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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Globales
Internationale "Menschenrechtsorganisationen" unterstützen US-Politik
Sumpfblüten gegen Cuba
Von Heinz-W. Hammer

Über den unerklärten Krieg gegen das sozialistische Cuba wurde in dieser Zeitung schon mehrfach berichtet. Doch dieser wird nicht nur von den Regierungen der USA und ihren Verbündeten incl. BRD geführt. Auch die Fußtruppen, die früher so genannten »Fünfgroschenjungs« (und –mädels) haben ihre Rolle in diesem schmutzigen Spiel. Berüchtigt sind solche Gruppierungen wie »ICDC – International Committee für Democracy in Cuba«, »RoG – Reporter ohne Grenzen« oder »IGfM – Internationale Gesellschaft für Menschenrechte«, die allesamt hart am rechten bis rechtsextremen politischen Rand segeln. (1)
 

 


Fidel Castro – brachte den Cubanern Freiheit
und Unabhängigkeit

NRhZ-Archiv

 

Auf diesem durchaus auch finanziell lukrativen Feld wachsen immer wieder neue Sumpfblüten nach, mal überregional, mal örtlich begrenzt. Aus der schönen Leinestadt Hannover wird zum Beispiel berichtet, dass sich dort seit 2010 eine Organisation namens »MPCA - Movimiento Popular Cubano Alemania e.V.« (=Cubanisch-Deutsche Volksbewegung) etabliert hat. Eingesetzt werden will man sich laut Selbstauskunft für »das Völkerrecht und die Menschenrechte«. Unterstützt werden sollen »Kinder, Familien und hilfebedürftige Menschen«, und dies nicht nur bei der örtlichen caritativen Gruppe, sondern direkt weltweit, nämlich »in der Bundesrepublik Deutschland und Europa, als auch der Karibik«. Spätestens hier jedoch kann die Camouflage nicht mehr aufrecht erhalten werden und das eigentliche Ziel, nämlich Cuba, wird sichtbar: Dort nämlich müssten die »Kubaner unter widrigsten Umständen leben (…) Neben den ohnehin schon schlimmen Repressalien des Castro-Klans (…), Hunger (…), Ausbeutung, keine Meinungsfreiheit, Folter (…)«.



Conrado Benítez - Sie wollten schon damals das
Rad der Zeit zurückdrehen. – Im Januar 1961
wurde einer der ersten Alphabetisatoren, Conrado
Benítez García, im Alter von 19 Jahren von den
Contras ermordet. Nach ihm ist in Pipían eine
Schule benannt, die mit einem Solidaritätsprojekt
von der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.
Essen unterstützt wurde.
Quelle: FG BRD Kuba
Um diese vermeintlich höllischen Zustände zu ändern, sei durch die MPCA »eine enge Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union und den Vereinten Nationen (UNO) angestrebt«. Vorweg allerdings wird auf die üblichen Praktiken solcher Fußtruppen der Blockade verwiesen, nämlich »die jeweiligen Menschen und Gruppierungen« mit »Rat und Tat, Sach- & Finanzleistungen« zu versorgen.
 
In der eigenen Berichterstattung über Aktivitäten und politische Forderungen wird durchgehend die offensichtlich nicht sonderlich bescheidene »Präsidentin« (!) Dipl. Ing. Maria Elena Morejón Rodriguez in den Mittelpunkt gerückt. Ob Lebensmittelpakete für einen Exilcubaner in Madrid oder Treffen bei der FDP-Bundestagsfraktion – Frau »Präsidentin« weiß sich in Szene zu setzen. Denn schließlich, so eine Meldung aus dem Mai 2010, ist man ja wer: »Kurz nachdem die Web-Seite des MPCA e.V. online ging "hagelte" es ausschliesslich positve Resonanz. Unzählige e-Mails erreichten uns aus der ganzen Welt. Vielen Dank für eure Präsenz. Selbst der in den USA bekannte Radio-Sender Radio Marti (Florida - Miami) interviewte bereits die Präsidentin Maria Elena Morejón Rodriguez. (…) Überwältigt von dieser grossartigen Unterstützung eurerseits, gibt uns dieses noch mehr Energie weiter "Gas zu geben".«
 
Und »Gas gegeben« wurde denn auch. Ganz im Sinne des selbst definierten »humanitären« Anspruchs wurde nicht nur sogar der Vatikan Ziel der Kritik: »Leider hat die katholische Kirche in den letzten 52 Jahren (seit Beginn der Diktatur) die Entscheidung getroffen, auf der falschen Seite zu sitzen. Nach Gesprächen zwischen der katholischen Kirche und der Diktatur über politische Gefangene hat sich aktuell die Situation wesentlich verschlimmert. Deshalb hat der MPCA e.V. die Entscheidung getroffen, dem Heiligen Vater die Sorgen vieler Kubaner, darunter ein grosser Teil der kubanischen Opposition gegen die Diktatur, in einer Botschaft (Brief) zu unterbreiten und zu exponieren. Wir, der MPCA e.V., wird sich dieses Mal nicht damit zufrieden geben, lediglich einen Brief zu schreiben. Wir werden dem Heiligen Vater in einer Audienz unsere Botschaft direkt übergeben« (Nov. 2010). Möglicherweise war dies ja der Anlass von Ratzingers Rücktritt?!?
 
Wie auch immer – es ging weiter mit dem »Gas geben«: Eine Meldung vom 04.10.2011, in der angebliche staatliche Übergriffe auf die Contra-Truppe »Ladies in White« beklagt werden, wurde bezeichnenderweise betitelt mit »Tunesien- Lybien [! Schreibweise im Original] … Es ist Zeit für Kuba«. In einem Brief der »Präsidentin« an den Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löhning, vom 04.10.2011 fordert sie diesen »im Namen des Vereines, den ich vertrete, in meinem eigenen Namen, als Deutsch-Kubanerin und im Namen aller Kubaner, die Regierung, die Sie vertreten, zu bitten, zu diesen offensichtlich abstoßenden Tatsachen offiziell und öffentlich Stellung zu nehmen«. Wie gesagt ist die Dame nicht unbescheiden, schreibt sie doch wie selbstverständlich »im Namen aller Kubaner«.
 
Und was fordern »alle Kubaner« von der deutschen Bundesregierung? Na klar: »Auf was warten die demokratischen Regierungen der Welt, unter ihnen die deutsche, noch, um klar und deutlich zu sagen, dass auch die Kubaner den Wechsel brauchen und mehr noch, dass Maßnahmen ergriffen werden, um besagten Wechsel herbeizuführen. (…) Die Ereignisse der letzten Monate in Nordafrika haben die Politiker einiger Länder, in denen die Demokratie am meisten proklamiert wird, schlecht dastehen lassen und die bis Tage vor dem Fall dieser Regime die besten Beziehungen mit den jeweiligen Diktatoren unterhielten. Dieselben Politiker sollten die große Chance, die sich jetzt bietet, die Castros direkt anzuklagen, nicht verstreichen lassen, bevor die Ereignisse wieder die Führung zu einer würdevollen und konsequenten Haltung übernehmen. (…) Wir denken es ist Zeit, dass die demokratischen Regierungen und Völker beschließen, dass es genug ist und nicht fortfahren werden, dem Leiden des kubanischen Volkes den Rücken zu kehren. Fortzufahren die Castro-Diktatur anzuerkennen heißt eine Realität der Armut, Repression und Mangel an Freiheiten zu verneinen. Zu schweigen vor diesen Ungerechtigkeiten, heißt mit Verbrechen und Respektlosigkeit gegenüber den elementarsten Rechten des Volkes zu kooperieren. Aus all den oben angeführten Gründen bitten wir die deutsche Regierung um Unterstützung und Zusammenarbeit, um eine internationale Kampagne zu starten, die mit Klarheit die Herkunft der Castro-Diktatur und den gerechten Kampf unserer besagten Opposition darlegt.
 
Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit und sehen Ihrer kurzfristigen Antwort, wie bereits zuvor geschehen, entgegen.«
 
Nun ist nicht davon auszugehen, dass die deutsche Bundesregierung dem Wunsch der MPCA nachkommt und sich derzeit innerhalb der NATO für eine Flugverbotszone über Cuba einsetzen wird, um mittels militärischer Bodentruppen einen Krieg vom Zaun zu brechen und die cubanischen Revolutionsführer wie den libyschen Staatschef Muammar al-Ghaddafi bestialisch massakrieren zu lassen. Aufhorchen lässt allerdings der Schlußsatz, wonach es in der Vergangenheit bereits eine »Zusammenarbeit« zwischen MPCA und dem Auswärtigen Amt gegeben habe.
 
Hier wird deutlich, was auch bei anderen sog. NGOs Praxis ist, dass nämlich gerade bei sog. »Nichtregierungsorganisationen« bzw. »Nichtstaatlichen Organisationen« der Kontakt zu Staat und Regierungen engstens ist.
 
Die Website dieser Gruppierung wurde zwar seit April 2012 nicht mehr aktualisiert. Dennoch sollten die Freundinnen und Freunde des revolutionären, freien Cuba in ihren jeweiligen Städten darauf achten, ob solche Sumpfblüten auch bei ihnen wachsen. (PK)
 
(1) ausführlich siehe: siehe http://www.cubafreundschaft.de/Hintergruende/hintergruende.html#Contras
 
Alle Zitate wurden ohne Änderung von Rechtsschreib- und Interpunktionsfehlern von der website http://www.mpcaev.de/ übernommen.
 
Heinz-W. Hammer gehört zur Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V., die 1974 gegründet wurde und damit die älteste Solidaritätsorganisation mit Kuba in Deutschland ist.
 


Online-Flyer Nr. 399  vom 27.03.2013

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