NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

zurück  
Druckversion

Lokales
Gründer und junge SDAJler feierten zusammen
40 Jahre SDAJ
Von Manfred Demmer

Während zu Pfingsten im Kölner Jugendpark die SDAJ mit mehreren hundert Teilnehmern bei gutem Wetter und guter Laune ihr „Festival der Jugend" durchführte, hatten sich bereits am Wochenende davor im Haus der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. einige jener „Veteranen" versammelt, die – 40 Jahre zuvor am gleichen Ort – den Anstoß zur Gründung dieser sozialistischen Jugendorganisation in der Bundesrepublik gaben. Seit 1977 befindet sich dort die Karl Liebknecht-Schule der DKP.

An jenem 28.Januar 1968 wurde ein Aufruf veröffentlicht, der große Zustimmung vieler Jugendfunktionäre und Jugendlicher fand. War doch die Zeit geprägt von einer Aufbruchstimmung nach Veränderung der herrschenden gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse im Land. Und diese Stimmung traf nicht nur auf die Studenten zu, sondern ergriff auch Schüler und Arbeiterjugendliche.


Feiern konnte man schon immer gut: „Veteranen" und

Von der SPD abgewandt

Rolf Priemer, Mitglied des Grundungsausschusses und erster Vorsitzender der dann am 5.5.1968 gegründeten SDAJ, der gemeinsam mit seinen ehemaligenm Stellvertretern Dieter Keller und Erwin Seel zu diesem Wiedersehnstreffen eingeladen hatte, nahm die Gelegenheit wahr, in seinen Begrüßungsworten daran zu erinnern: "Wir haben seinerzeit als junge Kommunisten, als Jugendliche, die sich von der SPD abgewandt hatten, als parteipolitisch und organisatorisch nicht gebundene Jugendliche jenen Augenblick für die Gründung der SDAJ genutzt, als Teile der rebellierenden Jugend mehr als Protest wollten und nach einem Ausweg aus der muffigen und reaktionären Gesellschaftsordnung suchten. Wir haben anlässlich des 150. Geburtstages von Karl Marx ein Konzept für eine sozialistische Organisation der arbeitenden und lernenden Jugend angeboten, die sich - wie wir damals plakatierten - auf solche „Berufsberater“ wie Marx, Engels und Lenin stützen wollte. Wir haben auch bewiesen, dass Bewegung für uns nicht alles ist, sondern dass man aus dem, was man bewegt, Nutzen ziehen sollte. Wir wollen also auf unserer Veranstaltung um Herkunft und Ursprung keinen Bogen schlagen. Die SDAJ war und ist unabhängig von Parteien und Vereinigungen. Wir fanden seinerzeit die Unterstützung der damals verbotenen KPD. Manche behaupten sogar, dass die SDAJ das Pilotprojekt für eine neukonstituierte Kommunistische Partei gewesen sei. Wie dem auch sei: Wahr ist, dass wir zur DKP, die sich vier Monate nach Gründung der SDAJ konstituierte, zügig ein besonders partnerschaftliches und solidarisches Verhältnis anstrebten, weil sie, wie wir, die Ideen von Marx, Engels und Lenin als Richtschnur des Handelns betrachtete. Dieses Verhältnis wurde zwar viele Jahre später im Verband in Frage gestellt und blieb über einige Jahre umstritten, bis sich eine Mehrheit im Verband für die Beibehaltung des wie 1968 beschlossenen Charakters der Organisation durchsetzen konnte. Heute können wir aufgrund der Aussagen der SDAJ auf ihren Bundeskongressen und der DKP auf ihren Parteitagen festhalten, dass Jugendorganisation und Partei durch gemeinsame weltanschauliche Grundlagen und Überzeugungen verbunden sind und, auch wenn es in mancher Frage unterschiedliche Meinungen gibt, gut zusammenarbeiten. Das kann man am nächsten Wochenende beim Festival der Jugend in Köln konkret erleben... "


... und die Jugend. Und immer fit bleiben durch ....

Rolf Priemer erinnert an die vielfältigen, öffentlichkeitswirksamen Aktionen der Gruppen und an das mutige Auftreten vieler Mitglieder, wie der SDAJler in Uniform. Auch bei Lehrlingsaktionen, den Konzern-Tribunalen, der Solidarität mit der Befreiungsfront Südvietnams, dem 9. Festival der Weltjugendfestspiele in Sofia, bei den Anti-Springer- und Antifa-Aktionen, wie z.B. gegen die NPD, beim Liebknecht-Luxemburg-Report 1969 in Oberhausen und dem Lenin-Kongress 1970 in Hamburg, war die SDAJ aktiv wie auch beim Kampf für die Freiheit für Angela Davis und der Solidarität mit Chile und vielem anderem mehr.


...Information und Diskussion.

Anfangs ein wilder Haufen

"Wir geben zu," stellte Rolf Priemer fest, "die SDAJ war in der Anfangszeit ein wilder Haufen. Ich denke an unseren Auftritt mit tausend SDAJlern 1969 beim Treffen junger Sozialisten zum 20. Jahrestag der DDR in Berlin oder an den Freundschaftszug, mit dem 250 SDAJler 1970 einer Einladung des Komsomol folgten. Sicherlich waren manche unserer Losungen nicht unbedingt massenergreifend, zum Beispiel wenn wir bei den Solidaritätsdemonstrationen riefen: „Bürger runter vom Balkon, unterstützt den Vietkong!" Unverständlich wohl auch der Slogan, mit dem wir die Schuldigen der Bildungsmisere anprangerten und mit Inbrunst brüllten: „Hoch vom Dach pfeifts jede Dohle, brecht die Macht der Monopole!“ Aber unsere Spuckis, die der Pardon- und Elan-Cartoonist Arno Ploog gezeichnet hatte, waren klasse. Und Spaß hats auch gemacht."


Keine Angst vor Links!
Fotos: arbeiterfotografie


Diese Aktivitäten nahm auch der DKP-Vorsitzende Heinz Stehr in seiner Rede zum Anlaß zu erklären, das die DKP von der SDAJ gelernt hätte und versprach weitere freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Jugendverband. Michael Grüß, Vorsitzender der SDAJ, stellte in seinem Beitrag die aktuellen Aufgabe des Jugendverbandes heraus und dankte besonders jenen SDAJlern, die in der schwiergen Phase der neunziger Jahre den Erhalt des Jugendverbandes mit gesichert hätten.

Zum Gelingen dieses Empfangs - der von vielen zu intensiven Gesprächen genutzt wurde - trug auch eine kleine Ausstellung bei, in der Dokumente und Bilder der ersten Jahre der SDAJ gezeigt wurden. Das musikalische Rahmenprogramm gestaltete die Hamburger Band "Gutzeit", die sowohl traditionelle SDAJ-Lieder, wie "Mach mit bei uns in der SDAJ - unser Kurs heußt Solidarität" als auch neue, den aktuellen Kampf unterstützende Songs vortrugen. (PK)

Online-Flyer Nr. 146  vom 14.05.2008

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE