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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Globales
Genf II - und was nun?
Die USA stets auf Kriegskurs
Von Izzeddin Musa

Die (Unfriedens-) Konferenz für Syrien in Genf, genannt Genf II, begann damit, dass die, von den UN an Iran gerichtete Einladung, vom US-Butler Ban Ki Moon wieder zurückgezogen wurde. Schließlich begannen am 22. Januar im schweizerischen Montreux eine Lachnummer und ein Schmierentheater der Sonderklasse. Die Teilnehmer: eine Regime-Delegation und als Vertreter der „Opposition“, in sich zerstrittene, aus Fünf-Sterne-Hotelgängern bestehende Kostgänger von Saudi Arabien, Qatar und Türkei.
 
Diese total inhomogene Interessenbande, die angeblich das syrische Volk vertreten sollte, hat in Syrien keinerlei Rückhalt. Die eigentliche Macht wird von saudi-arabisch finanzierten Terrorbanden ausgeübt. Mehr als ein Drittel dieser Maßanzugsbanditen kam erst gar nicht mit. Jeder ehemalige Partner versucht nun, seine Interessen auf Kosten seiner ehemaligen Verbündeten zu retten. Die Repräsentativität dieser Delegation der sogenannten "syrischen Opposition” muss in Frage gestellt werden, weil sie nur sich selbst vertritt.
 
Oppositionelle demokratische Kräfte, die das Land erst gar nicht verlassen haben, die Reformen fordern, aber jede ausländische Einmischung strikt ablehnen, wurden erst gar nicht eingeladen. Die USA und ihre westlichen Lakaien wollen nur mit denen „verhandeln“, die sie selbst als „Opposition“ ausgesucht haben. 
 
Bei der Eröffnungsrede erteilte der syrische Außenminister Walid al-Muallim seinem amerikanischen Widerpart eine Lektion in Demokratie, als er Folgendes an ihn richtete: “Kein Mensch auf der Welt, Mr. Kerry, kein Mensch auf dieser Welt kann die Legitimität eines Präsidenten, einer Regierung oder unserer Verfassung geben oder entziehen; nur die Syrer selbst sind dazu berechtigt, kein Anderer. Das ist ihr gutes Recht und ihre Pflicht.“ Ob Kerry das nicht verstehen wollte oder konnte, bleibt sein Problem. Aber gesessen hat das allemal. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände.
 
Die USA spielen in diesem Theater eine verachtenswerte und unehrliche Rolle. Sie geben vor, Frieden stiften zu wollen, aber das ist pure Heuchelei. Für die Lakaien und Befehlsempfänger übernimmt Robert Stephen Ford, ehemaliger US-Botschafter in Syrien, die Rolle eines Stichwort- und Weisungsgebers sowie Moderators für die zusammengeschusterte Opposition. Seine Aufgabe kann man eher so umreißen: Er agitiert und versucht, jede Annäherung zu durchkreuzen und zu torpedieren.
 
Die USA haben eine Alternative zu den Mörder- und Terrorgruppen, eine sogenannte „moderate“ islamische Gruppe, genannt „Islamische Front“, gebildet. Diese Front sollte in Wahrheit nichts anderes sein als eine radikale Ansammlung von salafistisch-wahhabitischen Söldnern, bestehend aus Al-Nusra-Front und Daesh-Gruppe (steht für: Islamstaat für Irak und Syrien) sein. Der US-Kongress hat beschlossen, diese „moderate“ Mördergruppe, die die Aufgabe der Opposition einnehmen sollte, zu unterstützen und mit Waffen zu versorgen. Die USA haben doch nie ernstlich, nicht einmal im Ansatz, an eine diplomatische Lösung, die Frieden in Syrien bringen sollte, gedacht. Was sie stets von friedlich-diplomatischen Lösungen verkünden, sind lediglich Wortklaubereien und Spitzfindigkeiten. Wie soll man das sonst verstehen: jemand will Frieden fördern, gleichzeitig bewaffnet er Mörderbanden und unterstützt sie in jeder Hinsicht. Die USA können das nie wörtlich gemeint haben. Denn es geht ja um Syrien, eine Burg des Widerstands, eben eine Festung, die als Dolch im Herzen Israels gefühlt wird. Folglich haben die USA ja gesagt, aber gemeint haben sie dies nie. Denn sie sind die Beschützer Israels. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Genf II ist eine Farce und ein Deckmantel für USrael-Interessen in der Region, nicht mehr und nicht weniger.
 
