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Globales
Bonner BDS-Aktionstag anläßlich „50 Jahre Besatzung“
Boykott gegen Apartheid
Von Tanya Ury

Anläßlich der 50jährigen israelischen Besatzung in Palästina haben die BDS-Gruppe Bonn (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen), die DPG Bonn (Deutsch-palästinensische Gesellschaft e.V), die Palästinensische Gemeinde Bonn und das Bonner "Institut für Palästinakunde" am 17. Juni 2017, an dem auch an den DDR-Aufstand vom 17. Juni 1953 erinnert wird, einen Aktionstag auf dem Münsterplatz in Bonn durchgeführt. Dort sprach unter anderem Tanya Ury, Mitglied der "Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost".


Tanya Ury, Mitglied der "Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost" (Fotos: arbeiterfotografie.com)

Ich stamme aus einer deutsch-jüdischen Künstlerfamilie. Mitglieder meiner Familie haben während der Nazizeit ihre Stelle verloren, ihr Besitz wurde enteignet, sie wurden verfolgt – mussten sich verstecken, ins Ausland flüchten, oder sie kamen ins KZ, wo sie ermordet wurden. Die nachwirkenden Konsequenzen dieses Traumas musste ich als jemand aus der zweiten Generation, die in London aufgewachsen ist, aufarbeiten.

So kann ich auch sehr gut nachempfinden, wenn andere Ungerechtigkeit erleben müssen. Nicht nur haben Viele aus dem palästinensischen Volk vor in etwa 69 Jahren die Nakba erleben müssen – die Vertreibung aus ihren Häusern und Ländereien – sondern sie müssen auch heute weiter tägliche Erniedrigungen in Palästina über sich ergehen lassen. Die vertriebenen Palästinenser haben kein Recht auf Rückkehr, und fast die Hälfte der Bevölkerung hat kein Wahlrecht.

Was gibt der israelische Regierung das Recht, sich so zu verhalten? Als Jüdin stimme ich nicht zu, wenn ein Staat, der sich "jüdischer Staat" nennt, in meinem Namen die Anderen ihrer Rechte beraubt.

Ich selbst bin Künstlerin und habe 2007 und 2010 in Israel politisch-kritische Arbeiten ausgestellt. Damals dachte und hoffte ich, dass durch Kommunikation – Reden und Austausch – eine Lösung erreichbar sein, ein Weg zum Frieden führen könnte.

Ich habe meine Meinung jedoch geändert – denn es hat sich in den letzten 10 Jahren nichts Gutes in Sachen Besatzungspolitik bewegt. Die Lage ist nur weiter eskaliert. Also finde ich, dass sozialer Druck mittels BDS nötig ist. Schließlich haben in meiner Jugendzeit viele Menschen in England Produkte aus Südafrika erfolgreich boykottiert, um den ANC in seinem Kampf gegen Apartheid zu unterstützen. Und Israel ist ein Land geworden, das einem Apartheid-Regime gleichkommt.

Die israelische West-Bank-Mauer, im Jahr 2000 gebaut, ist gemäß dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag illegal, ebenso wie die Enteignung von Land zum Zweck der Errichtung von Siedlungen. Checkpoints machen die freien Bewegungen von Menschen zu schwierig, was im Fall von medizinischen Diensten und Bildungsleistungen oder den Zugang zu Wasserquellen verhängnisvoll ist. Israel führt ein Apartheid-System, das israelische Bürger privilegiert.

Ich bin Mitglied der Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost und möchte Palästinensern, die unter der israelischen Politik leiden müssen, meinen Respekt bekunden.

In Deutschland ist neuerdings eine Attitüde verbreitet, dass man wegen des Unrechts, das den Juden während des Dritten Reichs angetan wurde, Israel kritiklos unterstützen müsse, weil die Schuldgefühle noch nicht aufgearbeitet wurden. Sie wollen Buße tun, doch auf dem falschen Weg.

Zu viele Deutsche (und darunter zu viele deutsche Juden) haben leider nicht den Mut, Israel zu kritisieren. Doch wegen dieser nicht aufgearbeiteten Schuldgefühle wird den Palästinensern nicht geholfen. Es handelt sich hier aber um Menschenrechte, die jedem Menschen zustehen, weil die Würde Aller unantastbar ist.


"Kritik an Israel ist kein Antisemitismus - Schweigen macht zum Mittäter!" - BDS-Aktion vor der "Galeria Kaufhof" auf dem Münsterplatz in Bonn

Online-Flyer Nr. 618  vom 21.06.2017

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