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Wie Thailands König Bhumibol 1946 auf den Thron kam
Ein toter König
Von Mark Teufel

Im Jahr 1946 starb der junge König Ananda Mahidol von Thailand unter mysteriösen Umständen. Durch den Tod des Königs kam sein jüngerer Bruder, Bhumibol auf den Thron, den er bis heute besetzt. Der angebliche Mord war Vorwand für einen Militärcoup, der die junge Demokratie 1947 zerschlug, und die erste demokratische Verfassung des visionären Sozialreformers Pridi Banomyong (11) vernichtete. Der Tod von König Ananda diente auch als erfolgreicher Vorwand, um Pridi  Banomyong aus Thailand zu vertreiben und zu verhindern, dass seine sozialreformerischen Ideen umgesetzt wurden. Nach anfänglicher Konkurrenz zwischen Monarchie und Militär kam es schließlich zu einem Bündnis, in dem der König mit einem aus westlicher Sicht absurden Personenkult gehuldigt wurde, während das Militär die eigentliche Macht ausübte. Es sollte bis 1997 dauern, bis dem Land nach ca. 18 Militärcoups eine neue demokratische Verfassung gegeben wurde. Aber auch diese zerschlug ein Militärcoup im Jahr 2006 unter Berufung auf die Monarchie und die Bedrohung derselben durch verräterische Politiker.

Ananda auf der Titelseite eines Buches nach seiner Feuerbestattung
Quelle: wikipedia

Und nun kommen zum Lebensende des Königs immer mehr Details, Zeugenaussagen und Tatsachen über die Vorgänge ans Licht, die längst vergessen geglaubt waren. Immer stärker werden die Gerüchte um seine Beteiligung am Tod des Bruders. In meinem Buch „Der Tod des Königs von Siam“ (1) hatte ich 2010 die bekannten Fakten zusammengetragen und mit deutschen Forensikern besprochen. Damals war kein eindeutiges Bild zu erkennen, welches eine Schuld des jetzigen Königs am Tod seines Bruders mit ausreichender Dichte dargestellt hätte. Aber in den letzten drei Jahren kamen weitere Dokumente, Aussagen und Tatsachen in die Hände von Journalisten und Regimekritikern, die inzwischen der furchtbaren Vermutung, für deren Äußerung in Thailand 15 Jahre Gefängnis drohen, neue Nahrung geben.
Noch nie waren so viele Menschen wegen angeblicher Majestätsbeleidigung in thailändischen Gefängnissen. Noch nie wurden Menschen so hart für monarchiekritische Äußerungen (2) bestraft. Und immer mehr Stimmen im Untergrund erklären das düstere Geheimnis um den Tod von König Ananda als Grund für diese an Verzweiflung ähnelnde Brutalität, mit der das Regime derzeit die Verfolgung betreibt. Denn wenn die wenigen Journalisten, die den Mut dazu haben, den Verdacht (natürlich nur außerhalb Thailands) laut zu äußern, Recht haben, dann drängt sich eine furchtbare Vermutung auf.
Der König als Marionette des Militärs?

Nämlich dass das Militär den König seit 1946 als Marionette missbrauchte, um die eigenen Machtambitionen durchzusetzen. Und dass das Volk bewusst fast 70 Jahre lang belogen wurde, um zu verhindern, dass ein paar Familien und Generäle ihre Macht abgeben müssen. Und dass noch heute hunderte von politischen Gefangenen in thailändischen Gefängnissen, mit gegen die Menschenrechte verstoßenden Ketten an den Füssen gequält werden, z.B. weil sie eine SMS mit kritischen Fragen versandten oder einen ausländischen Fernsehbericht mit in Thailand verbotenen Wahrheiten, auf CD gebrannt und verkauft hatten.

