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Globales
Davos stellt ein neues "mit uns oder gegen uns"-Ultimatum, das unheimlich an die alte 9/11-Welt erinnert
Von 9/11 zum Great Reset
Von Pepe Escobar / LUFTPOST

Der Grundstein für das neue Jahrtausend wurde eigentlich erst mit 9/11 gelegt, und dieses Vorkommnis ist immer noch so geheimnisumwittert wie die Mysterien von Eleusis. Vor einem Jahr habe ich in der Asia Times erneut einige Fragen dazu gestellt, die bis heute unbeantwortet blieben. In einem kurzen Rückblick auf die "Missgeschicke", die in den beiden seither vergangenen Jahrzehnten passiert sind, dürfen folgende Themenkomplexe und Ereignisse nicht fehlen:
  • Das Ende der Geschichte
  • Der kurze unipolare Moment
  • Der lange Krieg des Pentagon
  • Heimatschutz (Homeland Security)
  • Der Patriot Act
  • Schock und Schrecken (Shock and Awe)
  • Tragödie/Debakel im Irak
  • Die Finanzkrise von 2008
  • Der Arabische Frühling
  • Bunte Revolutionen
  • "Führung aus dem Hintergrund"
  • Humanitärer Imperialismus
  • Der ultimative Stellvertreterkrieg in Syrien
  • Die ISIS/Daesh Farce
  • JCPOA, das Atomabkommen mit dem Iran
  • Der Maidan
  • Das Zeitalter der psychologischen Kriegsführung (Psyops)
  • Das Zeitalter des Algorithmus
  • Das Zeitalter der 0,0001 Prozent
Diese Entwicklung erinnert an eine Zeile aus einem Gedicht des irischen Dichters Yeats: "Das Beste kann nicht überzeugen, weil das Schlechteste zutiefst beeindruckt." Und all die Jahre ging der "Krieg gegen den Terror" – die gegenwärtige Ausprägung des Long War – mit unverminderter Heftigkeit weiter, kostete unzählige Muslime das Leben und verursachte die Vertreibung von mindestens 37 Millionen Menschen.

Die aus dem Zweiten Weltkrieg erwachsene Geopolitik ist zu Ende, der Zweite Kalte Krieg hat begonnen. Die USA haben ihn zuerst mit Russland angefangen, und dann mit der von beiden US-Parteien gebilligten National Security Strategy auch auf China ausgeweitet. Jetzt soll der von Mackinder und Brzezinski in die Welt gesetzte Albtraum vom Kampf um die Macht in Eurasien realisiert werden – gegen die strategischen Partner Russland und China, die das US-Establishment für die bedrohlichsten Konkurrenten hält. Dazu wurde ein Vorwand gebraucht. Und der hat sich überraschenderweise auch ergeben.

Der Kampf um die Vorherrschaft in der Welt und in der Wirtschaft hat unter der von der UN ins Spiel gebrachten irreführenden Zielsetzung "nachhaltige Entwicklung" aber schon 2015 begonnen.

Seit Mitte Sommer wird dieses neue Herrschaftssystem, das eigentlich eine technokratische digitale Schreckensvision ist, durch eine geschickt arrangierte Propaganda-Kampagne als äußerst erstrebenswert "verkauft".

Der MINDSPACE Report

Die Hysterie, die COVID-19 zum "Schwarzen Tod" der Neuzeit gemacht hat, wurde gebraucht zur Rechtfertigung des globalen Lockdowns. Sie wurde bereits entlarvt (1)(2); diese Hysterie geht ursprünglich auf eine angesehene Quelle in Cambridge zurück (3).

Der absichtlich herbeigeführte De-Facto-Zusammenbruch der Weltwirtschaft und der dadurch verursachte Konkurs unzähliger Firmen hat den globalen Konzernen des Aasgeier-Kapitalismus bereits kaum abzuschätzende Profite verschafft.

Und all das hat sich unter weitestgehender Zustimmung der Weltbevölkerung abgespielt, die sich freiwillig und kampflos unterworfen hat.

Das ist aber nicht zufällig passiert. Schon vor Jahren hat die britische Regierung, weil sie wissen wollte, wie das Verhalten der Bevölkerung beeinflusst werden kann, in Zusammenarbeit mit der London School of Economics und dem Imperial College ein Team mit der Untersuchung dieses Problems beauftragt. Dieses Team hat den MINDSPACE Report vorgelegt, in dem aufgezeigt wird, wie die Politik unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Verhaltenswissenschaft Einfluss auf die Bevölkerung ausüben kann; damit wurden die Grundlagen für ein an Orwell erinnerndes Kontrollsystem gelegt.

