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Globales
Bauern leiden unter dem US-Freihandelsabkommen NAFTA, Blaupause von TTIP
Mexikos Drogenkrieg "made in USA"
Von Oliver Wagner

Das Verschwinden und die mutmaßliche Ermordung von 43 Lehramtsstudenten der Hochschule Escuela Normal Rural "Raúl Isidro Burgos" in Ayotzinapa, einem mexikanischen Dorf in der Nähe der Stadt Iguala im südlichen Bundesstaat Guerrero, machte Ende September deutlich, wie eng der kapitalistische Staatsapparat in Teilen des nordamerikanischen Landes mit den angeblich von ihm bekämpften Drogenkartellen zusammenarbeitet.

Tijuana – die Leiche eines unbekannten Mannes hängt von einer Autobahnbrücke. Er wurde geschlagen, gefoltert und anschließend mit Seil um den Hals über die Brücke geworfen
Quelle: "Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek"
 
Was die Konzernmedien indes beharrlich verschweigen, ist die maßgelbliche Rolle, die der "Koloß im Norden" dabei spielte, aus Mexiko ein Land zu machen, das es in Sachen Korruption mittlerweile locker mit dem Kosovo aufnehmen kann, in dem es neben ganz wenigen mexikanischen Superreichen wie dem milliardenschweren Privatisierungsgewinnler Carlos Slim vor allem bitterarme Menschen gibt, und in dem der 2006 vom damaligen Präsident Felipe Calderón begonnene Drogenkrieg bis heute mehr als 70.000 Menschenleben gekostet hat.
 
Die massive Verarmung der mexikanischen Bauern ist eine direkte Folge des vor mittlerweile 21 Jahren, am 1. Januar 1994, gegründeten Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA, das bekanntlich als Blaupause für die sogenannte Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft TTIP zwischen der EU und den USA gilt.
 
Das von Washington vorangetriebene NAFTA zerstörte die ländlichen Wirtschaftsstrukturen Mexikos, überschwemmte das 120-Millionen-Einwohner-Land mit US-amerikanischen Waren und stürzte Millionen von Kleinbauern und kleinen Ladenbesitzern in den Ruin. In dieser Situation hatten es die mexikanischen Drogenkartelle, die vor allem für den Schwarzmarkt in den USA produzieren, leicht, neue "Mitarbeiter" anzuwerben.
 
Doch nicht nur die beständig wachsende Nachfrage nach Drogen kommt in erster Linie aus den USA, auch die Waffen für den Drogenkrieg in Mexiko kommen von dort. In den rund 8.500 lizenzierten Waffengeschäften in Kalifornien, Arizona, Neumexiko und Texas, den Bundesstaaten mit einer Grenze zu Mexiko, kann man sich ganz legal mit automatischen Handfeuerwaffen, Sturmgewehren und anderem schweren Kriegsgerät eindecken.
 
Allein im Jahr 2008 haben die mexikanischen Behörden über 20.000 Waffen beschlagnahmt, von denen fast 90 Prozent aus den USA stammen. Die zehntausende von Washington entlang der mexikanischen Grenze stationierten Grenzschützer und Soldaten verfolgen diesen Waffenhandel nicht, sondern sind exklusiv damit beschäftigt, Mexikaner, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind, abzuwehren. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung bewertet den Drogenkrieg in Mexiko seit seinem Jahresbericht 2010 als "innerstaatlichen Krieg".
 
Im Rahmen ihrer "Neuen Sicherheitsinitiative" ihres auch Mexiko betreffenden "Plan Colombia" und ihrer "Mérida-Initiative" haben die USA in den vergangenen Jahren drei Milliarden Dollar in den mexikanischen Drogenkrieg gesteckt, ihre Kampfjets und Drohnen fliegen längst weit ins Landesinnere und obwohl immer wieder deutlich wird, dass ganze Polizeieinheiten wie zuletzt in Ayotzinapa mit den Drogenbanden gemeinsame Sache machen, werden zehntausende mexikanische Sicherheitskräfte in den USA ausgebildet.
 
Dem USA-Imperialismus ist das Schicksal der mexikanischen Jugend egal. Ihm geht es nur darum, die Arbeitskraft der mexikanischen Schaffenden auch in Zukunft ungestört ausbeuten und das Nachbarland mit US-amerikanischen Waren überschwemmen zu können. (PK)
 
Oliver Wagner hat diesen Artikel zuerst in der "Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek" veröffentlicht, von der wir ihn mit Dank übernommen haben.
 


Online-Flyer Nr. 492  vom 07.01.2015

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