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Lokales
Kölner Stadtteilprojekte gegen Arbeitslosigkeit
"Ein Sahnehäubchen aus Brüssel"
Von Rudi Rute
Das Projekt heißt "LOS" ("Lokales Kapital für soziale Zwecke"), wird von der EU finanziert, ist ein Arbeitsmarktprogramm, fördert seit zwei Jahren - vom Berliner Familienministerium aus koordiniert - "Mikroprojekte" in armen Stadtteilen (in Köln: Kalk, Chorweiler, Porz-Finkenberg, Bocklemünd-Mengenich), durch die arbeitslose und sozial benachteiligte Menschen sich selbst helfen lernen sollen. Vergangenen Mittwoch wurden - nach einem Musik-Auftakt von Rolly und Benjamin Brings - Ergebnisse im Kölner Rathaus auf einem Fachkongress vorgestellt. Unter den dazu versammelten Experten aus NRW waren die Meinungen geteilt. Einig war man sich aber in einem Punkt: Wegen des hohen administrativen Aufwands für den Erhalt verhältnismäßig geringer Mittel, so der Sozialarbeiter, Musiker und Moderator Franco Clemens unter dem Beifall der Projektbeteiligten im Saal, "entsteht hohe Schwellenangst, vor allem bei Mitbürgern mit Migrationshintergrund."
Kostenlose Existenzgründungsberatung
Bestätigt wurde "Don Franco" durch Andreas Hildebrand vom LOS-Begleitausschuss in Kalk: Mehr als 20 Seiten Formulare müsse man ausfüllen, sagte dieser, "und das für Projekte, die teilweise nur 400 Euro bekommen." Maximal 10.000 Euro pro Jahr erhalten die Stadtteile für ihre "Mikroprojekte" aus Brüssel zur "Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von unten." In Chorweiler geschehe dies durch kostenlose Existenzgründungsberatung für Arbeitslose in russischer, türkischer und deutscher Sprache, berichteten die beiden LOS-BeraterInnen Tatiana Vorsmann und Mehmet Göksal. Dabei sind laut Vorsmann aus hundert Gesprächen im vergangenen Jahr acht Existenzgründungen entstanden. Selbst wenn nur eine einzige davon von Dauer sein sollte, würden dadurch die hierfür aufgewandten LOS-Projektkosten refinanziert.
Integrationsprojekte für MigrantInnen
In anderen Stadtteilen werden durch LOS Sprach-, Alphabetisierungs- und Integrationskurse für MigrantInnen und Vernetzungsprojekte finanziert, die die Bewohner unterschiedlicher Herkunft im Viertel einander näher bringen sollen. In Schulen wird - in Zusammenarbeit mit Künstlern - an Theaterprojekten gearbeitet oder - wie an der in Finkenberg - über die Geschichte der Kölner Edelweißpiraten in der Nazi-Zeit informiert. Es gibt Computerkurse, Projekte für Mütter mit Kind, für Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten, Familientherapie, Projekte des ROM e.V., deutsch-türkischer Vereine und einzelner engagierter MigrantInnen, die sich für die Integration ihrer Landsleute einsetzen.
Trotz dieser Erfolge in den verschiedenen Projekten warnte Joseph Prinz, LOS-Koordinator aus Chorweiler, vor "Etikettenschwindel": LOS sei "kein wirkungsvolles Instrument gegen Arbeitslosigkeit". Und selbst Hartmut Brocke von der LOS-Koordinierungsstelle im Bundesfamilienministerium gab zu, das Projekt sei nur ein "Sahnehäubchen" auf der üblichen Arbeitsmarktpolitik - andererseits: Auch Theaterprojekte seien beschäftigungsfördernd, weil dadurch "Leute aktiviert" würden.
Nachhaltigkeit gefordert
Aus dem Kreis Projektteilnehmer wurde vor allem Nachhaltigkeit gefordert, damit die vorgestellten viel versprechenden Ansätze nicht mangels Nachfinanzierung schon in der Aufbauphase scheitern. Die provokante Frage des Moderators, ob LOS nun die Zukunft der Sozialarbeit sei, wurde von Stadtjugendpflegerin Marie Luise Quilling deutlich widersprochen. Professionelle Sozialarbeit bedürfe längerfristiger Planungssicherheit und Finanzmittel. Die biete LOS zur Zeit weder der Stadt noch den Trägern. Sie habe nur die Hoffnung, dass die Mittel für LOS auch weiterhin aus Brüssel fließen würden. Die Kölner "Mikroprojekte" und die darin engagierten Projektleiter, vor allem aber die dadurch geförderten Menschen hätten dies wirklich verdient.