Im MINDSPACE Report wird auch die enge Kollaboration zwischen dem Imperial College und der in Santa Monica residierenden RAND Corporation deutlich. Die Autoren des MINDSPACE Reports, nach dem die zweifelhaften Computermodelle für den paranoiden globalen Lockdown erstellt wurden, standen also in enger Verbindung mit einem US-Thinktank, der für das Pentagon arbeitet.

Aus dem MINDSPACE Report ergibt sich, dass "sich auch rationale Entscheidungen von autonomen Individuen durch gesteuerte Einwirkungen aus ihrer Umgebung beeinflussen lassen".

Deshalb ist die Frage, wer darüber entscheidet, welche gesteuerten Einwirkungen von der Umgebung ausgehen, von entscheidender Bedeutung. Derzeit wird die öffentliche Diskussion hauptsächlich von COVID-19 bestimmt. Das Heilmittel für "diese Krankheit" gibt es – wie durch ein Wunder – auch schon: den Great Reset! (4)

Das Herzstück

Der Great Reset wurde Anfang Juni vom Weltwirtschaftsforum (WEF) – das immer in Davos tagt – offiziell gestartet. Das WEF hat den Anspruch, eine Art Forum der strategischen Intelligenz (5) zu sein – "ein dynamisches System, das es seinen Teilnehmern ermöglicht, Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen Problembereichen zu erkennen und sich auf intelligente Lösungen zu verständigen".

Dieses Forum versucht gerade, COVID-19 für die Durchsetzung der Vierten Industriellen Revolution zu nutzen, die bereits im Dezember 2015 als WEF-Szenario für die Zukunft konzipiert wurde. Nach Ansicht des WEF kann COVID-19 nur durch die Vierte Industrielle Revolution überwunden werden. Dazu muss ins kollektive Unterbewusstsein – vor im Westen – die Ansicht implantiert werden, dass sich die COVID-19-Krise nur mit Hilfe der vom WEF dazu ausersehenen Methoden lösen lässt.

Für das WEF ist nur ein sehr ambitionierter Great Reset auf mehr als 50 Handlungsfeldern (6) dazu in der Lage, die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen, "nachhaltige Geschäftsmodelle" zu entwickeln, den Umweltschutz auszubauen und die sozialen Vereinbarungen "den neuen Gegebenheiten anzupassen".

Die treibende Kraft des Great Reset muss natürlich das WEF als Forum der strategischen Intelligenz bleiben und sich deshalb buchstäblich mit allem beschäftigen: mit der "nachhaltigen Entwicklung", der "globalen Regierungsgewalt", den Kapitalmärkten, dem Klimawandel, der Artenvielfalt, den Menschenrechten, der Gleichberechtigung der Geschlechter, mit LGBT-Problemen, dem Rassismus, dem internationalen Handel und den Investitionen, der unsicheren Zukunft des Reisens und der Tourismus-Industrie, der Nahrungsbeschaffung, der Luftverschmutzung, der digitalen Identität, der Blockchain-Technologie, mit 5G, mit der Robotertechnik und der künstlichen Intelligenz (AI).

Der Great Reset ist der Plan A zur Errichtung einer Neuen Weltordnung, die schonlange ersehnt, mit deren Realisierung aber bisher noch nicht begonnen werden konnte. Ein Plan B ist offensichtlich nicht vorgesehen.

Die COVID-19-"Chance"

Die beiden Hauptakteure hinter dem Great Reset sind Klaus Schwab, der Gründer und Vorstandsvorsitzende des WEF, und die IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa. Frau Georgiewa ist überzeugt davon, dass "die Digitalisierung der Wirtschaft das herausragende Ergebnis dieser Krise sein wird", und fordert, den Great Reset bereits ab 2021 umzusetzen.

Das Haus Windsor (das britische Königshaus) und die Vereinten Nationen sind diewichtigsten Mitakteure (der beiden Hauptakteure Schwab und Georgiewa), BP, Mastercard und Microsoft die Hauptsponsoren. Weil allgemein bekannt ist, wie schwer geopolitische und die Weltwirtschaft betreffende Entscheidungen zu treffen (und umzusetzen) sind, muss eigentlich nicht darauf hingewiesen werden, dass die beiden Hauptakteure Schwab und Georgiewa nur auf Anweisung "der globalistischen Elite" oder – um Tom Wolfe zu zitieren – der "Masters of the Universe" handeln.

Schwab hat – was zu erwarten war – das dem Great Reset zugrunde liegende Manifest (7) verfasst, und nur einen Monat später die absolut notwendige Verbindung zu COVID-19 hergestellt (8).

