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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Fotogalerien
Die Arbeiterfotografie feiert Geburtstag
„80 Jahre Gegenwind”
Von der Arbeiterfotografie

Es ist ein ganz besonderes Jubiläum, dass die Arbeiterfotografie nunmehr seit 80 Jahren existiert und aus der deutschen Medienwelt nicht mehr wegzudenken ist. Als Forum für Fotokunst, kritische Fotografie und Sozialfotografie, als Galerie und Fotoredaktion ist die Arbeiterfotografie seit ihrer Gründung 1927 in Erfurt den Grundsätzen ihres Schöpfers Willy Münzenberg treu geblieben, eine wirksame Gegenöffentlichkeit zur bürgerlichen Bild- und Pressewelt zu schaffen und damit vielen den Zugang zu einer anderen Gedanken- und Erfahrungswelt zu ermöglichen.

Gerade heute, in einer Zeit der für die Demokratie ungesunden Medienkonzentration hat die Bedeutung der Arbeiterfotografie zugenommen. Dass viele den Entwicklungen einer von mächtiger Seite gesteuerten Meinungsbildung nicht mehr trauen, zeigt, dass im vergangenen Jahr die Menschen rund fünf Millionen Mal den Weg zum Internetportal der Arbeiterfotografinnen und -fotografen gefunden haben, um sich zu informieren. Viele Zeitungen und Zeitschriften bedienen sich aus dem Angebot des Verbandes, weil – so sagen viele – die Arbeiterfotografie „ehrliche" Fotodokumente bereit stellt.


Grafitarbeiterinnen
Akkord im Dreck, Grafitarbeiterinnen, 1930
Eugen Heilig für AIZ-Reportage | www.arbeiterfotografie.com

Vom 26.10. bis zum 28.10.2007 wird dieser Entwicklung durch öffentliche Veranstaltungen im Stadtgarten Erfurt Rechnung getragen. Die Arbeiterfotografie möchte mit einem Festakt allen Freundinnen und Freunden, ihren Mitgliedern und Förderern für ihr großes Engagement danken und lädt deshalb die interessierte Öffentlichkeit ein, an den Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionen um einen längst überfälligen medienkritischen Diskurs teilzunehmen. Und vielleicht gelingt es, gegen die herrschende Meinungsbildung ein Zeichen zu setzen, das in künftigen medienpolitischen Debatten nicht unbeachtet bleiben kann.

Bilder sind unverzichtbare Mittel, um Botschaften massenwirksam zu verbreiten. Bildern haftet Beweiskraft an. Bei Bildern kommt es aber auch auf die Sichtweise an. Was wird wann wozu fotografiert? Die Fotografie war schnell Bestandteil der Massenmedien, organisiert über Fotoagenturen. Die Medien der Arbeiterbewegung waren zunächst auf diese Agenturen angewiesen und sahen immer dringender die Notwendigkeit, auch Bildmaterial zu haben, das die Welt und die Auseinandersetzungen aus ihrer Sicht illustriert. Mit der Zeitschrift „Der Arbeiterfotograf“ begann die Bewegung der Arbeiterfotografen, die sich im April 1927 im Erfurter Volkshaus zur „Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands“ organisierte. Mit Gästen aus der Sowjetunion, aus Belgien, aus England und aus der Tschechoslowakei fand die Gründungsversammlung statt.

Der bürgerlichen Medienmacht die Sicht der Arbeiterklasse in ihren Medien entgegen zu setzen und mit ihren Bildern Einfluss zu nehmen, war Anliegen der Arbeiterfotografen und sie hatten damit auch eine eigene ästhetische Bildsprache geschaffen, die in der kurzen Zeit bis 1933 beachtliche Aufmerksamkeit erzielte. Die Namen Eugen Heilig, Erich Rinka, Ernst Thormann zeugen heute noch von der bedeutenden fotografischen Qualität der Arbeiterfotografie der 1920er und 1930er Jahre. John Heartfield schuf seine Foto-Montage-Kunst in enger Verbindung mit den Arbeiten der Arbeiterfotografie. Wie alle Vereinigungen der Arbeiterbewegung konnte auch die „Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands“ das Jahr 1933 nicht überleben.

In der Bundesrepublik erfolgte 1978 in Essen die Neugründung des Bundesverbandes der Arbeiterfotografie. Absicht und Selbstverständnis ihrer Mitglieder knüpfen an den damaligen Intentionen der Arbeiterfotografen an. Die technischen Möglichkeiten haben sich verändert. Das Medium Fotografie ist durch die Digitalisierung schneller geworden, die Verbreitungsmöglichkeiten durch das Internet sind größer geworden. Aber das Vertrauen der Menschen in diese digitale Fotowelt ist gesunken. Eine Herausforderung für die Arbeiterfotografie, die Menschen für kritisches Sehen und Denken zu sensibilisieren. (CH)

Mehr über die Ausstellung in Erfurt in der Terminrubrik der NRhZ oder unter
www.arbeiterfotografie.com


Grafitarbeiterinnen
„Der Arbeiter-Fotograf" von 1931
Foto „Der Herr" von Eugen Heilig (Pseudonym F.P. Breslau)


Grafitarbeiterinnen
Kleinstwohnung eines Arbeitslosen, Berlin 1932
Foto: Ernst Thormann


arbeiterfotografie kind ruft zu streik auf
Unbekannter Autor


arbeiterfotografie kind ruft zu streik auf
Titelbild der A-I-Z, 1934
Von John Heartfield


Grafitarbeiterinnen
„Arbeitskollege, Feinmechaniker, Rechlin, 1935"
Foto: Walter Martin (Ehrenmitglied der Arbeiterfotografie)


Grafitarbeiterinnen
Werbepostkarte mit Motiv von Willi Zimmermann aus Dresden


Grafitarbeiterinnen
Von Walter Martin, Ehrenmitglied der Arbeiterfotografie

Alle Fotos www.arbeiterfotografie.com


Online-Flyer Nr. 116  vom 10.10.2007

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