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Medien
Außerirdischer Aberwitz in Maischbergers Geisterstunde
ARD-UFO-Blockbuster zu Halloween
Von Hans-Detlev v. Kirchbach
Aus der Anstalt: Öffentlich-rechtliches Fernsehen
Mit dieser Diagnose hatte der promovierte Physiker, der in Maischbergers sonderlicher Spiritisten-Seance wie ein verirrtes Relikt der Aufklärung wirkte, durchaus recht. Allein Thema und vor allem Termin der Sendung hätten ihn jedoch vorwarnen sollen. Denn spätestens seit dem gleichnamigen Horrorklassiker ist ja allgemein bekannt, daß zu „Halloween“ die verschärfte Psychiatrie Freiausgang genießt.
So durften denn UFOs im Sinne Ninas außerirdischer Phantastereien und Engelsmärchen der Ex-TV-Moderatorin Sabrina Fox 75 Minuten kostbarer Sendezeit im ARD-Hauptprogramm okkupieren, während die gequälte Stimme der kritischen Vernunft die Selbstentfernung aus dem massenverdummenden Entertainment-Diskurs vorzog.
„Yogi“-Entdecker Buttlar – in allen Medien beliebt
Quelle: www.jvbuttlar.at
Ungehörte Warnungen
Einwände gegen dieses Thema und vor allem im Hinblick auf die Besetzung des Abends hatte es von Sachkennern im Vorfeld bereits gegeben, doch prallten diese an der zur Tugend erhobenen Ignoranz der „Verantwortlichen“ ab. U.a. klopfte die kritische UFO-Untersuchungs-Organisation CENAP vergeblich an die virtuelle Tür des – ohnehin abwesenden – WDR-Redakteurs Carsten Wiese. Ganz zu schweigen vom Verfasser dieses Artikels, der auch als langgedienter WDR-Hörfunkautor nicht zur Redaktion, sondern nur zu einem überforderten Abwimmel-Telefonisten vordrang.
Infotainment ignoriert Information
Die ignorierten Informations-Offerten bezogen sich primär auf einen Studiogast, der sich im Windschatten des Paradiesvogels Nina dann jedoch geradezu akademisch seriös geben konnte: Johannes Freiherr von Buttlar. Gleichwohl ist der Autor durchgängig absonderlicher, aber erfolgreicher Werke über Themen wie Zeitreisen, ewige Jugend und eben UFOs ein sprichwörtlicher Repräsentant pseudowissenschaftlicher Publizistik. „Phantastische Wissenschaft“ - im Sinne luftiger Hypothesen – bescheinigte der Physiker Markus Pössel dem Vielschreiber, dessen Werke er neben denen Erich von Dänikens einer messerscharfen Analyse unterzog (1). Fritz Rumler verriß im SPIEGEL Buttlars Methode mit dem Sprachspiel „Im Drüben fischen“, und ernannte den - laut Eigenwerbung - „Autor, der aus der Zukunft kam“, zum „Ciarlatano“ (2) – angelehnt an jenen „Grafen Cagliostro“, der im 18. Jahrhundert vorgab, mehrere hundert Jahre alt zu sein und Blei in Gold verwandeln zu können. Kritiker wie Werner Walter von CENAP und Rudolf Henke vom „Forum Parawissenschaften“ wollten nun verhindern, daß Buttlars geschäftstüchtiger Okkult-Vermarktung bei Maischberger ein Gratis-Werbeforum geboten werde und wenigstens ein paar kritische Fragen anregen. Nicht nur zu Buttlars „phantastischer Wissenschaft“, sondern auch zu seinen rechten Verbindungen.
