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Globales
Wie chinesische Unternehmen/Unternehmer in Afrika wahrgenommen werden
Kein sehr schmeichelhaftes Bild
Von Georges Hallermayer

Kürzlich stellte das in Pretoria beheimatete renommierte Ethik-Institut von Südafrika (EthicsSA) seine im Februar ausgewertete Umfrage vor: „African’s perception of Chinese Business in Africa: A Survey“, also "Wie Afrikaner chinesische Unternehmen (und Unternehmer) in Afrika wahrnehmen". Diese in Zusammenarbeit mit UN Global Compact Network Kenya erarbeitete Studie befragte im letzten Jahr übers Internet 1056 Manager in 15 subsaharischen Ländern, die langjährige Wirtschaftsbeziehungen mit China unterhalten.
 
Über die Schwerpunktländer chinesischer Direktinvestitionen, Zambia, Angola, Nigeria, Kenya und Ghana, wurde die Untersuchung auf zehn weitere Ländern ausgeweitet: Benin, Kamerun, Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Mozambik, Südafrika, Sudan, Südsudan, Tansania und Simbabwe.
 
Diese afrikanische Untersuchung ist lange überfällig. Abgesehen von politisch genährten Äußerungen wie „China stiehlt Afrikas Rohstoffe“ oder „China neokolonialisiert Afrika“, zeichneten frühere Studien sehr positive Meinungen, sie kamen aus westlichen Ländern oder China selbst. So schätzte die 2013 veröffentlichte Pew Global Attitude Study aus 8 afrikanischen Ländern Chinesen mit einem Median von 65 Prozent fast so beliebt ein wie US-Amerikaner mit 73 Prozent. Oder die BBC World Service Study, die 2009 in drei Ländern durchgeführt wurde. Das könnte eine Folge der Tatsache sein, dass bereits in 22 afrikanischen Ländern die Volksrepublik China dem Goethe-Institut vergleichbare Konfuzius-Institute betreibt. Auch die China Quarterly Study 2010 „African Perception on China-Africa-Links”, fand positive Resonanz. So glaubten 74,2 Prozent der Befragten in neun Ländern quer durch Afrika, dass der chinesische Entwicklungsweg gleichbedeutend mit dem Wachsen ihres eigenen Landes sei.
 
Insgesamt ergab die nun veröffentlichte Untersuchung kein sehr schmeichelhaftes Bild für chinesische Unternehmer in Afrika, auch wenn politische Ressentiments und medialer Einfluss in Rechnung zu stellen sind. (Die chinesische Gemeinde ist mittlerweile auf die stattliche Zahl von einer Million angewachsen.) In allen sechs Kategorien gaben die Befragten mehr negative als positive Antworten. Hielt sich die Einschätzung der Reputation chinesischer Unternehmen in Afrika noch in etwa die Waage (43,3 Prozent negativ zu 35,4 Prozent positiv), achteten sie die Qualität chinesischer Produkte und Dienstleistungen nicht sehr hoch (55,9 Prozent negativ gegen 22,7 Prozent positiv). Dass chinesische Unternehmer Rücksicht auf Belange des Umweltschutzes nähmen, glaubten nur 11,1 Prozent, während 53,9 Prozent dies bestritten. Die soziale und wirtschaftliche Verantwortlichkeit chinesischer Unternehmen in Afrika sahen die Manager schon optimistischer mit immerhin 28,3 Prozent positiver Einschätzung.
 
Nichtsdestotrotz werden die positive Wirkung chinesischer Investitionen anerkannt und die chinesischen Unternehmen als vertrauenswürdige und zuverlässige Partner eingeschätzt. So denken 56 Prozent der befragten Manager, dass chinesische Unternehmen Arbeitsplätze für Afrikaner schaffen. Aber ganz anders sieht das wiederum aus, was die Respektierung der grundlegenden Rechte der Beschäftigten betrifft.
 
Aus dem allgemeinen Durchschnitt wurden in der Studie die Meinungen aus den drei wirtschaftlichen Lokomotiven Afrikas herausgefiltert: aus Südafrika, Nigeria und Kenya. Und hier verstärkt sich der positive Eindruck zum Teil erheblich. Auffällig ist, dass China in Südafrika bereits als Süd-Süd-Konkurrent durchscheint. So hatten 14 Prozent der südafrikanischen, 21 Prozent der nigerianischen und 60 Prozent der kenianischen Manager persönlich von chinesischen Unternehmen profitiert. 26 Prozent der nigerianischen und 62 Prozent der kenianischen Befragten hielten chinesische Unternehmer für vertrauenswürdig. Chinesische Direktinvestitionen in Afrika sind seit 2005 um das Dreißigfache gestiegen. Was die politische Einschätzung chinesischer Direktinvestitionen auf die Entwicklung ihres Landes betrifft, waren die Aussagen noch positiver: 29 Prozent der Manager aus Südafrika, 46 Prozent aus Nigeria und 77 Prozent aus Kenia gehen davon aus.
 
Die Autoren der Studie geben der chinesischen Regierung und den Unternehmern drei Ratschläge auf ihrem Weg.
1.         Die Untersuchung zeigt, dass „Afrikaner glücklich mit chinesischen Investitionen in dem Sinne sind, dass sie zur Entwicklung ihres Landes beitragen“. Aber chinesische Unternehmen sollten sich bei Investitionen mehr ihrer ökonomischen, sozialen und ökologischen Verantwortlichkeit bewusst sein,
2.         Chinesische Unternehmen und Afrikaner sollten sich besser verstehen lernen, um gemeinsam für beide Seiten mehr zufriedenstellende Lösungen zu finden. Hier könnte zum Beispiel das Forum für Chinesisch-Afrikanische Zusammenarbeit FOCAC noch effektiver genutzt werden.
3.         Andererseits sollen afrikanische Manager und politische Führungspersönlichkeiten dafür sorgen, dass der Erlös ausländischer Investitionen, chinesischer oder nicht, auch den afrikanischen Bürgern zugute kommt.

Auch wenn die chinesische Regierung klare Direktiven erlassen hat, was das Wirken von Staatsbetrieben im Ausland und das Verhalten chinesischer Manager im interkulturellen Umgang betrifft, wird sie doch verstärkt darauf hinwirken müssen, dass zum Beispiel über die Botschaften entsprechender Einfluss genommen wird, um das Image der Volksrepublik zu pflegen. Die Imagepflege allein den bereits in 22 afrikanischen Ländern existierenden Konfuzius-Instituten - den deutschen Goethe-Instituten vergleichbar - zu überlassen, wäre sehr kurzsichtig, selbst wenn sie in weiteren Ländern aufgemacht würden. (PK)

Zur Entwicklung Afrikas finden Sie auch den Artikel von Hans Georg "Afrikanische Interventionen" in dieser Ausgabe.
 
Georges Hallermayer ist Historiker, mit Berufsverbot verhinderter Gymnasiallehrer, hat 30 Jahre lang internationalen Führungskräften Deutsch beigebracht, lebt seit 20 Jahren in Frankreich in einer bikulturellen Familie und ist Mitglied im Vorstand der Marx-Engels-Stiftung.


Online-Flyer Nr. 453  vom 09.04.2014

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