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Aktueller Online-Flyer vom 20. April 2024  

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Globales
Vortrag bei der palästinensischen Allianz in Nordrhein-Westfalen
Bibi, der Hokus Pokus-König der Juden
Von Evelyn Hecht-Galinski

Es ist mir eine große Freude, hier in Wuppertal in diesem neuen Zentrum für Kultur und Integration des Palästinensischen Freundschaftsvereins Wuppertal auf Einladung meiner palästinensischen Freunde sprechen zu dürfen. Endlich gibt es ein solches Zentrum auch einmal von Palästinensern und für Palästinenser.

Wail Jara von der Palästinensischen Allianz Vereine in NRW und Evelyn Hecht-Galinski
Fotos: Palästinensischer Freundschaftsverein
 
Gerade in Zeiten des Islamhasses, der als Islamkritik durchgeht, in Zeiten der Verleumdung von Palästinensern, Muslimen und Deutschen mit Migrationshintergrund ist es so wichtig, ein Zeichen zu setzen. Ich möchte ein Zeichen setzen gegen ungerechtfertigte Verleumdungen und Vermischung von berechtigter Kritik gegen die Kriegsverbrechen des "Jüdischen Staates", gegen die fortwährende Besatzung und gegen die fortwährende Demütigung des palästinensischen Volkes im "Jüdischen Besatzer Staat"! Ich möchte ein Zeichen setzen als deutsche Bürgerin mit jüdischer Abstammung, indem ich zu dieser Politik der Besatzung, der Missachtung des Völkerrechts sowie den Menschenrechtsverletzungen, die der "Jüdische Staat" ständig begeht, sage: Nicht in meinem Namen! Keine falsche Solidarität mit Kriegsverbrechen, sondern Solidarität mit den besetzten und unterdrückten Palästinensern.
Im Schatten der Krisen in Syrien, im Irak, der Ukraine und vieler anderer Brennpunkte, versteht es der "Jüdische Staat" meisterhaft, seine national-zionistische und rassistische Besatzungs- und Siedlungspolitik auszuführen.
 
In der Tat ist es ein positives Zeichen, wenn immer mehr europäische Staaten von Schweden bis Frankreich, insgesamt 135 der 193 UNO-Mitgliedsländer die Staatlichkeit Palästinas anerkennen. Tatsächlich wird diese Anerkennung eines Staates, der faktisch gar nicht existiert, nichts bringen, da das Hauptproblem nämlich der "Jüdische Staat" ist. Er ist nicht bereit, den Palästinensern ihren unabhängigen und mit allen Rechten ausgestatteten Staat zuzugestehen, wie es in der internationalen Staatengemeinschaft eigentlich selbstverständlich ist. Solange diese Rechte nicht mit Druck gegenüber dem "Jüdischen Staat" eingefordert werden, wird sich nichts ändern im jüdischen Apartheidstaat. Diese symbolische Anerkennung ist ein Rufen in der Wüste gegen die Missachtung des palästinensischen Volkes und seines Freiheitskampfes, seit nunmehr über 66 Jahren. Gerade seitens deutscher Politiker, die so vollmundig den Begriff der Freiheit verwenden, wenn es um Freiheit als Kampfbegriff gegen Russland und für die Ukraine geht, um uns durch diese Hintertür auf Auslandseinsätze einzustimmen. Diese verlogene Politik des Missbrauchs des Wortes Freiheit, um uns Krieg zu verkaufen, so wie es mit den Grünen unter Joschka Fischer als Außenminister begann und sich wie ein roter Faden wie ein Dammbruch durch die deutsche neue Außenpolitik zieht. Ja, geht es nach Bundespräsident Gauck, Verteidigungsministerin von der Leyen, Kanzlerin Merkel und auch Außenminister Steinmeier, dann müssen wir endlich bereit sein, auch Verantwortung zu übernehmen und unsere Freiheit weltweit verteidigen. Allerdings hört diese Freiheit sofort auf, wenn es um unser spezielles Verhältnis zu Israel, also zum "Jüdischen Staat" geht. Warum eigentlich? Haben wir nicht mindestens eine ebenso große Verantwortung für das palästinensische Volk als eben auch Leidtragende des Holocaust?
 
