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Globales
BAYER beim Pestizid-Export Spitzenreiter
Die Giftfracht made in Germany
Von Uwe Friedrich
In Erinnerung der Chemie-Katastrophe von Bhopal, der vor 21 Jahren Tausende Menschen zum Opfer fielen, wurde am 3. Dezember weltweit der "Day of No Pesticides" begangen.Marktführer bei den deutschen Pestizid-Exporten ist der BAYER-Konzern mit seinen Produkten von BAYER CROPSCIENCE, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit rund um den Globus für gefüllte Kassen - und für gefüllte Krankenhäuser sorgen. Das "Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit" (BVL) hat jetzt erstmals genaue Daten über Ackergift-Ausfuhren veröffentlicht.
Statistik des Bundesamtes für Verbraucherschutz
Der größte Teil der in Deutschland produzierten Pestizide wird nicht im Land selber eingesetzt, sondern geht in den Export. Die neue Statistik des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit listet den Bestand an zugelassenen Mitteln, Wirkstoffen und Anwendungen sowie die Exportmengen auf - allerdings ohne Angabe der Hersteller. Mengenangaben werden in der aktuellen Statistik zwar nur summarisch, d.h. in Mengenklassen (> 1.000 Tonnen, 250-1.000 Tonnen, 100-250 Tonnen, etc) publiziert.
Aber immerhin: Für das Jahr 2004 sind diese Daten erstmalig öffentlich im Internet abzurufen (www.bvl.bund.de) - ein erster Erfolg von Gruppen wie dem PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK (PAN), der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN oder BROT FÜR DIE WELT.
Entwicklungsländer besonders betroffen
Sie fordern seit langem mehr Transparenz beim Pestizid-Export, damit Maßnahmen gegen die oft verheerenden Auswirkungen von Pestizideinsätzen in Entwicklungsländern gezielter ergriffen werden können. Weitere Forderungen sind: Vollständige Veröffentlichung der gemeldeten Daten über den Pestizidexport, Erweiterung der Meldepflicht, Berichterstattung über Probennahmestellen im Lebensmittelmonitoring mit dem Ziel der Rückstandsminimierung und das Erfüllen von Auflagen aus internationalen Vereinbarungen.
Beim Handel mit Pestiziden bestehen nämlich große Informationslücken. Besonders in Entwicklungsländern, denen oft ein soziales, ökologisches und arbeitsrechtliches Schutzsystem fehlt, bringt der internationale Handel mit gefährlichen Pestiziden erhebliche Risiken mit sich. Jährlich werden Millionen Menschen in diesen Ländern Opfer von Vergiftungen durch Agrochemikalien.

BAYER-Werbung für das Nervengift
Azinphos-Methyl (Guthion)
Foto: BAYER-Internet-Werbung
Zahl der Vergiftungsopfer steigt
Die Schätzungen über das globale Ausmaß an Pestizidvergiftungen sind in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich nach oben korrigiert worden. So ging man 1972 von nur ca. 500.000 Vergiftungsopfern aus (WHO, 1973), während WissenschaftlerInnen die Zahl der weltweiten Vergiftungsopfer 1990 bereits auf 25 Millionen schätzten. Trotz der immensen Bedeutung ist die Problematik der Pestizidvergiftungen jedoch bisher nur schlecht dokumentiert. Gesichertes Datenmaterial über das globale Ausmaß der Pestizidvergiftungen liegt nicht vor.
Zusätzlich können hohe Dunkelziffern vermutet werden. Denn Vergiftungsfälle fließen oftmals nicht in die Statistiken ein, wenn z.B. weniger stark ausgeprägte Symptome auftreten.
Auch Langzeitschäden sind kaum erforscht; viele Krankheitsbilder werden also nicht oder zu spät mit Ackergiften in Verbindung gebracht. Dazu kommen die schwach ausgeprägte Infrastruktur bzw. kaum vorhandene Gesundheitsversorgung in vielen Entwicklungsländern. Aufgrund dieser und anderer Faktoren geht die angeführte WHO-Studie (1990) davon aus, dass einem dokumentierten Vergiftungsfall sechs undokumentierte Fälle gegenüberstehen (WHO, 1990).

BAYER-Werbung für Pestizide in Australien
Foto: BAYER-Internet-Werbung
BAYER-Exportgeschäft boomt
BAYER ist seit der Übernahme von AVENTIS CROPSCIENCE zweitgrößter Pestizidhersteller weltweit. Durch diese Transaktion stieg der Umsatz der neuen Gesellschaft BAYER CROPSCIENCE im selben Geschäftsjahr (2003) um ca. 23 Prozent. Der traditionelle Marktführer bei den Insektiziden nimmt danach auch eine Top-Position bei Fungiziden, Herbiziden und Zusatzprodukten ein. Trotz "neuer" umsatzstarker Produkte mit z.T. neuen Wirkstoffkombinationen - sie tragen Phantasienamen wie ADMIRE, ACCORD, JAVELIN oder MERLIN - sind die altbekannten AVENTIS-Produkte wie das Total-Herbizid BASTA oder LIBERTY, aber auch von BAYER hergestellte Wirkstoffe wie Fenamiphos, Parathion, Fenthion und Monocrotophos seit vielen Jahren für Tausende Vergiftungsfälle in aller Welt mitverantwortlich.
Die Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit lassen eines augenfällig werden: Die Exportmengen übersteigen die Inlandsabsätze bei weitem. So wird unter anderem deutlich, dass im Jahr 2004 mehr als 1.000 Tonnen des Herbizids LINURON (Hersteller ist das Unternehmen Méoc) exportiert wurden. Dieses Unkrautvernichtungsmittel ist krebserregend, stark wassergefährdend und greift in das Hormonsystem von Mensch und Tier ein. In Deutschland ist dieser gefährliche Wirkstoff nicht zugelassen. Gleichzeitig boomt das Exportgeschäft.
In der Bundesrepublik nicht zugelassene Insektengifte
Von den aufgeführten BAYER-Pestiziden ist vor allem der Export der in der Bundesrepublik nicht zugelassenen Insektengifte Endosulfan, Azinphos-methyl und Fenamiphos problematisch. Als Nervengifte stellen sie gerade unter Armutsbedingungen eine große Gefahr für LandarbeiterInnen und ihre Familien dar. Und dies, obwohl der BAYER-Konzern in seinem Geschäftsbericht vom April 1995 versprach, innerhalb von fünf Jahren alle Pestizide der WHO-Wirkstoffklasse 1A ("extrem gefährlich") und 1B ("hoch gefährlich") vom Markt zu nehmen. Die BAYER-Handelsprodukte NEMACUR 500 (Wirkstoff Fenamiphos, Klasse 1A) und GUSATHION 20 LE (Wirkstoff Azinphos-methyl, Klasse 1B) gehören zu dieser Gruppe.
Fenamiphos - BAYER-Handelsname NEMACUR - ist ein Nematizid, wird also gegen Bodenwürmer eingesetzt bei Früchten wie Bananen, Apfelsinen und Grapefruits, Ananas, Kartoffeln, Reis, Zuckerrohr und verschiedenen Gemüsesorten. Fenamiphos wird nach BVL-Statistik von BAYER und den anderen Herstellern immer noch weltweit in einer Größenordnung von 25-100 Tonnen vertrieben, obwohl es für das Inland keine Zulassung mehr gibt. In über 50 Ländern wie z. B Korea, Australien, Südafrika oder USA findet das Mittel Abnehmer.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Exportierte Gifte landen in deutschen Haushalten
Azinphos-Methyl - BAYER-Handelsname GUSATHION oder GUTHION - ist ein Nervengift und wird vorwiegend auf Früchten, u.a. Nüsse, Kernobst wie Äpfel und Birnen sowie bestimmte Steinobstsorten verspritzt. Exportiert wird Azinphos (nach BVL-Statistik 25-100 Tonnen im Jahr 2004) nach Argentinien, Kanada, Chile, Iran, Mexiko, in die Türkei, nach Südafrika und in die USA. Der Leverkusener Multi dürfte einen gehörigen Anteil an den Ausfuhr-Quoten haben. Und wie nun bekannt wurde: Azinphos-methyl gehört zu den Spitzenreitern der bei einer Greenpeace-Aktion in deutschen Supermärkten entdeckten Gifte. (Siehe: "Nicht nur Lidl und Metro..." in diesem Flyer).
Ein weiteres BAYER-Nervengift, Endosulfan, gehört zu den meist-exportierten Wirkstoffen, obwohl es für das Inland selber seit 1991 keine Zulassung mehr besitzt. Endosulfan wird in mehr als 60 Ländern vertrieben, u.a. Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Pakistan, Spanien, in Westafrika und den USA. Häufig wird Endosulfan (BAYER-Handelsnamen: MALIX, PHASER, THIODAN) gegen Insekten im Baumwollanbau eingesetzt. In den Jahren 2001 bis Mitte 2003 führte es allein im kleinen westafrikanischen Land Benin zu 348 Vergiftungen und 50 Todesfällen. Die deutschen Exporte dieses unter anderem von BAYER produzierten Problem-Pestizids steigen und überschritten 2004 die Mengengrenze von über 1.000 Tonnen.

BAYER-Werbung für
giftiges Insektizid in Chile
Foto: BAYER-Internet-Werbung
Brasiliens Kaffeebauern in die Irre geführt
Weitere auch in BAYER-Pestiziden enthaltene Wirkstoffe mit besten Erträgen im Exportgeschäft: Betacyfluthrin (Ausfuhr 2004: 25-100 Tonnen) und Fenthion (Ausfuhr 2004: 250-1.000 Tonnen). Berühmt-berüchtigt wurde Betacyfluthrin Anfang der 90er Jahre in Griechenland durch den Einsatz gegen die Olivenfliege, was zahlreiche Vergiftungen bei Olivenbauern und -bäuerinnen sowie AnwohnerInnen zur Folge hatte. Auch das Insektizid Imidacloprid, das in BAYER-Produkten mit den fantasievollen Handelsnamen GAUCHO, ADMIRE, CONFIDOR, LEVERAGE, PROVADO und TRIMAX wirkt, ist ganz vorne mit dabei. Imidacloprid liegt beim Inlandsabsatz im Bereich von 25-100 Tonnen, beim Export jedoch im Bereich von über 1.000 Tonnen. Aufschlussreich sind neben den gemeldeten Wirkstoff-Informationen natürlich auch die nicht veröffentlichten zu Wirkstoffen aus dem Sortiment von BAYER CROPSCIENCE. Darunter befinden sich altbekannte Gefahrenquellen wie Aldicarb, Methamidophos (ein Phosphorsäuereester alter Provenienz) und Disulfoton, das im BAYER-Produkt BAYSISTON im brasilianischen Kaffeeanbau Vergiftungen, Nervenlähmungen und Todesfälle hervorrief, nachdem BAYER do Brasil durch irreführende Werbung den Eindruck bei Kaffeebauern und -bäuerinnen hervorrief, es handele sich um Kunstdünger in Granulatform.
Umweltgruppen fordern erweiterte Meldepflicht
Aufgrund der Gefährlichkeit vieler Stoffe fordern die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, PAN und andere Umweltgruppen eine erweiterte Meldepflicht, u.a. die Meldung und Veröffentlichung der Zielländer der Pestizidexporte. Dies müsse auch Eingang in das gerade zur Novellierung anstehende bundesdeutsche Pflanzenschutzgesetz finden. Denn die derzeit veröffentlichten Exportdaten reichen nicht aus. Die deutsche Pestizidindustrie zählt weltweit zu den Spitzenexporteuren. BAYER & Co. tragen somit eine Hauptverantwortung für die oft weitreichenden Umwelt- und Gesundheitsschäden bei der Anwendung von Pestiziden; vor allem, wenn dies unter den Armutsbedingungen in den Entwicklungsländern geschieht.
Externe Links:
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Online-Flyer Nr. 21 vom 07.12.2005
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Globales
BAYER beim Pestizid-Export Spitzenreiter
Die Giftfracht made in Germany
Von Uwe Friedrich
In Erinnerung der Chemie-Katastrophe von Bhopal, der vor 21 Jahren Tausende Menschen zum Opfer fielen, wurde am 3. Dezember weltweit der "Day of No Pesticides" begangen.Marktführer bei den deutschen Pestizid-Exporten ist der BAYER-Konzern mit seinen Produkten von BAYER CROPSCIENCE, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit rund um den Globus für gefüllte Kassen - und für gefüllte Krankenhäuser sorgen. Das "Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit" (BVL) hat jetzt erstmals genaue Daten über Ackergift-Ausfuhren veröffentlicht.
Statistik des Bundesamtes für Verbraucherschutz
Der größte Teil der in Deutschland produzierten Pestizide wird nicht im Land selber eingesetzt, sondern geht in den Export. Die neue Statistik des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit listet den Bestand an zugelassenen Mitteln, Wirkstoffen und Anwendungen sowie die Exportmengen auf - allerdings ohne Angabe der Hersteller. Mengenangaben werden in der aktuellen Statistik zwar nur summarisch, d.h. in Mengenklassen (> 1.000 Tonnen, 250-1.000 Tonnen, 100-250 Tonnen, etc) publiziert.
Aber immerhin: Für das Jahr 2004 sind diese Daten erstmalig öffentlich im Internet abzurufen (www.bvl.bund.de) - ein erster Erfolg von Gruppen wie dem PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK (PAN), der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN oder BROT FÜR DIE WELT.
Entwicklungsländer besonders betroffen
Sie fordern seit langem mehr Transparenz beim Pestizid-Export, damit Maßnahmen gegen die oft verheerenden Auswirkungen von Pestizideinsätzen in Entwicklungsländern gezielter ergriffen werden können. Weitere Forderungen sind: Vollständige Veröffentlichung der gemeldeten Daten über den Pestizidexport, Erweiterung der Meldepflicht, Berichterstattung über Probennahmestellen im Lebensmittelmonitoring mit dem Ziel der Rückstandsminimierung und das Erfüllen von Auflagen aus internationalen Vereinbarungen.
Beim Handel mit Pestiziden bestehen nämlich große Informationslücken. Besonders in Entwicklungsländern, denen oft ein soziales, ökologisches und arbeitsrechtliches Schutzsystem fehlt, bringt der internationale Handel mit gefährlichen Pestiziden erhebliche Risiken mit sich. Jährlich werden Millionen Menschen in diesen Ländern Opfer von Vergiftungen durch Agrochemikalien.

BAYER-Werbung für das Nervengift
Azinphos-Methyl (Guthion)
Foto: BAYER-Internet-Werbung
Zahl der Vergiftungsopfer steigt
Die Schätzungen über das globale Ausmaß an Pestizidvergiftungen sind in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich nach oben korrigiert worden. So ging man 1972 von nur ca. 500.000 Vergiftungsopfern aus (WHO, 1973), während WissenschaftlerInnen die Zahl der weltweiten Vergiftungsopfer 1990 bereits auf 25 Millionen schätzten. Trotz der immensen Bedeutung ist die Problematik der Pestizidvergiftungen jedoch bisher nur schlecht dokumentiert. Gesichertes Datenmaterial über das globale Ausmaß der Pestizidvergiftungen liegt nicht vor.
Zusätzlich können hohe Dunkelziffern vermutet werden. Denn Vergiftungsfälle fließen oftmals nicht in die Statistiken ein, wenn z.B. weniger stark ausgeprägte Symptome auftreten.
Auch Langzeitschäden sind kaum erforscht; viele Krankheitsbilder werden also nicht oder zu spät mit Ackergiften in Verbindung gebracht. Dazu kommen die schwach ausgeprägte Infrastruktur bzw. kaum vorhandene Gesundheitsversorgung in vielen Entwicklungsländern. Aufgrund dieser und anderer Faktoren geht die angeführte WHO-Studie (1990) davon aus, dass einem dokumentierten Vergiftungsfall sechs undokumentierte Fälle gegenüberstehen (WHO, 1990).

BAYER-Werbung für Pestizide in Australien
Foto: BAYER-Internet-Werbung
BAYER-Exportgeschäft boomt
BAYER ist seit der Übernahme von AVENTIS CROPSCIENCE zweitgrößter Pestizidhersteller weltweit. Durch diese Transaktion stieg der Umsatz der neuen Gesellschaft BAYER CROPSCIENCE im selben Geschäftsjahr (2003) um ca. 23 Prozent. Der traditionelle Marktführer bei den Insektiziden nimmt danach auch eine Top-Position bei Fungiziden, Herbiziden und Zusatzprodukten ein. Trotz "neuer" umsatzstarker Produkte mit z.T. neuen Wirkstoffkombinationen - sie tragen Phantasienamen wie ADMIRE, ACCORD, JAVELIN oder MERLIN - sind die altbekannten AVENTIS-Produkte wie das Total-Herbizid BASTA oder LIBERTY, aber auch von BAYER hergestellte Wirkstoffe wie Fenamiphos, Parathion, Fenthion und Monocrotophos seit vielen Jahren für Tausende Vergiftungsfälle in aller Welt mitverantwortlich.
Die Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit lassen eines augenfällig werden: Die Exportmengen übersteigen die Inlandsabsätze bei weitem. So wird unter anderem deutlich, dass im Jahr 2004 mehr als 1.000 Tonnen des Herbizids LINURON (Hersteller ist das Unternehmen Méoc) exportiert wurden. Dieses Unkrautvernichtungsmittel ist krebserregend, stark wassergefährdend und greift in das Hormonsystem von Mensch und Tier ein. In Deutschland ist dieser gefährliche Wirkstoff nicht zugelassen. Gleichzeitig boomt das Exportgeschäft.
In der Bundesrepublik nicht zugelassene Insektengifte
Von den aufgeführten BAYER-Pestiziden ist vor allem der Export der in der Bundesrepublik nicht zugelassenen Insektengifte Endosulfan, Azinphos-methyl und Fenamiphos problematisch. Als Nervengifte stellen sie gerade unter Armutsbedingungen eine große Gefahr für LandarbeiterInnen und ihre Familien dar. Und dies, obwohl der BAYER-Konzern in seinem Geschäftsbericht vom April 1995 versprach, innerhalb von fünf Jahren alle Pestizide der WHO-Wirkstoffklasse 1A ("extrem gefährlich") und 1B ("hoch gefährlich") vom Markt zu nehmen. Die BAYER-Handelsprodukte NEMACUR 500 (Wirkstoff Fenamiphos, Klasse 1A) und GUSATHION 20 LE (Wirkstoff Azinphos-methyl, Klasse 1B) gehören zu dieser Gruppe.
Fenamiphos - BAYER-Handelsname NEMACUR - ist ein Nematizid, wird also gegen Bodenwürmer eingesetzt bei Früchten wie Bananen, Apfelsinen und Grapefruits, Ananas, Kartoffeln, Reis, Zuckerrohr und verschiedenen Gemüsesorten. Fenamiphos wird nach BVL-Statistik von BAYER und den anderen Herstellern immer noch weltweit in einer Größenordnung von 25-100 Tonnen vertrieben, obwohl es für das Inland keine Zulassung mehr gibt. In über 50 Ländern wie z. B Korea, Australien, Südafrika oder USA findet das Mittel Abnehmer.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Exportierte Gifte landen in deutschen Haushalten
Azinphos-Methyl - BAYER-Handelsname GUSATHION oder GUTHION - ist ein Nervengift und wird vorwiegend auf Früchten, u.a. Nüsse, Kernobst wie Äpfel und Birnen sowie bestimmte Steinobstsorten verspritzt. Exportiert wird Azinphos (nach BVL-Statistik 25-100 Tonnen im Jahr 2004) nach Argentinien, Kanada, Chile, Iran, Mexiko, in die Türkei, nach Südafrika und in die USA. Der Leverkusener Multi dürfte einen gehörigen Anteil an den Ausfuhr-Quoten haben. Und wie nun bekannt wurde: Azinphos-methyl gehört zu den Spitzenreitern der bei einer Greenpeace-Aktion in deutschen Supermärkten entdeckten Gifte. (Siehe: "Nicht nur Lidl und Metro..." in diesem Flyer).
