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Medien
Eine lockere Folge von Leserbriefen und Kommentaren
Hajos Einwürfe
Von Hajo Kahlke

Darf eine linke Zeitung auf Sachlichkeit verzichten? Ist es zu vertreten, dass eine linke Politikerin Unterstützung für den Krieg gegen Syrien billigt? Hat Deutschland 1938 seine Unschuld verloren? Ist die Ablehnung von Migration rassistisch und faschistoid? Das sind Fragen, die in "Hajos Einwürfen" zum Thema gemacht sind. Die Neue Rheinische Zeitung versteht sich im Verbund mit der Vierteljahresschrift DAS KROKODIL als ein Forum, das zum Nachdenken anregen, eingefahrene, verkrustete Denkstrukturen aufbrechen bzw. der bewusst lancierten Desorientierung des Denkapparats – besonders der Linken – entgegenwirken will. Hajos kurze Texte sollen dazu ihren Beitrag leisten. Die Neue Rheinische Zeitung bringt deshalb in loser Folge von ihm verfasste Leserbriefe und Kommentare, die bei den Angeschriebenen nur selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken.


Sachlichkeit unerwünscht?


Titelseite, junge Welt, 08.11.2018

Zur grundlegenden Frage, was oder wer mutmaßlich den Brand in der Zelle des Amad A. verursachte, und insbesondere, ob und ggf. von wem der Brand vorsätzlich gelegt wurde, schweigt sich der Artikel von Peter Schaber leider aus. Warum? Weil der nun vorgelegte Bericht des Innenministeriums sich dazu ebenfalls ausschweigt, oder aber weil der Bericht im Gegenteil insoweit eine klare und imgrunde unstrittige Aussage macht, die man aber in dieser Klarheit nicht so gern wiedergeben möchte?

Auch die Überschrift - immerhin eine Seite-Eins-Schlagzeile - irritiert: Gewiss stehen Häftlinge unter einer verschärften Aufsicht des Staates, die diesem umfassende Regelungs- und Eingreifs-Möglichkeiten gibt. Aber trotz allem können diese Möglichkeiten nicht zu jeder Sekunde oder Minute wirksam umgesetzt werden; auch die schärfste Aufsicht stößt immer wieder an immanente Grenzen.

Deshalb kann man einen zum Tode führenden Selbstmordversuch eines Häftlings nur dann als "Tod unter Aufsicht" bezeichnen, wenn dieser Selbstmordversuch vom Gefängnispersonal so rechtzeitig bemerkt wurde, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit den Todeseintritt noch hätte verhindern können. Ein solches Szenario wird jedoch in Peter Schabers Artikel trotz aller dort gestellten Fragen nicht ernsthaft behauptet geschweige denn belegt. Es fehlt der Überschrift somit ein Fragezeichen. Dieses angefügt - und sie wäre in Ordnung gewesen, weniger sensationalistisch, dafür sachlich. Vielleicht will man das aber - schließlich geht es um einen Migranten, einen kurdischen gar - hier gerade nicht sein.

Leserbrief zum Artikel "Tod unter Aufsicht" von Peter Schaber in "junge Welt" vom 08.11.2018, Seite 1


Armutszeugnis

Ein Armutszeugnis. Eine LINKE Bundestagsabgeordnete namens Evrim Sommer, die nicht Nein sagen will gegen die deutsche flankierende "Stabilisierungshilfe" für den Krieg gegen Syrien - jene Kriegshilfe gegen Syrien, die darin besteht, den von den diversen Terrormilizen noch beherrschten Gebieten "humanitäre Hilfe" und eine funktionierende Grundversorgung zukommen zu lassen. Auf dass dort die Menschen sich möglichst lange nicht zu sagen trauen "Lasst uns mit dem Wahnsinn endlich aufhören, legen wir die Waffen nieder!". Denn immerhin - Danke, Deutschland - die Grundversorgung und humanitäre Unterstützung ist in den Terroristen-Gebieten ja gewährleistet. Also weiter schießen, weiter morden.

Dass Deutschlands 'Hilfe' auch eine dreiste Einmischung gegen jedes Völkerrecht ist, nimmt Frau Sommer nicht einmal wahr, für sie "droht" allenfalls eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Syriens. Lediglich mit einem "unabhängigen Monitoring" will sie denn auch die deutsche Anti-Syrien-Hilfe zur Kriegsverlängerung versehen, damit dann "bei Missbrauch umgehend Konsequenzen gezogen werden". Das ist wie ein Zicklein einem Tiger vorzuwerfen, aber noch einen Beobachter hinzuzustellen, damit der Tiger das Zicklein aber auch ja nicht missbräuchlich auffrisst.

Leserbrief zum Artikel "Es muss ein unabhängiges Monitoring geben" Gespräch von Karin Leukefeld mit Evrim Sommer in "junge Welt" vom 09.11.2018, Seite 2


Unschuld verloren?

In einer Zeit notorischer Europatümlei und eines grassierenden Eurochauvinismus, in der Kriege kaum noch von einzelnen Nationen, umso mehr aber von der supernationalen westlichen "Wertegemeinschaft" vom Zaun gebrochen werden, besteht kein Anlass, in den omnipräsenten antinationalen respektive antideutschen Gesang mit einzustimmen.

Umgekehrt besteht allerdings ebenso wenig Anlass zu unkritischer Verklärung Deutschlands. Und so kann man nur den Kopf schütteln über die Überschrift "Als das Land seine Unschuld verlor", unter der die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) an den 9. November 1938 erinnert.

Als ob denn zuvor das Deutschland der Nürnberger Rassengesetze von 1935, der Machtübergabe vom 30. Januar 1933, der tausendfach mordenden Konterrevolution von 1919 ff., der Opferung von Millionen einfachen Volkes 1914-18, und schließlich das Deutschland seiner in Afrika verübten Völkermorde von 1904 und 1905 - als ob denn dieses Deutschland ein Land in Unschuld gewesen wäre!

Leserbrief zur Überschrift "Als das Land seine Unschuld verlor..." in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 9.11.2018, Seite 1



Rassistisch und faschistoid?

Polen, die so unverschämt sind, jene von Merkel anempfohlene afrikanische und orientalische Mindest-Bereicherung ihres Landes abzulehnen, und stattdessen doch tatsächlich auf dem Fortbestand des - wie sie es nennen - "weißen und reinen Polen" beharren, sind ob solch dreister Migrations- und Multikulti-Verweigerung für jW-Autor Lauterbach selbstverständlich Rassisten und faschistoid. Doch mit diesen Etikettierungen allein gibt sich der deutsche Journalist nicht zufrieden. Nein, der jährliche Unabhängigkeitsmarsch zur Wiedererlangung polnischer Staatlichkeit ist für ihn vielmehr auch ein NEONAZIAUFMARSCH. Schließlich weiß man doch, dass ein unabhängiges Polen den Nazis geradezu Herzensangelegenheit war. Und wenn alle Neonazis Chauvinisten sind, dann sind doch auch umgekehrt alle Chauvinisten Neonazis, nicht wahr? Und ein Bild von einem Marschierer, der da irgendwas, möglicherweise einen Hitlergruß, zeigt, wird sich mit etwas Geduld ja auch noch finden lassen.

Leserbrief zum Artikel "Chaos zur Feier des Tages" von Reinhard Lauterbach in "junge Welt" vom 10.11.2018, Seite 3

Online-Flyer Nr. 682  vom 14.11.2018

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