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Wirtschaft und Umwelt
Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung
10 Jahre ethecon-Stiftung
Von Wolfgang Teuber und Peter Kleinert

Es war ein kalter Januartag vor zehn Jahren, als nach jahrelanger intensiver Vorarbeit von den zuständigen Behörden endlich die Gründungsurkunde von "ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie" ausgestellt wurde. Damit war im Jahr 2004 die erste und bis heute einzige globalisierungs- und konzernkritische Stiftung aus der Taufe gehoben.


Gründungsstifter Axel Köhler-Schnura präsentiert den Internationalen Black Planet Award 2011 für die Verantwortlichen des Fukushima-Konzerns TEPCO vor der internationalen Presse am 27. Juni 2012 in Tokio
Alle Fotos von ethecon
  
„Wir sehen uns in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen“ - Gudrun Rehmann und Axel Köhler-Schnura sind die beiden GründungsstifterInnen von ethecon. Sie erinnern sich: „Wir waren beide damals seit Jahrzehnten in den sozialen und politischen Bewegungen aktiv. Wir haben erleben müssen, wie viele Erfolge der sozialen Bewegungen aus den 70er und 80er Jahren, ja selbst Errungenschaften aus den Kämpfen unserer Eltern und Großeltern zerschlagen wurden. Und dass die seit 150 Jahren für Ausbeutung, Krieg und Umweltzerstörung verantwortlichen Konzerne stärker denn je im Sattel sitzen. Wir sahen und sehen uns in der Verantwortung gegenüber unseren Nachkommen. Immerhin wird zu unseren Lebzeiten der Planet, die Lebensgrundlage der Menschheit, geplündert und verwüstet wie nie zuvor. Wir hinterlassen unseren Kindern und Enkeln ein schreckliches Erbe. Mit der Gründung von ethecon wollten wir hier ein Zeichen setzen. Wir möchten, wenn wir sterben, den kommenden Generationen eine starke Stiftung hinterlassen, die ihnen bei ihren Kämpfen für Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz zuverlässig zur Seite steht und die ihnen zeigt, dass es auch unter ihren Vorfahren verantwortungsbewusste Menschen gab, die nicht tatenlos zusahen, wie die Welt im Namen der Profite zu Grunde gerichtet wird.“
 
Erfolgreiche Arbeit zur Durchsetzung eines gesellschaftlichen Wandels hin zu sozialer Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz muss auf lange Horizonte angelegt werden - weit über den Wechsel der Generationen hinaus. Außerdem bedarf es bei den Auseinandersetzungen um den notwendigen gesellschaftlichen Wandel weg vom Primat des Profits hin zu Solidarität und Gemeinwohl stets auch finanzieller Mittel. Gute Ideen und ehrenamtliches Engagement Einzelner reichen alleine nicht aus, um Profitmaxime, Ausbeutung und Ungerechtigkeit zu überwinden.

Axel Köhler-Schnura übergibt eine ethecon-Spende für die Errichtung eines selbstverwalteten Kinderkrankenhauses in Fukushima. Tausenden Kindern wurden dort unabhängige ärztliche Versorgung und gesunde Nahrungsmittel verweigert.
 
In der Rechtsform einer Stiftung folgt ethecon diesen Einsichten. Die Möglichkeiten einer Stiftung unterscheiden sich deutlich von denen von Vereinen, Initiativen und Aktionsbündnissen. Sind letztere in aller Regel auf (durchaus wichtige!) kurzfristige und mittelfristige Wirkung und Ergebnisse ausgerichtet, ist eine Stiftung auf „ewige“ Horizonte ausgerichtet. Eine Stiftung wirkt, wenn sie tragfähig errichtet wird, über Jahrhunderte. Die älteste Stiftung in Deutschland wirkt bereits seit dem 14. Jahrhundert.
 
