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Lokales
Ohne die versprochene Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit
Neven DuMonts Einstieg bei Ha'aretz
Von Peter Kleinert
Damals, Ende Februar, dürften die von Israels früherem Botschafter Avi Primor in Gang gebrachten Gespräche zwischen dem Kölner Verlag M.DuMont Schauberg (MDS) und dem Verleger Amos Schocken aus Tel Aviv, dem dort u.a. die liberale Zeitung Ha´aretz gehört, über eine Kapitalbeteiligung von MDS mit 25 Millionen Euro schon ziemlich weit gediehen gewesen sein. Schocken hatte ja mit der Suche nach einem geeigneten Investor schon ein halbes Jahr vorher begonnen, wie er nun erzählt. Und Nevens Verlag MDS "hatte Anfang des Jahres 2006 das strategische Ziel ausgegeben, seinen Wachstumskurs durch Zukäufe zu verstärken", wie man jetzt im "Kölner Stadt-Anzeiger" lesen und an den konkreten Beispielen Frankfurter Rundschau und Ha´aretz wahrnehmen kann.
Bündnis auf einer "gemeinsamen Wertebasis"
Die Meinung Amos Schockens, man schließe dieses von beiden Verlegerfamilien als vorteilhaft angesehene Bündnis auf einer "gemeinsamen Wertebasis", hätte unser Bericht über Ingo Niebels Recherchen zur Vergangenheit der Neven DuMonts allerdings herbe erschüttern können. Drum wohl hielt Alfred Neven eine einstweilige Verfügung diesmal für nötig, nachdem er frühere Veröffentlichungen zum Thema MDS in der Nazizeit unwidersprochen geschluckt hatte.
"Arisierung" soll und darf es also nicht gewesen sein, wenn die Verlegerfamilie Neven DuMont zur Zeit der Naziherrschaft - nach ihrer Darstellung "zum Verkehrswert" - an ehemals jüdischen Grundbesitz - zum Beispiel in der Kölner Breite Straße und in Marienburg - gekommen ist. So hat das Kölner Landgericht entschieden, und daran müssen wir uns halten, bis die Berufungsinstanz vielleicht weniger den Argumenten Nevens als denen von Politikwissenschaftlern wie Professor Wolfgang Dreßen folgt.
Nicht widersprochen hat Alfred Neven aber bisher zum Beispiel unserem Bericht vom 15. August 2005, dass sein Vater Kurt 1937, also vor dem Erwerb der ehemals jüdischen Grundstücke, in die NSDAP eintrat und im Sommer 1944 von Joseph Goebbels Reichspropagandaministerium mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichnet wurde, das auch Adolf Eichmann für seine "Verdienste" erhielt. "Die Nazis waren mit DuMont so zufrieden, dass seine "Kölnische Zeitung" sogar an die Frontsoldaten versandt wurde", schrieben wir - bis heute ebenfalls unwidersprochen aber im Widerspruch zu den Widerstands- und Verfolgungslegenden, die im Kölner Stadt-Anzeiger jahrelang um die Haltung der Verlegerfamilie in der Nazizeit gewoben worden sind. Immerhin hatte deren Kölnische Zeitung schon am 1.1.1933 der Brüning-Regierung ein "einseitig gegen die NSDAP gerichtete(s) Verbot der SA und SS" vorgeworfen und unter der Überschrift "Auf Hitler kommt es an" den Nazi-Führer aufgefordert, endlich "die positiven Kräfte seiner Bewegung in die Waagschale der praktischen Politik zu werfen".
Nur so viel noch zur "gemeinsamen Wertebasis" in der Vergangenheit der Familien Neven DuMont und Schocken: Deren Großvater Salman Schocken hatte die 1919 von jüdischen Palästina-Einwanderern gegründete "Ha'aretz" im Jahr 1935 gekauft. Der prominente Zionist und Geschäftsmann war gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn der Arisierungen aus Deutschland, wo ihm eine Warenhauskette und ein Verlag gehört hatten, nach Palästina emigriert.
"Im Wissen um die schmerzhafte Vergangenheit"
Laut Kölner Stadt-Anzeiger erklärte der Ha´aretz-Verlag "zur Einbindung" seines neuen deutschen Partners und Geldgebers, "diese geschehe im Wissen um die schmerzhafte Vergangenheit beider Völker", und weil M.DuMont Schauberg ein "Traditionsverlag" sei, "mit dem man grundlegende unternehmerische und publizistische Werte teile". Auch über diese aktuellen "Werte" Alfred Nevens haben wir immer mal wieder aus gegebenem Anlaß berichtet. Zum Beispiel in NRhZ 22, dass schon in den 70er Jahren "der Stadt-Anzeiger-Redakteurin Ulla Junk von der Verlagsleitung verboten wurde, überregional über die bei der PVC-Herstellung im damals zum Flick-Konzern gehörenden Troisdorfer Dynamith-Nobel-Werk an Krebs erkrankten und gestorbenen Arbeiter zu berichten". Und in NRhZ Nummer 1 zeigten wir in meinem Film "Ein publizistisches Sicherheitsrisiko", wie Alfred Neven den KStA-Redakteur Hartmut Schergel kündigte, nur weil dieser einem "freien" Mitarbeiter die Möglichkeit gegeben hatte, einen kritische Bericht über den Reisebuchverlag des Konzerns zu schreiben oder wie Neven auch schon mal 180.000 Exemplare einer KStA-Wochenendbeilage einstampfen ließ, weil darin ein verbraucherfreundlicher aber konzernkritischer Artikel gestanden hatte.