Sogar den Hildegard von Bingen-Preis hat sie schon: Sandra Maischberger
Quelle: www.hildegard-von-bingen-preis.de
Der Wissenschaftspublizist als Märchenerzähler
Hier nur ein Exempel für Buttlars „Wissenschaft“, anhand seines Dichtwerkes „Die Methusalem-Formel“ (1994/96). Stärkstes Stück in diesem, so Buttlar, „opus summum“, und Objekt schärfsten Rezensenten-Hohns war das Photo eines „Yogi“, das der Autor von einer Expedition in den Himalaya mitgebracht haben wollte. Das diffuse Schwarz-Weiß-Bild zeigt einen splitternackten, hageren Herrn mit wallendem Bart, der scheinbar auf einem Berggipfel steht. Dieser Himmelsstürmer aber - nun kommt der Clou – sei im 14. Jahrhundert geboren und mit rund 650 Jahren noch quicklebendig. Schon vor Jahrhunderten habe er seinen luftigen Wohnsitz in wahrhaft atemberaubenden 6.800 Metern Höhe genommen. Dank absoluter Körperbeherrschung durch Yoga komme jener „Swami Saravananda“, außer Schlürfen schmackhaften Schneewassers, ohne Nahrung und auch ohne lästige Kleidung aus, bei wohligen Temperaturen bis minus 40 Grad. Sollte aber Baron Münchhausens würdiger Erbe nicht selbst irgendeiner Berglegende aufgesessen sein und diese als „Wissenschaftsautor“ für bare Münze nehmen, bliebe nur eine unfreundliche Vermutung. Nämlich, daß er derlei Fabeln, die noch Grimms Märchen in den Schatten stellen, lediglich seinen zahlenden LeserInnen glauben machen will, des schnöden Umsatzes halber.
Irreführung als Geschäftszweig
Und das nicht bloß im Hinblick auf den Verkauf seiner Bücher, sondern auch der unter seinem Namen laufenden teuren Anti-Aging-Pülverchen, die er seit Jahren auf dem Werbekanal „HSE24“ anpreist.
Gleichwohl ein karger Lohn für einen Jahrtausend-Genie. Denn wenn auch nur ein Zehntel von Buttlars Behauptungen zuträfe, müßte der Autor zehn Jahre in Folge den Nobelpreis erhalten. Doch statt bei der Nobel-Akademie gastiert Buttlar in Talkshows. Der Vermarktung von Büchern und sonstigen Buttlar-Produkten kann aber solche Massenwirkung nur zugute kommen. Denn Märchen für Erwachsene, halbwegs „spannend“ präsentiert, verkaufen sich allemal besser als richtige, also desillusionierende, Wissenschaft. Dieser Maxime folgt erst recht das Fernsehen: „The show must go on“. Nervende Hinweise zum Beispiel auf Buttlars Zusammenarbeit mit bekannten Eso-Faschisten mußten daher einfach von der Maischberger- Redaktion ignoriert werden.
Ein Top-Obskuranten-Duo: Der „Zukunftsautor“ Buttlar und der Wiedergeburts-Fabulant und justiznotorische Antisemit Trutz Hardo alias Tom Hockemeyer
Braune Kumpane der grünen Männchen
In einem „Schlüsselroman“ unter dem absichtsvollen Titel „Jedem das Seine“ behauptete der „Reinkarnations- Therapeut“, wie vor ihm schon etliche Okkult-Autoren seit den 1940er Jahren, die Juden hätten im Holocaust für Vergehen in irgendwelchen „früheren Leben“ den verdienten karmischen Ausgleich entrichtet. Nach Strafanzeige aus der Jüdischen Gemeinde Hessen im Anschluß an eine von Antifa-Protesten begleitete Hardo-Lesung in Darmstadt wurde der Autor solch spiritueller Verklärung des millionenfachen Mordes an den Juden Europas 1998 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 200 Tagessätzen verurteilt.
Buttlar freilich scheint nichts dabei zu finden, mit einem Apologeten des Judenmordes gemeinsam Bücher zu schreiben – so das Opus „Supersurfing“ über Geistreisen durch Raum und Zeit, die Buttlar zu beherrschen vorgibt.