All das ist auch in dem Buch "COVID-19: The Great Reset" nachzulesen, das Schwab gemeinsam mit Thierry Malleret veröffentlicht hat, der den Global Risks Report des WEF herausgibt. COVID-19 wird darin als "Ursache für die Zerstörung unserer globalen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systeme", aber auch als "Chance für einen Neustart" – den dadurch zwingend notwendig gewordenen Great Reset – beschrieben.

COVID-19 und der Great Reset sind auch wunderbar dazu geeignet, "Schwabs eigenes aby" – die Vierte Industrielle Revolution, die seit 2016 in Davos diskutiert wird – zu beschleunigen. Hauptthesen des Buches sind die Behauptungen, das größte Problem in Bezug aufden Umweltschutz seien Maßnahmen gegen den (angeblich menschengemachten) Klimawandel und in Bezug auf die technologische Entwicklung die Beschleunigung der Vierten Industriellen Revolution.

Keinen Widerspruch duldend, stellt das WEF fest, die seit den 1990er Jahren von den Konzernen mit Vorrang betriebene Globalisierung sei tot. Jetzt sei die Zeit für eine "nachhaltige Entwicklung" gekommen. Und was "Nachhaltigkeit" ist, wird ausschließlich von einer exklusiven Gruppe "Auserwählter" definiert, die angeblich nur das "Wohl der Allgemeinheit" im Blick hat.

Scharfen Beobachtern aus dem Globalen Süden wird natürlich sofort die Ähnlichkeit des "Wohles der Allgemeinheit" aus der Rhetorik des WEF mit der "Gemeinschaft gleicher Interessen" auffallen, die China mit seiner Road and Belt Initiative (BRI), einem interkontinentalen Projekt zur Entwicklung des Handels und der Wirtschaft, anstrebt.

Mit der Propagierung des Great Reset erhebt Schwab auch die Forderung, dass sich alle Staaten der Welt ausnahmslos daran beteiligen müssen, wenn eine noch stärkere Polarisierung, mehr Nationalismus und Rassismus und mehr soziale Unruhen und Konflikte verhindert werden sollen.

Da ist es wieder – das Ultimatum "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!", das George W. Bush nach den 9/11-Anschlägen der Welt gestellt hat. Entweder unterwerfen sich alle Staaten "freiwillig und untertänigst" dem von wenigen "auserwählten neoliberalen Denkern" propagierten Great Reset, oder es entsteht ein totales Chaos. Ob sich die "COVID-19-Chance" zufällig ergeben hat oder lange geplant und vorsätzlich herbeigeführt wurde, wird (und soll) wohl eine offene Frage bleiben.

Digitaler Neofeudalismus

Das im Januar anstehende Treffen in Davos wurde schon auf den Sommer 2021 verschoben. Im Januar finden nur virtuelle Meetings statt, die sich aber auch mit dem Great Reset beschäftigen werden.

In dem vor drei Monaten veröffentlichten Schwab-Buch war bereits zu lesen, dass bei noch längerem Andauern der globalen Lähmung die Rückkehr zur bisherigen Normalität immer unwahrscheinlicher werde.

Schon in der vor fünf Jahren veröffentlichten Agende 2030 der Vereinten Nationen – der Vorbotin des Great Reset – war von Impfungen für alle unter Beteiligung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der 2016 von Indien, Norwegen und der Bill and Belinda Gates Foundation gegründeten Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) die Rede. Auch das Timing für das im Oktober 2019 vom Johns Hopkins Center for Health Security unter Beteiligung des WEF und der Gates Foundation veranstaltete berüchtigte Event 201, mit dem eine Pandemie simuliert wurde, hätte nicht besser sein können. In den Medien wird aber nur selten Kritik an möglichen Motiven des Herrn Gates geübt, weil er auch Journalisten kauft.

Das "unumstößliche" Mantra des WEF lautet: Alle sind sich darin einig, dass ohne einen Covid-19-Impfstoff eine Rückkehr zu einer wie auch immer gearteten "Normalität" unmöglich ist.

Nun wurde aber erst kürzlich im Virology Journal, in dem auch Dr. Fauci seine Ergüsse publiziert, unmissverständlich ausgeführt, dass sich Chloroquin als ein sehr wirksames Medikament gegen das Virus erwiesen habe, das COVID-19 verursacht. Chloroquin sei ein "relativ sicheres, wirksames und und preiswertes Arzneimittel, das bei COVOD-19 sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch eingesetzt werden könne.

