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Glossen
Nobel geht der Preis zu Grunde
Kohl um Nobelpreis betrogen
Von Jens Berger

Nein, was war das für eine schwarze Woche für George Bush und Helmut Kohl. Nicht der hoch ehrenwerte und verdiente Altkanzler aus Oggersheim, sondern der Erfinder des Internets, Klima-Kasper und Beinahe-Präsident aus Washington räumte in Oslo ab. Ein Jahr nach dem Oscar erntete Calamity-Al die zweitsubjektivste Auszeichnung der Welt – den Friedensnobelpreis – und reiht sich damit in die Liste verdienter Friedensaktivisten wie Henry Kissinger, Jassir Arafat, Schimon Peres und Jitzhak Rabin ein.

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„Bringen Sie mir bitte sooo einen Truthahn – aber aus Ökoanbau
versteht sich!" | Foto: Steve Jurvetson,
www.wikipedia.de

Doch all dies wäre vermeidbar gewesen: Hätte George Bush der Jüngere doch nur auf den Trick mit den Wahlmaschinen in Florida verzichtet – die Welt wäre eine andere. Bush selbst könnte in Frieden seine Brezeln essen und den Cowboy spielen. In die Geschichte wäre er lediglich als der schlechteste Gouverneur Texas’ eingegangen und nicht als der Mann, der für Millionen Tote und das Ende des amerikanischen Zeitalters verantwortlich ist. Da der Irak-Krieg nie stattgefunden hätte, wäre Ede Stoiber 2002 Kanzler aller deutschen Stämme geworden, und Deutschland hätte wenigstens etwas zu Lachen.

Al Gore säße stattdessen im Weißen Haus und müsste sich mit konservativen Querulanten herumärgern, anstatt Preise, Ruhm und Ehre einzustreichen. Die USA wären Vorreiter im Klimaschutz und in der Bildungspolitik anstatt in der Rüstungsindustrie und auf dem Gebiet der rekonstruktiven Chirurgie. Die Welt wäre ein wenig glücklicher, Merkel eine Hinterbänklerin, und – was am allerwichtigsten ist – Helmut Kohl wäre heute für sein Lebenswerk mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.


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Helmut Kohl und andere Verdächtige kurz vor dem Winterschlussverkauf der DDR
Foto: F. Lee Corkran
| www.wikipedia.de

Sein Lebenswerk ist wahrlich nobel. Er erreichte die Durchsetzung des NATO-Nachrüstungsbeschlusses, die Einführung des Euros, den Aufkauf und anschließenden Ausverkauf der DDR. Er ist bekannt für seine taktischen Blackouts vor Untersuchungsausschüssen, die Kranzniederlegung auf einem Waffen-SS Friedhof, die kreative Finanzierung seiner Partei und viele friedliche Dinge mehr. Er würde nicht den Friedensnobelpreis bekommen, sondern er wäre der Friedensnobelpreis, wie die Titanic postulierte.

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Friedensengel Gore – hier in Vietnam     
(aber in vorderster Reihe)
Und was hat Al Gore diesen heroischen Taten entgegenzusetzen? Bei der Befriedung des Kosovos stand er nur in der zweiten Reihe, er wollte eine Annäherung an das Reich des Bösen – nein, damals war das Russland und nicht die USA – er kaspert mit Flipcharts und Powerpoint- Präsentationen gegen den Klimawandel und geht vor allem als der einzige gewählte Präsident der USA in die Geschichte ein, der nie Präsident wurde. Hätte Schröder bei seinem „suboptimalen“ Auftritt bei der „Elefantenrunde“ nicht besser argumentieren können? Merkel hätte doch glatt geglaubt, dass er der Wahlsieger sei, hätte sich aus der aktiven Politik zurückgezogen und in ein paar Jahren auch einen Nobelpreis für Klima-Kaspereien bekommen. Die Welt ist ungerecht!

Verschärfend kommt für Kohl hinzu, dass mit Doris Lessing ausgerechnet die Tante der linken Socke Gregor Gysi einen Nobelpreis absahnte. Nun haben sowohl SPD als auch LINKE Nobelpreisträger in der erweiterten Verwandtschaft, nur CDU/CSU gehen permanent leer aus. Dass Ede Stoiber irgendwann einmal für sein literarisches Lebenswerk den Literaturnobelpreis bekommt, ist eher unwahrscheinlich. Schäubles bahnbrechenden Theorien über schmutzige Bomben reichen wohl auch nicht ganz für einen Chemienobelpreis und das Jung dereinst einmal für seine Fulgzeugabschussphantasien den Friedensnobelpreis bekommen könnte, fiele selbst den übelsten Sarkasten nicht ein.

Vielleicht sollte man ja die Wahlmaschinen in Oslo überprüfen lassen und vor dem internationalen Gerichtshof eine Nachzählung der Stimmen von Hand einklagen. Wer weiß? Vielleicht hat Al Gore aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und die Wahlen der „Academy of Motion Pictures” und des „Nobelpreiskomitees” in schändlicher Art und Weise manipuliert.

P.S.: Der Autor hätte sich sehr gefreut, wenn Mohammed Ali – der ebenfalls nominiert war – den Preis gewonnen hätte. Er hätte ihn wirklich verdient. Aber immer noch besser Al Gore, als der unsägliche Bonobo!
(CH)


spiegelfechter 


Jens Berger betreibt den Blog Spiegelfechter”,
auf dem Sie noch viel mehr kritische und witzig hintergründige Kommentare über die Welt und das Mediengeschehen lesen können. (Siehe auch die Verweise im Text.)


Bild Startseite: „Helmut Kohl im Format verrückt" | Quelle: KAS.de


Online-Flyer Nr. 117  vom 17.10.2007

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