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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Globales
Konferenz zum 15. Jahrestag der NATO-Aggression gegen Serbien
Das Erbe unserer Zivilisation bewahren
Von Rudolf Hänsel

Aus Anlass des 15. Jahrestages der bewaffneten NATO-Aggression gegen Serbien und Montenegro (Bundesrepublik Jugoslawien) veranstaltete das „Belgrad Forum für eine Welt der Gleichen“ (1) mit befreundeten serbischen Gesellschaften und in Abstimmung mit dem „Weltfriedensrat“ (WPC) vom 22. bis 23. März 2014 in Belgrad eine Internationale Konferenz zum Thema „Global Peace vs. Global Interventionism und Imperialism“. (2) Über 500 Wissenschaftler, Experten und Personen des öffentlichen Lebens aus 50 Ländern weltweit nahmen an der Konferenz teil.
 
Die größte Gruppe kam aus Deutschland. Alle Gäste waren angetan von den qualifizierten Vorträgen, den lebendigen Diskussionen, den bereichernden menschlichen Begegnungen wie auch vom musikalischen Rahmenprogramm und der besonderen serbischen Gastfreundschaft.
In jedem Redebeitrag wurde das 78 Tage andauernde Bombardement des Landes verurteilt und der vielen Opfer gedacht. Auch war man sich darin einig, dass dieser Krieg der „Türöffner-Krieg“ (Zivadin Jovanovic) für alle folgenden Angriffskriege im neuen Jahrhundert war.
 
Die jüngsten Vorgänge in der Ukraine und auf der Krim wurden ebenfalls lebhaft diskutiert – speziell im Zusammenhang mit der erzwungenen Abspaltung des Kosovos von Serbien. Immer wieder ist die Frage aufgeworfen worden, wie der Weltfrieden hergestellt werden kann und wie der globale Interventionismus, der die betroffenen Länder destabilisiert und Krisen in aller Welt provoziert, gestoppt werden kann. Die politische Weltordnung wird dadurch unterminiert und die Weltmächte werden durch ihn in eine immer größere Konfrontation getrieben. (3)
 
Niemals vergessen!
 
Das Motto der Konferenz lautete „Not to Forget!“ Im Abschlussdokument der Konferenz, dem alle Konferenzteilnehmer per Akklamation zustimmten, wurde festgehalten, dass die NATO-Aggression gegen Serbien und Montenegro vom März 1999 ein Angriffskrieg gegen einen souveränen europäischen Staat gewesen sei und dass dadurch grundlegende Prinzipien des Völkerrechts verletzt worden sind, insbesondere die UN-Charta und die Helsinki Schlussakte. Es habe sich um ein Verbrechen gegen den Frieden und die Menschheit gehandelt. Dieser Krieg sei der Wendepunkt in Richtung eines globalen Interventionismus gewesen und eine grobe Verletzung der internationalen Rechtsordnung sowie die Negation der Rolle der Vereinten Nationen.
 
Die damalige NATO-Kriegsallianz habe ein neues Arsenal von Euphemismen
(beschönigende Worte) entwickelt in dem Versuch, diesem Verbrechen den Anschein von Legitimität zu verleihen. So sei die so genannte "humanitäre Intervention" ein Deckmantel für die wahllose Tötung von Zivilisten in Serbien gewesen, von Kindern, Behinderten und Senioren sowie ein Vorwand für die Zerstörung der Wirtschaft und der Infrastruktur, darunter Schulen, Kliniken, Kraftwerke, Personenzüge, Brücken und Wohnhäuser. Insgesamt wurden durch diese „humanitäre Intervention“ mehr als 1000 Soldaten und bis zu 2500 Zivilisten (sog. „Kollateralschäden“) getötet und 10.000 Menschen verletzt. Die Höhe aller Schäden der Infrastruktur belief sich auf etwa 100 Milliarden US-Dollar. Dies dürfe, so die Kongress-Veranstalter, nicht vergessen werden – auch wegen der bereits stattfindenden Geschichtsrevision. (4)
 
