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Globales
Eine Chance für den Donbass, seine Staatlichkeit rechtskräftig zu machen
Interview zum Minsker Abkommen
Von Wladimir Swarschtschikow

Die Verbrechen der ukrainischen Schergen gegenüber den Einwohnern des Donbass waren so ungeheuerlich, dass man sogar in der Ukraine „aufgewacht“ ist. So hat die ukrainische Staatsanwaltschaft einige Verbrechen, die in der Zone der Kampfhandlungen begangen wurden, öffentlich gemacht. Aber das ist wie ein Tropfen im Meer. Und werden diese am Ende verfolgt werden? Dazu wurde der Militärexperte Igor Korotschenko von Inna Nowikowa interviewt.


Gefangene ukrainische Soldaten im Donbass
NRhZ-Archiv
Igor Korotschenko: Heute nach dem Abschluss der aktiven Phase der fürchterlichen Antiterroroperation, beginnt man damit, die Taten der Verbrechen der ukrainischen Soldaten im Donbass aufzuklären.
Bei der Zusammenstellung von ukrainischen Freiwilligenbataillonen und der Nationalgarde hat man keine psychologische und professionelle Auswahl getroffen. Das Hauptwahlkriterium war der Nationalismus. Man hatte sogar Verbrecher aus dem Gefängnis entlassen, die den Wunsch ausdrückten, im Donbass kämpfen zu wollen.
Die Kampfesmoral dieser Söldner war entsprechend niedrig und die ukrainischen Kämpfer haben dort die schlimmsten menschlichen Instinkte angewendet, da sie dachten, ihnen würde sowieso nichts passieren. Aber einige der Verbrechen waren so schlimm, dass selbst die zögerliche ukrainische Presse die Augen davor nicht schließen konnte. Solche Fälle gab es, davon bin ich überzeugt, nicht nur einige Dutzend, sondern Hunderte.

Wir erinnern uns noch, als Poroschenko sprach, dass von den ukrainischen Rittern Frieden und nur Gutes zu erwarten wäre. Die ukrainische Soldateska hat viehische Vergewaltigungen, sogar an minderjährigen Kindern, zu verantworten, ja sogar Morde. Das ist leider die Realität des gegenwärtigen ukrainischen Alltags.

Inna Nowikowa: Was meinen Sie, ist die gegenwärtige ukrainische Staatsanwaltschaft bereit, diese Verbrechen zu verfolgen?


In der heutigen Ukraine ist niemand an einer ehrlichen , objektiven Untersuchung interessiert. Alle verstehen ausgezeichnet, dass dies einen Schatten auf die ukrainische Macht werfen würde.
Turtschinow, der den ersten Impuls für einen Krieg im Donbass gegeben hatte, begleitet heute den Posten des Sekretärs des Sicherheitsrates und der Verteidigung der Ukraine.  Faktisch ist er der drittwichtigste Politiker des ukrainischen Machtapparates. Jazenuk ist Ministerpräsident. Poroschenko, der versprochen hatte, Frieden im Donbass zu schaffen und schließlich Turtschinow unterstützte, ist Präsident der Ukraine.
Ich hoffe, dass wenigstens die schlimmsten Verbrechen der ukrainischen Soldaten und Offiziere verfolgt werden, aber erheblich mehr Vertrauen habe ich in das Untersuchungskomitee der Russischen Föderation. General Bastrykin ist ein standfester und zielstrebiger Mensch. Deshalb bin ich überzeugt, dass ca. 50 der verbrecherischen Handlungen, die gegen die Normen des internationalen Rechts während der Kampfhandlungen seitens der ukrainischen Militärangehörigen verstoßen haben, von unserem Untersuchungskomitee behandelt und verfolgt werden. Dessen ungeachtet wandte sich heute die Führung der Lugansker und Donezker Volksregierungen an die UNO mit der Bitte, ein spezielles Tribunal für die Verbrechen zu organisieren, die die Ukraine gegen friedliche Einwohner des Donbass begangen hat. Das Untersuchungskomitee Russlands ist bereit, diesem Tribunal das ihm zur Verfügung stehende Material zu übergeben.
Schauen wir mal, wie darauf die internationale Öffentlichkeit, in Person der UNO, darauf reagiert.

Aber kann man gegenwärtig auf den gesunden Menschenverstand der „internationalen“ Gemeinschaft hoffen, welche, so gut es geht, die ukrainischen Machthaber unterstützt?

Wir sehen, dass gegenwärtig eine Politik der Doppelstandards vertreten wird. Aber andererseits ist es wichtig, alles dafür zu tun, dass die Minsker Vereinbarungen eingehalten werden. Egal, was man darüber spricht, aber es ist wichtig zu verstehen: Unter den heutigen Bedingungen sind die Minsker Vereinbarungen objektiv wichtig für die Donezker und die Lugansker Volksrepubliken. Der umfangreiche Beschuss von Städten hat im Wesentlichen aufgehört.
Die Minsker Vereinbarungen sind  eine Chance für den Donbass, endgültig seine Staatlichkeit rechtsgültig zu machen. Nach politischem Verständnis ist in den Vereinbarungen die Rede davon, dass die Donezker und Lugansker Volksrepubliken als Teil des Territoriums der Ukraine betrachtet werden. Auf politischer Ebene sagen wir, dass die territoriale Einheit der Ukraine gewahrt wird
Ja, das ist so. Aber die Geschichte wird nicht von politischen Deklarationen, sondern von realen Situationen bestimmt. Sie stellen sich heute so dar, dass der Donbass niemals mehr ein Teil der Ukraine sein wird, der er einmal früher war. Es hat eine Polarisierung der Menschen stattgefunden, die von Panzern und Artillerie beschossen und von der Luftwaffe getötet wurden. Sie werden niemals mehr in einem Staat mit denen leben werden, die ihnen das alles angetan haben. Mag sein, dass sich die Lage so entwickeln wird wie in Zypern, wo es ein Südzypern gibt und ein Zypern. Formal ist das ein Land, aber in der Realität sind das zwei absolut verschiedene Staatsgebilde.

Wichtig ist, dass es keinen Krieg gibt. Deshalb sind die Minsker Vereinbarungen und ihre folgerichtige Realisierung eine Chance, Frieden in den Donbass zu bringen und ihm die Möglichkeit zu geben, seinen Staat mit den Menschen aufzubauen, die das Gewehr in die Hand genommen haben, als die ukrainische Armee und die Nationalgarde kamen, um sie zu töten. (PK)

Quelle: http://www.pravda.ru/world/formerussr/ukraine/15-07-2015/1267066-donbass-0/
Übersetzung: Brigitte Queck von der Organisation Mütter gegen Krieg
 


Online-Flyer Nr. 520  vom 22.07.2015

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