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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Medien
Eine lockere Folge von Leserbriefen und Kommentaren
Hajos Einwürfe
Von Hajo Kahlke

Es ist eine in der "jungen Welt" wiedergegebene Stellungnahme, die die Diffamierung von Teilen der Friedenskräfte in der "jungen Welt" nicht sehen will; der Charakter von Rassismus; die unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Iran, die von den Herrschaftsmedien, darunter der Rhein-Neckar-Zeitung, praktiziert wird; sowie der Jubel in der gleichen Zeitung, wenn die iranische Monarchisten-Fahne hochgehalten wird; denen "Hajos Einwürfe" diesmal gewidmet sind. Die Neue Rheinische Zeitung versteht sich im Verbund mit der Vierteljahresschrift DAS KROKODIL als ein Forum, das zum Nachdenken anregen, eingefahrene, verkrustete Denkstrukturen aufbrechen bzw. der bewusst lancierten Desorientierung des Denkapparats – besonders der Linken – entgegenwirken will. Hajos kurze Texte sollen dazu ihren Beitrag leisten. Die Neue Rheinische Zeitung bringt deshalb in loser Folge von ihm verfasste Leserbriefe und Kommentare, die bei den Angeschriebenen nur selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken.


Diffamierung von Teilen der Friedenskräfte

Toll, so hätte man meinen können, die junge Welt in Gestalt des Vorsitzenden Dietmar springt doch einmal über den eigenen Schatten und veröffentlicht nun unter "abgeschrieben" eine Stellungnahme des Deutschen Freidenker-Verbands, die sich womöglich kritisch mit der zielgruppenspezifisch aufbereiteten jW-Schützenhilfe für Klaus Lederer gegen die "rechtsaffinen Demagogen" (O-Ton jW-Vorsitzender Dietmar) Ken Jebsen und Neue Rheinische Zeitung auseinandersetzt.

Aber nichts dergleichen! Abgedruckt wird vielmehr die Stellungnahme einer Minderheitsposition unter den Freidenkern, nämlich die des Landesverbands Nord, welche der jungen Welt bzw. deren in den letzten Jahren verfolgten Kurs absolut unkritisch gegenüber steht - und sich stattdessen umso mehr gegen den eigenen Verbandsvorsitzenden richtet. Hatte der in seiner Rede im Kino Babylon es doch tatsächlich gewagt, auch von der jungen Welt servierte "Fake News" als solche zu kritisieren.

Weiterhin rügt diese Stellungnahme dann die Aussage des DFV-Verbandsvorsitzenden, dass die junge Welt "die publizistische Kompanie der NATO-Kriegstreiber" spiele. Auch hier bezog sich der DFV-Verbandsvorsitzende auf die von jW-Autoren betriebene Falsch-Qualifizierung und Diffamierung von Teilen der Friedenskräfte als "Trump-Fans", womit die junge Welt, wie auch mit ihrem speziellen Anti-Jebsen-Engagement, ebenso bedauerlicher Weise wie klar, der Spaltung und Schwächung der Friedenskräfte das Wort redet!

Letztlich aber ist die Aussage des DFV-Verbandsvorsitzenden vor allem eine Aufforderung an die junge Welt, künftig solche in jeder Hinsicht schädlichen Spielereien nicht länger zu betreiben, stattdessen wieder zu sich selbst zu finden und, so wörtlich im selben Satz der Rede, "mit aller Kraft für die Kriegsverhinderung ein(zu)treten". Von all dem sollten die jW-Leser sich durch einen Abdruck der Rede in ihrer 'marxistischen Tageszeitung' eigentlich selbst ein Bild machen können. Wobei die Rede, unabhängig von ihrer Kritik am Kurs der jungen Welt, auch so eine Lektüre wert ist. Doch offenbar möchte der Vorsitzende Dietmar durch so eine Veröffentlichung seine Leser-Gemeinde lieber nicht irritieren.

Leserbrief zu "abgeschrieben" in "junge Welt" vom 2.1.2018 mit der Stellungnahme des DFV-Landesverband Nord e.V., in der es heißt: "Für uns ist es befremdlich, wenn bei der umstrittenen Preisverleihung der Zeitung NRhZ an Ken Jebsen im Kino Babylon (Berlin) am 14. Dezember 2017 der Verbandsvorsitzende des Deutschen Freidenker-Verband e.V., Klaus Hartmann, zum Thema »Fake News« referiert und hier die junge Welt mit in diese Kategorie einbezogen wird. Für uns spielt die junge Welt nicht »die publizistische Kompanie der NATO-Kriegstreiber«, wie von Klaus Hartmann [http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24432] behauptet. Der Vorstand des DFV Nord sieht die junge Welt anders verortet und wünscht ihr weiter eine erfolgreiche tägliche Arbeit..."


