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Aktueller Online-Flyer vom 08. Mai 2024  

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Kommentar
Seit 1998 EU-Verbot für die Pestizide GAUCHO und PONCHO gefordert
Bienen endlich vor BAYER-Giften geschützt
Von Philipp Mimkes

Wir haben einen großen Erfolg errungen: die EU hat am Freitag das Verbot der wichtigsten Anwendungen der BAYER-Pestizide GAUCHO und PONCHO bestätigt. Dutzende von Studien belegen, dass diese Agrogifte schädlich für Bienen sind. Schon in winzigen Dosen können die Wirkstoffe Bienen töten oder ihr Nervensystem ernsthaft schädigen. Der Rückgang der Bienen-Populationen gefährdet die Bestäubung wichtiger Kulturpflanzen und damit die Ernährungssicherheit. Auch Vögel sind betroffen, da sie wegen der rückläufigen Zahl von Wildinsekten nicht genügend Nahrung finden.
 

Endlich vor Agrogiften geschützt
NRhZ-Archiv
Schon seit 1998(!) fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) ein Verbot der Substanzen. Ausgangspunkt waren Proteste französischer Bienenzüchter/innen, die uns bei einem Besuch in unserer Geschäftsstelle das Ausmaß des Problems verdeutlichten. Der Kampf gegen die so genannten Neonicotinoide war eine der längsten und aufwendigsten Kampagnen der CBG. Dabei kooperierten wir nicht nur eng mit Imkerinnen und Imkern, sondern auch mit Wissenschaftlern und Umweltverbänden aus rund einem Dutzend Ländern. Dutzendfach gab es Demonstrationen vor BAYER-Werken und Behörden. Wir stellten Strafanzeige gegen den Vorstand des Konzerns und reichten mehrfach Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung ein. Beim letzten Aktionärs-Treffen Ende April empfing die Besucher ein 75 qm großes Transparent mit der Aufschrift „BAYER-Pestizide töten Bienen“.

Protest vor der BAYER-Hauptversammlung 2013
NRhZ-Archiv
 
BAYER-Chef Marijn Dekkers leugnete noch drei Tage vor dem EU-Beschluss, dass Insektizide den Rückgang der Bienenpopulationen mit verursachen. Beim Leverkusener Multi ist es eine unselige Tradition, dass die Risiken gefährlicher Produkte bis zum letzten Moment abgestritten werden – so war es einst bei Heroin oder HIV-belasteten Blutprodukten, und so ist es heute bei Pestiziden oder hormonaktiven Kunststoffen wie Bisphenol A.
 
Bei aller Freude ist jedoch auch diese Auseinandersetzung ein Beleg für die Macht der Chemie-Industrie. Denn schon vor mehr als zehn Jahren gab es in der Fachwelt keinen Zweifel über die Bienen schädigende Wirkung der Substanzen. Bereits 1999 waren in Frankreich die ersten Verbote verhängt worden. Die UN-Umweltbehörde bezeichnete GAUCHO (Imidacloprid) und PONCHO (Clothianidin) schon vor Jahren als „Bedrohung für zahlreiche Tierarten“. Dennoch gelang es BAYER durch manipulierte Studien und hartnäckiges Lobbying, den EU-weiten Zulassungsstopp um mehr als ein Jahrzehnt hinauszuzögern. Und noch im Frühjahr trat die Bundesregierung offen als Emissär von BAYER und anderen Pestizid-Herstellern auf und versuchte, einen Bann zu verhindern.

BAYER-Chef Marijn Dekkers
NRhZ-Archiv
 
Man darf daher nicht aus den Augen verlieren, dass die Rechnung für BAYER letztlich aufgegangen ist: der Konzern hat mit den Präparaten seit der Markteinführung vor 20 Jahren rund 15 Milliarden Euro eingenommen. Das Patent für GAUCHO ist inzwischen abgelaufen, das für PONCHO endet demnächst. Der Produktzyklus war also sowieso an sein Ende gelangt. Darüber hinaus wird der Export in Länder außerhalb der EU noch eine Zeitlang weitergehen. Und eine Garantie dafür, dass die Nachfolger von GAUCHO und PONCO nicht genauso verheerende Folgen haben werden, gibt es auch nicht.
 
Das zunächst für zwei Jahre geltende EU-Verbot muss nun dringend in ein vollständiges und dauerhaftes Verbot umgewandelt werden. Denn durch die hohe Persistenz (Langlebigkeit) der Wirkstoffe hat sich im Boden eine hohe Giftkonzentration gebildet. Selbst unbehandelte Pflanzen können daher im kommenden Jahr noch eine gefährliche Neonicotinoid-Konzentration enthalten. Eine Erholung der Bienenvölker wird sicherlich einige Jahre dauern.
 
Um künftige Schäden für Bienen und Wildinsekten zu verhindern, muss sich zudem die Landwirtschaft ändern. Schon durch einfache Fruchtfolgen lässt sich der Pestizid-Einsatz deutlich verringern. Die in den vergangenen Jahren regelmäßig erteilten Ausnahmegenehmigungen (vor allem im Mais-Anbau) müssen beendet werden.
 
Und auch der Export muss gestoppt werden. Es ist nicht einzusehen, dass BAYER einen Wirkstoff in alle Welt verkauft, der auf dem Heimatmarkt verboten ist. Zudem sollten BAYER und SYNGENTA für die entstandenen Schäden haftbar gemacht werden - es kann nicht sein, dass die Chemie-Firmen die Gewinne einsacken, die Allgemeinheit hingegen für die Schäden aufzukommen hat. Dieses Spiel haben wir zu lange mitgemacht. (PK)
 
Philipp Mimkes ist Mitarbeiter der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)
 
Alle Infos zur Kampagne gegen die BAYER- Pestizide: www.cbgnetwork.org/2556.html
 


Online-Flyer Nr. 409  vom 05.06.2013

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