Okkultismus in der ersten Reihe
Doch kamen kritische Anfragen in diese Richtung bei Maischberger nicht vor. Die Absetzung der Fliege-Talkshow, über ein Jahrzehnt das ARD-Mekka für Geistheiler, Hellseher und UFO-Unfug, hat also noch zu keiner wesentlichen Reduktion des öffentlich-rechtlichen Okkultfaktors geführt. Nach dem ARD-UFO-Blockbuster zu Halloween steht eher fest: Obskuranten rücken bei ARD und ZDF wieder in die erste Reihe – je manischer auf „Quote“ und Unterhaltung um jeden Preis gesetzt wird, um so mehr. (PK)
Online-Flyer Nr. 120 vom 07.11.2007
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Außerirdischer Aberwitz in Maischbergers Geisterstunde
ARD-UFO-Blockbuster zu Halloween
Von Hans-Detlev v. Kirchbach
Aus der Anstalt: Öffentlich-rechtliches Fernsehen
Mit dieser Diagnose hatte der promovierte Physiker, der in Maischbergers sonderlicher Spiritisten-Seance wie ein verirrtes Relikt der Aufklärung wirkte, durchaus recht. Allein Thema und vor allem Termin der Sendung hätten ihn jedoch vorwarnen sollen. Denn spätestens seit dem gleichnamigen Horrorklassiker ist ja allgemein bekannt, daß zu „Halloween“ die verschärfte Psychiatrie Freiausgang genießt.
So durften denn UFOs im Sinne Ninas außerirdischer Phantastereien und Engelsmärchen der Ex-TV-Moderatorin Sabrina Fox 75 Minuten kostbarer Sendezeit im ARD-Hauptprogramm okkupieren, während die gequälte Stimme der kritischen Vernunft die Selbstentfernung aus dem massenverdummenden Entertainment-Diskurs vorzog.
„Yogi“-Entdecker Buttlar – in allen Medien beliebt
Quelle: www.jvbuttlar.at
Ungehörte Warnungen
Einwände gegen dieses Thema und vor allem im Hinblick auf die Besetzung des Abends hatte es von Sachkennern im Vorfeld bereits gegeben, doch prallten diese an der zur Tugend erhobenen Ignoranz der „Verantwortlichen“ ab. U.a. klopfte die kritische UFO-Untersuchungs-Organisation CENAP vergeblich an die virtuelle Tür des – ohnehin abwesenden – WDR-Redakteurs Carsten Wiese. Ganz zu schweigen vom Verfasser dieses Artikels, der auch als langgedienter WDR-Hörfunkautor nicht zur Redaktion, sondern nur zu einem überforderten Abwimmel-Telefonisten vordrang.
Infotainment ignoriert Information
Die ignorierten Informations-Offerten bezogen sich primär auf einen Studiogast, der sich im Windschatten des Paradiesvogels Nina dann jedoch geradezu akademisch seriös geben konnte: Johannes Freiherr von Buttlar. Gleichwohl ist der Autor durchgängig absonderlicher, aber erfolgreicher Werke über Themen wie Zeitreisen, ewige Jugend und eben UFOs ein sprichwörtlicher Repräsentant pseudowissenschaftlicher Publizistik. „Phantastische Wissenschaft“ - im Sinne luftiger Hypothesen – bescheinigte der Physiker Markus Pössel dem Vielschreiber, dessen Werke er neben denen Erich von Dänikens einer messerscharfen Analyse unterzog (1). Fritz Rumler verriß im SPIEGEL Buttlars Methode mit dem Sprachspiel „Im Drüben fischen“, und ernannte den - laut Eigenwerbung - „Autor, der aus der Zukunft kam“, zum „Ciarlatano“ (2) – angelehnt an jenen „Grafen Cagliostro“, der im 18. Jahrhundert vorgab, mehrere hundert Jahre alt zu sein und Blei in Gold verwandeln zu können. Kritiker wie Werner Walter von CENAP und Rudolf Henke vom „Forum Parawissenschaften“ wollten nun verhindern, daß Buttlars geschäftstüchtiger Okkult-Vermarktung bei Maischberger ein Gratis-Werbeforum geboten werde und wenigstens ein paar kritische Fragen anregen. Nicht nur zu Buttlars „phantastischer Wissenschaft“, sondern auch zu seinen rechten Verbindungen.