Keine guten Aussichten also für die Kollegen und Kolleginnen bei Ha´aretz, die davon vermutlich vom Geschäftsvermittler Avi Primor vor dem Vertragsabschluß mit MDS nichts erfahren haben, sondern über die "publizistischen Werte" ihres neuen Partners erst jetzt in der NRhZ oder vielleicht in israelischen Konkurrenzzeitungen lesen werden. Dafür darf der Ex-Botschafter MDS nun auch im "Direktionsrat" von Ha'aretz vertreten, ähnlich wie Ex-Minister Wolfgang Clement eine Bleibe im MDS-Aufsichtsrat fand, als die SPD-eigene Frankfurter Rundschau mit 50 Prozent plus eine Stimme im Portefolio des Aufsichtsratsvorsitzenden Alfred Neven landete.
Der aber müsste eigentlich die Frage beantworten, wie er sich in eine jüdische Zeitung einkaufen kann, ohne die Geschichte seiner Familie und seines Verlages aufgearbeitet zu haben. Nach den Veröffentlichungen von Ingo Niebel hat er das zwar laut und deutlich versprochen, nur bis auf den Namen eines Historikers, der sich angeblich darum kümmern soll, hat man davon nichts mehr gehört. Was für die Expansion von Daimler, Deutscher Bank und VW in die USA eine Grundbedingung war, müsste doch gerade auch für eine solche nach Israel gelten. Vielleicht hat aber der bestallte Historiker inzwischen festgestellt, dass eine Fortführung der jahrzehntelangen öffentlichen MDS-Geschichtsklitterung mit seinem Segen trotz Knete nicht zu machen ist. Und Kölns Ehrenbürger hat sich deshalb Ha`aretz nicht nur als Renditeobjekt, sondern auch als "entnazifizierendes Feigenblatt" zugelegt. Dafür legt man doch gern mal 25 Millionen Euro hin. Was ist das schon im Vergleich zu den 700 Millionen, die er besitzen soll?
Online-Flyer Nr. 57 vom 15.08.2006
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Ohne die versprochene Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit
Neven DuMonts Einstieg bei Ha'aretz
Von Peter Kleinert
Damals, Ende Februar, dürften die von Israels früherem Botschafter Avi Primor in Gang gebrachten Gespräche zwischen dem Kölner Verlag M.DuMont Schauberg (MDS) und dem Verleger Amos Schocken aus Tel Aviv, dem dort u.a. die liberale Zeitung Ha´aretz gehört, über eine Kapitalbeteiligung von MDS mit 25 Millionen Euro schon ziemlich weit gediehen gewesen sein. Schocken hatte ja mit der Suche nach einem geeigneten Investor schon ein halbes Jahr vorher begonnen, wie er nun erzählt. Und Nevens Verlag MDS "hatte Anfang des Jahres 2006 das strategische Ziel ausgegeben, seinen Wachstumskurs durch Zukäufe zu verstärken", wie man jetzt im "Kölner Stadt-Anzeiger" lesen und an den konkreten Beispielen Frankfurter Rundschau und Ha´aretz wahrnehmen kann.
Bündnis auf einer "gemeinsamen Wertebasis"
Die Meinung Amos Schockens, man schließe dieses von beiden Verlegerfamilien als vorteilhaft angesehene Bündnis auf einer "gemeinsamen Wertebasis", hätte unser Bericht über Ingo Niebels Recherchen zur Vergangenheit der Neven DuMonts allerdings herbe erschüttern können. Drum wohl hielt Alfred Neven eine einstweilige Verfügung diesmal für nötig, nachdem er frühere Veröffentlichungen zum Thema MDS in der Nazizeit unwidersprochen geschluckt hatte.
"Arisierung" soll und darf es also nicht gewesen sein, wenn die Verlegerfamilie Neven DuMont zur Zeit der Naziherrschaft - nach ihrer Darstellung "zum Verkehrswert" - an ehemals jüdischen Grundbesitz - zum Beispiel in der Kölner Breite Straße und in Marienburg - gekommen ist. So hat das Kölner Landgericht entschieden, und daran müssen wir uns halten, bis die Berufungsinstanz vielleicht weniger den Argumenten Nevens als denen von Politikwissenschaftlern wie Professor Wolfgang Dreßen folgt.