Verbrechen im Krieg – Genozid im Frieden
 
2300 Luftangriffe hat die westliche Kriegsallianz damals geflogen und 22.000 Tonnen Sprengstoff eingesetzt; zudem 1300 Marschflugkörper und 37.700 Streubomben. (5) Das schwerste Verbrechen war die flächendeckende Bombardierung Serbiens mit Raketen mit Depleted Uranium 238, einem hochgiftigen und radioaktiv abgereicherten Uran sowie mit anderen illegalen Massenvernichtungswaffen. Ein Völkermord schlimmsten Ausmaßes war und ist die Folge: ein Genozid im Frieden – nach den Verbrechen im Krieg. (6) Die
gesamte natürliche Umwelt wurde kontaminiert mit fatalen Konsequenzen für die
Gesundheit der Menschen heute und der zukünftigen Generationen. Die USANATO weigert sich immer noch, bekannt zu geben, wo überall im Land mit „Depleted Uranium“ bombardiert wurde. Als Folge des Einsatzes von radioaktiven Waffen erwartet Serbien in diesem Jahr nach Auskunft des Präsidenten der serbischen Gesellschaft für den Kampf gegen Krebs, Prof. Dr. Slobodan Cikaric, eine „Explosion“ von Krebserkrankungen aller Arten in Serbien (Männer Lungenkrebs, Frauen Brustkrebs). Da die Latenzzeit von 15 Jahren nach dem NATO-Bombardement abgelaufen ist, werden 22.000 Tote und 40.000 Krebskranke befürchtet. (7)
 
Verantwortung der NATO für Aggression und Wiedergutmachung
 
Im Abschluss-Dokument der Konferenz wird festgehalten, dass die NATO-Mitgliedsstaaten die volle rechtliche Verantwortung für die Aggression zu tragen hätten, einschließlich der Haftung für die zugefügten Schäden sowie die Verantwortung für den Einsatz von Waffen mit abgereichertem Uran und anderen illegalen Massenvernichtungswaffen. Doch niemand wurde bisher für das tausendfache Töten verantwortlich gemacht, geschweige denn verurteilt. Auch hat sich niemand für die begangenen Verbrechen entschuldigt. Serbien habe das Recht, vor zuständigen internationalen Gremien ein Verfahren gegen das NATO-Bündnis mit allen Mitgliedsstaaten einzuleiten, die an der Aggression teilnahmen, um eine Entschädigung bzw. Kompensationsleistungen für alle Kriegsschäden in Serbien und Montenegro sowie für die Menschen, die unter der Aggression gelitten haben, zu erhalten.
 
Die Teilnehmer der Konferenz drückten ihre volle Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität Serbiens aus, einschließlich der Lösung der Frage des Kosovos und Metohijas im Einklang mit der Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates. Sie unterstützten unter anderem folgende Forderungen: freie, sichere und würdevolle Rückkehr von 250.000 vertriebenen Serben und anderen Nicht-Albanern in ihre Heimat Kosovo und Metohija; Rückerstattung des widerrechtlich angeeigneten privaten, kirchlichen, staatlichen und volkseigenen Vermögens; Wiederaufbau der zerstörten Kirchen und 150 Klöster der serbischorthodoxen Kirche, der geschändeten oder zerstörten serbischen Friedhöfe und der unzähligen verbrannten serbischen Häuser. Schließlich sollte der Handel mit menschlichen Organen untersucht, das Schicksal aller entführten und vermissten Serben aus Kosovo und Metohija geklärt und die Täter aller Verbrechen gegen die Serben in Kosovo und Metohija identifiziert und von der Justiz verfolgt werden. (8)
 
NATO-Aggression 1999 – Blaupause für weitere Kriege
 
Immer wieder wurde betont, dass die Aggression gegen Serbien und Montenegro (BRJ) als Blaupause („Türöffner-Krieg“) für den globalen USA-EU-NATO-Interventionismus gedient hat. Genannt wurden die Kriege in Afghanistan, Irak, Libyen, Mali und Syrien. Diese Strategie des globalen Interventionismus würde ein Chaos in den internationalen Beziehungen hinterlassen, zu riesigen Verlusten an Menschenleben führen und lang anhaltendes Elend und Angst über all die Länder und Regionen bringen, die unmittelbar Opfer einer solchen Politik
geworden sind.
 