Warum wird diese Verantwortung nicht wahrgenommen? Warum war Kanzlerin Merkel die erste, die auch diese, nur symbolische Anerkennung Palästinas kritisierte, mit dem lächerlichen Argument, dass diese einseitige Anerkennung des palästinensischen Staates den Friedensprozess und den Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung nicht weiter bringe? Da frage ich mich, von welchem Friedensprozess Frau Merkel eigentlich spricht? Ist dies der sogenannte Friedensprozess, der eigentlich immer nur auf dem Papier existierte und durch die einseitige Unterstützung des "Jüdischen Staates" immer nur Frieden und Sicherheit für Israel bedeutete? Frau Merkel ich rufe Ihnen zu: "Der Drang nach Freiheit lässt sich nicht dauerhaft unterdrücken, auch nicht von einer Bundesregierung, die auch in diesem Punkt, wie in so vielen anderen, die Bürger nicht mehr hinter sich hat.
 
Kommt ein Friedensprozess nicht nur dann zustande, wenn dabei auch Frieden und Freiheit und Sicherheit für beide Verhandlungspartner auf gleicher Augenhöhe auf der Agenda steht?
Aber warum sollte der "Jüdische Staat", der sich hervorragend auf diesem Status Quo der Besatzung eingerichtet hat, noch irgend einen Kompromiss eingehen, geschweige denn endlich den einzig denkbaren Friedensweg gehen und sich auf die Grenzen von 1967 zurückziehen? Dieser "Jüdische Staat", ohne Grenzen und Verfassung, will alles, nur keinen Frieden, das ist meine Feststellung seit vielen Jahren. Daher sehe ich mit großem Interesse, dass inzwischen viele, die sich mit diesem Thema befassen, zu dem gleichen Ergebnis kamen.
 
Kanzlerin Merkel versicherte dem israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu auch während des letzten Gaza-Kriegs, einem Völkermord, begangen von der "Israelischen Verteidigungsarmee" an einer wehrlosen eingeschlossenen Bevölkerung, dass sie Israels Recht auf Selbstverteidigung voll unterstütze und der "Jüdische Staat" sich voll auf die Solidarität Deutschlands stützen könne. Diese Kanzlerin, die ich eine christliche Zionistin nenne, die nie einen Hehl machte aus ihrer tiefen Verbundenheit zum "Jüdischen Staat", die den Begriff der deutschen Staatsräson für Israels Sicherheit als Teil ihres Lebens sieht, stellt sich damit klar gegen den größten Teil der deutschen Bürger. Durch diese für sie unverhandelbare Haltung, ermuntert Merkel den "Jüdischen Staat" geradezu, mit seinen rassistischen Handlungen fortzufahren.
 
Tatsächlich haben wir momentan in Deutschland eine Stimmung, die Bürger immer mehr zum Schweigen bringen zu wollen, wenn es um Israel-Kritik geht. Dürfen wir Deutsche aber schweigen, wenn der "Jüdische Staat" sich längst von demokratischen Gepflogenheiten verabschiedet hat, wenn er immer mehr versinkt in völker- und menschenrechtsverletzende Politik?
 
Dürfen wir schweigen, wenn sich Israel als "Nationalstaat des jüdischen Volkes" anerkennen lassen will, in dem das jüdische Recht einen höheren Wert als die Gesetzgebung haben soll, indem die sowieso schon bestehenden Gesetze, in denen der "jüdische Charakter" festgelegt ist, nochmals verschärft werden? Davidstern-Flagge, Hymne, Einwanderungs-Rückkehrrecht nur für Juden aus der ganzen Welt. Während den Ureinwohnern, den vertriebenen Palästinensern dieses Recht verweigert wird. Ein Recht auf Selbstbestimmung steht allein dem jüdischen Volk zu, das Arabische soll seinen Rang als gleichberechtigte Amtssprache verlieren.

Evelyn Hecht-Galinski: "Dürfen wir schweigen?"
 
