NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

zurück  
Druckversion

Lokales
Mobilisierung der Kölner Öffentlichkeit zum 25. November
Gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen
Von Regina Schwarz

Seit 1999 ist gibt es in Köln bundesweit die höchste Rate in der Statistik der gewalttätigen Straftaten von Männern an Frauen. Die Veröffentlichung dieser erschreckenden Zahlen verhallten in Köln nicht folgenlos. Im Jahre 2000 gründete sich das `Kölner Aktionsbündnis zum 25.11. - gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen´. Dieser Beitrag entstand auf Grundlage eines Gesprächs der Autorin mit Irmgard Kopetzky vom Vorstand des  Aktionsbündnisses über die vergangenen fünf Jahre und darüber, was es am diesjährigen `Internationalen Aktionstag´ veranstalten wird.

Nachdem im Jahre 1999 bekannt wurde, dass die Stadt Köln in der bundesweiten Kriminalstatistik in Bezug auf Gewaltverbrechen von Männern an Frauen führend ist, waren in Köln Frauenprojekte, Männergruppen und andere Organisationen sowie einige engagierte Einzelpersonen alarmiert. 14 Vertreterinnen und Vertreter dieser Gruppen gründeten am 25. August 2000 das Aktionsbündnis. Sie haben den 25.11., (Internationaler Aktionstag der weltweiten Frauenbewegung) bewusst in den Namen des Bündnisses gestellt, um so Bezug auf das weltweite Phänomen der Männergewalt an Frauen zu nehmen. An diesem Datum begeht nämlich die Frauenbewegung weltweit seit 1987 zur Erinnerung an drei dominikanische Widerstandkämpferinnen, die am 25.11.1960 von ihrem Regime ermordet wurden, den "internationalen Tag gegen Männergewalt an Frauen".

Männer und Frauen gemeinsam

Beim Kölner Bündnis handelt es sich um den ersten Zusammenschluss gegen Männergewalt in Köln, der von Männern und Frauen gemeinsam getragen wird. Männer gingen erstmals mit in die Verantwortung, Gewalt von Männern an Frauen in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu bringen und dorthin zu schauen, wo bislang meistens weggeschaut wurde. Das heißt: In Köln fordern auch Männer andere Männer auf, die alltägliche Gewalt von Männern an Frauen zu sehen und zu bekämpfen.

"Ziel des Bündnisses ist es, jegliche Form von Männergewalt gegen Frauen sichtbar zu machen; in Köln ein Klima zu schaffen, indem Männergewalt an Frauen geächtet wird; alltägliche Gewalt gegen Frauen auf einer breiten Basis öffentlich zu diskutieren und Gegenstrategien zu entwickeln," betont Irmgard Kopetzky. Das Bündnis habe mit vielfältigen Aktionen und Kampagnen die Öffentlichkeit informiert und viele Bürgerinnen und Bürger für  dieses Thema sensibiliert. Der engagierten Arbeit des Bündnisses sei es beispielsweise zu verdanken, dass die am 16.11.2000 verfasste Resolution "Keine Toleranz für Gewalt an Frauen" von den Kölner Ratsfrauen fraktionsübergreifend zur Verabschiedung im Kölner Rat eingereicht und dort einstimmig beschlossen wurde. Enthalten ist darin der Aufruf an alle Bürgerinnen und Bürger, sich am 25.11. am `Internationalen Aktionstag´ zu beteiligen. In Köln solle ein Klima geschaffen werden, in dem Gewalt an Frauen und Mädchen geächtet wird. Berufsgruppen, die mit Opfern von Gewalt in Berührung kommen, sollen sensibilisiert und geschult werden. Schließlich wird in dieser Resolution gefordert, Maßnahmen zur wirksamen Vorbeugung und Bekämpfung von Gewalt zu stärken und auszubauen.

Ein weiteres Ergebnis der Bündnisarbeit ist ein öffentlicher Diskurs, der mittlerweile von vielen Kölner Prominenten und Institutionen unterstützt wird, darunter der 1.FC Köln, die Kabarettistin Hella von Sinnen, der Kabarettist Jürgen Becker, Bürgermeister aller Fraktionen, die Kölner Bank und die Stadtsparkasse, das Domforum...

Ausstellungen und Jugendwettbewerb

Zur Öffentlichkeitsarbeit gehörten Ausstellungen zum Thema "Gewalt an Frauen", die auch über den Kölner Raum hinaus präsentiert wurden. Mit großer Resonanz wurde ein Jugendkulturwettbewerb mit dem Titel "Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist voll daneben" unter der Patenschaft des 1.FC Köln und von Hedwig Neven DuMont durchgeführt, damit vor allem Kinder und Jugendliche sich mit geschlechtsspezifischem Gewaltverhalten von Jungen und Männern auseinandersetzen. An Kölner Schulen wurde in Kooperation mit Lehrern Präventivarbeit initiiert. 2000 und 2004 wurde ein Forderungskatalog an die Kölner Politik und an die Medien übergeben.

Aufgrund des politischen Drucks vieler Frauenorganisationen wurde 2004 von der Bundesregierung erstmals eine bundesweite Studie in Auftrag gegeben, die sich der Männergewalt an Frauen widmete, die erste repräsentative Untersuchung zur Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von in Deutschland lebenden Frauen. Die Studie zeigte, was Frauenorganisationen in Deutschland schon lange wussten: 37 Prozent aller befragten Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr körperliche Gewalt erfahren. 25 Prozent der Befragten erlebten Formen körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihre Partner. Bei 64 Prozent der betroffenen Frauen hatte die Gewalt körperliche Verletzung zur Folge.

Einladung zu Veranstaltungen am 25.11.

Am 25.11. organisiert das Bündnis zwei Aktionen im öffentlichen Raum und eine Veranstaltung im Gemeindesaal in der Antoniterkirche. Zwischen 15.00 und 16.30 Uhr findet ausgehend von der Domplatte bis zum Abschluss am Neumarkt die Straßentheateraktion "Frauen in Bewegung" statt. Von 13.00 bis 16.00 Uhr gibt es einen Informationsstand des  Bündnisses der Hohen Straße nah am Kaufhof. Im Gemeindesaal der Antoniterkirche eröffnet das Bündnis von 15.30 bis 19.30 Uhr die Ausstellungskarawane "Mein Beitrag für Köln - eine Seite gegen Männergewalt an Mädchen und Frauen." Prominente und nichtprominente Kölnerinnen und Kölner haben an dieser Ausstellung mitgewirkt. Jede/r interessierte Bürger/in kann im Rahmen der Ausstellung einen eigenen künstlerischen Beitrag gestalten. Die jeweils aussagekräftigsten Werke werden vergrößert, gerahmt und der Wanderausstellung beigefügt.

Zur Ausstellungseröffnung sprechen die Bürgermeisterin Angela Spizig von den "Grünen" und ein/e Vertreter/in der evangelischen Kirche: Pastorin Daniela Hammelsbeck zum Thema "Theologische Wurzeln der Gewalt" (mit anschließender Diskussion). Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von der Musikgruppe "Magic Street Voices", die schon anlässlich der Gründung des Bündnisses ein Lied zum Thema geschrieben hatte.

Externe Links:
Gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen


Online-Flyer Nr. 17  vom 09.11.2005

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE


Im Hoheitsgebiet der NATO
Von Arbeiterfotografie