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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Lokales
Ohne Beteiligung der Stadt und von Sponsoren:
Gedenkkonzert für Leverkusener
Opfer des Faschismus
Von Manfred Demmer

In der städtischen Musikschule Leverkusen erlebten am Samstag die Besucher einen nachdenklich stimmenden Kulturnachmittag. Unter dem Titel "Memorial" hatte die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. zu einem Gedenkkonzert für die Leverkusener Opfer des Faschismus eingeladen. Die Besucher wurden aufgerufen, die antifaschistische Gedenkdemonstration am Abend des 9.November in Opladen zu unterstützen.

Anlass der Veranstaltung war das 75jährige Stadtjubiläum, das mit dem 67. Jahrestag der "Reichspogromnacht" und dem 60. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus zusammenfällt. Diesen Zusammenhang machte der Vorsitzende der Kulturvereinigung, Horst Wilhelms in der Begrüßung deutlich, wobei er die Haltung  der Stadt kritisierte, die es trotz Bitten der Veranstalter nicht für nötig befunden hatte, diesem Gedenken an über 20 durch die Nazis umgebrachte Bürger der Stadt ehrende Worte zukommen zu lassen. Auch die Tatsache, dass die Veranstaltung keinerlei Unterstützung durch Sponsoren gefunden hatte, wurde kritisch vermerkt.

Georg Klemp - Pianist
Georg Klemp - Pianist
Bild: Archiv Kulturvereinigung


Im Gegensatz dazu sprach Horst Wilhelms den Gestaltern der Gedenkveranstaltung - allen voran Georg Klemp (Klavier) und Petra Clemens (Moderation) - einen herzlichen Dank aus.
Klemp hatte für den musikalischen Teil der Veranstaltung Werke von Komponisten herausgesucht, die auch Opfer des deutschen Faschismus geworden waren: Victor Ullmann, kam im Oktober 1944 im KZ Auschwitz um. Kurt Schwaen hatte als Nazigegner Repressalien  der Nazis erfahren und steht auch heute noch über 90jährig in der Front derer, die sich gegen den neofaschistischen Terror wenden. Georg Klemp verstand es, die selten gespielten Stücke des Komponisten Schwaen "Drei Präludien nach Grafiken von Herbert Sandberg" den Zuhörern nahe zu bringen.

Petra Clemens - Moderatorin
Petra Clemens - Moderatorin
Bild: Archiv Kulturvereinigung


Auch die zwanzigminütige Klaviersonate Nr.7 von Victor Ullmann - das letzte Musikstück, das der jüdische Komponist vor seiner Deportation nach Auschwitz geschrieben hatte - zog die Zuhörer in den Bann. Der musikalische Teil wurde durch Lesungen, Lieder und Texte komplettiert und durch Video- und Lichtbilder umrahmt. Eingebettet darin fand dann die Verlesung der  Namen der  Leverkusener Opfer mit kurzen Hinweisen auf die Betroffenen statt. In einem Programmheft wurde ausführlicher über die Opfer berichtet. Ebenso wurden die Komponisten und ihre Werke vorgestellt.

Die Teilnehmer zeigten sich nach der Veranstaltung sehr angetan von Form und Inhalt des Gedenkkonzertes, das eingebettet in vielfältige Veranstaltungen und Aktionen zum Jahrestag der "Reichspogromnacht" in Leverkusen  stattfand. Die Kulturvereinigung rief zur Teilnahme auf und wie dabei besonders auf die städtische Gedenkveranstaltung  sowie auf die antifaschistische Gedenkdemonstration am Abend des 9.November in Opladen hin. Unter dem Motto "Kein Vergeben - Kein Vergessen!" soll dabei auch in diesem Jahr der Opfer der Gräueltaten während der euphemistisch "Reichskristallnacht" genannten Ausschreitungen von 1938 gedacht und gleichzeitig der aktuell wieder alltägliche Neonazi-Terror thematisiert werden.

Die Demonstration beginnt Mittwoch, 9. November, 18.30 Uhr, in der Bahnhofstraße Leverkusen-Opladen.

Externe Links:
www.kulturvereinigung.de


Online-Flyer Nr. 17  vom 09.11.2005

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