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Aktueller Online-Flyer vom 11. August 2025  

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Kultur und Wissen
Einführung in die Thematik
Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten! Ich empöre mich – also sind wir!
Von Rudolf Hänsel

Das politische Gedicht des deutschen Dramatikers und Lyrikers Bertolt Brecht (1898-1956) „An die Nachgeborenen“ bietet eine geeignete Grundlage, die heutige Zeit zu beschreiben. Brecht legte in diesem Gedicht ehrlich, erschütternd und mahnend Rechenschaft ab über sein Leben im Nationalsozialismus der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Er schrieb: „Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! (…) Was sind das für Zeiten, wo Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt.“ (1) Zeitgenossen, die im Wohlstand leben, fern von schrecklichen Kriegsschauplätzen, werden Brechts Worte nicht auf das Heute übertragen können. Doch sehen wir uns die gegenwärtige Welt einmal an.

Die Wirtschaft wird weltweit mit horrenden Summen auf Kriegswirtschaft umgestellt, weil Russland und andere östliche Großmächte angeblich eine Bedrohung darstellen. Es herrschen Willkür und Gewalt. Russland ist seit jeher ist ein Dorn im Auge des kapitalistischen Systems. Doch die Völker sind für die Kriege nicht verantwortlich, die Natur des Menschen ist friedlich. Schuldig sind allein die herrschenden Schichten, die sich wechselseitig zu unterjochen versuchen. Die Machtgier derer, die innerhalb der Völker als Obrigkeit fungieren und durch ihre soziale Stellung vom Geist der Gewalt durchdrungen sind, führt immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen die Völker zugunsten ihrer Herren verbluten.

Die selbsternannten „Führer der Welt“ führen täglich ein groteskes Polit-Schauspiel auf. Was am Tag zuvor versprochen oder angedroht wurde, wird am darauffolgenden Tag in Frage gestellt oder widerrufen. Nur Kriege werden nicht in Frage gestellt. Uneinigkeit in der Regierung, Streben nach Geltung oder reine Willkür sind mögliche Ursachen für dieses Verhalten.

Den Völkern wird aus verständlichen Gründen verschwiegen, dass die Regierungschefs weltweit kooperieren und hinter verschlossenen Türen geheime Pläne schmieden. In der Regel werden die armen Bürger (99%) durch diese geheimen Pläne ärmer und die reichen (1%) noch reicher. Nach außen hin geben sich die führenden Politiker zerstritten, drohen mit der Zerstörung des anderen Landes oder einem Atom-Krieg. Das Volk bekommt dadurch Angst vor einem Dritten Weltkrieg und interessiert sich nicht für die geheimen Pläne.

Benötigt die Wirtschaft Bodenschätze, die im eigenen Land nicht vorhanden sind, werden die Länder, die diese besitzen, mit Kriegen überzogen und deren Bürger aus ihrer Heimat vertrieben, um leichter an das begehrte Gut heranzukommen. Die Welt schaut tatenlos zu.

Gefällt den Herrschenden der Präsident einer Regierung nicht, werden die Bürger in Befürworter und Gegner gespalten und gegeneinander aufgehetzt. Demokratisch abgehaltene Wahlen werden annulliert und wiederholt, wenn das Ergebnis ihren Vorstellungen nicht entspricht. Das destabilisiert die gesamte Gesellschaft und letztlich das Land.

Bereits im Jahr 1905 schrieb der russische Schriftsteller und Vertreter des gewaltfreien Widerstands Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoj (1812-1910) in den „politischen Flugschriften“:

„Man könnte die Unterordnung eines ganzen Volkes unter wenige Leute noch rechtfertigen, wenn die Regierenden die besten Menschen wären; aber das ist nicht der Fall, war niemals der Fall und kann es nie sein. Es herrschen häufig die schlechtesten, unbedeutendsten, grausamsten, sittenlosesten und besonders die verlogensten Menschen. Und dass dem so ist, ist kein Zufall.“ (2)

Viele Erwachsene reagieren auf die wirren Anweisungen dieser Politiker wie Kinder oder wie die primitiven Urmenschen reagierten: in Form eines magischen Autoritätsglaubens – kritiklos und umnebelt von Stimmungen und Glücksverheißungen. Und das hat Folgen: die Autoritätsgläubigkeit führt unweigerlich zur Autoritätshörigkeit, die in der Regel den Reflex eines absoluten geistigen Gehorsams und einer Verstandeslähmung auslösen. Vollsinnige Erwachsene können dann nicht mehr selbständig denken und vernünftig urteilen. Sie glauben den dreisten Lügen von Politikern, Wissenschaftlern und Massenmedien und sagen nicht mehr NEIN. Mit diesem Verhalten stabilisieren sie jedoch das gesellschaftliche System.

Brecht machte schon frühzeitig auf die Gefahr von Willkür und Gewalt im Nationalsozialismus aufmerksam und verfasste daraufhin die Parabel „Maßnahmen gegen die Gewalt“. Anhand dieser Parabel kann sich jeder erwachsene Bürger mit der Thematik auseinandersetzen und durch selbständiges Denken zur Erkenntnis sinnvollen Handelns kommen (3). Die Verstandes-Lähmung aus Angst müsste nicht sein. Noch immer in der Geschichte der Menschheit mussten sich die Bürger eines Volkes Tyrannen aller Couleur beherzt entgegenstellen und gegen sie rebellieren, um die ihnen zustehende Freiheit zu erkämpfen und sich nicht unterjochen zu lassen.

Aus diesem Grund kommt abschließend Albert Camus zu Wort, ein Repräsentant des französischen Existentialismus atheistischer Prägung. Er gibt in seinen libertären Schriften Antworten auf die Frage, was tun in finsteren Zeiten, wenn die Politik den Bürgern Angst macht, sie aber nicht verzweifeln sollen. Seine Gedanken haben noch heute Bestand, da sich die Probleme der Welt nicht grundsätzlich geändert haben.

„Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“

Brechts zwischen 1934 und 1938 entstandenes politisches Gedicht „An die Nachgeborenen“ in Auszügen:

„Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

Man sagt mir: los und trink du! Sei froh, dass Du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise.

In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit ohne Furcht verbringen, 
Auch ohne Gewalt auskommen,
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen,
Gilt für weise. 
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! (…).

Ihr aber, wenn es so weit sein wird
Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unserer  
Mit Nachsicht.“ (4)

Maßnahmen gegen die Gewalt


Bei der Parabel „Maßnahmen gegen die Gewalt“ von Bertolt Brecht springen dem wachen Bürger Parallelen zur weltpolitischen Situation der Gegenwart sofort ins Auge. Auch heute weichen wir vor der Gewalt verordneter illegaler Maßnahmen der Regierungen zurück und sagen nicht NEIN. Wir beginnen, uns mit der heraufziehenden Tyrannei zu arrangieren.

Werden wir uns weiterhin der staatlichen Gewalt unterziehen, weil wir wie Herr Keuner in Brechts Gleichnis “kein Rückgrat zum Zerschlagen“ haben? Und werden wir dem Agenten einer fremden Macht deshalb jahrelang gehorchen und ihm dienen, weil wir auf den richtigen Zeitpunkt warten, um NEIN zu sagen wie Herr Egge? Anhand der Parabel kann sich jeder erwachsene Bürger mit der Thematik auseinandersetzen und durch selbständiges Denken zur Erkenntnis sinnvollen Handelns kommen.

Brecht beschreibt in seiner auf einem Vergleich beruhenden Kurzgeschichte, wie die beiden Hauptfiguren, Herr Keuner und Herr Egge auf ihre Weise auf staatliche Gewalt reagieren. Herr Keuner – der Denkende – rechtfertigt seine unterwürfige Reaktion auf die Gewalt gegenüber seinen Schülern mit den Worten: „Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muss länger leben als die Gewalt.“

Anschließend belehrt Herr Keuner seine Schüler mittels einer Geschichte aus der Zeit der Illegalität: Eines Tages tritt ein Agent der neuen Herrscher der Stadt ungefragt in das Haus und in das Leben von Herrn Egge. Diesem fremden Agenten gehorcht und dient Herr Egge, der gelernt hatte, NEIN zu sagen, sieben Jahre lang – spricht aber kein einziges Wort mit ihm. Erst nach dessen Tod atmet er auf und antwortet auf die vor sieben Jahren gestellte Frage des Agenten „Wirst du mir dienen?“ mit einem „NEIN!“ (5)

Möglicherweise ist es das kleinere Übel, sich dem Schicksal zu fügen, keinen offenen Widerstand zu leisten und seine Meinung nicht offen zu sagen, wenn man erkannt hat, daß man im Moment nicht die Macht hat, etwas gegen die Gewalt zu tun. Vielleicht ist es klüger, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, um NEIN zu sagen. Es ist eine Illusion zu glauben, man könne gegen den Staat aufkommen. Der Staat ist gut gerüstet.

Ich revoltiere, also sind wir!

Der Mensch vermag sich nur dann zu seiner vollen Größe aufzurichten, wenn er sich den Anordnungen der Macht nicht beugt, sondern sich mit gesunder Empörung zur Wehr setzt.

Albert Camus gibt in seinen libertären Schriften Antworten auf die Frage, was tun in finsteren Zeiten. Die libertäre Zeitschrift „Reconstruir“ fragte Camus:

„Geben Ihnen die Gipfeltreffen zwischen den Vertretern der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion irgendeine Hoffnung, was die Möglichkeit der Überwindung des Kalten Krieges und der Teilung der Welt in zwei antagonistisch sich gegenüberstehende Blöcke betrifft?“ Camus‘ Antwort: „Nein. Die Macht macht denjenigen verrückt, der sie innehat.“ (6)

Die letzte Frage der Zeitschrift lautete: „Wie sehen Sie die Zukunft der Menschheit? Was müsste man tun, um zu einer Welt zu kommen, die weniger von der Notwendigkeit unterdrückt und freier wäre?“

Darauf antwortet Camus mit der „Botschaft“, die die nachfolgende Generation inspirieren sollte: „Geben, wenn man kann. Und nicht hassen, wenn das möglich ist.“ (7)

Für Camus war nichts unentschuldbarer als der Krieg und der Aufruf zum Völkerhass. Deshalb wollte er auf den Frieden hoffen und für ihn kämpfen. Wörtlich sagte er: “Ich setze auf den Frieden. Darin liegt mein ganz eigener Optimismus. Aber man muss für ihn etwas tun und das wird schwer. Darin liegt mein Pessimismus.“ (8).

Camus‘ Denken kulminiert in der Auffassung zur Revolte im Sinne eines unablässigen Kampfes um ein höheres Maß an Freiheit: „Ich revoltiere, also bin ich!“  Die Auflehnung im Namen von Menschenrecht und Menschwürde kann aber nie für den einzelnen alleine geschehen. Sie geschieht für alle Menschen: Ich empöre mich – also sind wir!

Für den freien Menschen gibt es kein höheres Ziel, als die Verwirklichung der Freiheit aller. Gerade das ist die eigentliche Hingabe an die Menschen der Zukunft. Die wahre Großzügigkeit gegenüber der Zukunft besteht darin, alles der Gegenwart zu geben.


Literatur:

(1)  https://www.deutschelyrik.de/an-die-nachgebornen.html
(2)  TOLSOJ REDE GEGEN DEN KRIEG, Politische Flugschriften, Herausgegeben von Peter Urban, insel taschenbuch, 703, eines ist not, Über die Staatsmacht, S. 74
(3)  Hänsel, Dr. Rudolf (2021). Bertolt Brecht: „Maßnahmen gegen die Gewalt.“. Politische Parabel aus der Zeit der Illegalität. In: „Global Research“, 02.11.2021
(4)  https://www.deutschelyrik.de/an-die-nachgebornen.html
(5)  Hänsel, Dr. Rudolf (2021). Bertolt Brecht: „Maßnahmen gegen die Gewalt.“. Politische Parabel aus der Zeit der Illegalität. In „Global Research, 02.11.2021
(6)  Lou, Marin (Hrsg.) (2013). Albert Camus - Libertäre Schriften (!948-!960), S. 363f.
(7)  A. a. O., S. 364
(8)  A. a. O., S. 82


English version:
Introduction to the topic
Really, we live in dark times! I revolt - therefore we are!

By Dr. Rudolf Hänsel

Written in exile in Stockholm between 1934 and 1938, the political poem ‘An die Nachgeborenen’ by the German playwright and lyricist Bertolt Brecht (1898-1956) provides a suitable basis for describing the present day. In this poem, Brecht gave an honest, harrowing and admonishing account of life under National Socialism in the 1930s. He wrote: "Really, I live in dark times! (...) What kind of times are these, where A conversation about trees is almost a crime Because it involves silence about so many misdeeds." (1) Contemporaries who live in prosperity, far from terrible theatres of war, will not be able to apply Brecht's words to today. But let's take a look at the world today.

