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Wirtschaft und Umwelt
Die grüne Ecke - alle 14 Tage - Folge 1
Misteln - Parasiten oder Zauberpflanzen ?
Von Katja Kleinert

Gewöhnlich fallen sie erst nach dem Laubfall richtig auf: die kugelrunden, immergrünen Gebilde der Misteln. Wohl wegen ihrer eigenartigen Lebensweise, hoch oben in den Bäumen zwischen Himmel und Erde, ohne erkennbare Wurzel, wurden ihnen von alters her magische Eigenschaften zugeschrieben.

Wahrscheinlich rührt daher die Tradition, zur Weihnachtszeit Mistelzweige an die Haustür zu hängen. Aber wer denkt dabei schon daran, dass Misteln extrem langsam wachsende Gehölze sind? Nach dreißig Jahren hat eine Mistelpflanze erst 50 cm Durchmesser erreicht. Die alljährliche Weihnachtsdekoration hat zu einem erheblichen Rückgang der europäischen Mistelbestände geführt.

Mittlerweile stehen Misteln in Deutschland unter Naturschutz. Oft werden sie trotzdem geplündert. Dabei kann man immergrüne Gestecke ebenso schön aus weniger gefährdeten Pflanzen wie Ilex oder Buchsbaum, ganz zu schweigen von Fichten- oder Kiefernzweigen basteln.

Gastbäume werden nicht geschädigt
Gastbäume werden nicht geschädigt
Foto: Katja Kleinert



Misteln sind keine Parasiten; man könnte sie allenfalls als Halbschmarotzer oder Epiphyten bezeichnen. Ihre Wurzeln dringen in die Wasser leitenden Teile des Splintholzes ein und entziehen dem jeweiligen Wirtsbaum Wasser und darin gelöste Nährsalze. Der Baum selbst (meist sind es Pappeln, Apfelbäume, Kiefern oder Tannen) wird dadurch nicht geschädigt.

Die Mistelpflanze ernährt sich, wie die meisten anderen Pflanzen auch, indem im Chlorophyll (Blattgrün) mit Hilfe des Sonnenlichts das Kohlendioxyd aus der Luft in Kohlenhydrate umgewandelt wird.

Auch die Vermehrung der Mistel ist interessant: Die weißen Beeren enthalten einen klebrigen Schleim, der den Vögeln beim Fressen die Schnäbel verklebt. Beim Versuch, den Schnabel an einem Ast sauber zu reiben, bleibt gelegentlich ein Samenkorn an der Rinde haften. Der wachsende Keimling bildet dann Eiweißstoffe aus, die die Rinde des Baumes an einer Stelle auflösen und es so der jungen Pflanze ermöglichen, Senkwurzeln auszubilden.

Mittlerweile unter Naturschutz
Mittlerweile unter Naturschutz
Foto: Katja Kleinert



Übrigens: auch wenn Misteln keine nachweislich magischen Eigenschaften haben, werden sie doch häufig mit Erfolg als begleitendes Mittel in der Krebstherapie eingesetzt.

Mehr über naturnahe Gartengestaltung erfahren Sie unter: http://www.picea-ex.de/


Online-Flyer Nr. 25  vom 04.01.2006

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