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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Aktuelles
Antwort auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Martin Sichert sorgt für Unruhe
Starker Anstieg von Todesfällen seit Beginn der Corona-Impf-Kampagne?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Am 27. Oktober 2022 hat der Bundestagsabgeordnete Martin Sichert (gesundheitspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion) gemäß Informationsfreiheitsgesetz die Anfrage mit der Nummer 261798 über die Einrichtung FragDenStaat an die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gerichtet (1). Am 28. November kam die Antwort. Sie enthielt die angeforderten Daten für den Zeitraum 2016 bis 2021 und für das erste Quartal des Jahres 2022 für die Krankenversicherten der Bundesrepublik Deutschland. Tom Lausen hat sie ausgewertet. Das "Neue Medien Portal" - betrieben vom Verein "Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie" mit Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi als erstem Vorsitzenden - teilt mit: "Seit Impfbeginn 2021 explodieren die Todesfälle 'plötzlich und unerwartet'. Das zeigen neue KBV-Daten der 72 Millionen Versicherten. Diese Daten sind eine historische Offenlegung des Versagens des Paul-Ehrlich-Instituts. Die Daten der 72 Millionen Krankenversicherten sprechen eine sehr klare Sprache." Infosperber schildert es so: "Im ersten Corona-Jahr 2020 stellten die Ärzte demnach bei etwa 24.000 Menschen einen plötzlichen und unerwarteten Tod fest. Mit Beginn des Jahres 2021 stieg die Anzahl solcher plötzlicher Todesfälle jäh an: Rund 57.000 Menschen starben im Jahr 2021 unerwartet. Der Anstieg ist massiv..." (2) Der Anstieg der "plötzlichen und unerwarteten" Todesfälle ist der bei der Pressekonferenz am 12. Dezember 2022 (3) präsentierten Grafik sehr deutlich zu entnehmen.


Grafik zeigt drastischen Anstieg der "plötzlichen und unerwarteten" Todesfälle seit erstem Quartal 2021 (zum Vergrößern hier klicken)

Diese Darstellung hat für erhebliche Unruhe gesorgt. Noch am Tag der Pressekonferenz erklärt der KBV-Vorstand: "Der KBV-Vorstand stellt klar: Aufgrund der von der KBV an die AfD übermittelten Abrechnungsdaten bzw. ICD-10-Codes lassen sich keine Kausalzusammenhänge zwischen COVID-19-Schutzimpfungen und Todesfällen herstellen. Aus Sicht der KBV handelt es sich bei der dargestellten Zunahme der Todesfälle in den Quartalen I-IV 2021 und Quartal I 2022 größtenteils um eine pandemiebedingte Übersterblichkeit. Dies verdeutlicht nochmals die Bedeutung der COVID-19-Schutzimpfung als wirksame Maßnahme zur Verhinderung von schweren Verlaufsformen bis hin zu Todesfällen. Ohne die Impfung wäre die Übersterblichkeit wahrscheinlich weit höher gewesen." (4)

Auf der FragDenStaat-Seite zur Anfrage 261798 ist eine Bemerkung mit der Überschrift "Faktencheck" hinzugefügt. Sie lautet: "Nach der Einschätzung von Fachleuten belegen die hier angefragten Daten keinen Anstieg der Todesfälle im Zusammenhang mit der Impfkampagne. FragDenStaat distanziert sich von irreführenden Aufbereitungen der Daten."

Prof. Stefan Homburg (Autor des Buches "Corona-Getwitter") kommentiert die KBV-Aussage wie folgt: "Die Grafik enthält keine PCR-Toten ('U'), sondern nur Todesfälle mit Codes 'I' und 'R'. Schon deshalb ist das KBV-Statement abwegig." (5) Wenn davon auszugehen ist, dass Corona-Todesfälle als solche und nicht als "plötzliche und unerwartete" Todesfälle gemeldet werden, können Corona-Todesfälle in die Grafik nicht eingeflossen sein.

Im Handelsblatt erscheint am 13. Dezember 2022 eine DPA-Meldung, in der es u.a. heißt: "Das ZI (Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung) wies Sicherts Darstellung zurück... Es handele sich um einen 'Kohorten-Effekt'... Dass bei dieser Kohorte in der Statistik in geringer Zahl auch Kodierungen für Todesfälle in Vorjahren auftauchen, dabei könne es sich nur um Fehler bei der Eingabe oder Übertragung handeln." (6) Claudia Wangerin greift diese Darstellung bei Telepolis am 14. Dezember 2022 in einem Artikel mit dem Titel "Warum die AfD-Darstellung laut Fachleuten haltlos ist" auf. Sie schreibt: "Seit 2016 habe es Eingabe- oder Übertragungsfehler gegeben, aber keinen auffälligen Anstieg." (7)

Das Statement des KBV-Vorstands schreibt den Anstieg der Todesfälle der "pandemiebedingten Übersterblichkeit" zu, während das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung den Anstieg mit Fehlern bei der Eingabe oder Übertragung zu erklären sucht. Diese beiden Erklärungsversuche dürften sich gegenseitig ausschließen.


Fußnoten:

1 Anfrage #261798 vom 27. Oktober 2022
https://fragdenstaat.de/anfrage/daten-zu-diagnosecodes-zu-den-2-478-526-kassenpatienten-mit-impfnebenwirkungen-bezugsjahr-2021/

2 Enorme Zunahme plötzlicher Todesfälle seit Anfang 2021
Martina Frei am 13. Dezember 2022 bei Infosperber
https://www.infosperber.ch/gesundheit/enorme-zunahme-ploetzlicher-todesfaelle-seit-anfang-2021/

3 Martin Sichert: KBV-Daten zu Impfnebenwirkungen liefern erschreckende Erkenntnisse
Pressemitteilung vom 12. Dezember 2022
https://afdbundestag.de/martin-sichert-kbv-daten-zu-impfnebenwirkungen-liefern-erschreckende-erkenntnisse/

4 Statement des KBV-Vorstands zu Aussagen im Rahmen einer Pressekonferenz der AfD-Bundestagsfraktion am 12. Dezember 2022
https://www.kbv.de/html/2022_61368.php

5 Stefan Homburg bei Twitter am 12. Dezember 2022
https://twitter.com/SHomburg?...

6 Experten weisen AfD-Darstellung zu Todesfall-Anstieg zurück
DPA-Meldung im Handelsblatt am 13. Dezember 2022
https://www.handelsblatt.com/dpa/experten-weisen-afd-darstellung-zu-todesfall-anstieg-zurueck/28865410.html

7 Plötzliche Todesfälle: Warum die AfD-Darstellung laut Fachleuten haltlos ist
Claudia Wangerin am 14. Dezember 2022 bei Telepolis
https://www.heise.de/tp/features/Ploetzliche-Todesfaelle-Warum-die-AfD-Darstellung-laut-Fachleuten-haltlos-ist-7394433.html

Online-Flyer Nr. 803  vom 16.12.2022

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