Diese NATO – so das Abschluss-Dokument – sei für die Auflösung der internationalen Rechtsordnung verantwortlich, für die Degradierung der Vereinten Nationen, die Anstiftung eines neues Wettrüstens, die Militarisierung und Destabilisierung Europas und für die Herbeiführung von Krisen in einzelnen Ländern und Regionen auf der ganzen Welt. Eine solche Allianz sei kein Ort für friedliche Länder, die ihre Interessen in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht und dem UNO-System sehen. Sie sollte als ein Relikt des Kalten Krieges
aufgelöst werden. (9)
 
Forderungen der Jugend
 
In einem Jugendforum am Nachmittag des zweiten Konferenztages kamen junge
Erwachsene aus Serbien und andern Ländern übereinstimmend zu dem Schluss, dass die globale Krise, die Globalisierung und der Interventionismus die Rechte und Perspektiven der jungen Generation sehr einschränken würden. Junge Menschen unter 30 Jahren in Europa und der Welt stellten rund 60 Prozent der Gesamtzahl der Arbeitslosen. Gefordert wurden deshalb dringend Veränderungen in den sozialen und internationalen Beziehungen, die das Engagement junger Menschen in das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Leben einschließen, damit sie Verantwortung für die eigene Zukunft auf nationaler und internationaler Ebene übernehmen können. Die jungen Konferenzteilnehmer setzten sich ein für eine sozial gerechte Gesellschaft und die universellen Menschenrechte, wie das Recht auf Arbeit, freie Bildung, soziale Sicherheit und Gesundheitsversorgung. (10)
 
Das Erbe unserer Zivilisation bewahren
 
Die einzig wahre internationale Gemeinschaft seien die Vereinten Nationen, so das Abschluss-Dokument der Konferenz. Wir alle müssten kämpfen, um den universellen Charakter des Völkerrechts zu gewährleisten: für große und kleine Länder, für entwickelte und für Entwicklungsländer. Wir müssten noch entschlossener kämpfen, um das Erbe unserer Zivilisation zu bewahren wie die Freiheit, die Sittlichkeit und die Würde. Es war das Anliegen der Veranstalter sowie aller Konferenzteilnehmer, dass von dieser Internationalen Konferenz in Belgrad eine Botschaft des Friedens ausgeht nach Ost und West. (11) Am 24. März, dem Tag nach der Konferenz und dem Jahrestag des Beginns der NATO-Kriegshandlungen im Jahr 1999 legten die noch in Belgrad anwesenden Teilnehmer der Konferenz zusammen mit serbischen Bürgern aus allen Gruppen der Gesellschaft für die Opfer der NATO-Aggression Kränze und Blumen an den Gedenkstätten nieder.
 
(1) S. www.beoforum.rs
(2) „Weltfrieden vs. globaler Interventionismus und Imperialismus“
(3) S. Abschluss-Dokument (Final Document) der Internationalen Konferenz unter www.beoforum.rs
(4) Ebenda
(5) S. „jungewelt online“ v. 28.03.2014 „Niemals vergessen“
(6) Vgl. Vladislav Jovanovic et al. (2012): „Crime in War – Genocide in Peace. The consequences of NATO bombing of Serbia in 1999”. Slglasnik: Belgrade
(7) S. Serbische Tageszeitung „Blic“ v. 13.12.2013
(8) S. Abschluss-Dokument (Final Document) der Internationalen Konferenz unter www.beoforum.rs
(9) Ebenda
(10) Ebenda
(11) Ebenda
 
Dipl.-Psych. Dr. Rudolf Hänsel leitet eine Praxis für Psychotherapie (HPG) in 88131 Lindau (Bodensee). www.tugenderziehung.com
 


Online-Flyer Nr. 453  vom 09.04.2014

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