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Literatur
Graphic Novel zum 200. Geburtstag
Friedrich Engels - Unternehmer und Revolutionär
Von Hannes Sies

Pünktlich zum 200. Geburtstag des politischen Philosophen Friedrich Engels (1820-1895) legt die Edition 52, ansässig in Engels‘ Geburtsstadt Wuppertal einen schwungvollen Schwarzweiß-Comic vor. Naturalistische Tintenzeichnungen mit feingestrichelten Fachwerkhäusern vom Revolutionsort Elberfeld (Mai 1849) werfen uns mitten in Engels‘ bewegtes Leben: Ärmliche Familie, Kinderarbeit und angreifende Ulanen der preußischen Armee und Engels‘, der mit einer Munitionslieferung die revoltierenden Bürger unterstützt. Sein Auftritt in der Handlung erfolgt auf Seite 28 in der Kölner Redaktion der Neuen Rheinischen Zeitung, die Engels mit Marx zusammen während der kurzen und erfolglosen Bürgerlichen Revolution in Deutschland gegründet und betrieben hatte. Wir schnuppern ein wenig Pulverdampf und erleben auf Seite 35, wie Engels von den Revolutionären ihrer Stadt verwiesen wird - er war ihnen nicht bürgerlich genug.


Beispielseite

Sprung nach London, 17. März 1883, die Beerdigung von Karl Marx, sein Freund Engels hält die Grabrede, wandert schwermütig mit Marxens Tochter durch London. Sprung nach Elberfeld, September 1837, Engels als Schüler, dann 1831, Engels als Kind bei einer Schneeballschlacht, beim Kirchgang mit dem frommen Vater. So springt die Handlung hin und her in der Biographie der Gründergestalt der modernen Arbeiterbewegung. Wir sehen meist persönliche Erlebnisse, seinen Werdegang zum Nachwuchs-Baumwoll-Tycoon im boomenden Manchester, eine noble Fuchsjagd mit Aristokraten, aber dann Konfrontation mit dem Elend der Arbeiter, erotische Beziehung zur irischen Chartistin Mary Burns -die Chartisten kämpften damals für die Anerkennung der Menschen- und Bürgerrechte auch für die arme Masse der Bevölkerung. Engels führt ein Doppelleben als reicher Erbe und Revolutionär, Unternehmer und marxistischer Theoretiker.

„Ein Unternehmer und Sozialist. Ein Revolutionär und Lebemann. Ein Idealist, der in der Ökonomie die Antwort auf alle gesellschaftlichen Fragen gefunden hat. Friedrich Engels, geboren 1820, war ein Mann voller Widersprüche. Die Graphic Novel „Engels – Unternehmer und Revolutionär“ erzählt den Lebensweg eines Vordenkers, dessen Analyse der globalen Ausbeutung damals wie heute revolutionär war. Engels‘ Leben zwischen dem frommen Wuppertal, den Slums von Manchester und der gehobenen englischen Gesellschaft war die Basis seiner Philosophie, deren Folgen die Welt verändert haben.“ (Klappentext)

Eine geordnete Darstellung von Leben und Werk wie im Band ROSA über Rosa Luxemburg darf man zwar nicht erwarten, aber viele plastisch geschilderte und bebilderte Eindrücke in das Leben von Engels. Sein in unseren Leitmedien selten erwähntes Werk wird eher sporadisch durch passende Texteinschübe angedeutet. Doch der Band macht vielleicht seine Leser neugierig auf das Denken jenes Mannes, der großzügig seinem weniger begüterten Freund Karl Marx den Hauptruhm des gemeinsam geschaffenen philosophischen Opus überließ. Engels überlebte bekanntlich Marx und gab dessen Werke heraus.

Eine Seite mit konkreten biographischen Daten hätte dem Buch jedoch gut getan, auch weil am Ende sogar der Eindruck entsteht, Engels wäre Weihnachten 1894 gestorben (da endet die Handlung beim alten Philosophen, dessen Lehnstuhl im Dunkel der Nacht versinkt), nicht erst am 5.August 1895.


Christoph Heuer, Fabian Mauruschat und Udo Garske: ENGELS – UNTERNEHMER UND REVOLUTIONÄR



Graphic Novel, 153 Seiten, 18 Euro, Edition 52, Wuppertal 2020, mehr Infos hier: https://edition52.de/produkt/engels-revolutionaer-und-unternehmer

Online-Flyer Nr. 758  vom 02.12.2020

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