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Krieg und Frieden
Besuch des US-Präsidenten am 27. Mai 2016 Hiroshima
Atombomben stehen bereit, um die Menschheit auszulöschen
Von Heinrich Frei

US-Präsident Barack Obama hat am 27. Mai 2016 Hiroshima besucht, wo die erste Atombombe von der US-Air Force abgeworfen wurde. Zu Hause und in Europa lässt Obama das Atombombenarsenal modernisieren. Auch in Büchel in Deutschland sind US-Atomwaffen einsatzbereit. Soldaten der deutschen Bundeswehr üben, im Rahmen der nuklearen Teilhabe, mit Kampfjets den Abwurf von Atombomben, mit dem Segen der christlichen und sozialdemokratischen Regierung in Berlin. (1)


"Atomkrieg Nein" - Plakat der "Schweizerischen Bewegung für den Frieden" von 1954, gestaltet von Hans Erni (1909–2015) (3), Quelle: friedensbewegung.ch

Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki: Japan bedrohte die USA nicht mehr


Japan bedrohte 1945 die USA längst nicht mehr, lag schon am Boden als die Amerikaner die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abwarfen. Gerhart Wagner dokumentierte in einem kleinen Büchlein 1961 was sich in den USA vor dem Bombenabwurf abspielte. (Die Forschung zwischen Wissen und Gewissen, Polis EVZ-Verlag Zürich) Viele Forscher in den USA die an der Bombe gearbeitet hatten, wehrten sich damals gegen den Einsatz dieser furchtbaren Waffe. Auch Albert Einstein war gegen den Einsatz. Vergeblich, die Bomben waren schon den Händen der Politiker und Militärs, von US Präsident Harry S. Truman.

Schweiz wollte sich atomar bewaffnen

1957 forderte der Bundesrat der Schweiz Atomwaffen für die Schweizer Armee, wie dies unter anderem auch in Schweden von der Regierung verlangt wurde. In den militärischen Wiederholungskursen übten wir in den Sechziger Jahren wie wir uns verhalten sollten, wenn taktische Atombomben niedergingen. Die Schweiz war schon in dieser Zeit der "roten Gefahr" quasi Mitglied der Nato. Atomkrieg-Lehrfilme aus den USA wurden uns gezeigt. Nach der Explosion des nuklearen Sprengkörpers wurde wir instruiert, hieß es, weiterkämpfen, vorher mit der Bürste im Tornister den radioaktiven Staub abwischen, Hosenbeine und Ärmel mit Schnüren zubinden…

Arthur Villard und Heinrich Buchbinder gegen die atomare Bewaffnung

Wer damals gegen die atomare Bewaffnung der Schweizer Armee Stellung nahm, wurde als Defätist beschimpft, oder stand im Verdacht im Solde Moskaus zu stehen, einem Regime, wie es hiess, das alles daransetzte, damit sich die Schweiz nicht wirksam, eben atomar, verteidigen kann. Der Lehrer und spätere Nationalrat Arthur Villard und Heinrich Buchbinder die sich gegen die atomare Bewaffnung der Schweizer Armee engagierten, galten fast als Landesverräter. Die Volksinitiative gegen die atomare Bewaffnung, über die 1962 abgestimmt wurde, wurde von den damals stimmberechtigten Männern mit 65,5% Nein-Stimmen und von 18 Ständen abgelehnt, nur vier Stände stimmten zu. Wer wollte den schon, außer den Kommunisten, gegen eine wirksame Landesverteidigung sein, wenn nötig eben mit Atombomben? (2) Die Frauen erhielten das Stimm- und Wahlrecht in der Schweiz erst 1971, in allen Kantonen erst 1990.

Ein Atomkrieg wäre der letzte Krieg

Wir Alten haben Glück gehabt. Von einem Atomkrieg wurden wir verschont. Wie sieht die Zukunft aus? Die Bomben stehen bereit, auch in Büchel in Deutschland, in Italien, in Grossbritannien, in Russland, Frankreich, in Pakistan, Indien und in Israel, bereit um die Menschheit auszulöschen, um die Erde für Menschen unbewohnbar zu machen.

Mit Banken und unseren Pensionskassen beteiligt an der atomaren Aufrüstung

Zum Schluss: Leider investieren heute die schweizerische die Nationalbank, unsere Grossbanken und Pensionskassen in Firmen der Rüstungsindustrie. Die Nationalbank, Grossbanken und Pensionskassen stecken ihr Geld sogar in Unternehmen die an der Produktion von verbotenem Kriegsmaterial beteiligt sind, (4)(5)(6) in Atomwaffen, Streubomben und Antipersonenminen.

