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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Kultur und Wissen
Mit mehr Selbst zum stabilen ICH
Man ist was man isst! - Vitalität oder Krankheit?
Von Dr. Albert Wunsch

„Ohne geistige und körperliche Vitalität ist alles nichts.” Dieser salopp formulierte Satz richtet das Augenmerk auf die Bedeutung einer gesunden Lebensführung als Basis zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu gefestigten Persönlichkeiten. Gelingt dies, werden sie durch Widerstandsfähigkeit bzw. Resilienz geprägt sein. Damit werden gleichermaßen die Faktoren psychischer und physischer Stabilität angesprochen.
 
Auch wenn uns in diesem Umfeld viele Fakten verfügbar sind – folgende Idee könnte neugierig machen: Haben Sie, als preisbewusster Autofahrer, schon einmal Ihren Benziner an einer Diesel-Zapfsäule betankt? Oder vielleicht gibt Ihnen ihr „grünes Gewissen” den Tipp, es mit Rapsöl zu probieren? Jedenfalls sind diese Treibstoffe erheblich preiswerter und würden für die nächste Urlaubsreise ein willkommenes Einsparpotenzial bieten. Verbrennungsmotor ist Verbrennungsmotor und Kraftstoff hat Kraftstoff zu sein! Um es vorweg zu sagen, der Motor würde kräftig protestieren bzw. seinen Geist aufgeben und ein solches Experiment könnte schnell zu einer nie in Vergessenheit geratenden „Vor-Urlaubserfahrung” führen. Wie dieses Beispiel auf die Versorgung des menschlichen Körpers zu übertragen und was dabei besonders bei Kindern und Jugendlichen zu beachten ist, erfahren sie hier.
 
In beiden Fällen reicht nicht irgendein Kraftstoff, sondern die entsprechende Verwertbarkeit muss garantiert sein, soll der Funktionsprozess nicht gestört werden, weder beim Kraftfahrzeug, noch beim Menschen. Wenn keine adäquate Verbrennung möglich ist, wird auch die benötigte Energie zu körperlichem und geistigem Wachstum bzw. zu jeglicher Fortbewegung ausbleiben. Bekommen Kinder oder Jugendliche beispielsweise anstelle von lebenswichtigen Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen überwiegend fette und süße Gerichte, hat der Körper so viel mit der Verarbeitung und Entsorgung dieser Substanzen zu tun, dass ihm einerseits die benötigte Energie für das Leistungspensum des Tages fehlt und er andererseits dauernd neue Ecken im Körper suchen muss, um die überschüssigen Fette und sonstigen Schadstoffe abzulagern. Irgendwann fängt der Verdauungsapparat an zu streiken und es kommt zu massiven Funktionsstörungen. Das dabei häufig entstehende Übergewicht wird spätestens beim Betreten einer Waage ins Auge springen. Die übrigen Folgen solcher Fehlernährung entwickeln sich eher im Verborgenen. Werden diese Auswirkungen offenkundig, sind in der Regel einige Jahre verstrichen und es ist fast zu spät für die notwendige Wende.
 
Die Folgen falscher Ernährung
 
Aber der menschliche Körper reagiert nicht so schnell und eindeutig wie ein KFZ-Motor, wenn ihm anstelle Kraft gebender Stoffe nicht Verwertbares zugeführt wird. Hier ein Einblick in die häufigsten Folgen krankmachender Essgewohnheiten: Antriebsmangel, Kraftlosigkeit, reduzierte Denkleistungen, eine selbst produzierte Diabetes, Magengeschwüre und Verdauungsstörungen, Kreislaufprobleme, Übergewicht mit folgendem erhöhtem Gelenkverschleiß, ein rasant steigendes Infarkt-Risiko. Und nicht selten erwachsen aus diesen Beeinträchtigungen starke psychische Störungen.
 
Richtige Ernährung von Kindheit an
 
Zur Vergegenwärtigung: Die Ernährung hat das Ziel, die notwendigen Substanzen für unsere Energieversorgung bereitzustellen. Damit wird die Basis für den Kräfteeinsatz unseres Nachwuchses in Familie, Schule, Beruf und Freizeit geschaffen. Wer jedoch zu stark auf bestimmte Geschmacksvorzüge setzt, die die Lust am Essen ins Zentrum stellen, handelt gegen seine Natur und Leistungsfähigkeit. Ein Ignorieren dieser Wirkzusammenhänge produziert die oben beschriebenen Probleme.
 
