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Glossen
"Damit die mal lernen, wer hier das Sagen hat!"
Wie die BAYER AG mit Kritikern umgeht
Glosse von Peter Kleinert

Eine Kesselexplosion und ein Salzsäureunfall im Wuppertaler Bayer-Werk brachten 1978 das Fass zum Überlaufen. AnwohnerInnen gründeten eine Bürgerinitiative, aus der sich 1983 die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CGB) entwickelte. Heute beleuchten die BAYER-Kritiker systematisch die Aktivitäten des Konzerns weltweit und kooperieren mit Umwelt- und Bürgerorganisationen in 54 Ländern. Jahr für Jahr melden sie sich auf BAYER-Hauptversammlungen mit ihrem alternativen Geschäftsbericht zu Wort und gewinnen dafür sogar Echo in den Medien.

"Es sei eine "Verhöhnung der Opfer bis auf den heutigen Tag", dass die aus der IG Farben hervorgegangenen Konzerne BASF, Bayer und Hoechst auch fünfzig Jahre nach Kriegsende Entschädigungen verweigerten, sagte der Geschäftsführer der Aktionsgruppe Coordination gegen Bayer-Gefahren", schrieb die Süddeutsche Zeitung.

Gegen Kölner Gentech-Messe
Gegen Kölner Gentech-Messe - © cbgnetwork.org


"Bayer Leverkusen leidet an der verpassten Fußball-Meisterschaft - und muss neben leisen Mitleidsbekundungen auch noch laute Kritik anhören. Pünktlich zum letzten Bundesliga-Spieltag bemängelte die "Coordination gegen Bayer-Gefahren e.V." das Gebaren der Konzern-Verantwortlichen, sich nur aus Werbegründen dem Leistungssport-Sponsoring zu verschreiben", erfuhren die Leser aus der FAZ am Sonntag.

"Der Chemiekonzern Bayer produziert in den USA Ozonkiller, die in Deutschland verboten sind. Darauf macht die Coordination gegen Bayer-Gefahren aufmerksam", schrieb Publik-Forum, und die Neue Zürcher Zeitung konfrontierte die Konzernleitung nach einem Unfall gar mit dem CBG-Vorwurf der "skandalösen Irreführung der Öffentlichkeit". "Ärzte der umliegenden Spitäler bemängelten laut Berichten lokaler Radios die unzulängliche Information über die Art der Wirkstoffe, die bei der Explosion freigesetzt wurden", schrieb die NZZ.

Werksbesetzug in Antwerpen
Werksbesetzug in Antwerpen - © cbgnetwork.org


So viel Pressefreiheit ist man im Raum Köln-Leverkusen in der Regel nicht gewöhnt. Und damit das nicht Schule machte, mussten SPIEGEL und stern nach Berichten über BAYER-Untaten mehr als zehn Jahr lang auf Anzeigen des Konzerns verzichten. O-Ton aus der Zentrale des Chemie-Multis: "Damit die Jungs in Hamburg mal lernen, wer hier das Sagen hat."

Der Fernsehjournalist Frans van der Meulen sollte nach einer Sendung über Holzgiftgefahren in einem WDR-Beitrag mundtot gemacht werden. BAYER hatte sich schriftlich über ihn beschwert. Nach einem anderen kritischen WDR-Beitrag verteilten die Herren um BAYER-Pressechef Heiner Springer zigtausende Pamphlete mit der Überschrift: "WDR - Da hilft nur noch abschalten." Angesprochen waren damit wohl die WDR-Hörer und Zuschauer.

Dass man das "Abschalten" notfalls auch selbst schafft, bewies BAYER der MONITOR-Redaktion unter Gerd Ruge. Der durfte einen Beitrag, den er bei der Abnahme in unserem Studio noch "richtig klasse" gefunden hatte, doch nicht senden. Der blendende Russland-Experte hatte als frisch eingestiegener Magazin-Chef - entgegen meinem dringenden Rat - BAYER dummerweise vier Tage vor dem Sendetermin mitgeteilt, dass die Redaktion meine Recherchen über die Verwendung der geheimen BAYER-VC-Giftgas-Patente im Pentagon veröffentlichen wolle, und den Konzern um eine Stellungnahme gebeten. So konnte der KAOS-Film "Der würgende Tod" nur auf der Duisburger Filmwoche und in der Leipziger Dokumentarfilmwoche aber nicht im WDR gezeigt werden.

Demo in Siena, Italien
Demo in Siena, Italien - © cbgnetwork.org


Dass es einem noch schlimmer ergehen kann, wenn man BAYER missfällt, beweist das Schicksal des CBG-Aktivisten und Soziologen Axel Köhler-Schnura. Der erhielt für sein Engagement gegen Gefahren des Bayer-Konzerns zwar den Preis der "Solbach-Freise Stiftung für Zivilcourage". In Prozessen des Bayer-Konzerns gegen ihn, wegen seiner kritischen Veröffentlichungen, verlor er jedoch sein persönliches Vermögen - obwohl er und die CGB am Ende vor dem Bundesverfassungsgericht obsiegten.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren finden Sie
unter Postfach 150418, D-40081 Düsseldorf

eMail     CBGnetwork@aol.com
Internet  www.cbgnetwork.org/

Online-Flyer Nr. 04  vom 25.08.2005

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