenschäden schreckliche Fehlbildungen.
„Dieses geschieht“, so Nina Hagen, „während uns aktuell die gleichgeschalteten westlichen Massenmedien über Barack Obamas angebliche nukleare Abrüstungsbemühungen berichten, während dieser den Krieg gegen Afghanistan auf Pakistan ausweitet, die Zahl der US-Soldaten um weitere 30.000 erhöht und eine größere Beteiligung u.a. deutscher Soldaten fordert.“ Mit Stolz verwies Nina Hagen auf die gewaltfreie Revolution von 1989 in Deutschland und empfahl sie als Vorbild für die Welt. Versöhnlich schloss sie ihren Auftritt mit ihrem Lied Ave Maria. Nachdem die Friedensradler in Richtung Warschau-Minsk-Moskau verabschiedet waren, trafen sich alle Akteure auf der Bühne zum gemeinsamen „time to act“.
Leider fand dieses eindrucksvolle Festival kaum Interesse in den üblichen Medien. Der Hungerstreik der Exil-Iraner auf der anderen Seite des Brandenburger Tores lenkte die ganze Aufmerksamkeit auf deren Anliegen. Und ZEIT-Herausgeber Josef Joffe lieferte in seinem aktuellen Artikel "Mission Possible - Wie Israel die iranische Atomrüstung zerschlagen kann" auch gleich die Antwort: "Weil in diesem Juli die psychologische Kriegführung eskaliert." Da bleiben für Frieden wenig Chancen. (PK)
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, wurde mit 18 Jahren Zeitsoldat, studierte Bauingenieurwesen und erhielt als junger Pionieroffizier Einblick in das von den USA vorbereitete “atomare Gefechtsfeld“ in Europa. Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr studierte er in München Politikwissenschaft und Höheres Lehramt. Er ist Autor der Bücher “Pax Americana“ und “Pfeiler der US-Macht“ und lebt als freier Autor in München.
Seine Berliner Rede finden Sie hier
Online-Flyer Nr. 208 vom 29.07.2009
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Krieg und Frieden
Ein Festival für die Friedensradler Paris – Berlin – Moskau
Vor dem Brandenburger Tor
Von Wolfgang Effenberger
Ankunft der Friedensradler am Brandenburger Tor
Foto: Wolfgang Effenberger
Während auf der Friedensfahrt Europa aus einer naturverbundenen Perspektive erlebt wird, kommen sich gleichzeitig Menschen unterschiedlicher Kulturen näher und überwinden Grenzen – nicht zuletzt auch die eigenen. Unter dem Motto „Bike for Peace and New Energies“ strampeln sie für den Frieden und treten für den Umweltschutz in die Pedalen. Denn beides steht in engem Zusammenhang. Dass dieses Anliegen in der Öffentlichkeit eine breite Resonanz findet, zeigte auch die prominente Unterstützung der diesjährigen Radrundfahrt. So werben unter anderem Franz Alt, der norwegische Friedensforscher Johann Galtung, der 1987 den alternativen Nobelpreis erhielt, sowie der große alte Mann der bundesdeutschen Friedensbewegung Horst-Eberhard Richter für diese Tour.
Vier Radler der Friedenstour vor dem Denkmal der Anti-Hitler-Koalition in Moskau am 26. August 2008 | Foto: Norbert Schwab
Die 44jährige Ina Edelkraut wurde Initiatorin des Friedensfestivals in Berlin. Die Idee dazu kam ihr im letzten Jahr als Teilnehmerin der Radtour 2008. Im Bündnis mit “Unite the Nation“ - ein Netzwerk aus Friedens- und sozialen Bewegungen, kirchlichen, karitativen und humanistischen Gruppen sowie Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen - sollte nun auch zur Ankunft der Karawane in Berlin ein Friedensfestival am Brandenburger Tor stattfinden. „In vielen osteuropäischen Städten wurden die Fahrer im letzten Jahr herzlich empfangen“, erzählt die Initiatorin.
Kräfte bündeln
Das Festival solle Lebensfreude widerspiegeln, aber auch zum Nachdenken anregen, Menschen aufrütteln und Anstöße für eine Bewußtseinsänderung in unserer Gesellschaft geben, so Ina Edelkraut. Den 20 Millionen gemeinnützig, sozial, humanistisch, karitativ ehrenamtlich Arbeitenden solle eine Plattform gegeben werden, damit sich die einzelnen Vereine und Initiativen besser vernetzen und ihre Kräfte bündeln können.
Um 9 Uhr begann die Großdemonstration der Inititative “Unite the Nation“ für den Frieden. Mit mehr als 50 Informationsständen erwarteten sogar alle im Bundestag vertretenen Parteien - außer der FDP - sowie Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich Frieden und Umwelt Besucher und Radler. Eingestimmt wurden die Gäste durch Pfarrer Frank Williams jr., der mit einem Gospelchor an den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King und dessen Friedensmarsch nach Washington, an dem sich im August 1963 eine Viertelmillion Menschen beteiligten, erinnerte. Martin Luther King, der seine Ziele gewaltlos erreichen wollte, berief sich zeitlebens auf Mahatma Gandhi. Dessen Konterfei schmückte die Bühne des Festivals am Brandenburger Tor.
