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Lokales
"Wegen Verletzung religiöser Gefühle durch die Bundeswehr"
Klage gegen Zapfenstreich
am Kölner Dom
Von Peter Kleinert

Christen aus der Friedensbewegung haben wegen des Militärspektakels und des geplanten Zapfenstreichs der Bundeswehr beim Verwaltungsgericht Köln eine Klage gegen das Bundesministerium der Verteidigung auf Unterlassung eingereicht. Die Luftwaffe hat im Gegenzug am kommenden Donnerstag zu einer Pressekonferenz eingeladen, wie das Netzwerk Friedenskooperative am Dienstag mitteilte. Wie die NRZ berichtete, will die Bundeswehr am 21. September am Dom ihr 50jähriges Bestehen feiern.

Laut Pressemitteilung des Netzwerks Friedenskooperative kommen die Klägerinnen und Kläger vor allem aus der christlichen Friedensbewegung; unter ihnen finden sich Pfarrer, Theologen, Lehrende an Schule und Hochschule und andere mehr. Sie bezeichnen den Großen Zapfenstreich als "militaristischen Götzendienst". Der Befehl "Helm ab! Zum Gebet!", die folgende Intonierung des Chorals "Ich bete an die Macht der Liebe" mit anschließendem Befehl "Helm auf! Präsentiert das Gewehr!" bedeuten für die Kläger eine Beleidigung ihres religiösen Bekenntnisses zur Gewaltfreiheit des Evangeliums. Sie verurteilen den Großen Zapfenstreich als "offenkundigen Missbrauch" ihres Glaubens und zugleich als eine Verletzung der weltanschaulichen Neutralitätspflicht des Staates.

Kardinal Meisner: klagt nicht
Kardinal Meisner: klagt nicht - Foto: Arbeiterfotografie


Der Staat habe keine Berechtigung - so im Wortlaut der Klage - "bei der Verherrlichung des Soldatendienstes, der dem Erlernen des Kriegshandwerks und damit des Tötens dient, demonstrativ die Nähe zu unserer Kirche zu suchen". "Diese Instrumentalisierung des Christentums durch die Bundeswehr", heißt es in der Klage weiter, "deren Legitimation auf diese Weise bestärkt werden soll, und die Indienstnahme christlicher Symbole und Traditionen verletzen unsere religiösen Überzeugungen und Gefühle zutiefst. Für uns Christen bedeutet der Große Zapfenstreich einen offenkundigen Missbrauch unseres Glaubens. Daher wird auch unsere Gewissensfreiheit nach Artikel 4 Absatz 1 Grundgesetz verletzt (vgl. Kruzifixentscheidung des Bundesverfassungsgerichts)."

Struck und Schramma - rechts im Bild: klagen nicht
Struck und Schramma - rechts im Bild: klagen nicht
Foto: Arbeiterfotografie



Das Verwaltungsgericht Köln hat nun zu entscheiden, ob der Bundeswehr die Durchführung des Großen Zapfenstreiches vor dem Kölner Dom untersagt wird. Kölner Friedensinitiativen haben, wie berichtet, zu Aktionen gegen die Bundeswehrveranstaltungen aufgerufen. Sie haben auch zur Teilnahme an der Pressekonferenz der Luftwaffe eingeladen.

www.friedenskooperative.de

Die bisher bekannten Kläger sind:
Eva-Maria Antz, Bildungsreferentin, Kaiserstraße 123 A, 50321 Brühl
Anne Bergmann, Religionslehrerin, Herderstraße 84, 50935 Köln
Pater Gregor Böckermann, Am Trieb 39, 63263 Neu-Isenburg
Frank Bölter, Künstler, Am Trutzenberg 23-27, 50676 Köln
Dr. Markus Braun, Pfarrer i.R., Münzgasse 15, 72070 Tübingen
Alois Finke, Bildungsreferent, Zanderstraße 33, 53177 Bonn
Hans Flinkerbusch, Schulleiter, Godesberger Straße 27, 53340 Meckenheim
Dr. Albert Fuchs, Hochschullehrer i.R., An der ev. Kirche 39, 53340 Meckenheim
Karin Gerlich, Königsberger Allee 56, 47058 Duisburg
Joachim Glund, Königsberger Allee 56, 47058 Duisburg
Irene und Alexander Groß, Hermann-Kausen-Sraße 17, 50737 Köln
Reinhard Griep, Bildungsreferent, Bonner Talweg 329, 53129 Bonn
Kathrin Grundmann, Kunsterzieherin, Am Trutzenberg 23-27, 50676 Köln
Rainer van Heukelum, Religionslehrer, Prinz-Albert-Straße 85, 53113 Bonn
Inge Holzinger, Friedensforum Duisburg, Gellertstraße 7, 47057 Duisburg
Hubertus Janssen, Pfarrer, Mainzerstraße 3, 65552 Limburg
Hanna Jaskolski, Kurt-Schumacher-Straße 30, 50374 Erftstadt
Michael Kaiser, Steinstraße 12, 51143 Porz
Sabine Kaldorf, Diplommathematikerin, Maarweg 19 A, 53123 Bonn
Ulrich Kortmann, Religionslehrer, Weiherstraße 16, 53111 Bonn
Johannes Krautkrämer, Pfarrer, Talstraße 3, 50321 Brühl
Bärbel Lauven, Studienrätin, In der Maar 40, 53175 Bonn
Ulrich Mercker, Soziologe, Bismarckallee 25, 53173 Bonn
Manfred Minnebusch, Alfred-Kubin-Straße 17, 51375 Leverkusen
Daniela Nohr, Bundesleiterin KSJ, Hausdorffstraße 57, 53129 Bonn
Birgit und Eberhard Przyrembel, Reichenberger Straße 46, 47166 Duisburg
Gerlinde und Martin Rambow, Puschkinstraße 11 A, 99084 Erfurt
Clemens Ronnefeldt, Diplomtheologe, Alexander-von-Humboldt-Weg 8 A, 85354 Freising
Günter Rubbert, Scheidfeldstraße 5, 53229 Bonn
Andreas Schillo, Sonnenscheinstraße 3, 53175 Bonn
Albert Schmitz, Am Siepen 18, 53129 Bonn
Joachim Schulz, Religionslehrer, Hardtstraße 21, 50939 Köln
Prof. Dr. Josef Senft, Erftweg 23, 53129 Bonn
Dr. Georg Singe, Fachhochschuldozent, Schnepfenweg 20, 49377 Vechta
Martin Singe, Diplomtheologe, Stiftsgasse 17 A, 53111 Bonn
Martin Stankowski, An der Bottmühle 6, 50678 Köln
Robert Steegers, Bildungsreferent, Hausdorffstraße 57, 53129 Bonn
Dr. Wolfgang Sternstein, Friedensforscher, Hauptmannsreute 45, 70192 Stuttgart
Prof. Dr. Martin Stöhr, Vors. der Martin-Niemöller-Stiftung, Fröbelstraße 10, 61118 Bad Vilbel
Dr. Jutta von Bergmann, Wupperstraße 4, 53175 Bonn
Wolf-Dieter Wiebach, Wiltbergstraße 31, 13125 Berlin
Walburga Wilms, Lehrerin, Ferdinand-Stücker-Straße 26, 51067 Köln
Wolfgang Wirth, Am Paulusacker 1, 53117 Bonn
Angela Wüsthof,  Asbergplatz 4, 50937 Köln

Online-Flyer Nr. 08  vom 14.09.2005

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