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Die Arbeiterfotografie feiert Geburtstag
„80 Jahre Gegenwind”
Von der Arbeiterfotografie
Gerade heute, in einer Zeit der für die Demokratie ungesunden Medienkonzentration hat die Bedeutung der Arbeiterfotografie zugenommen. Dass viele den Entwicklungen einer von mächtiger Seite gesteuerten Meinungsbildung nicht mehr trauen, zeigt, dass im vergangenen Jahr die Menschen rund fünf Millionen Mal den Weg zum Internetportal der Arbeiterfotografinnen und -fotografen gefunden haben, um sich zu informieren. Viele Zeitungen und Zeitschriften bedienen sich aus dem Angebot des Verbandes, weil – so sagen viele – die Arbeiterfotografie „ehrliche" Fotodokumente bereit stellt.
Akkord im Dreck, Grafitarbeiterinnen, 1930
Eugen Heilig für AIZ-Reportage | www.arbeiterfotografie.com
Vom 26.10. bis zum 28.10.2007 wird dieser Entwicklung durch öffentliche Veranstaltungen im Stadtgarten Erfurt Rechnung getragen. Die Arbeiterfotografie möchte mit einem Festakt allen Freundinnen und Freunden, ihren Mitgliedern und Förderern für ihr großes Engagement danken und lädt deshalb die interessierte Öffentlichkeit ein, an den Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionen um einen längst überfälligen medienkritischen Diskurs teilzunehmen. Und vielleicht gelingt es, gegen die herrschende Meinungsbildung ein Zeichen zu setzen, das in künftigen medienpolitischen Debatten nicht unbeachtet bleiben kann.
Bilder sind unverzichtbare Mittel, um Botschaften massenwirksam zu verbreiten. Bildern haftet Beweiskraft an. Bei Bildern kommt es aber auch auf die Sichtweise an. Was wird wann wozu fotografiert? Die Fotografie war schnell Bestandteil der Massenmedien, organisiert über Fotoagenturen. Die Medien der Arbeiterbewegung waren zunächst auf diese Agenturen angewiesen und sahen immer dringender die Notwendigkeit, auch Bildmaterial zu haben, das die Welt und die Auseinandersetzungen aus ihrer Sicht illustriert. Mit der Zeitschrift „Der Arbeiterfotograf“ begann die Bewegung der Arbeiterfotografen, die sich im April 1927 im Erfurter Volkshaus zur „Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands“ organisierte. Mit Gästen aus der Sowjetunion, aus Belgien, aus England und aus der Tschechoslowakei fand die Gründungsversammlung statt.
Der bürgerlichen Medienmacht die Sicht der Arbeiterklasse in ihren Medien entgegen zu setzen und mit ihren Bildern Einfluss zu nehmen, war Anliegen der Arbeiterfotografen und sie hatten damit auch eine eigene ästhetische Bildsprache geschaffen, die in der kurzen Zeit bis 1933 beachtliche Aufmerksamkeit erzielte. Die Namen Eugen Heilig, Erich Rinka, Ernst Thormann zeugen heute noch von der bedeutenden fotografischen Qualität der Arbeiterfotografie der 1920er und 1930er Jahre. John Heartfield schuf seine Foto-Montage-Kunst in enger Verbindung mit den Arbeiten der Arbeiterfotografie. Wie alle Vereinigungen der Arbeiterbewegung konnte auch die „Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands“ das Jahr 1933 nicht überleben.
In der Bundesrepublik erfolgte 1978 in Essen die Neugründung des Bundesverbandes der Arbeiterfotografie. Absicht und Selbstverständnis ihrer Mitglieder knüpfen an den damaligen Intentionen der Arbeiterfotografen an. Die technischen Möglichkeiten haben sich verändert. Das Medium Fotografie ist durch die Digitalisierung schneller geworden, die Verbreitungsmöglichkeiten durch das Internet sind größer geworden. Aber das Vertrauen der Menschen in diese digitale Fotowelt ist gesunken. Eine Herausforderung für die Arbeiterfotografie, die Menschen für kritisches Sehen und Denken zu sensibilisieren. (CH)
Mehr über die Ausstellung in Erfurt in der Terminrubrik der NRhZ oder unter
www.arbeiterfotografie.com
„Der Arbeiter-Fotograf" von 1931
Foto „Der Herr" von Eugen Heilig (Pseudonym F.P. Breslau)
Kleinstwohnung eines Arbeitslosen, Berlin 1932
Foto: Ernst Thormann
Unbekannter Autor
Titelbild der A-I-Z, 1934
Von John Heartfield
„Arbeitskollege, Feinmechaniker, Rechlin, 1935"
Foto: Walter Martin (Ehrenmitglied der Arbeiterfotografie)
Werbepostkarte mit Motiv von Willi Zimmermann aus Dresden
Von Walter Martin, Ehrenmitglied der Arbeiterfotografie
Alle Fotos www.arbeiterfotografie.com
Online-Flyer Nr. 116 vom 10.10.2007
Druckversion
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Die Arbeiterfotografie feiert Geburtstag
„80 Jahre Gegenwind”
Von der Arbeiterfotografie
Gerade heute, in einer Zeit der für die Demokratie ungesunden Medienkonzentration hat die Bedeutung der Arbeiterfotografie zugenommen. Dass viele den Entwicklungen einer von mächtiger Seite gesteuerten Meinungsbildung nicht mehr trauen, zeigt, dass im vergangenen Jahr die Menschen rund fünf Millionen Mal den Weg zum Internetportal der Arbeiterfotografinnen und -fotografen gefunden haben, um sich zu informieren. Viele Zeitungen und Zeitschriften bedienen sich aus dem Angebot des Verbandes, weil – so sagen viele – die Arbeiterfotografie „ehrliche" Fotodokumente bereit stellt.