Musik und politische Informationen
Es folgte “Fair Teilen statt Sozial Spalten“ aus dem ökumenischen Netzwerk zum Kirchentag 2010. Gegen Mittag wurden die Friedensradler vom Sadako Chor Berlin begrüßt. Willkommensgrüße sprachen u.a. Dr. Alzhanov von der Botschaft Kasachstan sowie Prof. Sotobayashi aus Hiroshima. Danach wechselten sich Musikeinlagen und politische Hintergrundinformationen ab.
Nachdem Katharina Franck ihre Rockballade gegen die Armut gesungen hatte, berichtete Oberstleutnant Jürgen Rose vom Darmstädter Signal aus eigener Erfahrung über den Einsatz in Afghanistan. Anschließend erhob der mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnete israelische Friedensaktivist Reuven Moskovitz seine Stimme für den Frieden. Nach dem Auftritt der Politrocker Jarrah hielt ich meine Rede „Quo vadis Deutschland – Neue Kriege um Rohstoffe“. Anschließend entwarf Dr. Hermann Scheer Visionen zur Energierevolution.
Um 19 Uhr hatten Berliner Journalisten und der DJV Berlin zur Podiumsdiskussion "Visionen, Konzepte, Zukunftspolitik" geladen. Dr. Peter Pistorius, Vorsitzender des Deutschen Journalisten Verbandes Berlin, moderierte die Runde. Auf dem Podium: Heike Isenschmid (Finanzreformerin, ehemals UBS Bank); Reiner Braun (Völkerrechtler - IALANA); Dr. Herrmann Scheer (MdB, Dokumentarfilm: Let´s make Money), Lasha Tughushi (Chefredakteur Resonanz, Georgien); Prof. Dr. Klaus Buchner; Hans Christian Ströbele (MdB).
Gegen die gleichgeschalteten westlichen Massenmedien – Nina Hagen
Foto: Wolfgang Effenberger
Nach 20 Uhr bestieg eine energiesprühende Nina Hagen die Bühne. Nach ihrem kraftvollen Che Guevara-Song hielt sie eine mitreißende politische Rede. An Hiroshima und Nagasaki erinnernd machte sie deutlich, dass der „Der Traum eines führbaren nuklearen Angriffskrieges zur Erreichung der Weltherrschaft, oder anders ausgedrückt: zur Kontrolle über die verbliebenen Rohstoffe, Ressourcen und Märkte“ nie aufgegeben wurde. Weiter verwies sie auf die gesundheitlichen Auswirkungen der radioaktiven Uranwaffen im Kosovo, Irak, Afghanistan u.s.w. Dort breiten sich Krebserkrankungen epidemieartig aus und Neugeborene erleiden durch genetische Chromosomenschäden schreckliche Fehlbildungen.
„Dieses geschieht“, so Nina Hagen, „während uns aktuell die gleichgeschalteten westlichen Massenmedien über Barack Obamas angebliche nukleare Abrüstungsbemühungen berichten, während dieser den Krieg gegen Afghanistan auf Pakistan ausweitet, die Zahl der US-Soldaten um weitere 30.000 erhöht und eine größere Beteiligung u.a. deutscher Soldaten fordert.“ Mit Stolz verwies Nina Hagen auf die gewaltfreie Revolution von 1989 in Deutschland und empfahl sie als Vorbild für die Welt. Versöhnlich schloss sie ihren Auftritt mit ihrem Lied Ave Maria. Nachdem die Friedensradler in Richtung Warschau-Minsk-Moskau verabschiedet waren, trafen sich alle Akteure auf der Bühne zum gemeinsamen „time to act“.
Leider fand dieses eindrucksvolle Festival kaum Interesse in den üblichen Medien. Der Hungerstreik der Exil-Iraner auf der anderen Seite des Brandenburger Tores lenkte die ganze Aufmerksamkeit auf deren Anliegen. Und ZEIT-Herausgeber Josef Joffe lieferte in seinem aktuellen Artikel "Mission Possible - Wie Israel die iranische Atomrüstung zerschlagen kann" auch gleich die Antwort: "Weil in diesem Juli die psychologische Kriegführung eskaliert." Da bleiben für Frieden wenig Chancen. (PK)
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, wurde mit 18 Jahren Zeitsoldat, studierte Bauingenieurwesen und erhielt als junger Pionieroffizier Einblick in das von den USA vorbereitete “atomare Gefechtsfeld“ in Europa. Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr studierte er in München Politikwissenschaft und Höheres Lehramt. Er ist Autor der Bücher “Pax Americana“ und “Pfeiler der US-Macht“ und lebt als freier Autor in München.
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