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Medien
Ehemaliger CIA-Agent und GEHEIM-Autor in Kuba gestorben
In Memoriam Philip Agee
Von Ingo Niebel und Michael Opperskalski

Ein guter Freund ist gestorben: Anfang Januar dieses Jahres verstarb im Alter von 72 Jahren auf Kuba der ehemalige CIA-Agent Philip Agee. Die Zeitung der kubanischen Kommunisten, „Granma“, würdigte ihn als „verlässlichen Freund Kubas und glühenden Verteidiger des Kampfes der Völker für eine bessere Welt“.

Ja, das war Philip und so wird er in Erinnerung vieler bleiben, obwohl die Sätze aus „Granma“ eine stimmige, kurze Zusammenfassung eines stürmischen, kämpferischen Lebens sind. Philip Agee hat ganz bewusst und mit Konsequenz die Seiten gewechselt. Zunächst als „Durchschnittsnordamerikaner“, patriotisch und karriereorientiert, neugierig auf die große, weite Welt, aufgewachsen, verschlug es ihn in den berüchtigten US-Geheimdienst CIA, wo er glaubte, all das erleben und erfüllen zu können.


Philipp Agee
Philip Agee – erst CIA-Agent, dann Freund Kubas
Quelle: GEHEIM-Archiv


1968 mit der CIA gebrochen
 
Diese Organisation des Staatsterrorismus schickte ihn als intelligenten, sprachbegabten Nachwuchsagenten nach Lateinamerika, um die Dominanz des Imperiums in Lateinamerika mit allen Mitteln zu verteidigen. Dort erlebte Philip Agee jedoch mit eigenen Augen, was dies sehr konkret bedeutete: Folter, Mord, Staatsstreich, Mediendesinformation, Lüge, Verrat. Nichts blieb da mehr übrig von seinen Werten, die er einst geglaubt hatte, mit und in der Agency verteidigen zu können. Um sich treu zu bleiben, wurde er deshalb zu einem ihrer schärfsten und konsequentesten Kritiker. Er brach mit der CIA 1968 und veröffentliche 1975 sein in viele Sprachen übersetztes Buch „Inside the Company“, indem er die schmutzigen Tricks der CIA sowie auch die Namen vieler für sie verantwortlicher CIA-Agenten und Strukturen enthüllte. Seither wurde er von seinem ehemaligen Arbeitgeber gejagt, ihm der US-Pass entzogen; er war, wie einer seiner späteren Buchtitel lautete: „On The Run“ – auf der Flucht...
 
Weltweite Gegenbewegung organisiert
 
Dennoch. Philip Agee blieb sich treu. Er veröffentlichte weiter, enthüllte viele weitere CIA-Operationen, so u.a. gegen Nikaragua, Grenada, Jamaika. Er blieb einer der konsequentesten und schärfsten Kritiker der CIA! So unterstützte er von Anfang an weitere nordamerikanische Kritiker der CIA, unter ihnen auch andere ehemalige CIA-Agenten, die von Beginn der 70er Jahre an in Büchern und Zeitschriften („Covert Action Information Bulletin“/später „Covert Action Quarterly“ sowie „The National Reporter“) eine weltweite Bewegung gegen die Terrororganisation CIA initiierten und damit alle Völker, Parteien, Organisationen und Bewegungen sehr konkret unterstützten, die für Freiheit, sozialen wie politischen Fortschritt, für eine bessere Welt gegen das brutale Imperial kämpften.
 
Diese Bewegung wurde schließlich so erfolgreich, dass eine der ersten Amtshandlungen des 1980 neu gewählten US-Präsidenten Ronald Reagan war, das so genannte „Identities Protection Act“ zu verabschieden, mit dem es von nun an allen US-Bürgern – bei Androhung horrender Strafen – verboten war, wo und wie auch immer durch Veröffentlichungen zur Enthüllung aktiver, getarnter CIA-Agenten und/oder geheimer CIA-Operationen beizutragen, was angeblich zur Gefährdung der so genannten „nationalen Sicherheit“ des Yankee-Imperiums führen könne. Ein repressiver Gummiparagraf und ein schwerer Schlag gegen die Pressefreiheit in den USA, dem in den folgenden Jahrzehnten noch viele weitere folgen sollten...
 
GEHEIM-Autor und Unterstützer
 
An diesem Punkt der Geschichte trafen sich unsere Wege – im revolutionären, sandinistischen Nikaragua, das wir tatkräftig unterstützten. Unser Magazin GEHEIM wurde geboren, um jene Aspekte der Anti-CIA-Bewegung fortzuführen, unter anderem das NAMING NAMES, also die Enthüllung diplomatisch getarnter CIA-Agenten, die in den USA und für US-Bürger verboten worden war. Seither war uns Philip verbunden: ob als Autor oder Unterstützer. Deshalb versuchte die CIA auch, Veröffentlichungen in GEHEIM, die Furore machten, so u.a. 1988 die systematische Enthüllung von CIA-Agenten und Strukturen, ihm anzuhängen, um den weltweiten Druck auf Philip Agee weiter zu erhöhen. Die Terroristen im CIA-Hauptquartier in Langley störte es dabei nicht, dass er mit diesen Aspekten nichts zu tun hatte. Also wieder einmal ein klassischer Fall von Desinformation...
 
Solidarität mit Kuba
 
Ende der 90er Jahre zog Philip ganz nach Kuba und fand dort endlich einen ruhenden Pol ohne den Druck, ständig gejagt zu werden. 2000 gründete er in Havanna eine Reiseagentur, um vor allem nordamerikanischen Staatsbürgern gegen das US-Embargo Reisen auf die revolutionäre Karibikinsel zu ermöglichen. Für ihn war dies ein konkreter, aktiver Schritt prinzipieller Solidarität mit der kubanischen Revolution, ein weiterer Schnittpunkt, den ihn mit uns verband.
 
Philip, wir werden Dich in vielerlei Hinsicht vermissen, aber Deinen Kampf fortführen!
Philip Agee presente!
Hasta La Victoria Siempre!
Die GEHEIM-Redaktion
 
GEHEIM finden Sie unter www.geheim-magazin.de (PK)

Online-Flyer Nr. 144  vom 30.04.2008

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