Rassismus ist und war in seinem Wesen nach AUSSEN gerichtet

Multikulti (Identitätsänderung) wie auch Anti-Multikulti (Identitätswahrung) sind beides grundsätzlich legitime Konzeptionen für Nation und Gesellschaft. Doch der herrschende Diskurs lässt nur noch erstere überhaupt zu, während letztere als "Rassismus" stigmatisiert wird. Dabei war es dem wirklichen Rassismus nicht um die Abwehr, sondern vielmehr um die Einverleibung des Fremden gegangen, sei es des fremden Landes der Rothäute, sei es der fremden Arbeitskraft der Negersklaven. Rassismus ist und war in seinem Wesen nach AUSSEN gerichtet. Dort, in der Fremde, und zwar genau genommen selbst als Fremder, praktiziert(e) der Rassismus des weißen, westlichen Herrenmenschen seine Geringschätzung von Menschen anderer Hautfarbe und Physiognomie: Die Bundeswehr massakriert in Kunduz hundert oder noch mehr Afghanen? Nicht wirklich schlimm, sind ja, und auch noch weit hinter der Türkei, nur Braune. Das darf man natürlich nie und nimmer sagen - und soll es doch umso mehr denken und fühlen! Übrigens: Als jener Herr mit Kassen-Brillengestell noch an der Macht war, wäre das heutige Wirken und Morden - ja gewiss, im NATO-Verbund, aber macht es das besser? - der DEUTSCHEN BUNDESWEHR in Afghanistan undenkbar gewesen. Die Bundeswehr selbst hätte, bis zur glorreichen Wende 1989/90, das Szenario eines aus einem Angriffskrieg resultierenden Besatzer-Einsatzes als "böswillige Unterstelllung aus dem Osten" umgehend verurteilt.

Anmerkung zum Jahresbeginn


Unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes


Der ebenfalls zitierte Martin Schulz, Politiker ohne Fortune & Regierungsamt, mag ja im Iran "junge Menschen für mehr Demokratie" auf die Straße gehen sehen, und sein Herz mag schlagen für wen es will. Sein Problem. Etwas ganz Anderes ist es aber, wenn die Regierung der Bundesrepublik Deutschland sich nun anmaßt, offiziell und öffentlich Teheran zu einem "Dialog mit den Demonstranten" aufzurufen, und deren Demos als "legitim" zu qualifizieren. Das ist im Prinzip die gleiche unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes, wie sie jetzt die US-Administration in Ausnutzung der Gelegenheit noch unverblümter und noch unverschämter betreibt. Als ob es nicht ausschließlich Sache der iranischen Regierung wäre, zu entscheiden, ob die gegen sie gerichteten Demos und Krawalle mit einem Dialog gewissermaßen noch belohnt werden sollen. Findet doch ein solches 'Zwiegespräch' typischer Weise zwischen Gleichgeordneten, also etwa zwischen Staaten, statt, nicht aber zwischen einem Staat und einer bloßen Gruppe seiner Bürger. Manchmal allerdings kann übergroßes Entgegenkommen ja auch klug sein, um auf der Gegenseite besser Spreu und Weizen trennen zu können. Dies aber soll nicht unsere Sorge in Deutschland sein. Sorge machen sollten wir uns hingegen wegen der Einmischungssucht der sich irgendwie immer noch als Herren der Welt begreifenden westlichen Staaten, welche stets auf Konfrontation, und letztlich dann auch in Richtung kriegerische, angelegt ist.

Leserbrief zum Artikel "Iran: Berlin ruft zum Dialog auf" in der Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) vom 4.1.2018, Seite 1


Die Monarchisten-Fahne hochhalten

Wenn es im Iran politisch kracht, geht den westlichen Medien- und Meinungsmachern das Herz auf. So wird von ihnen über die jüngst in der Islamischen Republik ausgebrochenen Unruhen und Krawalle dann nicht nur dramatisierend, sondern vor allem auch glorifizierend berichtet. Auf dieser Linie liegt leider der Artikel von Jonas Labrenz: "Die Menschen" würden sich im Iran gegen das politische System "erheben", so seine verklärende Behauptung. Tatsächlich dürfte die Zahl der dortigen Krawall-Aktivisten einige Zehntausend nicht überschreiten, und die dürften zwar einen nicht unwesentlichen Teil der Menschen im Iran repräsentieren, aber durchaus nicht deren Mehrheit. Und warum eigentlich sagt Labrenz nicht klar, welche Fahne es genau ist, die die sich mit den Krawalle solidarisierenden Exil-Iranern auf dem Bismarckplatz hochhalten? Es ist nämlich die Monarchisten-Fahne (Grün-weiß-rot mit dem goldenen Löwen), die ja vor allem auch die Fahne der despotischen, mörderischen Pahlavi-Herrschaft war!

Leserbrief zum Artikel "Mit Musik gegen das Mullah-Regime. Exil-Iraner demonstrierten auf dem Bismarckplatz", von Jonas Labrenz, Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) vom 8.1.2018, Seite 6

Online-Flyer Nr. 643  vom 17.01.2018

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