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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
CDU-Atomkraftgegner empfehlen DIHK-Chef Umzug nach Tschernobyl
AKWs „volkswirtschaftliche Idiotie“
Von Peter Kleinert

Er hätte „überhaupt kein Problem" damit, neben einem Atomkraftwerk wie Brunsbüttel oder Krümmel zu wohnen, erzählte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Ludwig Georg Braun am 23. Juli den BILD-Lesern. Seine Propaganda gegen den Atomausstieg veranlasste die CHRISTLICHEN DEMOKRATEN GEGEN ATOMKRAFT (CDAK) zu einem Offenen Brief an den von Ministerpräsident Roland Koch 2006 mit dem Ehrentitel Professor ausgezeichneten FDP-Mann.  
„Mit Interesse haben wir von Ihrem, heute leider viel zu selten gewordenen, Wunsch gehört, Ihre Residenz neben einem AKW zu nehmen“, heißt es in dem Brief. „Wir hätten da ein sehr ruhiges und äußerst preiswertes Grundstück sozusagen „im Angebot": Wir empfehlen Ihnen als Standort für Ihren neuen Wohnsitz, sich einen chicen neuen Bungalow für Sie selbst, Ihre Gattin und Ihre Kinder in der verstrahlten Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl bauen zu lassen.“ Einem so „prominenten und solventen Steuerzahler“ würde die Ukraine sicher mit Vergnügen „eine großherzige Ausnahmegenehmigung von der Zuzugssperre… gewähren“.
 
Zum Ehrenprofessor den „Gründerpreis“?
 
In der ihm „bereits unternehmerisch vertrauten Gesundheitsbranche“ könne der Ehrenprofessor dann vielleicht sogar aus den „dort sicher reichlich vorhandenen radioaktiven Heilquellen“ einen Kurbetrieb „zum Beispiel zur Behandlung von Beschwerden aus dem rheumatischen Formenkreis“ entwickeln, wofür er dann vielleicht sogar „den Gründerpreis von ZDF und Porsche“ erhalten werde. „Solche genialen Geistesblitze“ gelängen einem „eben nur dann, wenn man zur 'crème de la crème' der deutschen Lobby-Verbandsspitzen“ gehöre. 


DIHK-Präsident und AKW-Lobbyist Ludwig Georg Braun 
Quelle: www.bmfsfj.de


DIHT-Chef Braun wird über die Umzugsempfehlung der CDAK vielleicht doch noch einmal nachdenken, wenn er auf deren homepage geht. Dort könnte er nämlich nachlesen, dass die Christlichen Demokraten gegen Atomkraft nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl unter dem Motto „Unsere Kinder sollen lachen und nicht strahlen" in Mainz gegründet wurden. Im Gegensatz zu Braun, den BILD unwidersprochen mit der Behauptung zitiert, „Wer jetzt Kraftwerke abschaltet, gefährdet die Energiesicherheit in Deutschland und nimmt in Kauf, dass die Strompreise drastisch steigen“, wird auf der CDAK-Seite eine völlig andere Rechnung aufgemacht: 

Folgekosten für Atomstrom falsch berechnet

 „Der Betrieb von Atomkraftwerken ist volkswirtschaftliche Idiotie … Bei der Berechnung von Atomstrom fehlt ein entscheidender Kostenblock. Dies resultiert nach Aussage der Regierung von Dr. Helmut Kohl 1998 im Deutschen Bundestag aus einer Studie der renommierten Baseler PROGNOS AG für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi)“, aus der hervorgehe, dass bei Berücksichtigung aller Folgekosten allein die errechneten notwendigen Versicherungskosten pro Kilowattstunde Atomstrom reell bis zu 4,- DM betragen würden. Insgesamt sei nach der PROGNOS-Studie mit dem Titel „Identifizierung und Internalisierung der externen Kosten der Energieversorgung", über die die üblichen Medien seinerzeit natürlich nicht berichteten, „die Kilowattstunde Atomstrom um 2000 Prozent teurer als Windenergie“. Billig sei Strom aus AKWs nur, weil „die Mehrzahl aller deutschen Atombetriebe extrem unterversichert“ sind.
Fazit der CDAK: „Damit erledigt sich das Thema Atomstrom durch das tägliche Risiko des Totalschadens der deutschen Volkswirtschaft eigentlich von selbst.“ Zwischen dem AKW-Gefährdungspotential und dem tatsächlichem Versicherungsschutz zulasten der Menschen, die in der Nähe von AKWs wie Krümmel und Brunsbüttel leben, „bestehen himmelschreiende Mißverhältnisse“ An nuklearen Standorten sind „die Autos der Belegschaft draußen auf dem Parkplatz besser versichert als die gesamte atomare Anlage“. (PK)

Mehr über die CDAK: www.castor.de

Online-Flyer Nr. 106  vom 01.08.2007

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