Sogar den Hildegard von Bingen-Preis hat sie schon: Sandra Maischberger
Quelle: www.hildegard-von-bingen-preis.de
Der Wissenschaftspublizist als Märchenerzähler
Hier nur ein Exempel für Buttlars „Wissenschaft“, anhand seines Dichtwerkes „Die Methusalem-Formel“ (1994/96). Stärkstes Stück in diesem, so Buttlar, „opus summum“, und Objekt schärfsten Rezensenten-Hohns war das Photo eines „Yogi“, das der Autor von einer Expedition in den Himalaya mitgebracht haben wollte. Das diffuse Schwarz-Weiß-Bild zeigt einen splitternackten, hageren Herrn mit wallendem Bart, der scheinbar auf einem Berggipfel steht. Dieser Himmelsstürmer aber - nun kommt der Clou – sei im 14. Jahrhundert geboren und mit rund 650 Jahren noch quicklebendig. Schon vor Jahrhunderten habe er seinen luftigen Wohnsitz in wahrhaft atemberaubenden 6.800 Metern Höhe genommen. Dank absoluter Körperbeherrschung durch Yoga komme jener „Swami Saravananda“, außer Schlürfen schmackhaften Schneewassers, ohne Nahrung und auch ohne lästige Kleidung aus, bei wohligen Temperaturen bis minus 40 Grad. Sollte aber Baron Münchhausens würdiger Erbe nicht selbst irgendeiner Berglegende aufgesessen sein und diese als „Wissenschaftsautor“ für bare Münze nehmen, bliebe nur eine unfreundliche Vermutung. Nämlich, daß er derlei Fabeln, die noch Grimms Märchen in den Schatten stellen, lediglich seinen zahlenden LeserInnen glauben machen will, des schnöden Umsatzes halber.
Irreführung als Geschäftszweig
Und das nicht bloß im Hinblick auf den Verkauf seiner Bücher, sondern auch der unter seinem Namen laufenden teuren Anti-Aging-Pülverchen, die er seit Jahren auf dem Werbekanal „HSE24“ anpreist.
Gleichwohl ein karger Lohn für einen Jahrtausend-Genie. Denn wenn auch nur ein Zehntel von Buttlars Behauptungen zuträfe, müßte der Autor zehn Jahre in Folge den Nobelpreis erhalten. Doch statt bei der Nobel-Akademie gastiert Buttlar in Talkshows. Der Vermarktung von Büchern und sonstigen Buttlar-Produkten kann aber solche Massenwirkung nur zugute kommen. Denn Märchen für Erwachsene, halbwegs „spannend“ präsentiert, verkaufen sich allemal besser als richtige, also desillusionierende, Wissenschaft. Dieser Maxime folgt erst recht das Fernsehen: „The show must go on“. Nervende Hinweise zum Beispiel auf Buttlars Zusammenarbeit mit bekannten Eso-Faschisten mußten daher einfach von der Maischberger- Redaktion ignoriert werden.
Ein Top-Obskuranten-Duo: Der „Zukunftsautor“ Buttlar und der Wiedergeburts-Fabulant und justiznotorische Antisemit Trutz Hardo alias Tom Hockemeyer
Braune Kumpane der grünen Männchen
In einem „Schlüsselroman“ unter dem absichtsvollen Titel „Jedem das Seine“ behauptete der „Reinkarnations- Therapeut“, wie vor ihm schon etliche Okkult-Autoren seit den 1940er Jahren, die Juden hätten im Holocaust für Vergehen in irgendwelchen „früheren Leben“ den verdienten karmischen Ausgleich entrichtet. Nach Strafanzeige aus der Jüdischen Gemeinde Hessen im Anschluß an eine von Antifa-Protesten begleitete Hardo-Lesung in Darmstadt wurde der Autor solch spiritueller Verklärung des millionenfachen Mordes an den Juden Europas 1998 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 200 Tagessätzen verurteilt.
Buttlar freilich scheint nichts dabei zu finden, mit einem Apologeten des Judenmordes gemeinsam Bücher zu schreiben – so das Opus „Supersurfing“ über Geistreisen durch Raum und Zeit, die Buttlar zu beherrschen vorgibt.
Okkultismus in der ersten Reihe
Doch kamen kritische Anfragen in diese Richtung bei Maischberger nicht vor. Die Absetzung der Fliege-Talkshow, über ein Jahrzehnt das ARD-Mekka für Geistheiler, Hellseher und UFO-Unfug, hat also noch zu keiner wesentlichen Reduktion des öffentlich-rechtlichen Okkultfaktors geführt. Nach dem ARD-UFO-Blockbuster zu Halloween steht eher fest: Obskuranten rücken bei ARD und ZDF wieder in die erste Reihe – je manischer auf „Quote“ und Unterhaltung um jeden Preis gesetzt wird, um so mehr. (PK)
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