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Aktueller Online-Flyer vom 20. April 2024  

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Kommentar
Kommentar vom "Hochblauen"
Kollektives politisches Verdrängen!
Von Evelyn Hecht-Galinski

Es ist Ferienzeit und das Sommerloch wird immer größer. Der jüdische Terrorbrandanschlag, gegen unschuldige palästinensische Bürger hat nichts verändert. Schon wird wieder zur Tagesordnung übergegangen, als ob kein Kleinkind verbrannt wurde, sein Vater an den Brandwunden verstarb und die Mutter hirntot ist. Auch der kleine Bruder blieb nicht unverschont von diesem Holocaust.

Kundgebung und Trauerzug für das verbrannte Palästinenser-Kleinkind
Fotos: APA/EPA/ABIR SULTAN, AP
 
In der Zwischenzeit ermordete und verletzte die "Jüdische Verteidigungsarmee" schon wieder mehrere unschuldige Palästinenser, raubte palästinensisches Land, genehmigte hunderte von jüdischen Siedlerwohnungen, erweiterte die Judaisierung von Ost-Jerusalem, brachte neue rassistische Gesetze durch, erweiterte die ungesetzliche Administrativhaft gegen Palästinenser. Zurzeit befinden sich schon mehrere palästinensische Häftlinge, die in den Hungerstreik dagegen getreten sind, in kritischen Zustand in der Haft.
 
Razzien gegen jüdische Terroristen und illegalen jüdischen Siedlungen, Häuserzerstörungen gegen jüdische Terroristen und ihre Familien? Weit gefehlt, alle Reaktionen, leere Worthülsen der rassistischen Netanjahu-Regierung!
Alle Medien berichteten zwar darüber, aber was war und ist die Konsequenz? Weiter wird so darüber berichtet, als ob sich dieser Anschlag in einer Demokratie mit ein paar extremen Außenseitern zugetragen hätte.
Ebenso wenn über die "Räumung" des Gazastreifens vor zehn Jahren berichtet wird. Was für eine Farce, eine Räumung mit katastrophalen Auswirkungen für das bis heute unter jüdischer Hoheit abgeriegelten Konzentrationslager Gaza. Es ist eben nicht die regierende Hamas, die den Völkermord und die Kindermorde zu verantworten hat, die diese Bevölkerung so brutal getroffen hat, sondern es sind die jüdischen Besatzer und Abriegler, die alles das zu verantworten haben. Wann endlich wird das Schönschreiben der Medien und das Schönreden der Politiker über diese Zustände im "Jüdischen Staat" endlich ein gerechtes Ende finden und das kollektive Verdrängen einem kollektiven Realismus weichen?
 
Fakt ist doch, dass sich seit Staatsgründung des zionistischen "Jüdischen Staates" ein kollektives politisches Verdrängen der Völker- und Menschenrechtsverbrechen über diesen "Jüdischen Staat" verbreitet hat. Immer in dem Bewusstsein, dass die jüdischen Holocaust-Überlebenden und -Nachfahren mit besonderer Nachsicht und Fürsorge betrachtet werden müssen.
Das traurige Ergebnis dieses Handelns haben wir heute vor Augen. Wieder haben wir uns mitschuldig gemacht an diesen Verbrechen, wieder haben wir geschwiegen und verdrängt.
Tatsächlich wurde das Judentum und alles Jüdische so verklärt gesehen, dass der fließende Übergang vom Antisemitismus zum Philosemitismus reibungslos verlief.
So wurde ein religiöser Fanatismus gefördert im "Jüdischen Staat", der seinesgleichen sucht.
Mehr als befremdlich ist es daher auch, wenn immer nur im Islam nach den Wurzeln des Fanatismus geforscht wird und dessen Angehörige immer wieder aufgefordert werden, sich zu distanzieren von religiösen Fanatikern und den Islam zu modernisieren.
Klammheimlich schafften es währenddessen große Teile des Judentums einen "Jüdischen Gottesstaat" mit Talmud und Thora als Gesetzgebung für den Staat zu etablieren.
Ein Siedlerstaat konnte nur durch das kollektive Verdrängen der Wurzel des Hauptübels der Staatsbildung geschehen, nämlich des zionistischen Landraubs auf Kosten der Urbevölkerung, der Palästinenser, als Normalität hinzunehmen und den späteren Siedlungsbau zu tolerieren.
Weil das ermöglicht wurde, hatten jüdische Politiker und jüdische Organisationen ein leichtes Spiel in den Medien und in der Politik, durch das kollektive Verdrängen der eigenen Schuld.
Als Folge davon hat sich ein unkritisches Übernehmen der Propaganda des "Jüdischen Staates" und seiner jüdischen Diaspora-Vertreter breit gemacht. Nur nicht in den Verruf kommen, Kritik so zu äußern, dass auch nur ein Hauch von Antisemitismus in der Kritik ausgemacht werden kann. Das Fatale allerdings ist dabei, dass dieses Denken erbarmungslos von der Israel-Lobby instrumentalisiert und inszeniert ausgenutzt wurde. So leiden wir Israel-Kritiker also unter diesem falschen Vorgehen und werden diffamiert als Antisemiten, jüdische Selbsthasser und so weiter. Täglich kommen neue Wortgeschöpfe der Hasbara dazu!
Solange sich nicht das Bewußtsein ändert für diese Ungerechtigkeiten, nämlich dass es nicht der kleine bedrohte "Jüdische Staat" ist, der in Gefahr ist, sondern dass es die besetzten Palästinenser und die Christlichen Vertreter im Heiligen Land sind, die immer mehr von den jüdischen Fanatikern bedroht werden, solange dieses Treiben weiter verdrängt wird, solange wird es keinen Kurswechsel geben! Solange das kollektive Verdrängen der jüdischen Politiker, die gnadenlos drohen, andere mißliebige Länder mit Angriffen zu überziehen, ihre Waffen einzusetzen und als Atommacht toleriert werden, solange nicht nur Kritik geäußert wird, anstatt zu handeln, solange wird es keinen Frieden geben in Palästina und im Nahen und mittleren Osten.
 