Das Übergewicht ist ein besonders auffälliges Symptom dieser Entwicklung. Es entsteht in der Regel durch zuviel und/oder falsche Ernährung. In der Kombination mit starkem Bewegungsmangel wird diese Fehlentwicklung direkt potenziert. Für alle, die hier blitzschnell eine genetische Veranlagung als Begründung heranzuziehen suchen: Menschen in Ländern unterhalb der Armutsgrenze haben mit Hunger und Unterernährung zu kämpfen. Dort scheinen diese vermeintlichen Gene nicht zu wirken.
Aber selbst wenn eine genetische Veranlagung existieren sollte, weshalb wird diese dann als Begründung bzw. Entschuldigung für Untätigkeit zu nutzen gesucht? Würden verantwortliche Eltern, bei deren Kind beispielsweise in den ersten Lebensmonaten eine deutlich erkennbare körperliche Fehlfunktion festgestellt wurde, nicht ganz anders reagieren? Oder haben sie schon einmal im Umgang mit einer angeborenen Sehstörung gehört, dass dieses Handikap so hinzunehmen sei, weil es sich ja dabei nachgewiesenermaßen um eine genetische Veranlagung handle?
 
Übergewichtige Kinder kommen nicht als solche auf die Welt, sondern nehmen durch ein falsches Trink- und Essverhalten täglich an Fülle zu, meist in Kombination mit einem mangelhaften Bewegungsverhalten. Der Körper braucht ‒ will er sich nicht selbst ramponieren ‒ neben einer gesunden und abwechslungsreichen Nahrung viel Wasser, naturbelassene Obstsäfte und Milch. Zu kalorienhaltiges und schadstoffreiches Essen sowie total überzuckerte und koffeinhaltige „Modegetränke” dagegen sind Feinde eines gesunden Lebens und entwickeln sich auf Dauer zu Selbstzerstörungs-Sprengsätzen.
 
Falsche Ernährung führt zu Lethargie
 
Wer zu viel oder falsche Nahrungsmittel zu sich nimmt, leidet an Energiemangel. Wer Muskeln ihre Funktion nimmt, wird sie bald abschreiben können. Wer nicht für eine gute Durchblutung des ganzen Körpers sorgt, sollte mit gravierenden Störungen rechnen. Immer mehr Kinder und Jugendliche zeigen deutliche Spuren solchen gesundheitlichen Fehlverhaltens. Hier ist anzusetzen, schon alleine deshalb, weil körperliche Schlaffheit mit geistiger Interessenlosigkeit und ganzheitlicher Lustlosigkeit einhergeht. Selbst bei kleinen Bewegungsabläufen oder anderen Alltagserfordernissen geht dann blitzschnell die Puste aus.
Wenn hier kein Umdenken einsetzt, wird die „Null-Bock-auf-alles”-Mentalität in Ausbildung, Beruf und Familie noch deutlicher um sich greifen. Daher sind die Zusammenhänge „Essen – Bewegung – Motivation – Leistung” neu ins Blickfeld zu rücken. Denn jede körperliche Anstrengung trainiert den Bewegungsapparat, regt die Hirntätigkeit an, ermöglicht soziale Erfahrung, fördert den Stoffwechsel und lässt einen kräftigen Appetit ‒ eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Essverhalten ‒ entstehen.
 
Jegliche Form von Bewegung, besonders wenn sie in frischer Luft und möglichst mit anderen Menschen ausgeübt wird, unterstützt den Abbau von Stresshormonen und reduziert gleichzeitig die Stressanfälligkeit. Körperliche und geistige Beweglichkeit wirkt sich positiv auf das Selbstwertgefühl aus, weil so Selbstvertrauen erzeugt wird. Lernvorgänge, ob eher geistiger oder funktionaler Art, werden unbeschwerter als Gesamterfahrung kennen gelernt.
Eine Uralt-Weisheit wird neu ins Blickfeld gerückt: „Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit”. Je ausgewogener Kinder und Jugendliche dazu herausgefordert werden, sich in Bewegung zu halten, umso gesünder werden diese auch als „Körper-Geist-Seele-Einheit” wachsen.
 
Damit wird auch deutlich unterstrichen, dass es bei jeglicher Nahrungsaufnahme nicht in erster Linie um das Frönen von „Lustgefühlen” geht. Wer nach der Devise lebt: „Jetzt hab ich halt ‘Bock auf Essen”, bei dieser „Süßen Nascherei für zwischendurch kann ich nicht anders” usw. öffnet jeglicher Selbstschädigung Tür und Tor. Die entsprechenden Statistiken von Krankenkassen und Gesundheitsämtern belegen: Trotz aller Aufklärungsaktionen leben immer mehr Menschen ständig ungesünder. Dadurch wird nicht nur die Vitalität einer Gesellschaft reduziert, sondern auch ihre wirtschaftliche Stabilität minimiert. Ein soziales Desaster in Verbindung mit einem monetären Kollaps rückt immer näher. (PK)
 
Copyright: Dr. Albert Wunsch, 41470 Neuss, Im Hawisch 17
 
Bei diesem Text handelt es sich um einen Aspekt, welcher in dem Buch: „Mit mehr Selbst zum stabilen ICH – Resilienz als Basis der Persönlichkeitsentwicklung” wesentlich ausführlicher aufgegriffen wird.
Ein Interview mit Dr. Albert Wunsch finden Sie in der NRhZ-Ausgabe:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19796 vom Dezember 2013.
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Online-Flyer Nr. 451  vom 26.03.2014

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