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Globales
Einfluss der Pharmaindustrie auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Eine sehr ungesunde Verbindung
Von Harald Schauff
Gesundheit sei das wichtigste, heißt es allenthalben. Diese soll man erhalten und sorgsam pflegen. Auf der ganzen Welt. Deshalb gibt es zur Bekämpfung von Krankheiten und Seuchen seit 1948 die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Jedoch ähnelt der Zustand dieser internationalen Organisation dem vieler nationaler Gesundheitssysteme: Sie, die doch der Gesundheit dienen soll, ist selbst ein Krankheitsfall und dient dem größten Blutegel am kranken Gesellschaftskörper beim öffentlichen Aderlass - der Pharma-Industrie.
BAYER-Kreuz über Leverkusen
Wolfgang Wodarg von Transparency International meint gegenüber frontal, die niedrigen Pflichtbei- träge der Mitgliedsstaaten hätten die WHO 2001 in die Arme der Industrie getrieben. Dem WHO- Haushalt stehen knapp 4 Mrd. Dollar zur Verfügung, davon sind 3 Mrd. freiwillige Spenden. Die Spender wollen mitbestimmen über die Verwendung der Gelder. Darunter die weltgrößten Konzerne einschließlich BAYER, Merk und Novartis.
Online-Flyer Nr. 488 vom 10.12.2014
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Globales
Einfluss der Pharmaindustrie auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Eine sehr ungesunde Verbindung
Von Harald Schauff
Gesundheit sei das wichtigste, heißt es allenthalben. Diese soll man erhalten und sorgsam pflegen. Auf der ganzen Welt. Deshalb gibt es zur Bekämpfung von Krankheiten und Seuchen seit 1948 die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Jedoch ähnelt der Zustand dieser internationalen Organisation dem vieler nationaler Gesundheitssysteme: Sie, die doch der Gesundheit dienen soll, ist selbst ein Krankheitsfall und dient dem größten Blutegel am kranken Gesellschaftskörper beim öffentlichen Aderlass - der Pharma-Industrie.
WHO-Logo
NRhZ-Archiv
Das ZDF-Politmagazin frontal 21 diagnostizierte der Weltgesundheitsbehörde in der Sendung vom 21. Oktober, sie sei "gelähmt durch zuviel Bürokratie, pathologisch intransparent und höchst anfällig für Korruption." Ein nahezu vernichtender Befund. Ausgerechnet jetzt, beim Kampf gegen Ebola, versagen die internationalen Gesundheitswächter und -beschützer völlig. Zu ihren Aufgaben gehört die möglichst rasche Erkennung von Infektionen, um deren Ausbreitung einzuschränken. Dafür müssten die besten Methoden der Diagnostik gerade gut genug sein, möchte man meinen. Nicht so bei der WHO: Laut frontal entwickelte ein Duisburger Bio-Tech-Unternehmer einen
DNA-Schnelltest, mittels dessen der Ebola-Virus in knapp 4 Stunden im Blut oder Speichel nachgewiesen werden kann. Der Test kostet 6 Euro. Durch ihn könnten Infizierte schneller isoliert werden und weniger Menschen anstecken.
Doch die WHO, die bestimmt, welche Therapie und Diagnostik im Einsatzgebiet zur Anwendung kommt, ignoriert den Test. Dies passt zum bislang wenig überzeugenden Krisenmanagement der Organisation bei Ebola. Kritiker bemängeln, sie würde beim Kampf gegen die Seuche zu spät, zu zögerlich und zu unentschlossen handeln. Ein Problem liegt in der Unterfinanzierung. Zuletzt wurden die Gelder für den Kriseneinsatz um mehr als 50 % gekürzt. Mehr und mehr wird die WHO deshalb von Stiftungen und Sponsoren aus der Wirtschaft abhängig. Das stellt ihre Neutralität in Frage.
BAYER-Kreuz über Leverkusen
Quelle: www.bayer.de
41 Millionen an Direktspenden steuerte allein das britische Unternehmen Glaxo Smith Klein in den letzten Jahren bei. Es lohnte sich: 2010 machte man glänzende Geschäfte mit der damals grassierenden Schweinegrippe. Zur Überraschung vieler Experten rief die WHO damals die höchste Alarmstufe aus. Die angekündigte ‘Pandemie’ blieb jedoch aus. Anschließend wanderten Medikamente von Glaxo Smith Klein im dreistelligen Millionenwert in die Müllverbrennung. Die Pharmawelt soll 18 Mrd. Dollar eingenommen haben. Auf der Führungsetage unterhielten wichtige, für das Schweinegrippe-Programm zuständige Entscheider beste Kontakte zur pharmazeutischen Industrie. Als da wären: Klaus Stöker, der jahrelang an der Spitze der Grippe-Task-Force der WHO stand. Er wechselte später zum Pharmariesen Novartis. Des weiteren: Der Niederländer Albert Osterhaus. Er war bei der WHO einst Experte für Impfstoffe. Bis heute bekleidet er den Vorsitz der europäischen Gesellschaft für Grippe Experten WSI. Wer finanziert diese? Die Pharma-Industrie. Als dritten nennt frontal den Finnen Eskola, der damals bei der WHO ebenfalls als Experte für Impfstoffe zuständig war. Er erhielt von der Industrie mehrere Millionen für sein Labor. Drei Personalien, die Bände sprechen über die Verflechtung von öffentlichen und industriellen bzw. privaten Interessen. Oder sollte es besser heißen: Über die Opferung allgemeiner zugunsten besonderer Belange, wie sie überall andauernd stattfindet?
Nach außen, wie sollte es anders sein, streitet man den Einfluss der Pharma-Industrie auf Pandemie-Regeln und Angebote der WHO ab. Zur Entkräftung der Vorwürfe legte man sogar ein Gutachten vor. Auch das kennt man: Es wird sich selbstbescheinigt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, doch schon lange praktiziert wird.
Bezeichnenderweise profitierten immer nur große Arzneimittelhersteller, wenn die WHO im vergangenen Jahrzehnt eine Pandemie-Sau nach der anderen medienwirksam durchs Dorf trieb: SARS, Rinderwahn, Vogel- oder Schweinegrippe. Stets war es mehr Panikmache als tatsächliche Pandemie.
Die pharmazeutische Industrie hat ihren Fuß fest in der Tür der WHO. US-Firmen dabei noch stärker als europäische, man verkauft seine Produkte teurer als die Konkurrenz vom alten Kontinent. Hintergrund: Die USA zahlten eine Weile ihre Beiträge nicht, weil man der Ansicht war, dass die eigenen Firmen nicht gut genug behandelt würden. Wieder einmal ist Geld das erprobte Druckmittel. Und weil es gleichfalls Machtmittel ist, macht die WHO bei realen Epidemien wie Ebola zu wenig. Wie soll sich ein derart kranker Apparat überzeugend um die Gesundheit der Welt kümmern? (PK)
Harald Schauff ist Redakteur der Kölner Obdachlosen- und Straßenzeitung "Querkopf" und hat diesen Beitrag in deren aktueller Dezemberausgabe 203 veröffentlicht.
Online-Flyer Nr. 488 vom 10.12.2014
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