Das Motto dieser Investitionsentscheide scheint zu sein: Maximaler Profit jetzt und nach uns die Sintflut. Die Atomraketen, die wir mitfinanziert haben, hüben wie drüben, können an Land und auf dem Meer in wenigen Minuten gestartet werden. – Hoffentlich passieren da nie Fehler…. (7)

Nachtrag: GsoA-Zitig Mai 2016 Nr. 166, Finanzierung von Kriegsmaterial, „Pensionskassen und Rüstungskonzerne“ von Lewin Lempert


„...das schweizerische Pensionskassenvermögen beläuft sich auf 800 Milliarden Schweizer Franken (720 Milliarden Euro) … „Im Schnitt haben die Pensionskassen zwischen 0,5 und 1,5 Prozent ihres Vermögens in Rüstungskonzerne angelegt. Dies bedeutet, dass schweizweit bis zu 12 Milliarden Franken (10,8 Mia. Euro) unseres Vorsorgevermögens in Konzerne fliesst, welche direkt Kriege und Konflikte anheizen.“


Fussnoten:

(1) Der Besitz von Nuklearwaffen ist in Deutschland zwar verboten – aber Jets der Bundesluftwaffe trainieren regelmäßig den Abwurf amerikanischer Atombomben. Am Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz wird die »nukleare Teilhabe« der Bundeswehr praktiziert. Dort lagern zwischen zehn und 20 Atombomben des Typs B-61, die genaue Zahl ist geheim. Sie gehören den USA, aber deutsche Kampfjets sollen sie ans Ziel bringen: Geplante Komplizenschaft im atomaren Massenmord. (Arbeitsgemeinschaft Friedensforschung, http://www.ag-friedensforschung.de/bewegung/buechel.html; "Lebensdauerverlängerungsprogramm": Die in Büchel lagernden US-Atomwaffen werden modernisiert, http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Atomwaffen1/buechel.html)

(2) Als Reaktion auf den Bundesrat, der 1957 Atomwaffen für die Schweiz forderte, gründeten 1958 pazifistisch-kirchliche Kreise (ohne die Partei der Arbeit) die Schweizer Bewegung gegen die atomare Aufrüstung und lancierten eine Atomwaffenverbots-Initiative. Sie scheiterte 1962 mit 65,5% Nein-Stimmen und 18 zu 4 Ständen. 1963 lehnten 62,2% der Stimmenden und 17½ Stände auch die Initiative der Sozialdemokratischen Partei ab, die den Beschluss zur Atombewaffnung der Schweiz dem Referendum unterstellen wollte, das heißt der Beschluss der Regierung für eine atomare Bewaffnung hätte mit einer Volksabstimmung rückgängig gemacht werden können. (aus dem Historisches Lexikon der Schweiz: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16516.php)

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Erni

(4) Zu Investitionen in Atomaffen ist zu erwähnen: Im Bundesgesetz über das Kriegsmaterial, Stand 1. Februar 2013, heißt es unter dem zweiten Kapitel «Verbotenes Kriegsmaterial» dass «Kernwaffen, biologische und chemische Waffen, Streumunition und Antipersonenminen» verboten sind» (https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19960753/index.html)

(5) Vier Schweizer Finanzinstitute investieren schätzungsweise 4,862 Milliarden US-Dollar in Firmen, die an der Produktion von nuklearen Waffen beteiligt sind, http://www.dontbankonthebomb.com/switzerland/

(6) Meine Pensionskasse, der SBB AG, investiert auch in Atomwaffen, in eigentlich „Verbotenes Kriegsmaterial“. Die Kasse schrieb mir: «Die Politik hält auch fest, dass die erwartete Rendite des Anlageportfolios durch entsprechender Einschränkungen nicht geschmälert werden darf, da das finanzielle Ziel gute und nachhaltige Renditen zu erwirtschaften, vorgängig ist.» «Zurzeit ist die Pensionskasse SBB in die von Ihnen genannten Firmen investiert.»

(7) https://netzfrauen.org/2015/08/03/es-ist-5-vor-12-wir-stehen-am-rande-eines-atomkrieges-on-the-brink-of-nuclear-war-and-you-dont-see-it-coming/

Online-Flyer Nr. 565  vom 08.06.2016

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