NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

zurück  
Druckversion

Medien
Sabine Schiffers kritische Bestandsaufnahme der »Neuen Medien«
Vor neuen Herausforderungen
Von Markus Bernhardt

Medien nehmen einen immer größeren Raum im Leben ein. Dafür sorgen Smartphones, Internet und mobile Lesegeräte. In ihrer jüngsten Veröffentlichung mit dem Titel »Bildung und Medien – Was Eltern und Pädagogen wissen müssen« unterzieht die Sprachwissenschaftlerin und Medienpädagogin Sabine Schiffer diese keineswegs nur positive gesellschaftliche Entwicklung einer kritischen Bestandsaufnahme.
 
Sicher hat das Internet positive Seiten: Es gewährleistet – abgesehen von staatlichen Zensurversuchen – relativ freien Zugang zu Informationen. Jedoch werden die Schattenseiten der Nutzung der gemeinhin als »Neue Medien« bezeichneten Gerätschaften nur allzu gern unterschätzt bzw. verharmlost. So läuft etwa die wachsende Internetabhängigkeit vielen anderen Süchten zusehends den Rang ab. Wissenschaftler gehen heute davon aus, daß allein in der Bundes-republik 560000 Menschen internet-abhängig sind. Darüberhinaus gelten hierzulande etwa zwei Millionen – darunter vor allem Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 24 Jahren – als gefährdete Nutzer. Vor diesem Hintergrund stehen Medienpädagogen vor neuen Herausforderungen. »Medienerziehung«, so konstatiert Schiffer in ihrem Buch, beginne schließlich »lange vor dem Einsatz erster Medien und spätestens mit der Wahl des ersten Bilderbuchs«.
 
Die Autorin, die das »Institut für Medienverantwortung« in Erlangen leitet, hat ihr Buch in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten geht es um die Medienbildung und die Manipulation der öffentlichen Meinung. Die Wissenschaftlerin weist auf die Verflechtungen unter anderem der IT-Industrie mit Bildungsinstitutionen und (politischen) Entscheidungsträgern hin. Im zweiten Teil konzentriert sie sich auf die Kindesentwicklung, anhand derer sie einen Leitfaden für Medienerziehung entwickelt. Abgerundet wird die Veröffentlichung mit einem Praxisteil, in dem eine ausführliche Übersicht über alle zum Thema gehörenden Aspekte zu finden ist, die zur Entwicklung einer umfassenden Medienbildung vonnöten sind.
 
Schiffers neuste Veröffentlichung ist nicht nur für Medienwissenschaftler, Pädagogen und andere Fachleute interessant. Es ist der Autorin nicht nur gelungen, einen gut strukturierten und verständlich geschriebenen Ratgeber zu verfassen. Es mangelt in ihrem Buch auch nicht an einer ausgeprägten Medienkritik, die nicht pauschal und populistisch daherkommt. Ihr gelingt es vielmehr, ihren Lesern anhand einzelner Beispiele Denkanstöße zu geben. Das kann im besten Fall dazu führen, den eigenen Umgang mit den »Neuen Medien« einer Überprüfung zu unterziehen.
 
Da deren Gebrauch »mit über die Bildung, die Zukunft unserer Kinder und schließlich auch die der Gesellschaft entscheidet, ist es dringend an der Zeit, eine ehrliche Debatte über die teilweise gutgemeinte, teilweise fahrlässig oder bewußt falsch vermittelte Medienpädagogik zu führen«, fordert Schiffer. Ein fundierter Beitrag zu eben dieser gesellschaftlich notwendigen Debatte, ist ihr allemal gelungen. (PK)
 
Sabine Schiffer: Bildung und Medien – Was Eltern und Pädagogen wissen müssen. HwK Verlag, Wassertrüdingen 2013, 208 Seiten, 19,80 Euro
 
Diese Rezension von „Bildung und Medien“ haben wir mit Dank aus der Zeitung "junge Welt" vom 23. September übernommen.


Online-Flyer Nr. 427  vom 09.10.2013

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE