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Aktueller Online-Flyer vom 26. April 2024  

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Inland
Bundesregierung nimmt endlich Kenntnis vom NSA-Überwachungsskandal
"Ernsthafte Konsequenzen statt Doppelmoral!"
Von Peter Kleinert

Seit Monaten steht fest: Die Bevölkerung in und außerhalb der Bundesrepublik wird durch den US-Geheimdienst NSA überwacht. Zumindest auf Regierungsseite blieb die Empörung darüber bislang aus. Im Gegenteil: Innenminister Friedrich ließ sich in den USA erklären, dass alles halb so wild sei, um dann – zurück in der Bundesrepublik – zu erklären, er wäre alles halb so wild.
 

Jan Korte von der Fraktion
DIE LINKE
"Es ist richtig, dass eine Entschuldigung ansteht. Und zwar vor allem die von der Bundesregierung an die Bevölkerung, die sie für dumm verkauft und durch Nichtstun oder Kumpanei der Überwachung preisgegeben hat. Das ist der eigentliche Skandal. Geklärt werden muss außerdem, ob auch Bundestag und Bundesministerien Ziel der NSA-Spitzel waren oder noch sind", reagiert Jan Korte, stellvertretender Vorsitzender Datenschutzbeauftragter der Fraktion DIE LINKE auf die Forderung von Bundesinnenminister Friedrich (CSU), die USA sollten sich wegen der Bespitzelung der Kommunikation der Bundeskanzlerin entschuldigen. Erforderlich seien nicht nur Ankündigungen, gespielte Empörung und Handy-Diplomatie, sondern endlich ernsthafte Konsequenzen auf nationaler und internationaler Ebene. Der Bundestag müsse endlich tätig werden und die noch von der schwarz-gelben Koalition durchgesetzte Absetzung der Plenarwoche im November rückgängig machen und diese für eine Beratung über notwendige Konsequenzen aus dem NSA-Überwachungsskandal nutzen.
 
Korte in seiner Pressemitteilung an die NRhZ weiter: "Wir brauchen einen Paradigmenwechsel der deutschen und europäischen Innen- und Sicherheitspolitik. Die persönliche und individuelle Entfaltung der Bürgerinnen und Bürger und nicht deren vollständige Kontrolle muss endlich wieder Richtschnur der Politik werden. Die endgültige Abkehr vom Konzept des präventiven Sicherheitsstaates ist dafür die Voraussetzung. Erste Schritte dahin wären das Aufkündigen sämtlicher Daten- und Geheimdienstabkommen mit den USA bis zur Klärung aller Fakten, die Offenlegung der Kooperationen bundesdeutscher Geheimdienste mit US-Geheimdiensten sowie der eigenen Überwachungsprogramme und der Verzicht auf jede Form anlassloser Vorratsdatenspeicherungen. Eine schnelle, unverwässerte und stattdessen nachgebesserte Verabschiedung der EU-Datenschutzgrundordnung und die entsprechende Überarbeitung der Richtlinie zur polizeilichen und justiziellen Zusammenarbeit stehen an."

Der EU-Herbstgipfel habe allerdings bereits gezeigt, dass weder Bundeskanzlerin Angela Merkel noch die anderen Regierungen dazu bereit oder in der Lage sind. Die Ankündigung neuer internationaler Datenschutz-Abkommen sei nur dann sinnvoll, wenn die Lücken der alten konkret erkannt und beseitigt würden. Wer in dieser Situation jedoch darauf verzichte, SWIFT oder die Freihandelsgespräche mit den USA auszusetzen, habe "entweder immer noch nichts begriffen oder lehnt einen Kurswechsel und wirkliche Konsequenzen ab".

Auch die Forderung von CSU-Chef Seehofer, dass der Datenschutz zur "dringlichen Aufgabe der großen Koalition" werden müsse, solle offenbar in ihrer Unbestimmtheit in erster Linie die Lage beruhigen zu sollen. Und die Ankündigung von Thomas Oppermann (SPD), dass sich die SPD für eine Vorratsdatenspeicherung "in engen Grenzen" einsetzen werde, gebe ebenfalls "leider keinen Anlass zu vorsichtigem Optimismus". (PK)
 
Jan Korte wurde bereits als Schüler Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, die er aber 1999 aus Protest gegen die Zustimmung der Partei zum NATO-Einsatz gegen das damalige Rest-Jugoslawien verließ. Noch im selben Jahr trat er in die PDS ein. Seit der Gründung der Partei Die Linke im Juni 2007 gehört er dem Bundesvorstand an. Er ist ordentliches Mitglied im Innenausschuss des Bundestages und Datenschutzbeauftragter der Fraktion DIE LINKE.


Online-Flyer Nr. 430  vom 30.10.2013

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