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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Filmclips
Gestapo-Methoden
Von Peter Kleinert



Am letzten Sonntag vor den Sommerferien waren acht- bis zehntausend Zuschauer im Kölner Friedenspark, um - wie in den vergangenen Jahren - auf dem Edelweißpiratenfest der mutigen "Antihitlerjugend" während der NS-Zeit zu gedenken. Mehr als 20 Musikgruppen auf fünf Spielflächen verwandelten den Park gemeinsam mit Zeitzeugen, Kinderaktionen und einer Ausstellung in ein Gesamtkunstwerk. Ein großartiges Ereignis - wenn nicht die Geschäftsführung der JugZ eine Fotografin beauftragt hätte, Gottfried Schweitzer, den stellvertretenden Vorsitzenden des Festival-Clubs, heimlich zu filmen, während der er die Haupt-Bühne moderierte. Kein Wort dazu in der Kölner DuMont-Presse natürlich.

Die Geschäftsführung der gemeinnützigen städtischen Einrichtung Jugendzentren Köln (JugZ) hoffte offenbar, mit dieser heimlichen Überwachungsaktion Beweise für eine neue fristlose Kündigung ihres dreimal ohne Erfolg fristlos gekündigten Mitarbeiters Gottfried Schweitzer zu finden. Wie die NRhZ berichtete, hatte Schweitzer nur mit Hilfe des Landesarbeitsgerichtes durchsetzen können, dass sein Hausverbot auf dem Bauspielplatz “Baui“ während des Festivals uneingeschränkt aufgehoben wurde, nachdem die JugZ-Geschäftsführung bereits zuvor mit drei fristlosen Kündigungen gegen ihn - der über 30 Jahre den „Baui“ geleitet hat - unterlegen war.
 
Den falschen Mann angesprochen
 
Aufgeflogen war die Überwachungsaktion, so Jan Krauthäuser, Vorsitzender des Edelweißpiratenclubs, weil die mit einer Videokamera ausgerüstete Fotografin sich beim Eintreffen auf dem “Baui“ ausgerechnet an Gottfried Schweitzer selbst gewandt hatte. Krauthäuser: „Offensichtlich machte er einen so seriösen und kompetenten Eindruck, dass sie ihn fragte, wo die ’Baui’-Bühne wäre, und ihm erzählte, sie hätte den Auftrag, auf dieser Bühne die ganze Zeit vor allem die Moderation - also Gottfried Schweitzer selbst als Moderator - zu filmen. Und als der sie nach ihrem Auftraggeber fragte, nannte sie die JugZ.“
 
In einem Protestbrief an die JugZ-Geschäftsführerin Almut Gross schrieb Jan Krauthäuser: „Das sehr gelungene 5. Edelweißpiratenfestival, bei dem sich auch das Baui-Team hervorragend eingebracht hat, hat in Sachen JugZ-Kooperation leider einen bitteren Nachgeschmack bekommen. Die Idee, eine Kamerafrau einzig zur Überwachung von Gottfried Schweitzer zu entsenden, hat bei uns, dem Orga-Team und den Unterstützern, die es mitbekommen haben, große Verärgerung ausgelöst. Ungeachtet des menschlich und juristisch sehr fragwürdigen Umgangs mit einem Mitarbeiter und leitenden Kooperationspartners, sehen wir darin eine geschmacklose Provokation, die unsere steten Bemühungen, Ruhe in eine von Ihnen unnötig aufgeheizte Situation zu bringen, empfindlich gestört hat.
 
Keine Drehgenehmigung
 
Als ich von dieser Demütigungsaktion erfuhr, habe ich Ihrer Mitarbeiterin MT Waschk (die offensichtlich auch unglücklich darüber war) freundlich mitgeteilt, dass ich als Festivalleiter nicht gefragt worden bin und dafür auch keine Drehgenehmigung erteile! Frau Waschk hat das Ihrer Vertreterin, Frau Bischof, mitgeteilt, und von dieser ausrichten lassen, dass sie auf den Filmaufnahmen bestehe und als Hausherrin das Recht besitze, auch ohne die Erlaubnis des Veranstalters alles zu filmen was sie wolle! Ich habe Ihr entgegnen lassen, dass ich nicht glaube, dass das rechtlich korrekt ist, ich aber dem Festivalfrieden zuliebe keinen Skandal daraus machen werde.
 
Zum Glück war Ihre Provokation dahingehend erfolglos, dass sich weder Gottfried Schweitzer noch das Orga-Team davon aus der Ruhe hat bringen lassen. Wir fragen uns aber nun ernsthaft, wie die Leitung einer der größten Jugendeinrichtungen Kölns, sich wiederholt zu solch destruktiven Aktionen hinreißen lassen kann?!“
 
Weil die JugZ-Geschäftsführung sich nicht für ihre Überwachungsmaßnahme entschuldigte, erhielt sie einen zweiten Brief von Jan Krauthäuser: „…Ich habe den "Fall Schweitzer" nun fast ein Jahr begleitet. Währenddessen habe ich mich stets um eine Lösung bemüht, mit der alle Seiten leben können. Eine Lösung, die nach der gerichtlich verordneten Wiedereinstellung und Gottfried Schweitzers Antrag auf Alterteilszeit nahezu perfekt wäre.
 
Was sagt die Politik dazu?
 
Die scheinbar hassgesteuerte, völlig sinnlose Intrige rund ums Edelweißpiratenfestival, demonstriert nun aber endgültig, dass Ihnen und Ihrer Geschäftsleitung jedes Mittel recht zu sein scheint, friedliche Lösungen zu verhindern. Was ein Beispiel für die Kölner Jugend! Es bleibt die Hoffnung, dass die politischen Instanzen ihrer Verantwortung gerecht werden!“
 
Mindestens zwei Vertreter der Kölner Politik, OB-Kandidat Jürgen Roters (SPD), gleichzeitig Schirmherr des Festivals, und Stefan Peill, Vorsitzender der Grünen und Mitglied des Edelweißpiratenclubs, wurden, wie das Solidaritätskomitee Schweitzergarde mitteilt, noch während des Festivals über die Überwachung durch die  JugZ-Geschäftsführung ausgerechnet auf einem Festival informiert, "das an die Verfolgung von Jugendlichen durch die Gestapo erinnert". Beide hätten sich darüber schockiert gezeigt. Die Fotografin hat laut Schweitzergarde inzwischen erklärt, dass sie das Filmen bedauert: Sie sei unter falschen Voraussetzungen angeworben worden und werde das Film-Material nicht weiter geben. 
 
Der Künstler Hans Henin hat auf einer der Bühnen u.a. das Konzert von Klaus der Geiger und den Shanty Boys gefilmt. Den Clip finden Sie hier. (PK)
 
Mehr über das Verhalten der Kölner JugZ-Geschäftsführung gegenüber Gottfrried Schweitzer unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13956
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13643
 
 
 
 
 

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Online-Flyer Nr. 205  vom 28. März 2024



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