Akkord im Dreck, Grafitarbeiterinnen, 1930
Eugen Heilig für AIZ-Reportage | www.arbeiterfotografie.com
Vom 26.10. bis zum 28.10.2007 wird dieser Entwicklung durch öffentliche Veranstaltungen im Stadtgarten Erfurt Rechnung getragen. Die Arbeiterfotografie möchte mit einem Festakt allen Freundinnen und Freunden, ihren Mitgliedern und Förderern für ihr großes Engagement danken und lädt deshalb die interessierte Öffentlichkeit ein, an den Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionen um einen längst überfälligen medienkritischen Diskurs teilzunehmen. Und vielleicht gelingt es, gegen die herrschende Meinungsbildung ein Zeichen zu setzen, das in künftigen medienpolitischen Debatten nicht unbeachtet bleiben kann.
Bilder sind unverzichtbare Mittel, um Botschaften massenwirksam zu verbreiten. Bildern haftet Beweiskraft an. Bei Bildern kommt es aber auch auf die Sichtweise an. Was wird wann wozu fotografiert? Die Fotografie war schnell Bestandteil der Massenmedien, organisiert über Fotoagenturen. Die Medien der Arbeiterbewegung waren zunächst auf diese Agenturen angewiesen und sahen immer dringender die Notwendigkeit, auch Bildmaterial zu haben, das die Welt und die Auseinandersetzungen aus ihrer Sicht illustriert. Mit der Zeitschrift „Der Arbeiterfotograf“ begann die Bewegung der Arbeiterfotografen, die sich im April 1927 im Erfurter Volkshaus zur „Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands“ organisierte. Mit Gästen aus der Sowjetunion, aus Belgien, aus England und aus der Tschechoslowakei fand die Gründungsversammlung statt.
Der bürgerlichen Medienmacht die Sicht der Arbeiterklasse in ihren Medien entgegen zu setzen und mit ihren Bildern Einfluss zu nehmen, war Anliegen der Arbeiterfotografen und sie hatten damit auch eine eigene ästhetische Bildsprache geschaffen, die in der kurzen Zeit bis 1933 beachtliche Aufmerksamkeit erzielte. Die Namen Eugen Heilig, Erich Rinka, Ernst Thormann zeugen heute noch von der bedeutenden fotografischen Qualität der Arbeiterfotografie der 1920er und 1930er Jahre. John Heartfield schuf seine Foto-Montage-Kunst in enger Verbindung mit den Arbeiten der Arbeiterfotografie. Wie alle Vereinigungen der Arbeiterbewegung konnte auch die „Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands“ das Jahr 1933 nicht überleben.
In der Bundesrepublik erfolgte 1978 in Essen die Neugründung des Bundesverbandes der Arbeiterfotografie. Absicht und Selbstverständnis ihrer Mitglieder knüpfen an den damaligen Intentionen der Arbeiterfotografen an. Die technischen Möglichkeiten haben sich verändert. Das Medium Fotografie ist durch die Digitalisierung schneller geworden, die Verbreitungsmöglichkeiten durch das Internet sind größer geworden. Aber das Vertrauen der Menschen in diese digitale Fotowelt ist gesunken. Eine Herausforderung für die Arbeiterfotografie, die Menschen für kritisches Sehen und Denken zu sensibilisieren. (CH)
Mehr über die Ausstellung in Erfurt in der Terminrubrik der NRhZ oder unter
www.arbeiterfotografie.com
„Der Arbeiter-Fotograf" von 1931
Foto „Der Herr" von Eugen Heilig (Pseudonym F.P. Breslau)
Kleinstwohnung eines Arbeitslosen, Berlin 1932
Foto: Ernst Thormann
Unbekannter Autor
Titelbild der A-I-Z, 1934
Von John Heartfield
„Arbeitskollege, Feinmechaniker, Rechlin, 1935"
Foto: Walter Martin (Ehrenmitglied der Arbeiterfotografie)
Werbepostkarte mit Motiv von Willi Zimmermann aus Dresden
Von Walter Martin, Ehrenmitglied der Arbeiterfotografie
Alle Fotos www.arbeiterfotografie.com
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