Weg vom Primat des Profits hin zu Solidarität und Gemeinwohl
 
ethecon tritt ein für die Beachtung ethischer, ökologischer, sozialer und menschenrechtlicher Prinzipien bei Organisation und Durchführung ökonomischer Vorhaben. Es ist nur konsequent, dass diese Grundausrichtung bereits im Namen der Stiftung zum Ausdruck kommt, der aus einer Verschmelzung des englischen Begriffspaars „ethics“ und „economics“, Ethik und Ökonomie, besteht.
ethecon ist international ausgerichtet und agiert entsprechend weltweit. Die Stiftung folgt dem Gedanken der Völkerfreundschaft, rassistische und neofaschistische Positionen werden konsequent abgelehnt.
Organisiert ist die Stiftung partei-, konfessions-, familien-, regierungs-, konzern- und organisationsunabhängig und dem Erhalt der Ökologie, der Sicherung des Friedens und der Herstellung sozialer Gerechtigkeit verpflichtet. Die Prinzipien der Arbeit ergeben sich aus der Analyse der gesellschaftlichen und ökonomischen Zusammenhänge und sind in der Gründungserklärung und der Charta der Stiftung niedergelegt.
ethecon - Stiftung Ethik & Ökonomie ist offen für alle, die an gesellschaftlichem Fortschritt interessiert sind. Die Gremien und Projekte der Stiftung folgen den Prinzipien von demokratischer Entscheidungsfindung und maximaler Transparenz. Da es um die Zukunft künftiger Generationen geht, hat die Jugend Sitz und Stimme in den Gremien und Projekten der Stiftung. Die Mitglieder der Gremien und Projekte spiegeln ein möglichst breites Spektrum gesellschaftlicher sozialer Realität wieder. Die Position der Frauen wird gestärkt, indem mindestens die Hälfte aller verantwortlichen Mitglieder in Gremien und Projekten Frauen sind.
 
Beachtliche Erfolge trotz Finanzkrise und entfesseltem Kapitalismus
 
Unmittelbar mit Gründung im Jahr 2004 wurde ethecon mit der ernstesten internationalen Finanzkrise aller Zeiten konfrontiert, die 2008/2009 einen ersten Höhepunkt erlebte und bis heute anhält. Entsprechend begeht die Stiftung im Jahr 2014 ihr 10-jähriges Jubiläum in einer schwierigen Situation. Doch trotz anhaltender Finanz- und Wirtschaftskrise ist die Stiftung stolz auf das, was in diesen zehn Jahren u.a. erreicht wurde:
>          ethecon konnte einen ersten Teil eines sicheren und langfristig tragenden finanziellen Fundaments für antikapitalistische konzern- und globalisierungskritische Arbeit legen. Das Stiftungsvermögen entwickelte sich von 80 Tsd. Euro im Jahr 2004 auf mittlerweile über eine Million Euro, die Zahl der StifterInnen, Fördermitglieder und SpenderInnen vervielfachten sich.
>          ethecon wird 2014 erstmals auch durch eine größere Erbschaft gestärkt. Neben der wachsenden Zahl von Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften haben Erbschaften und Vermächtnisse zunehmend Bedeutung.
>          Die alljährlich im November stattfindenden ethecon-Tagungen in Berlin, auf denen bereits seit 2006 der Internationale ethecon Blue Planet Award (Ehrenpreis) und als Gegenstück dazu, der Internationale ethecon Black Planet Award (Schmähpreis) verliehen werden, gewinnen von Jahr zu Jahr an nationaler und internationaler Ausstrahlungskraft.
>          Die im breiten Bündnis mit internationalen sozialen Bewegungen organisierten jährlichen Aktionen zur Übergabe der ethecon Schmähpreise machen immer wieder neu Schlagzeilen von London bis Taipei.
>          In Tokyo war ethecon im Jahr 2012 vor dem Hintergrund der Menschheitskatastrophe in Fukushima an der mittlerweile legendären Großdemonstration gegen die Wiederinbetriebnahme der japanischen Atomkraftwerke beteiligt.
>          ethecon hat erfolgreich Kampagnen zu Konzernen wie MONSANTO, NESTLÉ, BLACKWATER und TEPCO initiiert und damit den Druck für sozialen Wandel erhöht.
>          Besonders stolz ist ethecon, dass die Stiftung maßgeblich dazu beitragen konnte, dass in Fukushima als Zeichen des Widerstandes ein selbstverwaltetes Kinderkrankenhaus 2013 seinen Betrieb aufnehmen konnte und seitdem den etwa 3 Millionen in der hochverstrahlten Region medizinische Hilfe leistet.
 
Die wenigen Ultrareichen immer reicher, die zahllosen Armen immer ärmer
 
Diese und andere beachtlichen Ergebnisse der Arbeit ermutigen die AktivistInnen und Ehrenamtlichen der Stiftung, auf ihrem konzern- und globalisierungskritischen Weg weiter zu machen. Was umso notwendiger ist, wenn die wenigen Ultrareichen immer reicher und die zahllosen Armen immer ärmer werden, wenn unser Blauer Planet, einzig zur Steigerung der Konzernprofite, zunehmend verwüstet und ruiniert wird.
 