Nicht widersprochen hat Alfred Neven aber bisher zum Beispiel unserem Bericht vom 15. August 2005, dass sein Vater Kurt 1937, also vor dem Erwerb der ehemals jüdischen Grundstücke, in die NSDAP eintrat und im Sommer 1944 von Joseph Goebbels Reichspropagandaministerium mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichnet wurde, das auch Adolf Eichmann für seine "Verdienste" erhielt. "Die Nazis waren mit DuMont so zufrieden, dass seine "Kölnische Zeitung" sogar an die Frontsoldaten versandt wurde", schrieben wir - bis heute ebenfalls unwidersprochen aber im Widerspruch zu den Widerstands- und Verfolgungslegenden, die im Kölner Stadt-Anzeiger jahrelang um die Haltung der Verlegerfamilie in der Nazizeit gewoben worden sind. Immerhin hatte deren Kölnische Zeitung schon am 1.1.1933 der Brüning-Regierung ein "einseitig gegen die NSDAP gerichtete(s) Verbot der SA und SS" vorgeworfen und unter der Überschrift "Auf Hitler kommt es an" den Nazi-Führer aufgefordert, endlich "die positiven Kräfte seiner Bewegung in die Waagschale der praktischen Politik zu werfen".
Nur so viel noch zur "gemeinsamen Wertebasis" in der Vergangenheit der Familien Neven DuMont und Schocken: Deren Großvater Salman Schocken hatte die 1919 von jüdischen Palästina-Einwanderern gegründete "Ha'aretz" im Jahr 1935 gekauft. Der prominente Zionist und Geschäftsmann war gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn der Arisierungen aus Deutschland, wo ihm eine Warenhauskette und ein Verlag gehört hatten, nach Palästina emigriert.
"Im Wissen um die schmerzhafte Vergangenheit"
Laut Kölner Stadt-Anzeiger erklärte der Ha´aretz-Verlag "zur Einbindung" seines neuen deutschen Partners und Geldgebers, "diese geschehe im Wissen um die schmerzhafte Vergangenheit beider Völker", und weil M.DuMont Schauberg ein "Traditionsverlag" sei, "mit dem man grundlegende unternehmerische und publizistische Werte teile". Auch über diese aktuellen "Werte" Alfred Nevens haben wir immer mal wieder aus gegebenem Anlaß berichtet. Zum Beispiel in NRhZ 22, dass schon in den 70er Jahren "der Stadt-Anzeiger-Redakteurin Ulla Junk von der Verlagsleitung verboten wurde, überregional über die bei der PVC-Herstellung im damals zum Flick-Konzern gehörenden Troisdorfer Dynamith-Nobel-Werk an Krebs erkrankten und gestorbenen Arbeiter zu berichten". Und in NRhZ Nummer 1 zeigten wir in meinem Film "Ein publizistisches Sicherheitsrisiko", wie Alfred Neven den KStA-Redakteur Hartmut Schergel kündigte, nur weil dieser einem "freien" Mitarbeiter die Möglichkeit gegeben hatte, einen kritische Bericht über den Reisebuchverlag des Konzerns zu schreiben oder wie Neven auch schon mal 180.000 Exemplare einer KStA-Wochenendbeilage einstampfen ließ, weil darin ein verbraucherfreundlicher aber konzernkritischer Artikel gestanden hatte.
Keine guten Aussichten also für die Kollegen und Kolleginnen bei Ha´aretz, die davon vermutlich vom Geschäftsvermittler Avi Primor vor dem Vertragsabschluß mit MDS nichts erfahren haben, sondern über die "publizistischen Werte" ihres neuen Partners erst jetzt in der NRhZ oder vielleicht in israelischen Konkurrenzzeitungen lesen werden. Dafür darf der Ex-Botschafter MDS nun auch im "Direktionsrat" von Ha'aretz vertreten, ähnlich wie Ex-Minister Wolfgang Clement eine Bleibe im MDS-Aufsichtsrat fand, als die SPD-eigene Frankfurter Rundschau mit 50 Prozent plus eine Stimme im Portefolio des Aufsichtsratsvorsitzenden Alfred Neven landete.
Der aber müsste eigentlich die Frage beantworten, wie er sich in eine jüdische Zeitung einkaufen kann, ohne die Geschichte seiner Familie und seines Verlages aufgearbeitet zu haben. Nach den Veröffentlichungen von Ingo Niebel hat er das zwar laut und deutlich versprochen, nur bis auf den Namen eines Historikers, der sich angeblich darum kümmern soll, hat man davon nichts mehr gehört. Was für die Expansion von Daimler, Deutscher Bank und VW in die USA eine Grundbedingung war, müsste doch gerade auch für eine solche nach Israel gelten. Vielleicht hat aber der bestallte Historiker inzwischen festgestellt, dass eine Fortführung der jahrzehntelangen öffentlichen MDS-Geschichtsklitterung mit seinem Segen trotz Knete nicht zu machen ist. Und Kölns Ehrenbürger hat sich deshalb Ha`aretz nicht nur als Renditeobjekt, sondern auch als "entnazifizierendes Feigenblatt" zugelegt. Dafür legt man doch gern mal 25 Millionen Euro hin. Was ist das schon im Vergleich zu den 700 Millionen, die er besitzen soll?
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