Dieses angestrebte Gesetz verdient nur eine Bezeichnung, nämlich rassistisch nationalistisch! Einmalig in der Welt ein Gesetz für ein, ich zitiere den israelischen Historiker Schlomo Sand, "nicht existierendes Volk". Hier wird also eine Religionsgemeinschaft zu einem Volk erklärt, daraus wird wiederum ein Nationalstaat des Jüdischen Volkes, in einem Land, das bis heute keine Verfassung und keine definierten Grenzen besitzt. Auch das ist einmalig in der Welt!
Mit diesem Gesetz wird der Apartheidstaat, also die Trennung von jüdischer und nicht jüdischer Bevölkerung immer deutlicher, nach der räumlichen Trennung, der Apartheidmauer, Straßen extra gebaut nur für jüdische Siedler, vielleicht demnächst noch gekennzeichnete Pässe nur für Nicht-Juden, dann kommen mir ungute Erinnerungen hoch, noch verstärkt durch die Sippenhaft, Kollektivbestrafung und Häuserzerstörungen, die der "Jüdische Staat" als Abschreckung gegenüber Palästinensern ausführt. Ich nenne das Staatsterrorismus, ebenso wie die gezielten Tötungen - ich sage gezieltes Morden dazu - und die Willkürverhaftungen. Allein im vergangenen November wurden über 600 Palästinenser einfach verhaftet, darunter auch, wie schon so oft zuvor, Kinder und Jugendliche.
 
Was ist mit den vielen Tausenden von Palästinensern, die noch in israelischen Gefängnissen sitzen? Was ist mit den vielen Flüchtlingen, vor allen Dingen aus Afrika, die in extra für sie gebauten Gefängnissen sitzen und auf ihre Abschiebung warten? Der "Jüdische Staat" gibt zwar allen Juden die Möglichkeit zurückzukehren und die sofortige Staatsbürgerschaft zu bekommen, aber bei Asylanträgen ist man überhaupt nicht großzügig, sondern erkennt so gut wie keine an.
 
Übrigens habe ich, wie viele andere jüdische Bürger, die sich für die Gerechtigkeit für Palästinenser einsetzen, auf dieses sogenannte Rückkehrrecht verzichtet. Denn da müsste ich mich doch natürlich fragen: Soll ich als geborene Berlinerin, als deutsche Bürgerin in ein fremdes Land zurückkehren? Nein, ich würde mich schämen, wenn man mich auf geraubtem Land wohnen ließe!
 
Schon seit Jahren hat der israelische Außenminister Lieberman, der selbst in einer Siedlung auf geraubtem Land lebt, Vorschläge, wie man die Palästinenser loswerden könnte. Vor Jahren machte er den Vorschlag, von allen palästinensischen Bürgern in Israel zu verlangen, dass sie einen Loyalitätseid auf den Staat Israel schwören sollten. Er wollte ihnen auch offiziell durch immer neue Gesetze noch mehr Rechte entziehen, die ihnen durch die ständigen Diskriminierungen im Alltagsleben sowieso schon versagt wurden. Sein neuester Vorschlag ist noch perfider, er möchte den palästinensischen Israelis Geld dafür bieten, damit sie den "jüdischen Staat" verlassen" um in einen künftigen Staat zu ziehen.
 
Wie man sich diesen Staat vorzustellen hat, dass wissen wir inzwischen nur allzu gut: Ein zusammengeflicktes Gebilde, das weiter unter israelischer Hoheit steht und überhaupt nicht lebensfähig ist, ein Staat von jüdischen Gnaden, der den Namen Staat überhaupt nicht verdient. Ein Ghetto, umgeben von Militär und Checkpoints, von Drohnen überwacht aus der Luft und von See, ohne eigene Armee, aber von israelischem Militär und kollaborierenden palästinensischen Sicherheitsleuten umgeben, die von der israelischen Verteidigungsarmee ausgebildet wurden. Das ist ein anderes Trauerspiel.
 
Andererseits wissen wir, die sich schon länger mit dem Palästina-Problem befassen, dass die sogenannte Zwei-Staatenlösung eigentlich immer nur eine politische Fata Morgana und nie als Tatsache gedacht war. Der israelische Historiker Ilan Pappe, ein guter Freund, der auch das Vorwort für mein Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles - Klartexte über Antisemitismus und Israel-Kritik" schrieb und so viele wegweisende Bücher veröffentlichte, darunter auch das Standardwerk für jeden Menschen, der etwas über die Geschichte seit der Staatsgründung des "Jüdischen Staates" 1948 und der Nakba, der Katastrophe und Vertreibung für die Palästinenser, wissen möchte, deckte diese Tatsache schon lange auf. Tatsächlich wird diese Vertreibung der Palästinenser, die Nakba im "Jüdischen Staat" bis heute übergangen. Aber im Gegenzug erfanden jüdische ultrarechte, extremistische Politiker einen neuen Gedenktag, um von den Vertreibungen der Palästinenser abzulenken, und dank dieser neuen Verordnung wird seit dem 30. November zum ersten Mal, ab jetzt immer wieder jährlich, ein neuer jüdischer Gedenktag gefeiert - ein Gedenktag für Exodus und Vertreibung von Juden aus arabischen Ländern. Allerdings ist das ein mehr als verlogener Gedenktag, denn schließlich half die Jewish Agency kräftig nach bei diesem Exodus der sehr speziellen Art. Man versuchte mit allen Mitteln, unter anderem mit Brandanschlägen auf Synagogen in Bagdad, diese jüdische Auswanderung aus den arabischen Ländern besser zu motivieren, um so den "Jüdischen Staat" mit Juden zu füllen.
 