Bhumibol – Seit 1946 Thailands König
Quelle: n24.de
Schon aus den in meinem Buch von 2010 gesammelten Fakten war klar geworden, dass die Menschen, die als Mörder Anandas einst hingerichtet wurden, unschuldig waren. Und dass der jetzige König, der das Recht zur Begnadigung hatte, dies wusste. Und zwischen der Zeit der Verfolgungen angeblicher Königsmörder in den 1950er Jahren, über die Phase der Verfolgung der angeblichen Monarchiefeinde, bestehend aus „Kommunisten“ und „Republikanern“ während und nach den Indochina-Kriegen, starben Tausende, weil sie angeblich nicht „loyal“ gegenüber dem König waren. Und schließlich folgte auf die mögliche Lüge über den Tod Anandas die „Säuberung“ von Monarchiefeinden mit dem Massaker von 1976 an der Thammasat-Universität. Um ein Haar wäre diese Säuberung im Jahr 2010 noch einmal erfolgreich gewesen, hatte die Partei der Monarchisten, die Democrat Party, doch ganz offiziell eine Zahl von 200 Todesopfern als „akzeptabel“ für die Auflösung der Demonstration für die vom Militär zerstörte Verfassung und Neuwahlen verlautbaren lassen.

Wäre Pridi damals nicht der Staatsraison gefolgt, und hätte er den Menschen Thailands die Wahrheit über den Zustand der Monarchie verraten, wären die Sozialreformer vielleicht nicht als Königsmörder aus dem Land gejagt und über Jahrzehnte verfolgt worden. Aber bevor wir weiter spekulieren, schauen wir uns die Dokumente an, die die Geschichtsschreibung möglicherweise verändern können.

Seltsamerweise verschonte Kritiker

Während Menschen nur wegen einer SMS zu 10 Jahren oder mehr Gefängnis verurteilt werden, gibt es erstaunlicherweise eine Person, die offen über das Thema redet. Der Sozialkritiker und aktive Buddhist Sulak Sivaraksa sagte nicht nur in einem Interview für eine ZDF-Dokumentation, sondern auch in einem Gespräch mit mir: „...der König, der vielleicht seinen Bruder getötet haben könnte, und niemand spricht es aus…“ (4)
Möglicherweise hatte ich auch das „vielleicht” zu vorsichtig übersetzt, was eigentlich „vermutlich“ hieß, aus Furcht, durch eine zu harte Übersetzung Sulak in Gefahr zu bringen. Denn der Toronto-Star zitiert ihn mit noch deutlicheren Worten: „…Einmal stand er dem König nahe, ja er war Teil des ‚inneren Kreises‘, gewesen, sagte er, bis er ausgestoßen wurde, als er der alten offiziellen Sprachregelung widersprach, dass der ältere Bruder des Königs ermordet worden wäre. ... ‚Die Wahrheit ist, dass der jetzige König seinen Bruder tötete, es war ein Unfall‘, erklärte er. … Er wurde angeklagt und erst letztes Jahr frei gesprochen, anscheinend auf Anweisung des Königs...“ (5)
Sulak hatte schon früher öffentlich erklärt, dass er angeklagt werden möchte, weil er vor Gericht seine Behauptung beweisen will. Und Analysten erklären, dass der Hof lieber einen als „senil“ bezeichneten Sulak Dinge aussprechen lässt, die niemand wagt zu drucken oder nachzusprechen, als die weltweite Aufmerksamkeit zu riskieren, die ein Gerichtsverfahren, auch wenn es wie oft üblich ein Geheimverfahren wäre, auf sich ziehen würde.

Junya "Lek" Yimprasert
Foto: Mark Teufel
Während Sulak also offensichtlich verschont wird, wurde z.B. die inzwischen im finnischen Exil lebende Frauenrechts- und Sozialaktivistin Junya "Lek" Yimprasert(7) mit einer Anklage wegen Lèse Majèsté konfrontiert, nur weil sie sich offen dazu bekannte, von ihrem Kinderglauben an den guten und allmächtigen König abgefallen zu sein. (6) Und der marxistische Politologe Giles Ji Ungpakorn erlitt das gleiche Schicksal, (9) nur weil er in seinem Buch „A Coup for the Rich“ (10) die Frage stellte, ob der König die Pflichten eines Staatsoberhauptes nach dem Militärcoup von 2006 wahrgenommen hätte. Ob es tatsächlich seine Pflicht gewesen war, den Coup, der von den Generälen als „Coup für den König“ bezeichnet worden war, nur Stunden nach der Machtübernahme zu legitimieren...

