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Kommentar
Da War doch noch was?
Säbelrasselbanden
Von Harald Schauff

Um den Frieden auf der Welt ist es nicht so gut bestellt. In Syrien, in der Ukraine, im Jemen u.a. toben gewaltsame Konflikte. Der boomende globale Waffenhandel versorgt die Brandherde laufend mit Schießpulver. Auch der Rest der Welt wird von den Waffenschmieden containerweise mit Säbeln versorgt. In letzter Zeit rasselten diese wieder ohrenbetäubend laut. Siehe NATO und Russland. Deren Beziehungen stehen auf dem Tiefpunkt. Keine Spur von Entspannungsdialog. Die Situation erinnert auch das ARD-Politmagazin ‘Panorama’ (Sendung vom 28.6.2016) an die überwunden geglaubten Zeiten des Kalten Krieges.


Die Expansion der NATO ab 1990 – weitere Objekte der Begierde: Ukraine und Georgien (Grafik: arbeiterfotografie.com)

Ziemlich genau zum 25 jährigen Jubiläum seiner Beendigung feiert der waffenstarrende Frost seine Rückkehr. Nach außen bekundet die NATO ihre Bereitschaft zum Gespräch. Intern hat sie den Plan gefasst, vier rotierende Bataillone nach Polen und ins Baltikum zu schicken zwecks ‘Rückversicherung’ der Bündnispartner an den Ostgrenzen.

Diese Strategie findet auch Bundeswehrgeneral a. D. Harald Kujat zweifelhaft. Er warnt vor der ‘Gefahr kriegerischer Entwicklungen’. Der frühere deutsche Spitzendiplomat Wolfgang Ischinger hält die Lage für gefährlicher als zu Zeiten des Kalten Krieges. Auch Bundesaußenminister Steinmeier ist die Situation nicht geheuer. Zitat: „Was wir jetzt nicht tun sollten, ist durch lautes Säbelrasseln und Kriegsgeheul die Lage weiter anzuheizen.“ Für diese klaren Worte erntete er scharfen Gegenwind seitens der kalten NATO-Krieger ins Gesicht geblasen.

Bei der aktuellen Konfrontation mit Russland gehe die Hauptfrage unter, befindet ‘panorama’: War die Ausdehnung der NATO bis ins Baltikum wie gleichfalls das Ansinnen, die Ukraine und Georgien ins Bündnis aufzunehmen, überhaupt richtig? Wurde der Sieg von 1989, der Zusammenbruch der Sowjetunion, zu weit ausgekostet? Eine Frage, die sich in Berlin, Washington oder London niemand zu stellen scheint. Eben so wenig, welche historische Gegenleistung Russland dafür zusteht, dass die Rote Armee ohne einen Schuss abzufeuern, aus Ostdeutschland und Osteuropa abzog. Gebetsmühlenartig wird auf die mit Russland in den 90er Jahren geschlossenen Verträge hingewiesen. Offensichtlich um davon abzulenken, dass Steinmeier und Merkel die NATO-Politik, welche die Schwächung und Einkreisung Russlands zum Ziel hatte, mitgetragen haben. Nun wird ein großes Geheul angestimmt, weil man keinen Ausweg aus der mit zu verantwortenden Zwickmühle weiß. Die NATO-Osterweiterung erweist sich als großer Wurf. In die falsche Richtung. Die Brüskierung des russischen Bären ist ein Bärendienst am Weltfrieden.

Bedenklich stimmen auch die neuesten Zahlen des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) vom Februar 2016 (Siehe Le monde diplomatique v. Mai 2016). Danach war das Gesamtvolumen der Waffenverkäufe weltweit in den letzten 5 Jahren (2011- 2015) so hoch wie noch nie seit Ende des II. Weltkrieges. Auf Platz 1 liegen die USA mit 32,5 %, gefolgt von Russland mit 25,3 %. Die Rasselbanden haben sich mit ganzen Säbel-Arsenalen eingedeckt. Hoffentlich bleibt es beim bloßen Rasseln. Im Juli wurde der Schlacht an der Somme im I. Weltkrieg vor 100 Jahren gedacht. Sie kostete über 1 Million Soldaten das Leben. Diesen Krieg hatte im Vorfeld angeblich niemand gewollt. Alle hatten sie jedoch darauf zu gerüstet.


Harald Schauff ist Redakteur der Kölner Obdachlosen- und Straßenzeitung "Querkopf". Sein Artikel ist im "Querkopf", Ausgabe August 2016, erschienen.

Online-Flyer Nr. 575  vom 17.08.2016

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