Im Moment startet die Stiftung den Aufruf zur Nominierung von PreisträgerInnen für die beiden Internationalen ethecon Preise 2014 vor. Auch laufen die Vorbereitungen für die Aktionen zur Übergabe des Schmähpreises der Stiftung, des Internationalen ethecon Black Planet Award 2013, an die beiden Vorsitzenden der DEUTSCHEN BANK, an Anshu Jain und Jürgen Fitschen.
 
Doch ist ethecon nach wie vor eine junge Stiftung. Und eine kleine dazu. Entsprechend den Gegebenheiten in einer Stiftung stehen auch ethecon für die Finanzierung der täglichen Arbeit – neben Spenden und Förderbeiträgen - lediglich die Erträge aus dem Stiftungsvermögen zur Verfügung. So imposant Zustiftungen in Höhe von 1 Mio. Euro sein mögen, so gering sind die sich daraus ergebenden Erträge, im Moment bestenfalls gerade einmal ca. 18 Tsd. Euro. Insbesondere, da die Stiftung natürlich bei ihren Vermögensanlagen ebenfalls ethischen und ökologischen Prinzipien folgt.

Am 14. April 2011 sollte den Verantwortlichen von BP der Black Planet Award 2010 übergeben werden. Axel Köhler-Schnura ist ordentlicher Aktionär, dennoch wird ihm der Zutritt zur Hauptversammlung des Konzerns verweigert. Wegen seines Protests wird er von der Polizei festgenommen. Die Preistrophäe kann trotzdem im Saal an die BP-Verantwortlichen übergeben werden.
 

Es bleibt also dabei, dass ethecon auch weiterhin an der Stärkung der Stiftung und am Ausbau des Stiftungsvermögens arbeiten muss. ethecon braucht noch viele ZustifterInnen, SpenderInnen und Fördermitglieder, um „eine starke Stiftung zu errichten, die künftigen Generationen bei deren Kämpfen für Frieden, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit wirksam zur Seite steht“ (aus der Gründungserklärung der Stiftung ethecon vom 16. Januar 2004).
 
Das schönste Geburtstagsgeschenk: Stärken Sie ethecon!
 
ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Tausend Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen "von unten". Um künftigen Generationen eine starke Stiftung zu hinterlassen, folgt ethecon dem Prinzip, dass viele kleine Zustiftungen eine große Stiftung ergeben. Folgerichtig ermöglicht ethecon auch Zustiftungen mit niedrigen und niedrigsten Beträgen. Insgesamt wird die Stiftung getragen von mittlerweile 27 ZustifterInnen sowie von Förderbeiträgen und Spenden vieler Menschen. Weitere 18 Personen sparen derzeit eine Zustiftung bei ethecon an.
 
Die Charta der Stiftung schließt mit den Sätzen: „ethecon - Stiftung Ethik & Ökonomie wendet sich an Menschen, die angesichts der verheerenden ökologischen und sozialen Entwicklungen mit ihrem Vermögen verantwortungsbewusst umgehen; die sich in der Verantwortung für die nach ihnen kommenden Generationen sehen; denen es nicht egal ist, wie der Planet an die Kinder und Enkel übergeben wird. StifterInnen und FörderInnen von ethecon folgen der Maxime, die das von den Nazis verfolgte und ermordete deutsch-jüdische Mädchen Anne Frank in ihrem Tagebuch notierte: Wie wunderbar ist es doch, dass niemand auch nur einen Augenblick warten muss, bevor man beginnen kann, die Welt zu verbessern.“
 
Die beiden GründungsstifterInnen Gudrun Rehmann und Axel Köhler-Schnura betonen: „Es wäre für uns das schönste Geburtstagsgeschenk, wenn im 10. Jahr der Existenz von ethecon sich weitere Menschen bei ethecon als ZustifterInnen, ErblasserInnen, SpenderInnen und Fördermitglieder engagieren. Stärken Sie die Stiftung! Spenden Sie! Werden Sie Fördermitglied! Stiften Sie zu! Bedenken Sie ethecon in Ihrem Nachlass!“ (PK)
 
Weitere Informationen bei:
Axel Köhler-Schnura
Fon: +49 (0)211 – 26 11 210
eMail aks@ethecon.org
ethecon
Stiftung Ethik & Ökonomie
Vorstand
Schweidnitzer Str. 41
D-40231 Düsseldorf
Deutschland
Fon +49 - (0)211 - 26 11 210
eMail aks@ethecon.org
Internet www.ethecon.org
Spenden auf das Konto
EthikBank
IBAN DE 58 830 944 95 000 30 45 536
(Konto 30 45 536)
BIC GENODEF1ETK
(BLZ 830 944 95)


Online-Flyer Nr. 445  vom 12.02.2014

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