Echte Journalisten

Es gibt sie noch, die wahren Journalisten, die für die Wahrheit ihren Job opfern. Andrew MacGregor Marshall (8) ist einer von ihnen. Er kündigte seinen langjährigen Job in regional leitender Position, weil sein Arbeitgeber, einer der großen Medienkonzerne, ihm nicht erlaubte, Erkenntnisse aus den WikiLeaks-Dokumenten für seine Arbeit zu verwenden. Er muss sich jetzt wieder als freiberuflicher Journalist um das tägliche Überleben kümmern. Und natürlich sind potentielle Auftraggeber davon abgeschreckt, dass Andrew die Wahrheit als wertvoller einschätzt als die Interessen seines Auftraggebers. Trotzdem hat er sich der Aufklärung der Geschichte Thailands verschrieben. Und auf Grund seiner Recherchen wurden die folgenden Dokumente öffentlich.
Was die Details der Ereignisse am 9. Juni 1946 betrifft, möchte ich auf meine Bücher und insbesondere auf „Der Tod des Königs von Siam" (1) verweisen. In diesem Artikel sollen nur die Dokumente zu Wort kommen, die die Stimmung, die Fakten und die politischen Implikationen beleuchten. Ich will mich dabei auf neue Informationen konzentrieren.

Telegramm des britischen Botschafters von 1946

Hier zunächst das streng vertrauliche, „nicht weiter zu gebende“ Telegramm des britischen Botschafters Geoffrey Thompson an sein Außenministerium vom 28. Juni 1946 (3). Darin schreibt der Botschafter, dass ein Ärztekomitee Erkenntnisse erlangt hätte, die eine Fremdeinwirkung mit großer Wahrscheinlichkeit nahe legen. Der Außenminister hatte ihm gegenüber erklärt, dass nun eine Untersuchung notwendig werden würde, und dass eine Sondersitzung des Parlaments vermutlich eine solche veranlassen würde. Dann fährt der Botschafter mit einer Wertung fort: „...4. Auch wenn er es nicht direkt aussprach, machte der Außenminister den Eindruck, dass er persönlich zu dem Schluss gekommen war, dass die Tragödie aus einer dunklen Intrige herrührte, die aus einem Streit innerhalb des königlichen Hofes selbst entstand. Darüber gibt es schon seit geraumer Zeit Gerüchte. Sie beziehen Ihre Energie aus der Tatsache, dass einige Zeit verstrich, bevor es einer Person von außerhalb des Hofes erlaubt worden war, das Schlafzimmer des toten Königs zu betreten. Während dieser Zeit hatten die Royals den Raum gesäubert, die Waffe beiseite gelegt und ansonsten eine Melancholie inszeniert...“
Ein Geheimtelegramm von Geoffrey Thompson vom 17. August 1946 beschreibt den neuen König als krank aussehend und kaum in der Lage zu sprechen. „... Als ich gestern dem König den Oberkommandierenden und den kommandierenden General vorstellte, sah seine Majestät krank und depressiv aus. Nur durch äußerste Anstrengungen auf unserer Seite konnte er dazu gebracht werden, überhaupt etwas zu sagen und die Audienz war peinlich. Es wird eine große Erleichterung werden, wenn die königliche Gesellschaft am 19. August abgereist ist...“
