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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Medien
Überraschung der Studienleiter ist wiederum überraschend
So what?
Von Sabine Schiffer

Weil die uns zugesandte Studie der Heinrich Heine-Uni in Düsseldorf in der NRhZ-Redaktion einige Fragen offen ließ, was hier und da zum Schmunzeln führte, haben wir die Erlanger Medienwissenschaftlerin Dr. Sabine Schiffer um einen Kommentar zu dem uns zugesandten Text gebeten. – Die Redaktion.

Sabine Schiffer
Dr. Sabine Schiffer:
Überraschung der Studienleiter überraschend
Foto: privat
Was kann eine Studie aussagen, die danach fragt, wie einzelne Bevölkerungsgruppen - Studierende, Journalisten, Politiker - den Medieneinfluss auf die Politik einschätzen? Nun, man erhält erwartungsgemäß eine Aussage über die subjektive Einschätzung der Befragten. Diese darf man nicht mit einem möglicherweise tatsächlich größeren Einfluss von Medien statt dem von Bürgern auf die Politik verwechseln. Denn dies wurde nicht untersucht. Auch war in der Fragestellung nicht die Möglichkeit vorhanden, den Einfluss der Politik auf die Medien - etwa durch gezielte PR und Lobbyarbeit - zu thematisieren. Den der Konzerne schon gar nicht. 
 
Die Studie hat also vor allem auf dem Sektor der Psychologie eine gewisse Aussagekraft, denn während die Befragten den Einfluss der Medien allgemein als groß einstuften, hielten sie sich selber für weniger beeinflussbar: damit ist eine Tendenz zur Selbstidealisierung belegt, die man nun wiederum gruppenspezifisch weiter untersuchen könnte. Diese Selbsteinschätzung bestätigt den sogenannten "Third-Person-Effekt", d.h. die Einschätzung, dass man selber nicht, die anderen Menschen aber durchaus durch Mediendarstellungen beeinflusst werden, wobei man den Personen, die einem näher stehen, mehr Distanz zu Manipulationen, anderen hingegen weniger zutraut.
 
Insofern ist die Überraschung der Studienleiter darüber, dass das Zuordnen von Macht an Medien nicht zur eigenen Ohnmacht führt, wiederum überraschend. Angesichts der Selbsteinschätzung der Befragten als souverän über den Dingen (sprich: Medien) stehende Individuen, ist deren Handlungsbereitschaft doch gerade zu erwarten. Man müsste also weitere psychologische Fragestellungen prüfen, wie etwa, ob es der Selbsttäuschung bzw. Selbstüberschätzung bedarf, um sich von politischer Beteiligung nicht abhalten zu lassen? (PK)
 
Mehr über das Institut für Medienverantwortung, das von Dr. Sabine Schiffer gegründet wurde, erfahren Sie unter www.medienverantwortung.de
 

Online-Flyer Nr. 160  vom 20.08.2008

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