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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Kommentar
AfD-Abgeordneter des Landtages Brandenburg, Christoph Berndt, gegen 8. Mai als staatlichen Gedenktag und damit gegen den Antrag der Partei DIE LINKE
8. Mai muss staatlich anerkannter Mahn- und Gedenktag werden
Von Brigitte Queck

Es ist eine Schande, Herr Berndt (1), wenn Sie den weltbekannten Schriftsteller und Antifaschisten Bertolt Brecht und den Demokraten Dr. Günther Gauss für Ihre so Recht ins Bild dieser heutigen herrschenden "Demokratie" in Deutschland und der EU passende Gleichsetzung von Sozialismus und Faschismus benutzen und somit deren Andenken besudeln. Der Antrag der Fraktion DIE LINKE im Landtag Brandenburg, den 8. Mai als staatlich anerkannten Gedenktag zu begehen, wurde in Ihrem Namen von der AfD (wie von SPD, CDU, Grüne, AfD und Freien Wählern) abgelehnt. (2)(3) Darf ich Sie daran erinnern, dass Richard von Weizsäcker der erste Bundespräsident der BRD war, der den 8. Mai 1945 einen "TAG DER BEFREIUNG" nannte? Seine Rede vom 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bundestag gilt zurecht als ein Meilenstein in der öffentlichen Aufarbeitung der NS-Zeit durch die Bundesrepublik.

Da die Rede Richard von Weizsäckers eine überaus bedeutende Rolle für uns Deutsche und die Einschätzung der Deutschen im Ausland besitzt, hier einige Auszüge – der heutigen AfD, die Hitler wieder hoffähig machen will und öffentlich faschistische Parolen benutzt, ins Stammbuch geschrieben:

„Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden. Und nun sollte sich herausstellen: Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient... Wir gedenken aller Völker, die im Krieg gelitten haben, vor allem der unsäglich vielen Bürger der Sowjetunion und der Polen, die ihr Leben verloren haben. Als Deutsche gedenken wir in Trauer der eigenen Landsleute, die als Soldaten, bei den Fliegerangriffen in der Heimat, in Gefangenschaft und bei der Vertreibung ums Leben gekommen sind. Wir gedenken der ermordeten Sinti und Roma, der getöteten Homosexuellen, der umgebrachten Geisteskranken, der Menschen, die um ihrer religiösen oder politischen Überzeugung willen sterben mussten. Wir gedenken der erschossenen Geiseln. Wir denken an die Opfer des Widerstandes in allen von uns besetzten Staaten. Als Deutsche ehren wir das Andenken der Opfer des deutschen Widerstandes, des bürgerlichen, des militärischen und glaubensbegründeten, des Widerstandes in der Arbeiterschaft und bei Gewerkschaften, des Widerstandes der Kommunisten. Wir gedenken derer, die nicht aktiv Widerstand leisteten, aber eher den Tod hinnahmen, als ihr Gewissen zu beugen. Neben dem unübersehbar großen Heer der Toten erhebt sich ein Gebirge menschlichen Leids,
    Leid durch Verwundung und Verkrüppelung,
    Leid durch unmenschliche Zwangssterilisierung,
    Leid in Bombennächten,
    Leid durch Flucht und Vertreibung, durch Vergewaltigung und Plünderung, durch Zwangsarbeit, durch Unrecht und Folter, durch Hunger und Not,
    Leid durch Angst vor Verhaftung und Tod,
    Leid durch Verlust all dessen, woran man irrend geglaubt und wofür man gearbeitet hatte.
Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen. Wir alle sind von ihren Folgen betroffen und für sie in Haftung genommen. Jüngere und Ältere müssen und können sich gegenseitig helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie lässt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“ (4)
 
DIESE WORTEN DES BUNDESPRÄSIDENTEN, DEN 8. MAI ALS TAG DER BEFREIUNG ANZUSEHEN, SOLLTEN WIR DEUTSCHE NIE VERGESSEN UND UNS STETS BEWUSST SEIN, WER DEN DEUTSCHEN UND DEN VÖLKERN EUROPAS DIE BEFREIUNG VOM FASCHISMUS GEBRACHT HAT! ES IST VOR ALLEM DEN SOWJETSOLDATEN ZU VERDANKEN, DIE NICHT NUR DURCH IHR HELDENTUM DIE ALLIIERTEN ZUM LETZTENDLICHEN GEMEINSAMEN ZUSAMMENWIRKEN GEGEN DEN FASCHISMUS ERMUTIGTEN, SONDERN IM OSTEN — DER SPÄTEREN DDR — EINE GESELLSCHAFT AUFBAUEN HALFEN, IN DER FRIEDEN DAS ERSTE GEBOT WAR, DAS NACH INNEN UND AUSSEN PRAKTIZIERT WURDE! EINE WELT DER GLEICHEN OHNE HASS, KRIEG UND FASCHISMUS! DESHALB SOLLTE DER 8. MAI – OB STAATLICH GENEHMIGT ODER NICHT - FÜR ALLE DEUTSCHEN FÜR IMMER EIN MAHN- UND GEDENKTAG SEIN!


Fußnoten:

1 Christoph Berndt wurde von der AfD als Vorsitzender des Kulturausschusses des Potsdamer Landtages vorgeschlagen

2 Im Landtag Brandenburg ist am 23.01.2020 ein Antrag der Fraktion "Die Linke" in Sachen 8. Mai von allen anderen Fraktionen abgelehnt worden
rbb meldet am 23.01.2020: "Die Linksfraktion scheiterte am Donnerstag [23.01.2020] im Landtag in Potsdam mit dem Versuch, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des Zweiten Weltkriegs einmalig zum gesetzlichen Feiertag im Land zu machen. Die übrigen Fraktionen - SPD, CDU, Grüne, AfD und Freie Wähler - stimmten dagegen."
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2020/01/brandenburg-8-mai-ende-zweiter-weltkrieg-kein-feiertag.html

3 Auch auf Bundesebene wurde ein Antrag der Fraktion "Die Linke" in Sachen 8. Mai mit ähnlichen Mehrheitsverhältnissen abgelehnt
"Der Bundestag hat direkt einen Antrag der Fraktion Die Linke (19/9230 [http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/092/1909230.pdf]) zur Einführung eines Gedenktages abgelehnt. Dagegen stimmten CDU/CSU, SPD, AfD, FDP bei Enthaltung der Grünen. Die Linke will, dass auf Bundesebene der 8. Mai als Tag der Befreiung (8. Mai 1945) wie schon in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen den Status eines gesetzlichen Gedenktages erhält." (11. April 2019)
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw15-de-abschliessende-beratungen-632888

4 Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Deutschen Bundestages zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa
Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bonn, 8. Mai 1985
http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Richard-von-Weizsaecker/Reden/1985/05/19850508_Rede.html

Online-Flyer Nr. 735  vom 12.02.2020

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