Gegen Ende 1946 ließ der König verlauten, dass er nicht nach Bangkok zurückkehren würde. Ein britisches Telegramm vom Dezember 1946 äußert die Vermutung, dass er auf den Thron verzichten würde. Über diesen Moment in der thailändischen Geschichte schreibt Andrew MacGregor Marshall: „...In der Zwischenzeit deuteten die Untersuchungen über Anandas Tod immer stärker darauf hin, dass Bhumibol verantwortlich war. Die Regierung, die die Auswirkungen einer solchen Enthüllung fürchtete, und nicht gewillt war, ein Abdanken Bhumibols zu verursachen, um ihn durch Prinz Chumbhot zu ersetzen, unterdrückte die Informationen über Bhumibols Verwicklung und verhängte eine Zensur. Am 8. November 1947, stürzten die Monarchisten, gemeinsam mit der Militärclique um Phibul Songkram die {demokratisch gewählte} Regierung. Sie benutzten den inzwischen weit verbreiteten Glauben (17), dass Pridi entscheidende Beweise über Anandas Tod zurück hielt, um ihren Griff nach der Macht zu rechtfertigen. Pridi Banomyong floh in Angst um sein Leben aus Thailand.…“ (12)
Ein wichtiger Grund für den Verdacht gegen Bhumibol, dem niemals nachgegangen wurde, war, dass er der einzige Anwesende im Gebäude war, der für den Augenblick des Schusses kein Alibi hatte, und der behauptete, an einer Stelle des Gebäudes gewesen zu sein, wo seine Anwesenheit aber nicht bemerkt worden war, obwohl dies hätte der Fall sein müssen. Diese Frage war aber vor Gericht niemals gestellt worden.
Der Rest ist dann bekannte Geschichte. Die zwei königlichen Pagen But Patamasarin und Chit Singhaseni wurden verhaftet, ebenso der frühere königliche Sekretär Chaliew Pathumros. Die neue Regierung behauptete, dass sie Teil eines kommunistischen Komplotts gewesen wären, um König Ananda zu ermorden. So unbewiesen die Schuld Bhumibols am Tod seines Bruders bis heute ist, so bewiesen ist die Unschuld der Verhafteten und ihrer Verteidiger, die durch „Unfälle“ bzw. Sicherheitskräfte getötet worden waren.
Ein von Andrew veröffentlichtes Dokument beschreibt ein vom damaligen britischen Botschafter Geoffrey Thompson am 28. November 1947 mit dem nächsten Thronerben, Prinz Chumbhot geführtes Gespräch. Der Botschafter schreibt darin: „… In Hinsicht auf Paragraph 5 des o.g. Telegramms könnte es von Interesse sein zu berichten, dass Prinz Chumbhot, der nächste in der Thronfolge, mich letzte Nacht angerufen hatte, um mit mir zu reden. In einem allgemeinen Diskurs über die politische Situation in Thailand machte Seine Hoheit klar: a) dass der Senior Statesman {gemeint ist Pridi} niemals irgendetwas mit dem Tod des Königs zu tun gehabt hätte. Und b) dass es keinerlei (ich wiederhole keine) Beweise gegen den Sekretär gäbe. Und c) dass die ‚Möglichkeit eines Unfalls nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann‘. Diese letzte Bemerkung beeindruckte mich, weil hier und da Stimmen flüsterten, dass die Tragödie aus der versehentlichen Auslösung der automatischen Pistole resultierte, die vom jüngeren Bruder des Getöteten in der Hand gehalten worden sei. Falls das zutrifft, wäre dies die Erklärung für die außerordentliche Verschwiegenheit von Pridi...“
Aber Andrew hat weitere Dokumente gefunden. Am 31. März 1948 schrieb US-Botschafter Edwin Stanton über ein Gespräch am Vortag mit dem ehemaligen Premierminister Luang Thamrong und seiner Aussagen über den Tod Anandas: „…Er sprach sehr vertraulich und erklärte, dass die Beweise, die gesammelt wurden, während er Premierminister war, dazu tendierten, den derzeitigen jungen König zu belasten. Aber dass er niemals durch eine offizielle Aktion gewagt hätte, dies zu offenbaren. Er führte an, dass Nai Pridi sich in einer ähnlichen Zwangssituation befunden hätte und erstickte jeden Gedanken daran, dass Pridi irgendwie in den Tod verwickelt sein könnte. Er sagte, dass er vermute, dass der König abtreten würde, und dass diese Entwicklung eine Periode der Verwirrung und wilder Intrigen verursachen würde...“
