NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 20. April 2024  

zurück  
Druckversion

Lokales
Zur Demo gegen Oppenheim-Esch vor dem Dom:
Uraufführung des "Dreigeteilten OB"
Von Hans Peter Fischer

Am frühen Montagabend demonstrierten Bürgerinnen und Bürger vor den neuen Messehallen in Köln-Deutz und am Dom gegen die gigantischen Belastungen, die ihnen der Stadtrat durch den Messe-Neubau eingebrockt hat. Auf der anderen Seite führten die Kosten offenbar zu überaus freundlichen Erträgen in privaten Geldsäcken. Deshalb wird seit längerer Zeit vom "Kölschen Klüngel" gemunkelt. Und weil Klüngel eigentlich eine Straftat ist, ermittelt seit Monaten die Staatsanwaltschaft gegen Oberbürgermeister Schramma wegen Untreue. Aber sie will einfach nicht fündig werden. Die NRhZ und andere Medien hatten detailliert über den Skandal berichtet.

Vormittags wurde hier gefeiert - siehe KStA
Vormittags wurde hier gefeiert - siehe KStA
Foto: Hans-Dieter Hey - Arbeiterfotografie



Die überteuerten Größenwahnprojekte wollen sich die Gruppe "BürgerInnen gegen Oppenheim-Esch" und die Kölner Ratsfraktion "Die Linke/Gemeinsam gegen Sozialraub" aber nicht bieten lassen. Deshalb gehen sie gemeinsam auf die Straße, um über die Vorgänge zu informieren. Für vergangenen Montag haben sie sich was besonderes einfallen lassen.

Nachmittags wurde hier demonstriert - siehe NRhZ
Nachmittags wurde hier demonstriert - siehe NRhZ
Foto: Hans-Dieter Hey - Arbeiterfotografie



Vor dem Dom fand eine öffentliche Inszenierung mit drei Darstellern statt: "Messe-Schramma", "Sparkassen-Schramma" und "Bürgermeister-Schramma" (De OB) - eine Anspielung auf die verschiedenen Funktionen des Oberbürgermeisters, mit denen er offensichtlich jeweils ein recht nettes Gehalt erhält. Der Text der Inszenierung stammt von Hans Peter Fischer und wird hier in ungekürzter Fassung wieder gegeben. Die Redaktion.

De OB: Willkommen, meine Herren. Ich begrüße Sie recht herzlich im Namen der Stadt Köln zu unserem heutigen Treffen bezüglich RTL und Messehallen.

Sparkassen-Schramma*: Guten Abend.

Messe-Schramma: Nabend zusammen.

De OB: Wie Sie wissen, meine Herren, haben wir es geschafft, Hürth auszubooten und RTL davon überzeugt, in Köln zu bleiben. Wir geben denen einfach unsere schönen Messehallen.

Sparkassen-Schramma: Nä, das geht so nicht. Wir haben in Ossendorf das Coloneum gebaut und mit finanziert und da auch die Mietgarantie übernommen. RTL muss ins Coloneum nach Ossendorf!

Messe-Schramma: Hhmm..., wenn RTL in unsere Messehallen zieht, dann brauchen wir natürlich neue Hallen, damit wir auch Messen veranstalten können.

De OB: Jetzt bleibt mal ganz ruhig, das kriegen wir schon geregelt.

Messe-Schramma: Ja, klar, ich hab auch schon ne Idee. Wir bauen einfach nebenan ein paar neue Hallen. Wir haben etwas Eigenkapital und auch das Grundstück, da können wir...

Sparkassen-Schramma: Halt! Stopp! So auf keinen Fall. Da bleiben wir ja dann völlig außen vor. Das kriege ich dem Schrödi** nie vernünftig erklärt und dem Jupp*** auch nicht.

De OB: Na, die Messe kann ja die Finanzierung ihres Bauvorhabens über die Sparkasse abwickeln, da verdient Ihr doch dann auch was dran oder?

Sparkassen-Schramma: Es geht ja gar nicht darum, dass wir viel verdienen, wir müssen gegenüber dem Jupp doch das Gesicht wahren. Wenn RTL nicht ins Coloneum geht, sondern nach Deutz, dann müssen wir den auch dran beteiligen. Außerdem: bauen in Köln ohne Esch-Oppenheim - wat sagen unsere Freunde denn dann?

Messe-Schramma: Wenn wir selber bauen, ist aber billiger, das hat der Witt**** schon ausgerechnet.

Sparkassen-Schramma: Jetzt denk doch nicht immer an das Billigste. Is dat Dein Geld?

Messe-Schramma: Nä, aber ...

De OB: Siehste.

Sparkassen-Schramma: Also ich bin dafür, dass uns der Esch-Oppenheim Fonds ein vorzügliches Angebot darüber unterbreitet, dass sie die Messehallen bauen. Und die
KölnMesse mietet die dann. Das krieg ich auch beim Schröder durch.

De OB: Ja, klasse, dann steigen auch die städtischen Schulden offiziell nicht weiter.

Der "Dreigeteilte OB" von Kölle
Der "Dreigeteilte OB" von Kölle
Foto: Hans-Dieter Hey - Arbeiterfotografie



Messe-Schramma: Ich weiß nicht, ob wir die Miete zahlen können; der Fonds schlägt ja da immer ziemlich zu, siehe technisches Rathaus.

De OB: Hör auf! Die Mietgarantie übernimmt ganz einfach die Stadt, damit belasten wir Euch nicht.

Sparkassen-Schramma: Mensch, da stehen wir beim Jupp wieder gut da, haben RTL in Köln gehalten und ein paar neue Hallen für die Messe und alles ganz ohne Risiko für uns. Das übernimmt alles die Stadt. Toller Plan.

De OB: Posaun' das nur nicht raus. Erklär das mal dem Schröder, damit das nachher seine Idee ist.

Messe-Schramma: Ich glaub zwar immer noch nicht, dass ich den Witt überzeugt bekomme, aber dann muss ich mal VERNÜNFTIG mit ihm reden. Ich werde ihm ein Angebot machen, was er nicht ablehnen kann.

Und gleich stürzt der Dom ein...
Und gleich stürzt der Dom ein...
Foto: Hans-Dieter Hey - Arbeiterfotografie



De OB: Seht Ihr Jungens, dat hammer wieder fein hingekriegt. Jetzt müsst Ihr dat in Euern Firmen richtig verkaufen, und ich dem Rat nit zu viel verraten. Hauptsache, die wollen das nachher alle. Und mir, mir haben uns jetzt erst mal en Kölsch verdient.

*seit 01.01.2005 Sparkasse KölnBonn
** Gustav Adolf Schröder, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse
KölnBonn
*** Josef Esch, Vermögensverwalter
**** Jochen Witt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH




Online-Flyer Nr. 27  vom 17.01.2006

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE