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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Filmclips
Lebensunwert
Von Robert Krieg und Monika Nolte



Wer kennt nicht die Erleichterung, aus einem Albtraum zu erwachen?
Der Film "Lebensunwert" stellt einen Mann vor, der aus seinem Albtraum nicht erwachen kann. Sein Albdruck währt fast 70 Jahre.

In einem Moment der Verzweiflung versucht die Mutter von Paul Brune, sich und ihren jüngsten Kindern das Leben zu nehmen. Dabei stirbt ein Kind. Eine Tat mit schwersten Folgen in der Zeit der Nazi-Herrschaft. Für Paul Brune der Beginn  eines endlosen und entsetzlichen Albtraums. Seine Mutter wird für geisteskrank erklärt und zwangssterilisiert, er selbst und seine Geschwister kommen in Waisenheime. Als Paul Brune acht Jahre alt ist, diagnostiziert ein von der nationalsozialistischen "Rassenhygiene" überzeugter Arzt ererbte "Geisteskrankheit" und "Asozialität". So wird Paul Brune als "lebensunwert" verdammt und zur "Euthanasie" erfasst. Nur dank seiner schulischen Leistungen entkommt er knapp dem Tod in der "Kinderfachabteilung". Den "Idiotenanstalten", in denen auch nach dem offiziellen "Tötungsstopp" 1941 weiter gemordet wird mit Medikamenten, Hunger und Gewalt, entkommt er noch lange nicht. Nach dem Krieg verfolgt Paul Brune das Stigma des "Geisteskranken" unerbittlich weiter. Die Nazi-Herrschaft ist vorüber, aber die Vorurteile, auf denen seine Stigmatisierung beruht, bleiben. Die menschenverach-tenden Verhältnisse in den psychiatrischen Anstalten bestehen jahrzehntelang fort.
Bis 1957 lebt Paul Brune in Heimen und als Knecht bei "Pflegefamilien" auf dem Land.  Sie beuten  ihn als billige Arbeitskraft aus, menschliche Zuneigung ist ein Fremdwort.
Paul Brune erreicht aus eigener Kraft die Aufhebung seiner Entmündigung und kämpft für das Recht, die ihm vorenthaltene Bildung nachzuholen. Nur Dank seines eisernen Willens gelingt es ihm, Abitur zu machen und sein Studium in Germanistik und Philosophie zu Ende bringen. Lehrer werden kann er nicht. Immer wieder taucht die "Irrenhausakte" mit dem Urteil auf, das ein Nazi über Paul Brune verhängt hat: "Schulbeispiel für asoziales Verhalten infolge Erbanlage." Wie in Kafkas Roman versucht dieser ´Landvermesser´ fast 40 Jahre lang vergeblich, Zugang zum Schloss zu erhalten. Erst im Jahr 2003, nach fünf Petitionen, wird er als Verfolgter des Nazi-Regimes anerkannt. Kaum einem überlebenden "Euthanasie"-Opfer ist das gelungen.

Aber es bleiben bittere Fragen: Wie viel kostet die Lebenszeit, die ein Mensch einem solchen Albtraum opfern muss? Warum war die Demokratie so lange nicht bereit, auf der Ideologie der "Rassenhygiene" beruhende Urteile aufzuheben?

Ein Film von Robert Krieg und Monika Nolte, Produktion: WORLD TV Köln 2005, in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Landesmedienzentrum Münster und dem Westdeutschen Rundfunk Köln. Weitere Informationen über die Filmemacher: www.krieg-nolte.de



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Online-Flyer Nr. 58  vom 19. April 2024



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