Am 28. September 1948 begann der „Königsmordprozess“ gegen die angeblichen Täter und Pridi als angeblichen Drahtzieher. Inzwischen hatte sich der ehemalige faschistische Diktator, der eigentlich wegen Kriegsverbrechen während des 2. Weltkriegs verurteilt werden sollte, fest in der Macht eingerichtet und benutzte König Ananda als vermeintlich schwache Marionette auf dem Thron. Bhumibol kehrte dann 1950 kurz zurück um der Feuerbestattung seines Bruders beizuwohnen. Außerdem heiratete er Prinzessin Sirikit Kitiyakara. Aber schon am 6. Juni 1950 kehrte er wieder zurück, und erst gegen Ende 1951 übernahm er in Thailand seine Pflichten als König.
Bhumibol wusste, dass die Beschuldigten nichts mit dem angeblichen Mord an seinem Bruder zu tun hatten. Aber er machte keine Anstalten, sie zu retten. Die drei Unschuldigen wurden schließlich im Februar 1955 hingerichtet. Für ein Verbrechen, das sie niemals begangen hatten. Die Aussagen von Bhumibol dagegen hatten sich mehrfach verändert. Unmittelbar nach Anandas Tod hatte er darauf bestanden, dass es ein Unfall gewesen wäre. Dann, während seiner Aussage im Prozess gegen die unschuldig Angeklagten, veränderte er seine Aussage und erzählte verschiedene Anekdoten, die vermeintlich die Loyalität des Sekretärs in Frage stellten. In den 1970er Jahren ließ der Palast aber stillschweigend die Behauptung fallen, dass Chit, But und Chaliew und natürlich Pridi, mit dem Tod in Zusammenhang stehen würden. In einem wirklich sehenswerten Interview mit der BBC (Soul of a Nation), das im Jahr 1980 ausgestrahlt wurde, gab Bhumibol eine seltsame ausweichende Antwort und man sollte dabei seine Körpersprache beachten. Er beschrieb den Tod seines Bruders als mysteriösen Mord, der von mächtigen Persönlichkeiten in Thailand und im Ausland vertuscht worden wäre. (13)
In den 1990er Jahren, als Bhumibol einen kanadischen Autor ermutigte, eine Biografie über ihn zu schreiben, führte er eine neue Version ein, warum Ananda gestorben wäre. Dieses Mal war es ein japanischer Offizier, der als Kriegsverbrecher gesucht worden war, Masanobu Tsuji. Aber es gibt unumstößliche Beweise, dass dieser sich während des Todes von Ananda nicht in Bangkok aufgehalten hatte.
Nun gibt es noch handschriftliche Unterlagen der Frau des vielleicht intimsten ausländischen Kenners Thailands der 1950er Jahre, Kenneth Landon. Natürlich ist der Bericht „Hörensagen“, aber er stammt aus den innersten Kreisen der thailändischen Monarchie. In dem Bericht wird mit viel zu vielen Einzelheiten, als dass es wirklich ein Tatsachenbericht sein könnte, berichtet, wie Bhumibol, im Glauben, dass die Pistole seines Bruders leer wäre, ihn versehentlich erschossen habe. Es gibt keinen endgültigen Beweis, aber immer mehr Dokumente tauchen auf. Vielleicht wird eines Tages doch noch Klarheit in den Fall kommen.