LOS-Homepage
LOS-Stadtteilfest in Porz-Finkenberg
Online-Flyer Nr. 15 vom 26.10.2005
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Kölner Stadtteilprojekte gegen Arbeitslosigkeit
"Ein Sahnehäubchen aus Brüssel"
Von Rudi Rute
Das Projekt heißt "LOS" ("Lokales Kapital für soziale Zwecke"), wird von der EU finanziert, ist ein Arbeitsmarktprogramm, fördert seit zwei Jahren - vom Berliner Familienministerium aus koordiniert - "Mikroprojekte" in armen Stadtteilen (in Köln: Kalk, Chorweiler, Porz-Finkenberg, Bocklemünd-Mengenich), durch die arbeitslose und sozial benachteiligte Menschen sich selbst helfen lernen sollen. Vergangenen Mittwoch wurden - nach einem Musik-Auftakt von Rolly und Benjamin Brings - Ergebnisse im Kölner Rathaus auf einem Fachkongress vorgestellt. Unter den dazu versammelten Experten aus NRW waren die Meinungen geteilt. Einig war man sich aber in einem Punkt: Wegen des hohen administrativen Aufwands für den Erhalt verhältnismäßig geringer Mittel, so der Sozialarbeiter, Musiker und Moderator Franco Clemens unter dem Beifall der Projektbeteiligten im Saal, "entsteht hohe Schwellenangst, vor allem bei Mitbürgern mit Migrationshintergrund."
Kostenlose Existenzgründungsberatung
Bestätigt wurde "Don Franco" durch Andreas Hildebrand vom LOS-Begleitausschuss in Kalk: Mehr als 20 Seiten Formulare müsse man ausfüllen, sagte dieser, "und das für Projekte, die teilweise nur 400 Euro bekommen." Maximal 10.000 Euro pro Jahr erhalten die Stadtteile für ihre "Mikroprojekte" aus Brüssel zur "Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von unten." In Chorweiler geschehe dies durch kostenlose Existenzgründungsberatung für Arbeitslose in russischer, türkischer und deutscher Sprache, berichteten die beiden LOS-BeraterInnen Tatiana Vorsmann und Mehmet Göksal. Dabei sind laut Vorsmann aus hundert Gesprächen im vergangenen Jahr acht Existenzgründungen entstanden. Selbst wenn nur eine einzige davon von Dauer sein sollte, würden dadurch die hierfür aufgewandten LOS-Projektkosten refinanziert.
Integrationsprojekte für MigrantInnen
In anderen Stadtteilen werden durch LOS Sprach-, Alphabetisierungs- und Integrationskurse für MigrantInnen und Vernetzungsprojekte finanziert, die die Bewohner unterschiedlicher Herkunft im Viertel einander näher bringen sollen. In Schulen wird - in Zusammenarbeit mit Künstlern - an Theaterprojekten gearbeitet oder - wie an der in Finkenberg - über die Geschichte der Kölner Edelweißpiraten in der Nazi-Zeit informiert. Es gibt Computerkurse, Projekte für Mütter mit Kind, für Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten, Familientherapie, Projekte des ROM e.V., deutsch-türkischer Vereine und einzelner engagierter MigrantInnen, die sich für die Integration ihrer Landsleute einsetzen.
Trotz dieser Erfolge in den verschiedenen Projekten warnte Joseph Prinz, LOS-Koordinator aus Chorweiler, vor "Etikettenschwindel": LOS sei "kein wirkungsvolles Instrument gegen Arbeitslosigkeit". Und selbst Hartmut Brocke von der LOS-Koordinierungsstelle im Bundesfamilienministerium gab zu, das Projekt sei nur ein "Sahnehäubchen" auf der üblichen Arbeitsmarktpolitik - andererseits: Auch Theaterprojekte seien beschäftigungsfördernd, weil dadurch "Leute aktiviert" würden.
Nachhaltigkeit gefordert
Aus dem Kreis Projektteilnehmer wurde vor allem Nachhaltigkeit gefordert, damit die vorgestellten viel versprechenden Ansätze nicht mangels Nachfinanzierung schon in der Aufbauphase scheitern. Die provokante Frage des Moderators, ob LOS nun die Zukunft der Sozialarbeit sei, wurde von Stadtjugendpflegerin Marie Luise Quilling deutlich widersprochen. Professionelle Sozialarbeit bedürfe längerfristiger Planungssicherheit und Finanzmittel. Die biete LOS zur Zeit weder der Stadt noch den Trägern. Sie habe nur die Hoffnung, dass die Mittel für LOS auch weiterhin aus Brüssel fließen würden. Die Kölner "Mikroprojekte" und die darin engagierten Projektleiter, vor allem aber die dadurch geförderten Menschen hätten dies wirklich verdient.
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