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Lokales
Eingestürztes Stadtarchiv und das Kölner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium:
Chaos, Platznot, Pendelverkehr
Von Mathias Peters

Eine Woche ist es jetzt her, dass das Kölner Stadtarchiv einstürzte. Schon als vor einigen Jahren der „Schiefe Turm von Köln“ in den Medien die Runde machte, hätte man sich denken können, dass beim Bau der neuen U-Bahn irgendetwas nicht stimmen kann. Trotzdem machte man weiter wie bisher, ein Fehler, den nicht nur die Anwohner jetzt ausbaden müssen, sondern auch die Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG), direkt gegenüber der Unglücksstelle.

Kirche St. Johann Baptist schiefer turm von köln u-bahn-bau Foto: Tohma
Man hätte es wissen können: „Schiefer Turm  
von Köln“ (St. Johann Baptist) | Foto: Tohma
Am Freitagabend, dem 6.3.2009, fand in der Aula des Kölner Humboldtgymnasiums eine Informationsveranstaltung für Eltern und Schüler statt. Neben dem Schulleiter, Herrn Dr. Jansen, und der Schuldezernentin waren auch ein Mitglied der Elternvertretung, des Schülersprecherteams, ein Baustatiker und ein Vertreter der KVB anwesend. Anlass war die Klärung der drängendsten Fragen, doch wie anwesende Schüler berichteten, wurden diese nur unzureichend beantwortet. In der Regel mussten die Eltern und Schüler sich mit einer Vertröstung auf folgenden Montag zufrieden geben, etwa bei Fragen um anstehende oder wegen des Vorfalls verschobene Klausuren. Auch die Frage nach der Unterbringung der Lernpflichtigen sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt, unter anderem sei im Gespräch gewesen, die Oberstufe in den Räumlichkeiten des nicht gerade nahegelegenen Ursulinengymnasiums zu unterrichten (was dann aber doch verworfen wurde).


Nachdem nun drei Tage lang der Unterricht ausgefallen war, sollte am Montagmorgen wieder mehr oder weniger Normalität einkehren. Diese begann dann mit einem Gottesdienst in St. Aposteln, der jedoch laut Schülerauskunft nicht viel mehr als „nett gemeint“ gewesen sei. „Natürlich war es eine schöne Geste, wenn es darum ging, Zusammenhalt zu demonstrieren, aber auch nicht viel mehr…“, sagte ein Schüler. Und was Oberbürgermeister Schramma dort tat, blieb ebenfalls unklar. Trieb ihn sein schlechtes Gewissen, oder schielte er bereits auf die in einem halben Jahr anstehenden Kommunalwahlen?

Nach dem Gottesdienst dann gingen die Schüler und die Lehrer zur Volkshochschule am Neumarkt, wo seit kurzem die Verwaltungsräume und ein Großteil der Klassenräume untergebracht sind – das Gebäude der VHS stand übrigens leer, weil es auch sanierungsbedürftig ist. Unterricht wurde an dem Tag allerdings nicht mehr erteilt, sondern stattdessen noch fehlende Informationen gegeben. Und die Schüler erhielten die Gelegenheit, Gegenstände, die aus dem Hauptgebäude geborgen worden waren, wieder zu bekommen.

Severinstraße Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Foto: Norbert Schnitzler
Ikarus veranstaltet wieder Lernen, aber
nicht im FWG | Foto: Norbert Schnitzler
Seit Dienstag finden nun wieder Lehrveranstaltungen am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium statt, wenn auch unter noch ungünstigeren Bedingungen als vorher: Während die Oberstufe, die schon vorher aus Platznot an drei verschiedenen Orten Unterricht hatte, auch im Hauptgebäude untergebracht war, müssen die Schüler der Stufen 11, 12 und 13 jetzt zwischen dem Neumarkt und der Georgsstraße, nahe des Hauptgebäudes, hin- und herpendeln. Daher gibt es für sie nur noch Doppelstunden; bisherige Einzelstunden werden vierzehntägig gegeben. Die fünfminütige Pause zwischen zwei Einzelstunden reicht nicht aus, um zum Neumarkt oder zur Hohepforte zu kommen, wo sie sich Räumlichkeiten mit dem ansässigen Kriminalkommissariat teilen dürfen.

Diese „Auslagerung“ gibt es allerdings nicht erst seit einer Woche. Das Gebäude in der Georgsstraße gehört eigentlich der nahen Kaiserin-Augusta-Schule, wird aber von der Oberstufe des FWG seit Jahren mitbenutzt, weil das Hauptgebäude aus allen Nähten platzt. Wegen des guten Rufes gibt es in der Stufe 11 einen überproportional hohen Andrang, dem von der Schulleitung – wie es wohl üblich ist – kein Einhalt geboten wird.

Aufräumarbeiten am Stadtarchiv in Köln Foto: Alexander Bentzien

„Wenn das in der großen Pause passiert wäre..." | Foto: Alexander Bentzien

„Macht nichts, müssen die Kleinen halt auf der Stelle nachlaufen spielen.“, bemerkte ironisch vor etwas über einem Jahr der damalige Schülersprecher Malte Selke. So gingen bis vor einer Woche hunderte Schüler täglich zwischen Hauptgebäude und Georgsstraße hin und her – am Stadtarchiv vorbei. „Ich will nicht wissen, was gewesen wäre, wenn es in der großen Pause passiert wäre!“, sagte eine Schülerin, „Da steht immer die halbe Stufe vor dem Bäcker direkt neben dem Stadtarchiv.“ (PK)

Online-Flyer Nr. 188  vom 11.03.2009

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