Ein ganzes Land leidet über 60 Jahre nach Anandas Tod?

Was mich persönlich betroffen macht, ist nicht die persönliche Tragödie eines vermutlich tödlichen Unfalls oder eines Selbstmordes, sondern die Folgen für ein ganzes Land. Durch den Tod des jungen Königs wurde die junge Demokratie und eine sozial ausgerichtete Politik zerstört. Und es wurde der Weg geebnet für erfolgreiche militärische Staatsstreiche, unterstützt durch eine Monarchie, deren Oberhaupt im Laufe der Zeit zum reichsten Monarchen der Welt wurde. (14) Und das, obwohl Thailand über keine wesentlichen Bodenschätze verfügt und zu den Staaten mit den unfairsten Einkommensverhältnissen gehört - praktisch auf gleicher Höhe mit China. (15) Das Militär ist für mindestens fünf bekannte größere Massaker ohne Bestrafung geblieben, die Sicherheitskräfte allgemein für ca. 11.000 politische Morde seit dem Tod von König Ananda. (16) Und im Süden des Landes tobt seit der Kolonisierung der muslimischen Länder, die jetzt die südlichen Provinzen des Landes darstellen, ein blutiger stiller Bürgerkrieg um Autonomie - seit 2004 wieder mit großer Intensität, während Großbritannien längst seine damals besetzten Sultanate in die Selbständigkeit entlassen hat.
Thailand wäre einen vollkommen anderen Weg gegangen, hätte Pridi Banomyong aufgrund des Todes von Ananda und der dadurch möglichen Intrigen nicht aus dem Land fliehen müssen. Er war ein Sozialreformer, ein Visionär, der ASEAN schon skizzierte, während die Indochina-Kriege noch nicht einmal begonnen hatten. Unter seiner Führung hätte Thailand vielleicht eine wirtschaftliche und demokratische Entwicklung genommen, die das Land zu einem ernsthaften Konkurrenten für Japan gemacht hätte. (PK)
 
(1) e-book: http://www.xinxii.com/en/der-tod-des-koenigs-von-siam-p-323703.html
gedruckt: http://www.epubli.de/shop/buch/K%C3%B6nig-Ananda-Mark-Teufel/20716
(2) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18764
(3) http://www.zenjournalist.org/wp-content/uploads/2013/03/reg11.jpg
(4) http://www.schoenes-thailand.de/startseite/thema/2691-sulak-sivaraksa-teil-6
(5) https://thaipoliticalprisoners.wordpress.com/2011/08/07/toronto-star-on-monarchy/
(6) http://www.schoenes-thailand.de/startseite/der-weg-zur-wahl/6823-warum-ich-den-koenig-nicht-liebe
(7) http://www.schoenes-thailand.de/startseite/politik/8446-union-peoples-democracy-thailand-01
(8) http://www.zenjournalist.com/2013/03/thailands-saddest-secret/
(9) http://www.schoenes-thailand.de/startseite/der-weg-zur-wahl/3682-giles-ji-ungpakorn-inverview-teil-1
(10) In Deutsch: Seite 577 bis 654 in http://www.xinxii.com/en/der-coup-band-p-323699.html
(11) http://en.wikipedia.org/wiki/Pridi_Banomyong weiterführende Erklärungen auf Deutsch im Buch
(12) Die abenteuerliche Flucht und die Hilfe durch die Botschafter Großbritanniens und der USA sind ein Kapitel für sich. Zu Lesen im o.g. Buch „Der Tod des Königs von Siam“.
(13) Ab Minute 2:00 http://vimeo.com/45351381
(14) Forbes 2008 http://www.forbes.com/global/2008/0901/038.html
(15) http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Einkommensverteilung
(16) act4dem http://hirvikatu10.net/timeupthailand/?p=1386 
(17) Mit bezahlten Gerüchteverbreitern hatte die monarchistische Opposition Stimmung gemacht und Lügen verbreitet. Einer der Abgeordneten der so genannten „Democrat Party“ war während einer Kinovorstellung aufgestanden und hatte gerufen „Pridi hat den König getötet“.
 


Online-Flyer Nr. 399  vom 27.03.2013

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