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Kommentar
Zur Idee von Bundespräsident Steinmeier einer offiziellen Gedenkstunde für die Corona-Opfer
Werden wir wirklich von Idioten regiert? Oder von wem sonst?
Von Knut Mellenthin

Als Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Schütz (1926-2012) am 24. November 1967 im Audimax der FU Berlin seine Ansichten über die APO darlegte, stellten sich einige Studenten in seinem Rücken mit einer beschrifteten großen Pappe auf. Einer von ihnen war der legendäre, aber inzwischen wohl weitgehend vergessene Fritz Teufel, der 2010 an den Folgen einer Parkinson-Erkrankung, wie es offiziell heißt, starb. Dahinter verbirgt sich oft eine Lungenentzündung, die nicht durch die Krankheit selbst, sondern durch die Bedingungen während des Aufenthalts in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung ausgelöst wurde. Auf jener Pappe, die damals hinter dem Redner Klaus Schütz in die Höhe gehalten wurde, stand: „Solche Idioten regieren uns“. Daran musste ich denken, als ich am Sonnabend [5.9.2020] von den Äußerungen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier las.

Zugleich fragte ich mich aber einerseits, ob das Wort „Idiot“ in diesem Fall vielleicht zu hart ist, und andererseits, ob es nicht vielleicht hinter der Realität sogar zurückbleibt.

Die Tagesschau berichtete am Sonnabend: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine offizielle Gedenkstunde für die Corona-Opfer ins Gespräch gebracht. "Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod", sagte Steinmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Viele Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben, die Hinterbliebenen hätten nicht Abschied nehmen können. "Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können", sagte der Bundespräsident. Steinmeier kündigte an, er werde mit den anderen Verfassungsorganen besprechen, ob etwa eine Gedenkfeier der richtige Rahmen dafür wäre und zu welchem Zeitpunkt diese stattfinden könne. Man dürfe die Trauer der Angehörigen nicht vergessen. "Wir haben 9300 Tote zu beklagen", fügte Steinmeier hinzu.

Was mag im Kopf dieses Mannes vorgehen, der seine Worte zwar nicht unbedingt eigenständig formuliert, aber sie doch offenbar wirklich selbst ausgesprochen hat? Unterscheidet sich „der Corona-Tod“ in dieser Hinsicht von irgendeinem anderen Tod, der sich in Einsamkeit vollzieht?

Seit Jahresanfang sind in Deutschland – nicht nach offiziellen Angaben, denn dafür ist es noch zu früh, aber nach statistischer Wahrscheinlichkeit – bis zum 6. September ungefähr 654.000 Menschen gestorben. Ein unbekannter, aber wahrscheinlich hoher Anteil dieser Menschen starb ohne die unmittelbare Nähe zu Verwandten und Freunden, in tiefster Einsamkeit. Ursache dafür war nicht eine Naturkatastrophe oder ein „unergründlicher Ratschluss Gottes“, sondern eine politische Entscheidung der Bundesregierung, von der keiner der Beteiligten, auch Steinmeier nicht, freizusprechen ist. Ein kleiner, vermutlich definierbarer Kreis entschied Ende März nach der Selbstentmachtung des Bundestages neben vielem anderen schädlichen Unsinn auch, dass die 800.000 Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen ebenso wie sterbende oder mit dem Tod ringende Krankenhauspatienten zu ihrem eigenen Besten keinen Besuch mehr erhalten dürften.

Entgegen der zur Staatsdoktrin erstarrten Propaganda der „öffentlich-rechtlichen“ Medien, wonach es außer Corona in Deutschland keine wesentlichen Todesursachen mehr gibt, ist sachlich festzustellen: Von den ungefähr 654.000 Todesfällen seit Jahresanfang waren 237.000 auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 157.534 auf Krebs und rund 50.000 auf Erkrankungen des Atmungssystems zurückzuführen. Lediglich bei 9.400 Toten – 1,4 Prozent aller in diesem Zeitraum Verstorbenen - wurde eine Corona-Infektion festgestellt, was durchaus nicht heißt, dass diese in jedem Einzelfall die hauptsächliche Todesursache war.

Steinmeiers Vorschlag einer speziellen Gedenkfeier für „die Corona-Toten“ ist eine grobe Geschmacklosigkeit und eine Verhöhnung aller anderen in diesem Jahr Gestorbenen, als wäre ihr Tod weniger wichtig und weniger des grundsätzlichen Nachdenkens über Verbesserungsmöglichkeiten des deutschen Gesundheitssystems wert.

Deshalb ein Gegenvorschlag, der aus zwei Teilen besteht. Erstens, die Bundesregierung lässt möglichst rasch für eine realitätsnahe Schätzung sorgen, wie viele Menschen seit Jahresanfang aufgrund ihrer Anordnungen in Einsamkeit gestorben sind, und sie gibt diese Schätzung bekannt. Zweitens, die Bundesregierung und der Bundespräsident richten eine Gedenkfeier aus, in der dieser Menschen gedacht wird und die für die Besuchsverbote Verantwortlichen die direkten Opfer ihrer Entscheidung und deren Angehörige und Freunde um Vergebung bitten. Je eher, umso besser.


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