Weiter soll dieser Gedenktag dazu dienen, vorzubauen und etwaigen Entschädigungszahlungen an Palästinenser Paroli bieten zu können, mit dem Hinweis, dass jüdische Flüchtlinge bis heute keine Entschädigung für den Verlust ihres Eigentums und ihrer Heimat erhalten haben. Die ultrarechten zionistischen Extremisten sind nicht verlegen, immer neue Verdrehungen der Tatsachen zu erfinden und zu verbreiten. Auch in Schulen sollen diese Gedenkveranstaltungen begangen werden und die israelischen Botschaften in der ganzen Welt wurden verpflichtet, dieses Thema publik zu machen. Andererseits weiß ich von vielen jüdischen Freunden in Israel, dass sie in der Schule nichts über die Nakba erfuhren!
 
Der "Jüdische Staat" siedelt immer mehr, raubt immer mehr palästinensisches Land, judaisiert Jerusalem immer mehr, schafft damit immer mehr Tatsachen. Die Ausschreitungen am Tempelberg sind nur eine Folge der ständigen Schikanen und Provokationen sowie der Bauvorhaben im besetzten Ost-Jerusalem. Der "Jüdische Staat" will ganz Jerusalem, israelische Politiker betonen immer wieder, dass Jerusalem die ewig ungeteilte Hauptstadt des "Jüdischen Staates" bleiben wird! Die etwa 300.000 Einwohner von Ost-Jerusalem werden diskriminiert und schikaniert, wie alle Palästinenser im besetzten Palästina. Kennen Sie ein anderes Land, meine Damen und Herren, wo ein Besatzerregime Betenden Vorschriften macht oder das Beten vom Alter abhängig macht?
 
Man spricht immer von der Einmaligkeit des Anschlags auf die Synagoge in Jerusalem, vergisst dabei aber, dass vorangegangene Anschläge auf Moscheen, kaum beachtet wurden, dass Schmierereien, wie "Tod den Arabern" auf Moscheen und Häuserwände, Brandanschläge, Zerstörungen der Olivenbäume durch jüdische Extremisten so gut wie keine Beachtung finden in deutschen Zeitungen. Über jedes jüdische Opfer wird groß berichtet, aber die palästinensischen Opfer finden kaum Beachtung. Diese Ungerechtigkeit macht mich zornig. In diesem Fall gibt es keine Ausgewogenheit und keine Einseitigkeit, es gibt nur ein Eintreten für Freiheit, Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und das Heimatrecht.
 
Was in Gaza diesen Sommer geschah, war ein Völkermord an einer wehrlosen, eingeschlossenen Bevölkerung. Es war ein Genozid, begangen von der "Jüdischen Verteidigungsarmee", es war ein Abschlachten von etwa 2100 Palästinensern, hauptsächlich Zivilisten, Frauen und Kindern, es waren mehr als 550 Kinder.Traumatisierte Waisen, obdachlose herumirrende Menschen, dieser Zustand im Konzentrationslager Gaza - und ich sage Konzentrationslager, weil sich hier im größten Freiluftgefängnis der Welt Menschen konzentrieren, die nirgendwohin fliehen können, wenn sie angegriffen werden.
 