The global economy is being converted to a war economy with horrendous sums of money because Russia and other major eastern powers supposedly pose a threat. Arbitrariness and violence prevail. Russia has always been a thorn in the eye of the capitalist system. But the people are not responsible for the wars; human nature is peaceful. Only the ruling classes, who try to subjugate each other, are to blame. The lust for power of those who act as authorities within the peoples and are imbued with the spirit of violence through their social position repeatedly leads to armed conflicts in which the peoples bleed to death in favour of their masters.

The self-proclaimed ‘leaders of the world’ put on a grotesque political spectacle every day. What was promised or threatened the day before is questioned or revoked the following day. Only wars are not questioned. Disagreement within the government, striving for prestige or pure arbitrariness are possible causes for this behaviour.

For understandable reasons, the people are not told that the heads of government co-operate worldwide and forge secret plans behind closed doors. As a rule, these secret plans make the poor citizens (99%) poorer and the rich (1%) even richer. Outwardly, the leading politicians are at odds with each other, threatening to destroy the other country or start a nuclear war. The people become afraid of a third world war and are not interested in the secret plans.

If the economy needs natural resources that are not available in their own country, the countries that possess them are overrun with wars and their citizens are driven out of their homeland in order to obtain the coveted commodity more easily. The world stands idly by.

If the rulers do not like the president of a government, the citizens are divided into supporters and opponents and set against each other. Democratically held elections are cancelled and repeated if the result does not meet their expectations. This destabilises the entire society and ultimately the country.

As early as 1905, the Russian writer and representative of non-violent resistance, Count Lev Nikolayevich Tolstoy (1812-1910), wrote in his ‘political pamphlets’:

"One could still justify the subordination of an entire people to a few people if the rulers were the best people; but that is not the case, has never been the case and never can be. The worst, most insignificant, cruelest, most immoral and especially the most dishonest people often rule. And that this is the case is no coincidence." (2)

Many adults react to the confused instructions of these politicians like children or like primitive people did: in the form of a magical belief in authority - uncritical and clouded by moods and promises of happiness. And this has consequences: belief in authority inevitably leads to obedience to authority, which usually triggers the reflex of absolute spiritual obedience and mental paralysis. Full-minded adults are then no longer able to think for themselves and make rational judgements. They believe the brazen lies of politicians, scientists and the mass media and no longer say NO. With this behaviour, however, they stabilise the social system.

Brecht drew attention to the danger of arbitrariness and violence under National Socialism at an early stage and wrote the parable ‘Measures against Violence’ as a result. On the basis of this parable, every adult citizen can come to terms with the subject and, by thinking for themselves, come to the realisation of meaningful action (3). Paralysing the mind out of fear is not necessary. Throughout the history of mankind, the citizens of a nation have always had to courageously oppose tyrants of all colours and rebel against them in order to fight for the freedom they deserve and not allow themselves to be subjugated.

For this reason, Albert Camus, a representative of French atheist existentialism, will have his say in conclusion. In his libertarian writings, he provides answers to the question of what to do in dark times when politics frightens citizens but they should not despair. His thoughts are still relevant today, as the world's problems have not fundamentally changed.

‘Really, I live in dark times!’

Excerpts from Brecht's poem ‘An die Nachgeborenen’ published in June 1939:

"Really, I live in dark times!
The guileless word is foolish. A smooth forehead
Indicates insensitivity. The laughing
has not yet received the terrible news
.
What times these are when
Talking about trees is almost a crime
Because it involves silence about so many misdeeds!

They tell me: go on and drink! Be glad that you have!
But how can I eat and drink when
I snatch what I eat from the hungry and
my glass of water is missing from a thirsty person?
And yet I eat and drink.
I would also like to be wise.

The old books say what is wise:
Stay out of the world's strife and spend the short time without fear,
Get along without violence,
Return evil with good
Do not fulfil your wishes, but forget them,
Is considered wise. 
All this I cannot do:
Really, I live in dark times! (...).

But you, when the time comes
That man is a helper to man
Remember us
with forbearance." (4)

Measures against violence

In Bertolt Brecht's parable ‘Measures against violence’, parallels to the current global political situation immediately jump out at the alert citizen. Even today, we recoil from the violence of illegal measures imposed by governments and do not say NO. We are beginning to come to terms with the emerging tyranny.

Will we continue to submit to state violence because, like Mr Keuner in Brecht's parable, we have ‘no backbone to break’? And will we obey and serve the agent of a foreign power for years because we are waiting for the right time to say NO like Mr Egge? Every adult citizen can use the parable as a basis for dealing with the topic and come to the realisation of meaningful action through independent thinking.

In his short story based on a comparison, Brecht describes how the two main characters, Mr Keuner and Mr Egge, react in their own way to state violence. Mr Keuner - the thinking one - justifies his submissive reaction to the violence towards his pupils with the words: "I have no backbone to smash. I have to live longer than the violence."

Mr Keuner then instructs his pupils with a story from the time of illegality: one day, an agent of the city's new rulers enters Mr Egge's house and life without being asked. Mr Egge, who had learnt to say NO, obeys and serves this foreign agent for seven years - but does not speak a single word to him. Only after Mr Egge's death does he breathe a sigh of relief and answer the agent's question from seven years ago, ‘Will you serve me?’, with a ‘NO!’ (5)

Perhaps it is the lesser evil to submit to fate, not to offer open resistance and not to speak one's mind openly when one has realised that one does not have the power to do anything about the violence at the moment. Perhaps it is wiser to wait for the right time to say NO. It is an illusion to believe that one can rise up against the state. The state is well equipped.

I revolt, therefore we are!

Man can only rise to his full stature if he does not bow to the orders of power, but defends himself with healthy indignation.

In his libertarian writings, Albert Camus provides answers to the question of what to do in dark times. The libertarian magazine ‘Reconstruir’ asked Camus: "Do the summit meetings between the representatives of the United States and the Soviet Union give you any hope as regards the possibility of overcoming the Cold War and the division of the world into two antagonistically opposed blocs?" Camus' answer: "No. Power drives those who hold it mad." (6)

The magazine's final question was: "How do you see the future of humanity? What would it take to create a world that is less oppressed by necessity and more free?"

Camus responded with the ‘message’ that would inspire the next generation: "Give when you can. And not to hate, if that is possible." (7)

For Camus, nothing was more inexcusable than war and the call to hatred of nations. That is why he wanted to hope for peace and fight for it. He literally said: "I am betting on peace. That's where my very own optimism lies. But you have to do something for it and that will be difficult. Therein lies my pessimism." (8).

Camus' thinking culminates in the concept of revolt in the sense of an incessant struggle for a higher degree of freedom: ‘I revolt, therefore I am!’  However, revolt in the name of human rights and human dignity can never happen for the individual alone. It happens for all people: I revolt - therefore we are!

For free people, there is no higher goal than the realisation of freedom for all. This is the real dedication to the people of the future. True generosity towards the future consists of giving everything to the present.


Literature:

(1) https://www.deutschelyrik.de/an-die-nachgebornen.html
(2) TOLSOJ REDE GEGEN DEN KRIEG, Politische Flugschriften, edited by Peter Urban, insel taschenbuch, 703, eines ist not, Über die Staatsmacht, p. 74
(3) Hänsel, Dr Rudolf (2021). Bertolt Brecht: ‘Measures against violence.’. Political parable from the time of illegality. In: ‘Global Research’, 02.11.2021
(4) https://www.deutschelyrik.de/an-die-nachgebornen.html
(5) Hänsel, Dr Rudolf (2021). Bertolt Brecht: ‘Measures against violence.’. Political parable from the time of illegality. In: ‘Global Research’, 02.11.2021
(6) Lou, Marin (ed.) (2013). Albert Camus - Libertarian Writings (!948-!960), pp. 363f.
(7) op. cit. p. 364
(8) op. cit. p. 82


Dr. Rudolf Lothar Hänsel ist Schul-Rektor, Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe. Nach seinen Universitätsstudien wurde er wissenschaftlicher Lehrer in der Erwachsenenbildung. Als Pensionär arbeitete er als Psychotherapeut in eigener Praxis. In seinen Büchern und Fachartikeln fordert er eine bewusste ethisch-moralische Werte-Erziehung sowie eine Erziehung zu Gemeinsinn und Frieden. Für seine Verdienste um Serbien bekam er 2021 von den Universitäten Belgrad und Novi Sad den Republik-Preis „Kapitän Misa Anastasijevic“ verliehen.



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