Es ist das große Problem des kollektiven Verdrängens der Politik insgesamt, dass wir belogen und betrogen werden, die Abgeordneten so unter Druck gesetzt werden, entweder von der Partei oder von Lobbyisten, dass sie nicht mehr frei als gewählte Volksvertreter agieren, sondern als "Puppet on a String", als Marionetten. Machen wir uns nichts vor, wenn während des Sommerlochs ein paar Außenseiter, Abweichler oder Kritiker es in die Medien schaffen, so ändert das nichts an dem Grundgedanken des politischen kollektiven Verdrängens der katastrophalen Politik und der Probleme, die auf uns unter Anderem zukommen. Kriegsopfer, Flüchtlingsströme, Griechenland, Ukraine, Mittlerer und Naher Osten. Es sind Probleme, die nicht mehr kollektiv verdrängt werden können, sondern als fatale Folge der US-Großmachtpolitik einzuschätzen sind, an der wir uns leider aktiv beteiligen.
Diese Überlegungen müssen angestellt werden, ohne dabei als USA-Hasser oder Verschwörungstheoretiker diffamiert zu werden.

Besonders angesprochen sollten sich dabei auch die "Kollektive Mediale Schleimspur-Front" der "Querfrontkritiker" fühlen, wenn sie alles in einen Topf werfen und einen Verbalrundumschlag gegen Kritiker der ungerechten und unangemessenen Russland-Politik, ebenso der NATO-Politik-Kritiker sowie der Israel-Kritiker gegen Besatzung und Völkerrechtsverbrechen und der Befürworter einer neuen Iran-Politik, eine "Troll-Treibjagd" starten. 
Die Frage, die sich diese Medien allerdings stellen sollten ist, warum sich die vielen Hunderttausende von Zeitungsabonnenten und Lesern der Mainstreammedien, die Millionen von Fernsehzuschauern und so viele normale Bürger angeekelt abwenden von dieser Falschpropaganda und gezielten kollektiven Politik-Verdrängung und dieser nicht mehr folgen wollen. (1)

Des weiteren wäre es an der Zeit, einmal eine Studie über die "Schreibtischtäter und geistigen Brandstifter" von Islamophobie und Pegida anzufertigen, anstatt lächerliche Antisemismus- oder Querfrontstudien von parteinahen Stiftungen in Auftrag zu geben!
Aber ich weiß mich sehr gut abzugrenzen von gewissen Protagonisten der "rechten Art" und lasse mich auch nicht beirren auf diesem Weg des unbequemen, kritischen Nachdenkens und Aufdeckens über Politik
Alle meine Vorhersagen haben sich bis heute traurigerweise bestätigt, wurden sogar übertroffen und werden heute dankenswerterweise übernommen!
Lassen Sie mich mit George Orwell enden: "Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen". (PK)

(1) http://www.tagesspiegel.de/medien/juergen-elsaesser-und-sein-compact-magazin-ein-netzwerk-fuer-putin-und-pegida/12194382.html
 
Evelyn Hecht-Galinski, Tochter von Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt: sicht-vom-hochblauen.de. 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.


Online-Flyer Nr. 524  vom 19.08.2015

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