Ein weiteres BAYER-Nervengift, Endosulfan, gehört zu den meist-exportierten Wirkstoffen, obwohl es für das Inland selber seit 1991 keine Zulassung mehr besitzt. Endosulfan wird in mehr als 60 Ländern vertrieben, u.a. Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Pakistan, Spanien, in Westafrika und den USA. Häufig wird Endosulfan (BAYER-Handelsnamen: MALIX, PHASER, THIODAN) gegen Insekten im Baumwollanbau eingesetzt. In den Jahren 2001 bis Mitte 2003 führte es allein im kleinen westafrikanischen Land Benin zu 348 Vergiftungen und 50 Todesfällen. Die deutschen Exporte dieses unter anderem von BAYER produzierten Problem-Pestizids steigen und überschritten 2004 die Mengengrenze von über 1.000 Tonnen.

BAYER-Werbung für
giftiges Insektizid in Chile
Foto: BAYER-Internet-Werbung
Brasiliens Kaffeebauern in die Irre geführt
Weitere auch in BAYER-Pestiziden enthaltene Wirkstoffe mit besten Erträgen im Exportgeschäft: Betacyfluthrin (Ausfuhr 2004: 25-100 Tonnen) und Fenthion (Ausfuhr 2004: 250-1.000 Tonnen). Berühmt-berüchtigt wurde Betacyfluthrin Anfang der 90er Jahre in Griechenland durch den Einsatz gegen die Olivenfliege, was zahlreiche Vergiftungen bei Olivenbauern und -bäuerinnen sowie AnwohnerInnen zur Folge hatte. Auch das Insektizid Imidacloprid, das in BAYER-Produkten mit den fantasievollen Handelsnamen GAUCHO, ADMIRE, CONFIDOR, LEVERAGE, PROVADO und TRIMAX wirkt, ist ganz vorne mit dabei. Imidacloprid liegt beim Inlandsabsatz im Bereich von 25-100 Tonnen, beim Export jedoch im Bereich von über 1.000 Tonnen. Aufschlussreich sind neben den gemeldeten Wirkstoff-Informationen natürlich auch die nicht veröffentlichten zu Wirkstoffen aus dem Sortiment von BAYER CROPSCIENCE. Darunter befinden sich altbekannte Gefahrenquellen wie Aldicarb, Methamidophos (ein Phosphorsäuereester alter Provenienz) und Disulfoton, das im BAYER-Produkt BAYSISTON im brasilianischen Kaffeeanbau Vergiftungen, Nervenlähmungen und Todesfälle hervorrief, nachdem BAYER do Brasil durch irreführende Werbung den Eindruck bei Kaffeebauern und -bäuerinnen hervorrief, es handele sich um Kunstdünger in Granulatform.
Umweltgruppen fordern erweiterte Meldepflicht
Aufgrund der Gefährlichkeit vieler Stoffe fordern die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, PAN und andere Umweltgruppen eine erweiterte Meldepflicht, u.a. die Meldung und Veröffentlichung der Zielländer der Pestizidexporte. Dies müsse auch Eingang in das gerade zur Novellierung anstehende bundesdeutsche Pflanzenschutzgesetz finden. Denn die derzeit veröffentlichten Exportdaten reichen nicht aus. Die deutsche Pestizidindustrie zählt weltweit zu den Spitzenexporteuren. BAYER & Co. tragen somit eine Hauptverantwortung für die oft weitreichenden Umwelt- und Gesundheitsschäden bei der Anwendung von Pestiziden; vor allem, wenn dies unter den Armutsbedingungen in den Entwicklungsländern geschieht.
Externe Links:
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Online-Flyer Nr. 21 vom 07.12.2005
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