Bis heute hat sich an diesem Zustand so gut wie nichts geändert. Israel lässt so wenige Baumaterialien nach Gaza, dass ein Wiederaufbau in weiter Ferne liegt. Und noch eins: Darf der "Jüdische Staat" auch noch für die Zerstörungen belohnt werden, indem wir immer wieder für den Wiederaufbau bezahlen? Nein, damit machen wir uns und auch die UNO, die immer wieder bezahlt, mitschuldig an diesen Verbrechen. Diese Kosten sollte allein der "Jüdische Staat" bezahlen. Es gibt eine Genfer Konvention, die den Besatzer verpflichtet, für die Besetzten aufzukommen! Auch das Argument mit den Kassam-Raketen gegen Israel, die schuld seien am Beginn des Gaza-Krieges ist falsch. Schuld daran waren zuerst einmal Abrieglung und Besatzung.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch nochmal auf den Beginn des Gaza-Angriffs des "jüdischen Staates" hinweisen. Nicht die Hamas begann damit, indem sie Raketen in den "Jüdischen Staat" schoss, sondern die "Jüdische Verteidigungsarmee" ermordete mehrere Hamas-Führer und wartete dann nur auf eine Gelegenheit, die neue Einheitsregierung zu Fall zu bringen, und da kam die Entführung und Tötung der drei Besatzer-Siedler-Söhne und Talmud Schüler gerade zur rechten Zeit.
 
Die "Jüdische Verteidigungsarmee" vertuschte ihre Kenntnis über den Tod der drei, nutzte die Gelegenheit, um bei der angeblichen Suche nach den drei Entführten eben einmal eine Razzia im besetzten Westjordanland eine kollektive Bestrafung der Palästinenser, mit dem Ziel besonders Zerstörung der Hamas durchzuführen. Und für Israel war und ist jeder Gaza-Krieg ein Rüstungsgeschäft der Sonderklasse. Danach und währenddessen verkauften die israelischen Waffenschmieden so viele neue Waffen, die sie im Laboratorium Gaza am lebenden Objekt vor zahlendem Publikum ausprobieren konnten, wie nie zuvor. Darüber berichtete die israelische Zeitung Haaretz schon mehrmals! Klar, dass der "Jüdische Staat" deshalb keine Untersuchungskommission akzeptiert, die von der UNO eingesetzt würde und deren jeweilige Mitglieder verleumdet und ihnen die Einreise verweigert. Die Hamas hatte nichts gegen die Kommission einzuwenden! Auch verhinderten laut Schweizer Zeitungen Israel und die USA eine Nahostkonferenz in Genf, die Schweizer UNO-Diplomaten mit Vertragsstaaten der Genfer Konvention organisieren sollten, warum wohl? Weil wohl ein Entwurf der Schlusserklärung vorliegt, der die Vertragsstaaten der Genfer Konventionen am Ende zustimmen sollen, in der diesmal der "Jüdische Staat" nicht geschont werden sollte, sondern in dem Papier wurde Israel auf seine Pflichten als Besatzer hingewiesen: "Die Besatzungsmacht muss, während sie sich selbst schützt, der Bevölkerung in den besetzten Gebieten ein so normales Leben wie nur möglich garantieren und dabei insbesondere auf demografische Charakteristiken achten." Außerdem sieht diese Schlusserklärung vor, dass erhebliche Verletzungen von internationalem Recht untersucht und die dafür Verantwortlichen vor ein Gericht gebracht werden müssen. Auch worin solche Verletzungen in der Regel bestehen, ist in der Schlusserklärung festgehalten: Gestützt auf die vierte Genfer Konvention sind dies unter anderem Angriffe auf Zivilpersonen und zivile Objekte wie Schulen, Spitäler, Transportfahrzeuge und die Zerstörung von privatem Eigentum, das nachweislich nicht militärischen Zwecken dient. Mehr als einleuchtend, dass der "Jüdische Staat" genau weiß, dass alle diese Fakten genau zutreffen und was da auf ihn zukommen würde. Alle diese jüdischen Kriegsverbrecher gehören also vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag! The Day of Judgemnet will arrive! Deshalb ist es auch eine Schande, wenn Deutschland immer neue U-Boote, Korvetten und Rüstungsgüter an den "Jüdischen Staat" liefert.
 
Während des Gaza-Angriffs wurden am Strand von Gaza mehrere palästinensische Kinder ermordet, als sie dort Fußball spielten. Man schoss auf sie, von einer Korvette der jüdischen Verteidigungsarmee aus, vor den Augen vieler ausländischer Journalisten! Wer wundert sich eigentlich noch darüber, dass bei solchen Nachrichten muslimische junge Menschen, die friedlich in Deutschland leben, sich mit den Palästinensern solidarisieren? Und ich kann auch verstehen, dass sie auf Demonstrationen "Kindermörder Israel“ riefen. Sind sie deshalb Antisemiten, wie man uns weismachen will? Auf keinen Fall!
 
Ja, die "Jüdische Verteidigungsarmee" hat hilflose Kinder in Gaza ermordet und das darf auch ausgesprochen werden. Der Zentralrat der Juden hingegen startete zusammen mit der Springer-Presse eine Antisemitismuskampagne als Ablenkungsmanöver, der sich viele Politiker und Prominente anschlossen. Aber kein Wort der Empathie für die Eingeschlossen in Gaza, kein Wort der Anteilnahme für die Ermordeten in Gaza, nur den Blick auf die Antisemitismuskampagne gerichtet, die bewusst Antisemitismus und Israel-Kritik vermischte.
Man versucht tatsächlich jede Parteinahme für Palästina zu kriminalisieren, man versucht jede Kritik zu verhindern, indem man alles zu Judenhass werden lässt. Was natürlich noch einfacher wird, wenn Israel der "Jüdische Staat" ist und dann alle Kritik leichter zu Judenhass stilisiert werden kann.
 
Das geht inzwischen so weit, dass mit Hilfe der linken Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau, dem Grünen Volker Beck und dem SPD-Mann Reinhold Robbe von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zwei kritischen jüdischen Journalisten aus Israel und den USA am 9. November eine Veranstaltung in Berlin verhindert wurde, indem man auf Drängen der drei Politiker die dafür versprochenen Räume in der Berliner Volksbühne nicht mehr zur Verfügung stellte. Aber dieser neue Antisemitismus der besonderen Art hat inzwischen Tradition in Deutschland. Schon vor Jahren wurden Ilan Pappe, dem jüdischen Historiker und Sohn deutscher Holocaustüberlebender die bereits gemieteten Räume in München, auf Druck von Oben nicht zur Verfügung gestellt, oder dem leider vor kurzem verstorbenen Holocaustüberlebenden Hajo Meyer wurden die Räume in der Uni Würzburg auf besonderen jüdischen Druck verweigert.
 
Gerade der 9. November sollte eine Verpflichtung sein, auf dieses Unrecht der Besatzung, diese Unterdrückung sowie diese Kriegsverbrechen aufmerksam zu machen. Es ist ein Trauerspiel des Zusammenwirkens der Politik, gewisser Medien und jüdischer Organisationen, wie hier versucht wird, alle Israel-Kritiker mundtot zu machen. Auf der Strecke bleiben sollen die Mutigen und Wahrhaftigen, die sich nicht einschüchtern lassen wollen. Dazu braucht es natürlich Zivilcourage, wenn man weiß, dass man das Richtige tut und sich nicht zum Schweigen bringen lässt. Ich für meinen Teil werde nicht schweigen!
 
Noch ein Satz speziell an meine palästinensischen Freunde gerichtet: Am 17. März des kommenden Jahres, werden voraussichtlich Neuwahlen im "Jüdischen Staat" stattfinden, in dem Ministerpräsident Netanjahu versuchen wird, eine noch rechtere Koalition zu schmieden, die es ihm und seinen rassistisch faschistischen Partnern ermöglichen soll, noch mehr Pläne für die ethnische Säuberung Palästinas im "Nationalstaat für das Jüdische Volk zu schmieden.
 
Sagen Sie also ihren in Israel lebenden Verwandten und Freunden: "Geht wählen, damit auch andere Parteien gewählt werden!“ - Natürlich weiß ich auch, dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein wird und nichts verhindern kann, da der Großteil der jüdischen Bevölkerung im "Jüdischen Staat" und gerade auch die jungen Leute immer radikaler und rassistischer sind und wählen werden.
 
Es gibt ein Recht auf Selbstbestimmung, und es gibt ein Recht auf Widerstand, auch für das palästinensische Volk, sich auch mit bewaffneten Kräften gegen Unterdrückung zu wehren. So ist für mich die Hamas auch keine Terrororganisation, sondern eine Widerstandsbewegung. Nur eine Einheitsregierung auf gleicher Augenhöhe zwischen den Parteien kann gegen den "Jüdischen Staat" auftreten, klar dass dieser das mit allen Mitteln verhindern will. Ich kann sehr gut die zunehmende Frustration und die daraus entstehende Radikalisierung der Palästinenser in dieser trostlosen Situation ohne Zukunftsaussichten nachvollziehen. Wo Besatzung zu Recht wird, da wird Widerstand zur Pflicht. Es lebe ein freies Palästina! (PK)
 
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt: sicht-vom-hochblauen.de.
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro.
Am 28. September 2014 wurde sie mit dem vierten Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik ausgezeichnet.


Online-Flyer Nr. 488  vom 10.12.2014

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