Truppen der „moderaten“ islamischen Front befinden sich bereits in Jordanien und werden von pakistanischen Offizieren militärisch auf Vordermann gebracht. Saudi Arabien hat versprochen, 40.000 bis 50.000 Söldnern zu rekrutieren und zu finanzieren, und die USA sorgen für die Bewaffnung. Vertreter dieser „moderaten“ Fundamentalisten sollten dann in Genf auch mit am Tisch sitzen. Welch ein Hohn! Die Wiederaufnahme von Waffenlieferungen der USA an Terror-Kampfverbände in Syrien kann nur mit Niederträchtigkeit beschrieben werden. Die syrische Regierungsdelegation in Genf hat scharf darauf reagiert. Das sei eine Provokation sondergleichen. Waren es nicht die USA, Russland und die UN die Initiatoren der Friedensgespräche? Schließlich endete Genf II doch ohne ein Ergebnis. Ob die nächste Runde nach etwa zehn Tagen einen Durchbruch bringen wird, ist mehr als fraglich, solange keine demokratischen Oppositionsgruppen aus dem Land an den Verhandlungen teilnehmen dürfen. Denn die gegenwärtige Opposition ist lediglich „His Masters Voice“ von USA, Saudi Arabien, Türkei und den anderen US-Lakaien am Golf.
Sicher gilt, die USA wollen, anders als ihre Lippenbekenntnisse, das Land weiter in den Ruin treiben. Sie wollen Genf nicht zum Erfolg zu führen, und das Scheitern wollen sie dann der Regierungsdelegation anlasten. Und das alles, nur im Sinne und Interesse Israels.
 
Glücklicherweise haben sich die Finanziers und Sponsoren des Krieges ideologisch getrennt: Saudi Arabien gegen die Muslimbruderschaft, Türkei und Qatar dafür. Deshalb liefern sich die Mörderbanden einen gnadenlosen „islamischen“ Bruderkrieg. Man kann im Nachhinein behaupten, dass all diese Terror-Gruppen zunächst Al-Qaida-Ableger, das heißt, NATO-Hilfstruppen waren, die sich wegen der Beute überwarfen.
 
Die Besonnenheit der syrischen Regierungsdelegation lässt darauf hoffen, dass man schon heute die Verlierer von Genf II nennen kann. Es werden Saudi Arabien (inklusive Saud al-Faisal und Bandar bin Sultan alias Bandar Bush), das Gangsterduo François Hollande und Laurent Fabius, und die Doppelzüngigkeit von John Kerry und seiner Herrn im Weißen Haus und im Kongress sein.
 
Diese gespaltene Zunge der USA, zutreffender Fransenzunge, läuft bei den internationalen Gesprächen über das iranische Atomprogramm und die erreichte Übereinkunft in Genf zur Höchstform auf. Dass die USA es mit ihren Drohungen im Interesse und für die Interessen Israels und ihre Außenregierung AIPAC, stets ernst meinen, beweist der zionistisch durchdrungene US-Senat (israelisch „occupied territory“), dem nur noch acht Stimmen fehlen, bis er alle Verhandlungen mit Iran torpedieren kann und weitere Sanktionen verhängen lässt. 
 
John McCain war einer der Ersten, die in die Ukraine reisten, um die vom Westen unterstützten Regierungsgegner zu ermutigen und anzustacheln, gegen die demokratisch gewählte Regierung zu putschen. Auch Deutschlands unsäglicher Außenminister Westerwelle flog vor den Wahlen zur Anstachelung der Putschisten nach Kiew. Weißrussland ist der nächste Kandidat. Und Russland wird als das Dessert bis zum Schluss aufgehoben. Russland, mit seinen unermesslichen Bodenschätzen, ist das eigentliche Ziel des unersättlichen US-Imperiums. All die Scharmützel mit Syrien, Libanon, Irak und Iran, aber auch mit der Ukraine und sicherlich bald Belarus, sind nur die Vorstufen, um Russland einzukreisen und es letztendlich zu besiegen. Doch die Mörder der Indianer haben ja auch nicht gedacht, dass andere Menschen noch schlauer und intelligenter sind als sie und das Spiel längst durchschaut haben könnten. Diese bauen vor und werden den Amerikanern eine Lektion lehren, die sie nie wieder vergessen werden. (PK)
 
 
Dr. Izzeddin Musa, geb. 1938 in Haifa, Palästina. Die Familie zog 1945 nach Nablus. Sie floh vor den Übergriffen der Terrorgruppen Stern-Bande und Irgun. In Nablus besuchte er die Grundschule. Ende 1956 beendete er seine Schulausbildung mit dem Abitur in Nablus und kam Anfang 1957 nach Deutschland. Hier studierte er Naturwissenschaften und promovierte.
Als Diplom-Geologe arbeitete in einem Ingenieurbüro in der Nähe von Köln und machte sich dann selbstständig. 1991 gründete er zusammen mit einer Gruppe von Deutschen und Deutsch-Palästinensern einen gemeinnützigen Verein: Gesellschaft zur Humanitären Unterstützung der Palästinenser e. V. Seit einigen Jahren gibt er eine Zeitschrift im Internet (www.palaestina-stimme.de) heraus. Inzwischen ist er Rentner.
 


Online-Flyer Nr. 445  vom 12.02.2014

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