Sogar Schwab gibt in seinem Buch zu, dass COVID-19 "zu den in den letzten 2000 Jahren ausgebrochenen Pandemien mit den wenigsten Toten gehört" und im Vergleich mit vorherigen Pandemien relativ gut zu behandeln ist.

Das hindert den WEF-Gründer aber nicht daran auf der Nutzung der Chance zu bestehen, die COVID-19 bei der Propagierung des Digitalen Neofeudalismus, einer von Algorithmen bestimmten Politik, bietet. Kein Wunder, dass Institutionen, die sich mit Politökonomie befassen – von der Welthandelsorganisation (WTO) bis zur EU und zur Trilateralen Kommission – bereits auf "Verjüngungsprozesse" setzen, bei denen es nur um die Konzentration von noch mehr Macht geht.

Mit Unwägbarkeiten ist zu rechnen

Nur wenige Denker wie der deutsche Philosoph Hartmut Rosa betrachten die gegenwärtige Krise als seltene Gelegenheit, das Leben im Turbokapitalismus "zu verlangsamen".

Der Great Reset kann auch deshalb nicht als "Angriff auf die Zivilisation" angesehen werden, weil sich einige widerspenstige Staaten wie China, Russland oder der Iran dem Herrschaftsanspruch des Westens widersetzen.

Der Great Reset bleibt trotz des damit erhobenen globalen Anspruchs ein auf den Westen beschränktes Modell, weil er nur dem sprichwörtlichen einen Prozent nützt. Da haben sogar die alten Griechen schon sozialer gedacht. Der Great Reset ist aber ein aus dem Spätkapitalismus erwachsenes Projekt.

Uns stehen zahlreiche Unwägbarkeiten bevor. Genannt seien nur die von der FED beabsichtigte Ersetzung des Bargeldes durch digitale Zahlungsmittel, das digitale Bezahlen über Smartphones und die von China mit Hilfe eines digitalen Yuan angestrebte Schaffung eines einheitlichen eurasischen Handels- und Wirtschaftssystems.

Der Globale Süden wird den heraufziehenden Konflikt zwischen der vom Westen beabsichtigten Zerschlagung des bisherigen industriell geprägten Wirtschaftsmodells und dem von China mit der BRI angestrebten Veränderungen aufmerksam beobachten, weil China ein vom Westen unabhängiges Finanzierungssystem installieren und neben der Industrie auch die Landwirtschaft nachhaltig entwickeln will.

Der Great Reset würde Staaten wie Russland, China, Kanada, Brasilien, Indonesien und vor allem den Entwicklungsländern in Afrika, die ihre Produktion noch steigern und ihre Landwirtschaft weiter ausbauen müssen, nur Nachteile bringen.

Bisher steht nur eins fest: Das Establishment der USA und die geifernden Orks des Imperiums (Anleihe aus dem Filmepos "Krieg der Sterne") werden beim Great Reset nur mitziehen, wenn sie hoffen können, dass er den Niedergang, der mit 9/11 begonnen hat, aufhalten kann.


Pepe Escobar ist Korrespondent der Asia Times. Sein jüngstes Buch hat den kurzen Titel "2030". Über Facebook ist er zu erreichen unter https://www.facebook.com/pepe.escobar.77377 .


Fußnoten:

1 https://www.rt.com/op-ed/500000-covid19-math-mistake-panic/
2 https://drmalcolmkendrick.org/2020/09/04/covid-why-terminology-really-matters/
3 https://www.cambridge.org/core/journals/disaster-medicine-and-public-health-preparedness/article/public-health-lessons-learned-from-biases-in-coronavirus-mortality-overestimation/7ACD87D8FD2237285EB667BB28DCC6E9
4 https://www.weforum.org/focus/the-great-reset
5 https://intelligence.weforum.org/
6 https://www.weforum.org/agenda/2020/04/strategic-intelligence-widget-artificial-intelligence-audience-content/
7 https://www.weforum.org/agenda/2020/06/now-is-the-time-for-a-great-reset/
8 https://www.weforum.org/agenda/2020/07/covid19-this-is-how-to-get-the-great-reset-right/


Erstveröffentlichung der deutschen Übersetzung am 25.09.2020 bei LUFTPOST – Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein (dort mit zusätzlichen Hinweisen)
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_19/LP07920_250920.pdf

Englischsprachiger Originalartikel:
Pepe Escobar: From 9/11 To 'The Great Reset', Information Clearing House, September 11, 2020
https://www.informationclearinghouse.info/55566.htm



Online-Flyer Nr. 754  vom 30.09.2020

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