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Lokales
Kirche St. Marien: Alter Mann soll verschwinden
Der „Diogenes von Köln“
Von Hans-Dieter Hey

Am Samstag den 15. September kamen auf dem Baudriplatz in Nippes Menschen zusammen, um sich mit „Diogenes von Köln" zu solidarisieren. Seit über zehn Jahren lebt er auf dem Kirchengelände und soll nun verschwinden, meint plötzlich die katholische Kirche „St. Marien". Doch das brachte einige Bürgerinnen und Bürger gegen die gottgesandte Obrigkeit auf.
Diogenes
Der „Diogenes von Köln" in Aktion

Inzwischen ist Diogenes – bleiben wir bei diesem Namen – 72 Jahre alt und in Nippes eine Institution, ein Vorbild für Toleranz und einfaches Leben. Auch wenn er scheu und zurückhaltend ist, hat er seine Fans. Mehr als zehn Jahre lebte er mit Zustimmung der Kirche und unter der schützenden Hand von Pfarrer Haas in einem Zelt auf dem Kirchengelände. Dort malte er Nippeser Straßen und philosophierte über das Leben, Gott und die Welt.

Doch das soll plötzlich alles anders werden. Als der Nippeser Pfarrer Haas seinen Abschied nahm, verlor Diogenes auch dessen schützende Hand und seine Gegner traten auf den Plan. Mit dem Geld von Verwandten wurde ihm eine Hütte – ganze sechs Quadratmeter groß – hinter einer Buchenhecke zugewiesen. Auf dieses winzige Terrain soll er sich nun auf Wunsch der Kirche zurückziehen. Alles, was nicht in die Hütte passt, will man ohne viel Federlesen wegräumen – seine gesamten Utensilien und seinen Motivgarten.


St. Marien: Zwangsvollstreckung statt christliche Nächstenliebe?

Von der Kirche wird behauptet, Diogenes hätte sich mit dieser Regelung einverstanden erklärt. Er selbst sagt, er möchte den Motivgarten und vor allem sein Zelt gern weiter behalten. Weil die Kirche hartherzig und wenig christlich auf ihrer Forderung besteht, wurde inzwischen ein Rechtsanwalt eingeschaltet. So konnte durch eine einstweilige Verfügung die „Entsorgung" von Diogenes' Utensilien für's erste gestoppt werden. Doch vergangene Woche lief die von der Kirche gesetzte Frist für Räumung und Rückzug in die Hütte ab, so dass er jetzt eine Räumungsklage erwarten kann.


Verbannung in die Hundehütte
Fotos: arbeiterfotografie.com


Rechtsanwalt Biela-Bätje fragt sich, warum der „Fall Diogenes" für die Kirche fast zwölf Jahre kein Problem war und warum sie nun plötzlich die Macht der Stärkeren gegen den Schwächeren ausspielt – ohne eine Diskussion über die Gründe, die sie dazu bewegenn. Rein juristisch gesehen hat der „Diogenes von Köln" nämlich keine Chance, weil das Grundstück nun mal der Kirche gehört. (PK)

Aufruf, um mit dem „Diogenes von Köln" Solidarität zu üben:

Clip für Modem
Clip für DSL



 

Online-Flyer Nr. 113  vom 19.09.2007

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